Was geht da in Indien vor sich?
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Terror, Vergewaltigung, Indien ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:29@empanadas
Vergewaltigungen haben meiner Meinung nach nichts, aber auch gar nichts mit irdendeiner Kultur zu tun.
Vergewaltigungen haben meiner Meinung nach nichts, aber auch gar nichts mit irdendeiner Kultur zu tun.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:29Dilrast schrieb:Feminine Revolution.Die sollte es im gesamten arabischen Raum geben. So gesehen sollte dieser Teil der Welt tatsächlich beginnen zu brennen.
Die Hölle sollte sich über all jene ausbreiten, die Jahrhunderte lang das andere Geschlecht gedemütigt haben.
Ich denke und hoffe, dass sich die Zeit der Verbrecher in all diesen Teilen der Erde bald zu Ende neigt. Die Menschen sollten weiter protestieren, Unruhe stiften, das öffentliche Leben lahmlegen.
Es kann nicht sein dass irgendjemand mehr oder weniger wert ist, nur weil er das falsche Geschlecht hat.
Ja Indien sollte beginnen zu brennen @nurunalanur
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:29Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:29@Dilrast
wenn du die kultur kennen würdest,dann würdest du sogar verstehn, dass die frauen selber noch stolz auf ihre trationen sind, u meine sie erheben sich von rest der welt u ihre kultur ist die beste der welt... so denken die
wenn du die kultur kennen würdest,dann würdest du sogar verstehn, dass die frauen selber noch stolz auf ihre trationen sind, u meine sie erheben sich von rest der welt u ihre kultur ist die beste der welt... so denken die
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:30@insideman
Kann ich nur zustimmen. Im arabischen Raum, bzw. im Nahenosten gibt es schon eine, nur alle schauen weg und sehen diese nicht.
Kann ich nur zustimmen. Im arabischen Raum, bzw. im Nahenosten gibt es schon eine, nur alle schauen weg und sehen diese nicht.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:31Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:32@Dilrast
schaum mal, wenn du mit spielst hast du keine probleme, warum wurden nicht die anderen frauen vergewaltig die auch im bus waren!?? weil sie leider ein freund hatte, und die deepen dachten, das ist eh eine schlampe die will das,der freund machts doch auch warum nicht wir, u die polizei bleiben bei solchen fällen ruhig u denken in geheimen geschiet so eine recht... so denken die idioten daa...
schaum mal, wenn du mit spielst hast du keine probleme, warum wurden nicht die anderen frauen vergewaltig die auch im bus waren!?? weil sie leider ein freund hatte, und die deepen dachten, das ist eh eine schlampe die will das,der freund machts doch auch warum nicht wir, u die polizei bleiben bei solchen fällen ruhig u denken in geheimen geschiet so eine recht... so denken die idioten daa...
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:34@DiePandorra
Es gibt genug Frauen in Indien, einer muss die Führungsrolle übernehmen.
Wer soll sie unterstützen? Die Frau selber ist ihre Unterstützung, sie braucht keine andere.
Außerdem glaubt mir, wenn die Frauen es schaffen so eine Kampagne zu organisieren wird es genug andere geben diese zu unterstützen, rein für eigene politischen Interessen ;)
Es gibt genug Frauen in Indien, einer muss die Führungsrolle übernehmen.
Wer soll sie unterstützen? Die Frau selber ist ihre Unterstützung, sie braucht keine andere.
Außerdem glaubt mir, wenn die Frauen es schaffen so eine Kampagne zu organisieren wird es genug andere geben diese zu unterstützen, rein für eigene politischen Interessen ;)
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:36@Dilrast
Nein, hast schon Recht. Ich hoffe nur, dass der Stein da endlich mal ins rollen kommt.
Dilrast schrieb:einer muss die Führungsrolle übernehmenMööönsch, das schaffe ich momentan zeitlich nicht ... ;)
Nein, hast schon Recht. Ich hoffe nur, dass der Stein da endlich mal ins rollen kommt.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:37Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:38@DiePandorra
DiePandorra schrieb:Nein, hast schon Recht. Ich hoffe nur, dass der Stein da endlich mal ins rollen kommt.Da ist was in Rollen gekommen, nur hoffe ich das es nicht stehen bleibt oder gestoppt wird.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:40@Dilrast
In der Zeitung steht:
@empanadas
In der Zeitung steht:
„Wir bedauern sehr, bekannt zu geben, dass die Patientin am 29. Dezember 2012 friedlich von uns gegangen ist“, erklärte der Chef des Mount-Elizabeth-Hospitals.Da kann man doch wirklich nur ko.....n!!!
@empanadas
empanadas schrieb:miniterinen????
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 00:46Ob sich in Indien nach dieser schrecklichen Tat und dem Tod der Studentin etwas ändern wird ?
Die Menschen sind auf der Straße, die Frauen kämpfen für ihre Rechte.
Doch Indien hat es trotz offizieller Abschaffung des Kastensystems immer noch nicht geschafft,
sich von diesem Dogma zu lösen. Arme Menschen gelten noch immer als Abschaum.
Und jetzt soll sich in dieser steifen Gesellschaft etwas ändern ? Wo Kinder weiterhin Teppiche
knüpfen müssen, wo es keinen Kinderschutz gibt, wo die Rechte der Frauen kein bisschen
respektiert werden ? Wo teilweise immer noch uralte Ständeordnungen gelten ?
Für mich trotz der Proteste mehr als fraglich.
Die Menschen sind auf der Straße, die Frauen kämpfen für ihre Rechte.
Doch Indien hat es trotz offizieller Abschaffung des Kastensystems immer noch nicht geschafft,
sich von diesem Dogma zu lösen. Arme Menschen gelten noch immer als Abschaum.
