Link: www.welt.de (extern)Zentralrat der Juden nennt Umfrage zu NS-Zeit desaströs
Frankfurt/Main - Der Zentralrat der Juden hat die Ergebnisse einer Umfrage zur NS-Zeit als desaströs bezeichnet. Vizepräsident Dieter Graumann sagte: "Wir sollten das als Warnzeichen sehen." Andererseits riet er dazu, nicht in Alarmismus zu verfallen. Bei der Umfrage des Hamburger Magazins "Stern" waren 1003 Männer und Frauen vom Forsa-Institut befragt worden. 25 Prozent von ihnen äußerten, dass unter der nationalsozialistischen Diktatur nicht alles schlecht gewesen sei. Als "gute Seiten" der NS-Zeit hoben sie etwa den Bau von Autobahnen hervor, eine reduzierte Kriminalitätsrate oder die Förderung der Familie. 70 Prozent der Befragten sahen im Nationalsozialismus nur schlechte Seiten. Die größte Ablehnung gegen die Hitler-Diktatur gab es bei den 45- bis 59-Jährigen. Fünf Prozent der Befragten äußerten sich unentschieden.
Graumann sagte: "Das Ergebnis der Umfrage ist hässlich, desaströs und macht mich traurig und wütend." Er machte Prominente wie Eva Herman und den Kölner Kardinal Joachim Meisner mitverantwortlich. Beide hätten mit ihrer leichtfertigen Nutzung von Naziterminologie dazu beigetragen, die Debatte in eine völlig falsche Richtung zu lenken. Die TV-Moderatorin Herman hatte sich lobend zur NS-Familienpolitik geäußert und wurde daraufhin vom NDR entlassen. Kardinal Meisner war für seine Äußerung zur "entarteten Kultur" in Deutschland seinerseits scharf kritisiert worden.