@jever"
@yo: Schön, dass Du Minimalist bist. Ich bin es nicht und will es auch nicht sein. Wozu denn immer verzichten? Habe ich etwas davon? Haben Andere etwas davon?"
du hast offensichtlich nichts davon, ich aber sehr wohl. ich habe eine tendenz zur askese, ich fasse das leben als hotelaufenthalt auf, dorthin nehme ich ja auch nur das allernötigste mit und hinterlasse auch kaum spuren.
"Zum thema Bauernhof: Du bist Städter, oder? Bei Dir kommt die Milch aus dem tetrapak, oder? Sorry, LW ist etwas komplizierter, und je kleiner der Hof, umso mehr Arbeit, da weniger rationalisiert werden kann. Ich brauch halt keinen Traktor oder Mähdrescher für meinen Hektar Land."
jetzt bin ich städter, bin aber auf dem land aufgewachsen. ich bin halt der ansicht, dass die landwirtschaft die einzig stabile wirtschaft ist, da sie das einzige herstellt, ohne das die menschen nicht leben können. der fehler der mechanisierung wiegt deshalb umso schwerer. schau nach china. dort sind noch sehr viele menschen, die überwiegende mehrheit genaugenommen, in der landwirtschaft tätig. und es bestünde auch gar kein grund, sie zu mechanisieren, denn sie bietet arbeit. nur der zwang, mit der amerikanischen und europäischen agrarindustrie zu konkurrieren, zwingt die menschen in die unheilvolle automatisierung der landwirtschaft. sri lanka galt lange zeit als vorzeigegesellschaft, da die regierung dort es geschafft hatte, die leute in der landwirtschaft und aus den städten zu halten. leider hat der tamilenkrieg diesen vorsprung zunichte gemacht... es spricht doch nichts vernünftiges dagegen, per hand das zeugs anzubauen, wie es z. b. die asiaten in ihren reisfeldern tun.
"uns westlichen städtern mag es unveständlich erscheinen, aber die mehrheit der menschheit hat in ihrem ganzen leben keinen urlaub - und sie sterben auch nicht daran. mallorca könnte auch ohne millionen deutsche auskommen, war ja bis zum letzten jahrhundert auch touristenfrei und trotzdem kein notstandsgebiet, da die menschen dort alles haben, was sie brauchen. "
"Und wieder eine Selbstdisqualifikation.
In Japan ist der Tod durch zuviel Arbeit eine anerkannte Berufskrankheit. So ein Mist, oder?"
ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. ich kenne dieses phänomen, karoshi ist aber vor allem ein großstädtisches problem, vor allem bei im dienstleistungssektor beschäftigten. hinzu kommt, dass die japaner oft einsam sind, in miniappartments eingepfercht sind und kein familienleben in unserem sinne haben, da die männer meist auch nach der arbeit mit ihren kollegen ausgehen und nie richtig abstand von der arbeit bekommen. die japanische gesellschaft ist wirklich alles andere als ideal, nur okinawa ist in dieser hinsicht auf einem höheren level.
"Mallorca war vor den Touris, so wie Gesamtspanien, ein europäisches Armenhaus. Durch den Tourismus ist der Lebensstandart in Spanien um ein Vielfaches angestiegen. Und wieder: So ein Mist."
ich sprach von mallorca, nicht von spanien. mallorca hatte nie industrie wie weite teile festlandspaniens, z. b. das baskenland. den spanischen industriestädten ging es infolge des strukturwandels ähnlich wie dem ruhrgebiet sehr schlecht. übrigens geht es heute wirtschaftlich den regionen am besten, deren namen die touristen noch nicht mal kennen, wohingegen sich andalusien mit einer sehr hohen arbeitslosenquote sowie einer fatalen abhängigkeit von ausländern herumschlagen muss.
andalusien zum beispiel hat viele touristen, aber sie könnten auch ohne jegliche touristen ein hervorragendes leben führen, sie könnnten das wertvolle wasser für sich selbst und ihre felder statt für die duschen der deutschen gebrauchen.
generell machst du den fehler, dass du dich zu sehr auf die aussagen der wirtschaftsnahen leute verlässt. laut statistik ist auch ghana ein armes land, aber den leuten geht es dennoch relativ gut. in ghana gibt es keinen hunger. dass die wirtschaftsdaten sehr schlecht sind hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die inoffizielle wirtschaft dort üblich ist und übehaupt keinen negativen touch hat, wie es uns hier immer eingeredet wird. wieso sollte jemand nicht maniok gegen hirse oder einen tisch tauschen?!
"Und zum Kapitalismus allgemein: Habt Ihr ein besseres, funktionierendes System auf Lager? Immer her damit.
Sozialismus und Kommunismus zählen übrigens nicht als funktionierend, wie die jüngere Geschichte gezeigt hat."
also, zum einen hat die heutige wirtschaft ja auch viel von praktizierten sozialismus abgeschaut. habe selbst im marketing gearbeitet, dort gibt es 1-, 2- und 5-jahrespläne, deren einhaltung genauestens überwacht wird.
aber ich denke ohnehin, dass der ostblock nie verstanden hat, worum es geht. er hat versucht, mit kommunismus gegen den kapitalismus anzutreten. aber der kommunismus ist schlicht nicht für wettbewerb geeignet, das konnte nicht gut gehen. die menschen sind großteils einfach noch zu dumm und schwach, um sich freiwillig und gerne auf das notwendigste zu beschränken. aber von mir aus muss es ja gar nicht der kommunismus sein. einige der grundforderungen meinerseits wären:
- kostenlose grundnahrungsmittel für alle (das wäre überhaupt kein problem)
- zonen für diejenigen menschen, die lieber in ruhe gelassen werden wollen und nur für sich selbst, z. b. auch auf der basis von tauschhandel, ganz langsam leben möchten (also kein aufgezwungener wettbewerb mit den kapitalisten)
...
zu deinem anderen post: keineswegs denke ich nur an die großindustrie, auch der mittelstand produziert doch zu 90% dinge, ohne die die menschen auch gut zurecht kämen. viele jener unternehmen sind zulieferer, die ohne die großindustrie gar nicht überleben könnten. wenn vw heute pleite ginge, würdest du schon sehen, wo der mittelstand in wolfsburg und umgebung bliebe.