Und jetzt soll sich in dieser steifen Gesellschaft etwas ändern ? Wo Kinder weiterhin Teppiche
knüpfen müssen, wo es keinen Kinderschutz gibt, wo die Rechte der Frauen kein bisschen
respektiert werden ? Wo teilweise immer noch uralte Ständeordnungen gelten ?
Für mich trotz der Proteste mehr als fraglich.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 04:04Dilrast schrieb:Die sollt es auf der ganzen Welt geben - aber bitte nicht feminin sonder feministisch, nicht nur dort, wo es angenehm weit weg von euch weißen Männern ist. Vor der eigenen Haustür muss auch gekehrt werden, auch wenn es etwas piekt (ich kenn das, bin schließlich weiß und gehe als heterosexuell durch, hab daher auch an vielen Dingen arbeiten müssen, die zunächst unangenehm waren - hat sich gelohnt!).
Feminine Revolution.
Die sollte es im gesamten arabischen Raum geben. So gesehen sollte dieser Teil der Welt tatsächlich beginnen zu brennen.
Die Männer werden sich übrigens für Mord verantworten müssen, sagt die Polizei.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 04:11Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 04:50@empanadas
Es gibt ja leider auch unter vielen Indern die irrige und rassistische Vorstellung, dass hellhäutige Menschen reiner und edler sind. Wie siehst Du das?
Es gibt ja leider auch unter vielen Indern die irrige und rassistische Vorstellung, dass hellhäutige Menschen reiner und edler sind. Wie siehst Du das?
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 04:56ich habe da was sehr interesantes gefunden, die frauen bekommen immer mehr rechte :)
Neues Selbstbewusstsein und anhaltende Unterdrückung
Frauen in Indien
Urvashi Butalia
26.1.2007 Zur Person
Urvashi ButaliaUrvashi Butalia, geboren 1952, ist Schriftstellerin und Verlegerin. Sie lebt in Delhi und engagiert sich seit langem für die Rechte von Frauen in Indien. Sie ist Mitgründerin von Kali For Women, Indiens erstem feministischen Verlagshaus, aus dem ihr eigener Verlag Zubaan (www.zubaanbooks.com) hervorging.
Indien ist ein Land voller Widersprüche und nirgends trifft dies mehr zu als bei der Frage nach den Frauenrechten. Zumindest auf dem Papier stehen Indiens Frauen besser da als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen Ländern. Doch es gibt auch eine Kehrseite dieses positiven Bildes.
Weibliche Polizeieinheit bei den Feierlichkeiten zum indischen Unabhängigkeitstag 2011. (© AP)
Indien ist ein Land voller Widersprüche und nirgends trifft dies mehr zu als bei der Frage nach den Frauenrechten. Zumindest auf dem Papier stehen Indiens Frauen besser da als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen Ländern. Die Verfassung garantiert ihnen Gleichheit. Abtreibung ist legal. Zudem gibt es Gesetze, die ihre Rechte schützen – erst im Oktober 2006 trat mit dem Protection of Women from Domestic Violence Act ein Gesetz in Kraft, das häusliche Gewalt unter Strafe stellt. Vor rund zehn Jahren wurde die indische Verfassung sogar um einen Zusatz erweitert, wonach bei Kommunalwahlen eine 33-Prozent-Quote für Frauen gilt. Über eine Million wichtige Positionen in Stadt- und Gemeindeverwaltungen konnten dadurch bereits von Frauen besetzt werden.
In den Metropolen lässt sich ein weiterer Trend beobachten. Tausende junge und weniger junge Frauen arbeiten heute in den indischen Zweigstellen multinationaler Konzerne. Sie profitieren von neu geschaffenen Jobs – etwa in den zahlreichen Call Centers, die erst in den letzten Jahren entstanden – und entwickeln durch ihre so gewonnene finanzielle Unabhängigkeit ein neues Selbstbewusstsein. Nicht wenige Frauen haben einflussreiche Posten in der Geschäftswelt inne. Indien ist außerdem eines der Länder, in denen mit Indira Gandhi lange eine Frau die politischen Geschicke bestimmt. Andere Politikerinnen haben ebenfalls bewiesen, dass sie scharfsinnig und klug sind. Darüber hinaus werden bedeutende Protestbewegungen der letzten Jahre – wie die Bewegung gegen die Staudämme im zentralindischen Narmada-Tal (Medha Patkar) und die Bewegung für die Durchsetzung des Rechts auf Information (Aruna Roy) – nicht nur von Frauen geführt, sondern bestehen zu einem großen Teil aus Aktivistinnen.
Schlimmste Diskriminierungen und Gewalt
Es gibt jedoch auch eine Kehrseite dieses durchaus positiven Bildes. Obwohl sich Indiens Frauen den Männern in Wirtschaft und Politik nicht nur als ebenbürtig, sondern oftmals sogar als überlegen erwiesen haben, sind Vorurteile noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt. Mehr noch: Frauen müssen weiterhin schlimmste Diskriminierungen und Gewalt über sich ergehen lassen. Obwohl sich der indische Staat als säkular und demokratisch definiert,wird die weibliche Bevölkerung zum Teil noch immer als zweitklassig angesehen, deren bürgerliche Rechte durch Familie (vor allem Väter) oder Ehemänner definiert werden. Ob im Ehe- und Sorgerecht, bei Erbschaften und sogar am Arbeitsplatz – die Gesetzgebung bewertet Frauen nicht als unabhängig, sondern als Personen, die der Familien oder dem Mann unterstehen. So sprachen bis vor kurzem praktisch alle Ehegesetze Männern mehr Rechte zu als Frauen.
