@al-chidral-chidr schrieb:Man sollte also GENERELL die Entstehung der Nationalstaaten hinterfragen!
Ja, das sollte man in vielen Fällen.
al-chidr schrieb:Ich bezweifle, dass die Jungtürken bereits mitten im 1. WK eine Blut- und Türkisierungspolitik betrieben bzw. planten, oder gibt es dazu stichhaltige Beweise?
Aus einer Biografie Mustafa Kemals:
Komitee für Einheit und Fortschritt
Dieses organisierte 1908 maßgeblich die sogenannte Jungtürkische Revolution, die das Regime Abdul Hamids beseitigte. Angesichts anhaltender Feindseligkeit des Westens und innenpolitischer Schwierigkeiten mündete die Revolution in eine Militärdiktatur, die eine IMMER SCHÄRFERE TÜRKISIERUNGSPOLITIK einschlug und gewissermaßen den modernen türkischen Nationalismus gesellschaftsfähig machte.
.................................
und hier...
Am 27. Mai 1915 wurde die Deportation von der osmanischen Regierung beschlossen, wobei Innenminister TalaatPascha die wichtigste Rolle als Organisator des Völkermords innehatte. Die Deportationen wurden militärisch begründet, denn die den Russen freundlich gesinnten und den Osmanen feindlich gesinnten Armenier sollten „evakuiert“ werden — soweit die türkischen Vorwände.
Die sogennante Deportation war im Endeffekt nicht mehr als ein Euphemismus für Ausrottung.
Hundertausende Armenier mussten zum Marsch in die mesopotamische Wüste aufbrechen mit Der Zor als Ziel, jedoch sollten nur die wenigsten das Ziel überhaupt erreichen, denn auf dem Weg gab es zahlreiche Massaker und Metzeleien, an denen sowohl Kurden als auch türkische Bauern beteiligt waren. Nur wenige Saptiehs, die die Züge vorgeblich zu deren Schutz begleiteten, hatten Mitleid mit den Deportierten; eher war es der Fall, dass auch sie bei den Mordaktionen mitwirkten und sich bereicherten.
Es gibt zahlreiche Augenzeugenberichte, die die grausamsten, unmenschlichsten Gräueltaten an den schutzlosenArmeniern, wobei Frauen und Kinder genau so leiden mussten wie die Männer, beschrieben und den Berichten über die Zeit des Holocausts in nichts nachstehen.
Das Ziel des jungtürkischen Regimes war dabei maximale Dezimierung durch Deportation, wobei die Deportation pure Vernichtungspolitik bedeutete.
Das kaiserlich-deutsche Konsulat in Erzurum berichtete am 28. Juli 1915: „ ,Nach dem Kriege werden wir keine Armenier mehr in der Türkei haben‘ - ist der wörtliche Ausspruch einer maßgeblichen Persönlichkeit. Soweit sich dieses Ziel nicht durch die verschiedenen Massakres erreichen lässt, hofft man, dass Entbehrungen auf der langen Wanderung bis Mesopotamien und das ungewohnte Klima dort ein übriges tun werden.
Das Komitee Ittihad ve Terakki war eine wichtige Institution bei der Organisation des Armeniermords. Nach außen hin war die Verantwortlichkeit Ittihads für die Realisierung des Parteiprogramms ausschlaggebend, im inneren Bereich hatte sie sich dieÜberwachung und Leitung des Genozids zur Aufgabe gemacht. Für die Umsetzung der Zentralkomitee-Beschlüsse waren lokale Ittihad Komitees in den Provinzen zuständig. Unterstützung erhielten sie durch besondere Abgesandte aus Konstantinopel oder Orte der Vertreibung wie Aleppo oder Erzurum.
Die wohl wichtigste Person im Völkermord war Innenminister Talaat Pascha. Er übernahm die Rolle des Cheforganisators des Vernichtungsplans und war der einzige der Beteiligten, der sich in der Öffentlichkeit zeigte. Seine beiden bedeutendsten Mitstreiter waren der Arzt Behaeddin Schakir, Mitglied des ZKs und Leiter der „Teskilat-i Mahsusa“ (Spezialorganisation) und Mehmid Nazim, ebenfalls Mitglied des Zks und des Generalstabs der Spezialorganisation.
Die finanziell gut unterstützte Teskilat-i Mahsusa war mit der Durchführung der Deportationen beauftragt.
Sie war bereits am 5. August, vor dem Eintritt in den Weltkrieg, gegründet worden und hatte ursprünglich die Funktioneiner Art Geheimdienst. Unter dem Vorstand der oben genannten radikalen Ittihad-Leute, nämlich Nazim und Schakir, war es ihr gelungen, ein Netz aus Vertretern des Panturanismus als Agenten im Land zu verbreiten, die mit Vorliebe verurteilte Mörder und entlassene Sträflinge rekrutierte, um diese und kurdische Briganten, in sogenannten Cetes (Freikorps) organisiert, unter ihren Instruktionen auf die Deportationszüge zu hetzen, wobei hunderttausende Armenier auf das Schrecklichste hingemetzelt wurden. Sie mischten seit Beginn des Genozids mit und sorgten dafür, dass die Waffensuche nach Plan verlief, und sie waren verantwortlich für die Folterungen, u.a. an armenischen Priestern.
aus:
http://www.hateful-metal.de/vmord_armenien.html (Archiv-Version vom 28.10.2007)