@georgerus: Alles schön und gut. Nur, wir haben heute die Möglichkeit auf einen sozialistischen Staat, die ehemalige DDR zurück zu blicken und die dortigen damaligen Zustände mit dem was sich die Herren Marx und Engels ausgedacht habem direkt zu vergleichen. Und da sehe ich durchaus nicht so sonderlich viel von dem Idealbild, welches so schön in Wort und Schrift damals festgehalten wurde.
Im einzelnen: "Erst durch den revolutionären Akt der Vergesellschaftung der Produktionsmittel tritt die Menschheit „vom Reich der Notwendigkeit ins Reich der Freiheit“"
Es war eine Freiheit, die nur durch den Antikapitalistischen Schutzwall, also im klartext, durch eine Mauer existierte. Und diese Mauer war genau das Gegenteil von Freiheit, sie nahm denen die darin gefangen waren, nämlich jegliche Freiheit !
..."die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit"
War das wirklich so? Hat das Volk selbst geherrscht? Oder waren es nicht auch nur (gewählte) Volksvertreter, die als einige wenige Auserwählte einer bestimmten Partei dann die Mehrheit, also das Volk regierten und über das Volk mehr oder minder herrschten?
..."Karl Marx und Friedrich Engels verstanden den Staat als Instrument der Unterdrückung"
War der Staat oder besser gesagt, der Staatsapparat mit all seinen Organen denn nicht auch in der ehemaligen DDR eher ein Instrument der Unterdrückung?
..."Wenn also das Proletariat und mit ihm alle Klassen verschwinden, verschwindet auch der Staat und damit jede Herrschaft des Menschen über den Menschen. Es bleiben nur Aufgaben der Verwaltung und Administration"
War das so in der ehemaligen DDR? Gab es keinen Staat mehr, ist er tatsächlich verschwunden? Hat der enorm mächtige Staatsapparat keine Herrschaftsgewalt über die in diesem lebenden Menschen ausgeübt?
Und wie sahen sie aus, die Aufgaben der Verwaltung und Administration? Sozialistisches Erziehungs -und Bildungswesen, millitärische Ausbildung, Bau eines Antikapitalistischen Schutzwalls, Gefangennahme von Staatsgefährdenden, weil zu freiheitlich denkenden Bürgern, Kontrolle und Überwachung der Bürger durch Organe der Staatssicherheit, Einschränkung der Meinungs, -Presse, -Glaubens und Reisefreiheit. Schusswaffengebrauch bei aus dieser Freiheit flüchtenden Staatsbürgern usw...
..."die Eroberung der Macht durch die Arbeiterklasse - das Proletariat eben. Diese Machteroberung manifestiert sich in der Vergesellschaftung der Produktionsmittel - das heißt, daß der Gesellschaft alles gehört. Dieser Punkt ist schließlich die Grundlage dafür, daß alle alles mitbestimmen können."
Hat die Arbeiterklasse tatsächlich die Macht ausgeübt? Oder war es nicht doch eher ein Exklusivclub von Parteimitgliedern? Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel war nichts anderes als eine Enteignung von Privateigentum zum Zwecke der Verstaatlichung. Und wie sieht es aus mit Staatseigentum? Ist das wirklich im Sinne: Es gehört allen? Nichteinmal in einem demokratischen Staatsforst darf jeder Büger machen was er will und sagen: Gehört ja auch mir... gehört eben allen... und zB. ein Lagerfeuerchen machen oder Holz sammeln gehen oder Bäume fällen usw... Die Oberhand über den Gebrauch und die Art des Gebrauchs von Staatseigentum regelt nicht das Volk, dem doch angeblich alles gemeinsam gehört, sondern der Staatsapparat.
..."Staatswesen und Militär werden ersetzt durch freie Zusammenschlüsse freier Menschen, Nationen und Staaten verschwinden, die Regierung über Menschen verschwindet"
Stimmte das denn? Ist das Staatswesen in der ehemaligen DDR nicht mehr existent gewesen? Hat es auch die Nationale Volksarmee dort gar nicht gegeben? Habe ich das alles nur geträumt? Von wegen das Staatswesen und das Millitär werden ersetzt durch freie Zusammenschlüsse... Frei waren diese Zusammenschlüsse schonmal nicht, sondern Vorgegeben durch das Zentralkommitee der SED. Und die Regierung ist nicht verschwunden, sondern war fester Bestandteil der deutschen demokratischen Republik.
..."Sozialismus ist ein integraler Kampf, ein Kampf um Gleichberechtigung der Frau, um saubere Umwelt, ein Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, gegen den Hunger und gegen den Krieg. Letztlich aber ein Kampf um die Macht - Macht für die Mehrheit, ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen zu können."
In Punkto Gleichberechtigung, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Hunger und Krieg kann die sozialistische Idee wirklich punkten ! Das sind ihre eigentlichen Stärken !
Aber was den Umweltschutz anbetrifft, naja, der war nicht sonderlicher Bestandteil dieses Programmes. Und was den Kampf um die Macht betrifft, ja, es geht immer um die Macht ! Nur war es mal wieder nicht die Macht des Volkes, nicht die Macht der Mehrheit, sondern die Macht der mächtigeren...