Indiens Statistik bei Gewalttaten gegen Frauen ist erschreckend. Obwohl Indien die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, CEDAW) unterzeichnet hat und trotz der Bemühungen, die Gesetzgebung entsprechend anzupassen, sind Verbrechen gegen Frauen weiterhin an der Tagesordnung. Alle drei Minuten wird in Indien eine Straftat an einer Frau begangen. Alle neun Minuten wird eine Frau von ihrem Ehemann oder Verwandten gequält, und die Zahl von Vergewaltigungen ist in den vergangenen Jahren massiv in die Höhe geschnellt.
Zudem ist seit Jahren ein anderer Besorgnis erregender Trend zu beobachten – das Geschlechterverhältnis verschiebt sich zu Ungunsten der Frauen. Das heißt, es gibt in Indien immer mehr Männer und immer weniger Frauen. In Unionsstaaten wie Haryana und Punjab im Nordwesten des Landes liegt das Verhältnis schon heute bei 927 Frauen zu 1000 Männern. Auch im Bildungswesen wird die Diskriminierung deutlich. Von einem im letzten Jahrzehnt landesweit um etwa zehn Prozent gestiegen Alphabetisierungsgrad haben Mädchen und Frauen kaum profitiert. Und wenn Frauen in der Gesellschaft insgesamt marginalisiert werden, dann umso mehr, wenn sie Gruppen wie den Adivasi, Indiens Ursprungsbevölkerung,oder den Dalits (Kastenlose) angehören, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft stehen und stark diskriminiert werden.
Frauen während einer Dorfversammlung in Maharashtra
Foto: Rainer HörigGleichzeitig gibt es eine starke und dynamische Frauenbewegung, die als Gewissen des Staates fungiert. Vor allem in den vergangenen drei Jahrzehnten (die als Jahre der neuen Frauenbewegung gelten) kämpften indische Frauen für ihre Bürger- und Menschenrechte sowie gegen Vorurteile, überholte Traditionen, die Apathie des Staates sowie individuelle und kollektive Machtinteressen. Obwohl dieser Kampf kein leichter war, sind die Ergebnisse beachtlich. In keinem politischen Rahmenprogramm, in keinem Gesetz dürfen Frauen heute übergangen werden. So gibt es in den wirtschaftspolitischen Fünf-Jahres-Plänen der Regierung seit inzwischen 30 Jahren spezielle Kapitel zur Rolle von Frauen. Zudem unterhält Indien ein eigenes Frauen-Ministerium (Ministry of Women and Child Development) sowie Kommissionen auf zentral- und unionsstaatlicher Ebene, die sich um die Rechte und Bedürfnisse von Frauen kümmern. Und selbst die politischen Parteien sind sich heute der Bedeutung von Frauen und des Potenzials von Politikerinnen bewusst.
Modern und zukunftsorientiert, altertümlich und traditionell
Wie können all diese Realitäten nebeneinander existieren? Diese nicht leicht zu beantwortende Frage beschäftigt in Expertinnen und Experten Indien aber auch im Ausland. Ein Klischee lautet, dass Indien ein Gebilde ist, in dem gleichzeitig mehrere Länder in mehreren Jahrhunderten existieren – auf der einen Seite modern und zukunftsorientiert, auf der anderen altertümlich und traditionell. Wie bei allen Klischees steckt darin mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit.
Tradition – als etwas Statisches gesehen, das sich nur auf Religion oder Werte bezieht, obwohl es viel mehr ist als das – spielt im Leben indischer Frauen eine wichtige Rolle. In Indien ist es daher nicht ungewöhnlich, wenn Frauen selbstbewusst, artikuliert und unabhängig sind, eigene Jobs und Interessen haben, sich aber bei der Wahl des Ehepartners an Eltern und Verwandte wenden. Die Familie, eine Institution, die stark kritisiert wird, sich aber in den vergangenen Jahrzehnten auch verändert hat, ist für indische Frauen noch immer ein Ort der Unterdrückung und Unterstützung zugleich.
Dieses komplexe Bild wird noch komplizierter, wenn man versucht, die "Indien" beschreibenden groben Pinselstriche mit all den Details der unterschiedlichen Landesteile zu füllen. Jeder einzelne Unionsstaat verfügt über ein eigenes Maß an Bildungund Wohlstand. So mögen Frauen in einem Teil des Landes eine bessere Ausbildung und eine bessere Gesundheitsversorgung genießen, gleichzeitig können sie jedoch bei der Versorgung mit Lebensmitteln benachteiligt sein. Frauen in großen Städten haben Möglichkeiten, die Frauen im ländlichen Indien versagt bleiben. Diese Unterschiede in einem Land, das so riesig und mannigfaltig wie ein ganzer Kontinent ist, machen es schwer, allgemein verbindliche Aussagen zu treffen. Denn die Unterschiede sind nicht nur geographisch und sozial, sondern beziehen sich auch auf Religion, Kaste, Klasse und die unterschiedlichen Stufen wirtschaftlicher Entwicklung.
Diese Unterschiede mögen zwar verwirrend sein, in gewisser Weise helfen sie aber auch, den oftmals ganz unterschiedlichen Status von Frauen im Land zu erklären. Wobei eine Erklärung mit Sicherheit nicht ausreicht, um alle Realitäten Indiens einzuschließen. Indien – Heimstatt vieler Religionen – ist eine stark hierarchisch strukturierte Gesellschaft. Zum Teil liegt das an der Existenz des hinduistischen Kastenwesens, zum Teil daran, dass das Land bis zur Unabhängigkeit vor 60 Jahren aus mehreren kleinen Fürstentümern und Königreichen bestand. Aber in keiner Religion der Welt werden Frauen die gleichen Rechte eingeräumt. Hinzu kommt, dass 200 Jahre Kolonialherrschaft dem Selbstbewusstsein indischer Männer – vor allem der Elite – schwer zugesetzt haben. Auch das hat dazu geführt, dass Frauen immer stärker Heim und Herd gedrängt wurden.
Veränderungen werden sichtbar – wenn auch langsam
Das unabhängige Indien erklärte sich selbst zu einem säkularen, demokratischen und egalitärem Staat und versuchte, die Lage zu bessern. Doch wie bei allen Ungleichheiten, die tief in einer Gesellschaft verwurzelt sind, ist deren Beseitigung keine leichte Aufgabe – egal, wie viele kleine Veränderungen bislang durchgesetzt werden konnten. Besonders schwer ist es, die sozialen Überzeugungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen.
In der funktionierenden indischen Demokratie haben Frauen heute die Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verändern. Aber nicht für alle öffnet sich dieser Zugang. Für gut ausgebildete Frauen aus den städtischen Mittelschichten bietet Indien vieles, was es nirgendwo sonst auf der Welt gibt: demokratische Entfaltungsmöglichkeiten, eine stetig wachsende Wirtschaft, erstklassige Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie die Möglichkeit, es bis an die Spitze zu schaffen. Für ärmere Frauen indes liegen diese Chancen in weiter Ferne.
Gleichwohl gibt es immer wieder Beispiele, bei denen Frauen sich bietende Gelegenheiten zur Emanzipation ohne Zögern nutzen und bereit sind, all ihre Energie zu investieren und das Beste daraus zu machen. Die angesprochenen Frauen, die aufgrund der Quotenregelung in einflussreiche Positionen in Kommunalverwaltungen gelangt sind, geben dem ländlichen Indien allmählich ein anderes Gesicht. Sie sichern die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, garantieren funktionierende Schulen und lassen Geschäfte öffnen, in denen Lebensmittel zu fairen Preisen verkauft werden. Initiativen wie die in Ahmedabad (Unionsstaat Gujarat) ansässige Organisation beruflich selbständiger Frauen (Self Employed Women's Association, SEWA) unterstützen mit Hilfe einer eigenen Bank und der Vergabe von Mikro-Krediten Frauen beim Aufbau einer Existenz. Überall werden Veränderungen sichtbar – wenn auch langsam.
Wirklichen Wandel wird es allerdings nur dann geben, wenn sich das Land dem schwierigen Prozess stellt, Denkweise und Sozialverhalten der Gesellschaft zu verändern. Indien will im 21. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielen. Doch der Eintritt in die moderne und globalisierte Welt muss von der Verpflichtung begleitet sein, für die weibliche Hälfte der Bevölkerung nicht nur auf dem Papier Gleichberechtigung zu schaffen, sondern ihr auch im Alltag die notwendige Substanz zu verleihen.
Neues Selbstbewusstsein und anhaltende Unterdrückung
Frauen in Indien
Urvashi Butalia
26.1.2007 Zur Person
Urvashi ButaliaUrvashi Butalia, geboren 1952, ist Schriftstellerin und Verlegerin. Sie lebt in Delhi und engagiert sich seit langem für die Rechte von Frauen in Indien. Sie ist Mitgründerin von Kali For Women, Indiens erstem feministischen Verlagshaus, aus dem ihr eigener Verlag Zubaan (www.zubaanbooks.com) hervorging.
Indien ist ein Land voller Widersprüche und nirgends trifft dies mehr zu als bei der Frage nach den Frauenrechten. Zumindest auf dem Papier stehen Indiens Frauen besser da als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen Ländern. Doch es gibt auch eine Kehrseite dieses positiven Bildes.
Weibliche Polizeieinheit bei den Feierlichkeiten zum indischen Unabhängigkeitstag 2011. (© AP)
Indien ist ein Land voller Widersprüche und nirgends trifft dies mehr zu als bei der Frage nach den Frauenrechten. Zumindest auf dem Papier stehen Indiens Frauen besser da als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen Ländern. Die Verfassung garantiert ihnen Gleichheit. Abtreibung ist legal. Zudem gibt es Gesetze, die ihre Rechte schützen – erst im Oktober 2006 trat mit dem Protection of Women from Domestic Violence Act ein Gesetz in Kraft, das häusliche Gewalt unter Strafe stellt. Vor rund zehn Jahren wurde die indische Verfassung sogar um einen Zusatz erweitert, wonach bei Kommunalwahlen eine 33-Prozent-Quote für Frauen gilt. Über eine Million wichtige Positionen in Stadt- und Gemeindeverwaltungen konnten dadurch bereits von Frauen besetzt werden.
In den Metropolen lässt sich ein weiterer Trend beobachten. Tausende junge und weniger junge Frauen arbeiten heute in den indischen Zweigstellen multinationaler Konzerne. Sie profitieren von neu geschaffenen Jobs – etwa in den zahlreichen Call Centers, die erst in den letzten Jahren entstanden – und entwickeln durch ihre so gewonnene finanzielle Unabhängigkeit ein neues Selbstbewusstsein. Nicht wenige Frauen haben einflussreiche Posten in der Geschäftswelt inne. Indien ist außerdem eines der Länder, in denen mit Indira Gandhi lange eine Frau die politischen Geschicke bestimmt. Andere Politikerinnen haben ebenfalls bewiesen, dass sie scharfsinnig und klug sind. Darüber hinaus werden bedeutende Protestbewegungen der letzten Jahre – wie die Bewegung gegen die Staudämme im zentralindischen Narmada-Tal (Medha Patkar) und die Bewegung für die Durchsetzung des Rechts auf Information (Aruna Roy) – nicht nur von Frauen geführt, sondern bestehen zu einem großen Teil aus Aktivistinnen.
Schlimmste Diskriminierungen und Gewalt
Es gibt jedoch auch eine Kehrseite dieses durchaus positiven Bildes. Obwohl sich Indiens Frauen den Männern in Wirtschaft und Politik nicht nur als ebenbürtig, sondern oftmals sogar als überlegen erwiesen haben, sind Vorurteile noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt. Mehr noch: Frauen müssen weiterhin schlimmste Diskriminierungen und Gewalt über sich ergehen lassen. Obwohl sich der indische Staat als säkular und demokratisch definiert,wird die weibliche Bevölkerung zum Teil noch immer als zweitklassig angesehen, deren bürgerliche Rechte durch Familie (vor allem Väter) oder Ehemänner definiert werden. Ob im Ehe- und Sorgerecht, bei Erbschaften und sogar am Arbeitsplatz – die Gesetzgebung bewertet Frauen nicht als unabhängig, sondern als Personen, die der Familien oder dem Mann unterstehen. So sprachen bis vor kurzem praktisch alle Ehegesetze Männern mehr Rechte zu als Frauen.
Indiens Statistik bei Gewalttaten gegen Frauen ist erschreckend. Obwohl Indien die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, CEDAW) unterzeichnet hat und trotz der Bemühungen, die Gesetzgebung entsprechend anzupassen, sind Verbrechen gegen Frauen weiterhin an der Tagesordnung. Alle drei Minuten wird in Indien eine Straftat an einer Frau begangen. Alle neun Minuten wird eine Frau von ihrem Ehemann oder Verwandten gequält, und die Zahl von Vergewaltigungen ist in den vergangenen Jahren massiv in die Höhe geschnellt.
Zudem ist seit Jahren ein anderer Besorgnis erregender Trend zu beobachten – das Geschlechterverhältnis verschiebt sich zu Ungunsten der Frauen. Das heißt, es gibt in Indien immer mehr Männer und immer weniger Frauen. In Unionsstaaten wie Haryana und Punjab im Nordwesten des Landes liegt das Verhältnis schon heute bei 927 Frauen zu 1000 Männern. Auch im Bildungswesen wird die Diskriminierung deutlich. Von einem im letzten Jahrzehnt landesweit um etwa zehn Prozent gestiegen Alphabetisierungsgrad haben Mädchen und Frauen kaum profitiert. Und wenn Frauen in der Gesellschaft insgesamt marginalisiert werden, dann umso mehr, wenn sie Gruppen wie den Adivasi, Indiens Ursprungsbevölkerung,oder den Dalits (Kastenlose) angehören, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft stehen und stark diskriminiert werden.
Frauen während einer Dorfversammlung in Maharashtra
Foto: Rainer HörigGleichzeitig gibt es eine starke und dynamische Frauenbewegung, die als Gewissen des Staates fungiert. Vor allem in den vergangenen drei Jahrzehnten (die als Jahre der neuen Frauenbewegung gelten) kämpften indische Frauen für ihre Bürger- und Menschenrechte sowie gegen Vorurteile, überholte Traditionen, die Apathie des Staates sowie individuelle und kollektive Machtinteressen. Obwohl dieser Kampf kein leichter war, sind die Ergebnisse beachtlich. In keinem politischen Rahmenprogramm, in keinem Gesetz dürfen Frauen heute übergangen werden. So gibt es in den wirtschaftspolitischen Fünf-Jahres-Plänen der Regierung seit inzwischen 30 Jahren spezielle Kapitel zur Rolle von Frauen. Zudem unterhält Indien ein eigenes Frauen-Ministerium (Ministry of Women and Child Development) sowie Kommissionen auf zentral- und unionsstaatlicher Ebene, die sich um die Rechte und Bedürfnisse von Frauen kümmern. Und selbst die politischen Parteien sind sich heute der Bedeutung von Frauen und des Potenzials von Politikerinnen bewusst.
Modern und zukunftsorientiert, altertümlich und traditionell
Wie können all diese Realitäten nebeneinander existieren? Diese nicht leicht zu beantwortende Frage beschäftigt in Expertinnen und Experten Indien aber auch im Ausland. Ein Klischee lautet, dass Indien ein Gebilde ist, in dem gleichzeitig mehrere Länder in mehreren Jahrhunderten existieren – auf der einen Seite modern und zukunftsorientiert, auf der anderen altertümlich und traditionell. Wie bei allen Klischees steckt darin mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit.
Tradition – als etwas Statisches gesehen, das sich nur auf Religion oder Werte bezieht, obwohl es viel mehr ist als das – spielt im Leben indischer Frauen eine wichtige Rolle. In Indien ist es daher nicht ungewöhnlich, wenn Frauen selbstbewusst, artikuliert und unabhängig sind, eigene Jobs und Interessen haben, sich aber bei der Wahl des Ehepartners an Eltern und Verwandte wenden. Die Familie, eine Institution, die stark kritisiert wird, sich aber in den vergangenen Jahrzehnten auch verändert hat, ist für indische Frauen noch immer ein Ort der Unterdrückung und Unterstützung zugleich.
Dieses komplexe Bild wird noch komplizierter, wenn man versucht, die "Indien" beschreibenden groben Pinselstriche mit all den Details der unterschiedlichen Landesteile zu füllen. Jeder einzelne Unionsstaat verfügt über ein eigenes Maß an Bildungund Wohlstand. So mögen Frauen in einem Teil des Landes eine bessere Ausbildung und eine bessere Gesundheitsversorgung genießen, gleichzeitig können sie jedoch bei der Versorgung mit Lebensmitteln benachteiligt sein. Frauen in großen Städten haben Möglichkeiten, die Frauen im ländlichen Indien versagt bleiben. Diese Unterschiede in einem Land, das so riesig und mannigfaltig wie ein ganzer Kontinent ist, machen es schwer, allgemein verbindliche Aussagen zu treffen. Denn die Unterschiede sind nicht nur geographisch und sozial, sondern beziehen sich auch auf Religion, Kaste, Klasse und die unterschiedlichen Stufen wirtschaftlicher Entwicklung.
Diese Unterschiede mögen zwar verwirrend sein, in gewisser Weise helfen sie aber auch, den oftmals ganz unterschiedlichen Status von Frauen im Land zu erklären. Wobei eine Erklärung mit Sicherheit nicht ausreicht, um alle Realitäten Indiens einzuschließen. Indien – Heimstatt vieler Religionen – ist eine stark hierarchisch strukturierte Gesellschaft. Zum Teil liegt das an der Existenz des hinduistischen Kastenwesens, zum Teil daran, dass das Land bis zur Unabhängigkeit vor 60 Jahren aus mehreren kleinen Fürstentümern und Königreichen bestand. Aber in keiner Religion der Welt werden Frauen die gleichen Rechte eingeräumt. Hinzu kommt, dass 200 Jahre Kolonialherrschaft dem Selbstbewusstsein indischer Männer – vor allem der Elite – schwer zugesetzt haben. Auch das hat dazu geführt, dass Frauen immer stärker Heim und Herd gedrängt wurden.
Veränderungen werden sichtbar – wenn auch langsam
Das unabhängige Indien erklärte sich selbst zu einem säkularen, demokratischen und egalitärem Staat und versuchte, die Lage zu bessern. Doch wie bei allen Ungleichheiten, die tief in einer Gesellschaft verwurzelt sind, ist deren Beseitigung keine leichte Aufgabe – egal, wie viele kleine Veränderungen bislang durchgesetzt werden konnten. Besonders schwer ist es, die sozialen Überzeugungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen.
In der funktionierenden indischen Demokratie haben Frauen heute die Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen nachhaltig zu verändern. Aber nicht für alle öffnet sich dieser Zugang. Für gut ausgebildete Frauen aus den städtischen Mittelschichten bietet Indien vieles, was es nirgendwo sonst auf der Welt gibt: demokratische Entfaltungsmöglichkeiten, eine stetig wachsende Wirtschaft, erstklassige Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sowie die Möglichkeit, es bis an die Spitze zu schaffen. Für ärmere Frauen indes liegen diese Chancen in weiter Ferne.
Gleichwohl gibt es immer wieder Beispiele, bei denen Frauen sich bietende Gelegenheiten zur Emanzipation ohne Zögern nutzen und bereit sind, all ihre Energie zu investieren und das Beste daraus zu machen. Die angesprochenen Frauen, die aufgrund der Quotenregelung in einflussreiche Positionen in Kommunalverwaltungen gelangt sind, geben dem ländlichen Indien allmählich ein anderes Gesicht. Sie sichern die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, garantieren funktionierende Schulen und lassen Geschäfte öffnen, in denen Lebensmittel zu fairen Preisen verkauft werden. Initiativen wie die in Ahmedabad (Unionsstaat Gujarat) ansässige Organisation beruflich selbständiger Frauen (Self Employed Women's Association, SEWA) unterstützen mit Hilfe einer eigenen Bank und der Vergabe von Mikro-Krediten Frauen beim Aufbau einer Existenz. Überall werden Veränderungen sichtbar – wenn auch langsam.
Wirklichen Wandel wird es allerdings nur dann geben, wenn sich das Land dem schwierigen Prozess stellt, Denkweise und Sozialverhalten der Gesellschaft zu verändern. Indien will im 21. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielen. Doch der Eintritt in die moderne und globalisierte Welt muss von der Verpflichtung begleitet sein, für die weibliche Hälfte der Bevölkerung nicht nur auf dem Papier Gleichberechtigung zu schaffen, sondern ihr auch im Alltag die notwendige Substanz zu verleihen.
Was geht da in Indien vor sich?
29.12.2012 um 04:56Genauso vielschichtig wie die Realität in allen indischen Lebensbereichen ist auch die Situation der indischen Frau, 'die von selbstverständlicher Autorität zu totaler Unterwürfigkeit, von höchstem Selbstbewußtsein zu trauriger Selbstverleugnung, von der verfassungsmäßigen Garantie absoluter Gleichberechtigung zu einer Realität reichen, in der ein ständiger Kampf um die verfassungsmäßigen Rechte geführt werden muß.' (Zitat von Rami Chhabra).
In der vorvedischen Zeit galt in Indien das matriarchalische Machtsystem der Drawiden, eine Verehrung der weiblichen Gottheit und damit ein hohes Ansehen der Frau. Die patriarchalischen Arier verdrängten und unterdrückten diese Kultur, ohne sie jedoch vollständig ausrotten zu können. In den 'restricted areas' des Nordostens gilt teilweise noch matriarchalisches Recht; z.B. bekommen die Kinder den Namen der Mutter.
Die Auswirkungen des Patriarchats findet man bis auf wenige Ausnahmen in ganz Indien. Seine Vertreter haben sich wie im Islam und Christentum auch die Religion zur Unterdrückung der Frau handhabbar gemacht. Im hinduistischen Gesetzbuch Manus steht, daß die Frau ihr Leben lang einem Mann untertan zu sein hat, zuerst ihrem Vater, später ihrem Ehemann und dann ihrem Sohn. Durch das geltende Mitgiftsystem ist eine Tochter eine große finanzielle Last. Die Familie verschuldet sich oft hoffnungslos, um sie unter die Haube zu bekommen, und private Geldverleiher machen mit Wahnsinnszinsen ein gutes Geschäft dabei. Für manche Familien bedeutet eine Tochter in erster Linie Unglück, sie kostet Geld, arbeitet nach der Heirat in der Familie ihres Ehemannes, und falls die Ehe schiefläuft, kann sie auch nicht mehr zu ihrer Familie zurück, weil diese dann einen Esser mehr hat und die Nachbarn einen 'schief anschauen'. Der Sohn hingegen bringt durch die Heirat eine Arbeitskraft inklusive Mitgift ins Haus. Geht die Ehe total daneben oder kann die versprochene Mitgift nicht ganz eingelöst werden, liegt die 'Lösung' im Selbstmord der Frau, bei dem auch manchmal von den Schwiegereltern nachgeholfen wird. In einem Jahr gab es allein in Delhi 350 Todesfälle, bei denen junge Frauen zu Hause verbrannten.
Auch wird das bereits seit Anfang des 19.Jh. verbotene Sati noch praktiziert: Die Witwe folgt dem verstorbenen Ehemann in den Tod, meist durch Verbrennen und nicht ganz freiwillig.
Die indische Frauenbewegung - ja, es gibt sie - wendet sich in erster Linie gegen die o.a. Mitgiftwirtschaft. Die Frauen sind die am schlechtesten ernährten Menschen in Indien; zuerst bekommt das Familienoberhaupt serviert, dann die Kinder, und die Frau bekommt, was übrigbleibt. Frauen sterben früher als Männer, sie sind durch ihre schwere körperliche Arbeit von 14 bis 16 Stunden täglich und viele Schwangerschaften früh verbraucht. Ihr Stand in der eingeheirateten Familie ist natürlich von der Zahl der geborenen Söhne abhängig.
Statistiken einer Abtreibungsklinik in Bombay haben alarmierende Zahlen offenbart: Von 8000 abgetriebenen Föten waren 7999 weiblich. Durch Fruchtwasseranalysen kann nämlich das Geschlecht des Kindes festgestellt werden. Die indischen Frauengruppen kämpfen gegen diese Entwicklung, da sie eine Frauendiskrimierung mit modernsten Mitteln darstellt. Die Frauenbewegung hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Zuständen ein Ende zu machen, ebenso wollen sie gleiche Lohnzahlung für Männer und Frauen und Ausbildungsplätze an Unis erreichen, Technikerschulen etc. sollen bereitgestellt werden. Alljährlich finden Frauenkonferenzen zu diesen Themen statt.
Nach dem Gesetz sind Frau und Mann auch in Indien völlig gleichgestellt. Sie haben das Recht auf gleiche Ausbildung und gleichen Lohn. Durch spezielle Gesetze wie Abschaffung des Mitgiftzwangs (1961), bezahlten Mutterschaftsurlaub, Abschaffung der Kinderehen und Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches (1971) wurde versucht, die Situation zu verbessern. Diese Gesetze in die alltägliche Praxis umzusetzen, ist jedoch nur durch einen Bewußtseinswandel in der Öffentlichkeit und durch ein entschlossenes Eintreten der Frauenbewegung möglich.
Mahatma Gandhi hatte sich stark für die Befreiung der Frau eingesetzt. Er sah Mann und Frau gleichgestellt und begabt mit gleichen geistigen Fähigkeiten. Er lehnte die patriarchalische Vorherrschaft strikt ab. Er sah auch, daß die 2000jährige Unterdrückung der Frauen Spuren hinterlassen hat, von denen sie sich erst erholen müssen und die auch bei ihnen einen Bewußtseinswandel nötig werden lassen. Damit knüpfte er an eine historische Tradition an, die in Indien auch erklärt, warum z.B. eine Frau wie Indira Gandhi als Premierministerin akzeptiert wurde. Daneben sind Frauen in vielen qualifizierten Stellen als Ministerinnen, Richterinnen, Ärztinnen (40.000), Lehrerinnen (600.000), gut ausgebildete Wissenschaftlerinnen (15.000) etc. vertreten. Zwischen diesen beiden Extrempositionen der verantwortungsvollen, autonomen Frau in hochqualifizierter Stellung und der Tochter, die für die Familie eine finanzielle Last darstellt, gibt es Frauenschicksale in allen Schattierungen. Sprecht mit euren indischen Schwestern, es gibt noch viel von ihnen zu lernen. Ihr werdet erstaunt sein. Nur so könnt ihr herausfinden, was es bedeutet, eine Frau in Indien zu sein.
Empfehlenswerte Literatur zu diesem Thema gibt der Verlag Im Waldgut, Industriestraße 21, CH-8500 Frauenfeld, heraus. Hier erscheinen die Bücher der indischen Autorin Shashi Deshpande, die die Probleme der Frauen aus der Mittelschicht beschreibt. Sehr lesenswert sind die Romane Die Last des Schweigens und Das Dunkel birgt keine Schrecken. Der Roman Basanthi von Bischam Sahni schildert die Probleme einer jungen Slumbewohnerin und ist ebenfalls auf deutsch im gleichen Verlag erschienen. Weiterhin empfehlenswert ist das Buch Shree Shakti - Von der Stärke der Schwachen von Christa Wichterich, erschienen 1986 im Lamuv-Verlag, Göttingen.
In der vorvedischen Zeit galt in Indien das matriarchalische Machtsystem der Drawiden, eine Verehrung der weiblichen Gottheit und damit ein hohes Ansehen der Frau. Die patriarchalischen Arier verdrängten und unterdrückten diese Kultur, ohne sie jedoch vollständig ausrotten zu können. In den 'restricted areas' des Nordostens gilt teilweise noch matriarchalisches Recht; z.B. bekommen die Kinder den Namen der Mutter.
Die Auswirkungen des Patriarchats findet man bis auf wenige Ausnahmen in ganz Indien. Seine Vertreter haben sich wie im Islam und Christentum auch die Religion zur Unterdrückung der Frau handhabbar gemacht. Im hinduistischen Gesetzbuch Manus steht, daß die Frau ihr Leben lang einem Mann untertan zu sein hat, zuerst ihrem Vater, später ihrem Ehemann und dann ihrem Sohn. Durch das geltende Mitgiftsystem ist eine Tochter eine große finanzielle Last. Die Familie verschuldet sich oft hoffnungslos, um sie unter die Haube zu bekommen, und private Geldverleiher machen mit Wahnsinnszinsen ein gutes Geschäft dabei. Für manche Familien bedeutet eine Tochter in erster Linie Unglück, sie kostet Geld, arbeitet nach der Heirat in der Familie ihres Ehemannes, und falls die Ehe schiefläuft, kann sie auch nicht mehr zu ihrer Familie zurück, weil diese dann einen Esser mehr hat und die Nachbarn einen 'schief anschauen'. Der Sohn hingegen bringt durch die Heirat eine Arbeitskraft inklusive Mitgift ins Haus. Geht die Ehe total daneben oder kann die versprochene Mitgift nicht ganz eingelöst werden, liegt die 'Lösung' im Selbstmord der Frau, bei dem auch manchmal von den Schwiegereltern nachgeholfen wird. In einem Jahr gab es allein in Delhi 350 Todesfälle, bei denen junge Frauen zu Hause verbrannten.
Auch wird das bereits seit Anfang des 19.Jh. verbotene Sati noch praktiziert: Die Witwe folgt dem verstorbenen Ehemann in den Tod, meist durch Verbrennen und nicht ganz freiwillig.
Die indische Frauenbewegung - ja, es gibt sie - wendet sich in erster Linie gegen die o.a. Mitgiftwirtschaft. Die Frauen sind die am schlechtesten ernährten Menschen in Indien; zuerst bekommt das Familienoberhaupt serviert, dann die Kinder, und die Frau bekommt, was übrigbleibt. Frauen sterben früher als Männer, sie sind durch ihre schwere körperliche Arbeit von 14 bis 16 Stunden täglich und viele Schwangerschaften früh verbraucht. Ihr Stand in der eingeheirateten Familie ist natürlich von der Zahl der geborenen Söhne abhängig.
Statistiken einer Abtreibungsklinik in Bombay haben alarmierende Zahlen offenbart: Von 8000 abgetriebenen Föten waren 7999 weiblich. Durch Fruchtwasseranalysen kann nämlich das Geschlecht des Kindes festgestellt werden. Die indischen Frauengruppen kämpfen gegen diese Entwicklung, da sie eine Frauendiskrimierung mit modernsten Mitteln darstellt. Die Frauenbewegung hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Zuständen ein Ende zu machen, ebenso wollen sie gleiche Lohnzahlung für Männer und Frauen und Ausbildungsplätze an Unis erreichen, Technikerschulen etc. sollen bereitgestellt werden. Alljährlich finden Frauenkonferenzen zu diesen Themen statt.
Nach dem Gesetz sind Frau und Mann auch in Indien völlig gleichgestellt. Sie haben das Recht auf gleiche Ausbildung und gleichen Lohn. Durch spezielle Gesetze wie Abschaffung des Mitgiftzwangs (1961), bezahlten Mutterschaftsurlaub, Abschaffung der Kinderehen und Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches (1971) wurde versucht, die Situation zu verbessern. Diese Gesetze in die alltägliche Praxis umzusetzen, ist jedoch nur durch einen Bewußtseinswandel in der Öffentlichkeit und durch ein entschlossenes Eintreten der Frauenbewegung möglich.
Mahatma Gandhi hatte sich stark für die Befreiung der Frau eingesetzt. Er sah Mann und Frau gleichgestellt und begabt mit gleichen geistigen Fähigkeiten. Er lehnte die patriarchalische Vorherrschaft strikt ab. Er sah auch, daß die 2000jährige Unterdrückung der Frauen Spuren hinterlassen hat, von denen sie sich erst erholen müssen und die auch bei ihnen einen Bewußtseinswandel nötig werden lassen. Damit knüpfte er an eine historische Tradition an, die in Indien auch erklärt, warum z.B. eine Frau wie Indira Gandhi als Premierministerin akzeptiert wurde. Daneben sind Frauen in vielen qualifizierten Stellen als Ministerinnen, Richterinnen, Ärztinnen (40.000), Lehrerinnen (600.000), gut ausgebildete Wissenschaftlerinnen (15.000) etc. vertreten. Zwischen diesen beiden Extrempositionen der verantwortungsvollen, autonomen Frau in hochqualifizierter Stellung und der Tochter, die für die Familie eine finanzielle Last darstellt, gibt es Frauenschicksale in allen Schattierungen. Sprecht mit euren indischen Schwestern, es gibt noch viel von ihnen zu lernen. Ihr werdet erstaunt sein. Nur so könnt ihr herausfinden, was es bedeutet, eine Frau in Indien zu sein.
Empfehlenswerte Literatur zu diesem Thema gibt der Verlag Im Waldgut, Industriestraße 21, CH-8500 Frauenfeld, heraus. Hier erscheinen die Bücher der indischen Autorin Shashi Deshpande, die die Probleme der Frauen aus der Mittelschicht beschreibt. Sehr lesenswert sind die Romane Die Last des Schweigens und Das Dunkel birgt keine Schrecken. Der Roman Basanthi von Bischam Sahni schildert die Probleme einer jungen Slumbewohnerin und ist ebenfalls auf deutsch im gleichen Verlag erschienen. Weiterhin empfehlenswert ist das Buch Shree Shakti - Von der Stärke der Schwachen von Christa Wichterich, erschienen 1986 im Lamuv-Verlag, Göttingen.
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