ich nem mir mal die thread überschrift zu herzen den die hättepotenzial!
z.B.:
Die Rolle der Politik und der Medien
Von KarlWeiss
“Operation Ore”, das ist jene grosse Polizeioperation, die 1999 in den USAbegann und viele Zehntausende von angeblichen Konsumenten von Kinderpornographie betraf,u.a. auch Pete Townshend. Es hat sich im April/Mai 2007 endgültig herausgestellt, dasssie alle – oder fast alle – Opfer von Ringen von Kreditkartenbetrügern wurden. Sie wurdenangeklagt und zum Teil auch verurteilt aufgrund von völlig unzureichenden Anhaltspunkten(ihre Kreditkartendaten waren benutzt worden, um bestimmte Sites zu besuchen, unter denenauch Kinderporno-Sites gewesen sein sollen).
Obwohl jetzt aufgrund der zähenArbeit des britischen Journalisten und Computer-Spezialisten Duncan Campbell erwiesenist, sie dürften (fast) alle unschuldig gewesen sein, negiert die Polizei weiterhin dieRehabilitation der Verdächtigen, die zu Opfern wurden. Aber, was das Unglaubliche ist:Nicht eines unserer Massenmedien in Deutschland berichtet über diesen Skandal. Auch inGrossbritannien gibt es wenig öffentliche Information, wo es allein 39 Selbstmorde von soAngeklagten gab.
Das Thema der „Kinderschänder“, der „Pädophilen“ (die derdamalige Kanzler Schröder gleich generell auf Dauer weggesperrt wissen wollte) und der„Internet-Porno-Ringe“ ist schlicht ein Lieblingsthema der Politker-Kaste. Es bietetalles, was den Stolz der Ungeliebten erfreut:
1. Zunächst lenkt es in idealer Weiseab. Man braucht nur die „Kinderschänder“ hochzuspielen (auch wenn sie sich dann nur alsVerdächtige des Konsums von Kinderporno im Internet herausstellen) und schon wird dasHerz jedes Bundesbürgers mit Abscheu erfüllt und er geht in holder Eintracht mit demPolitker auf die Jagd nach den abscheulichen Verbrechern. Da bleibt dann kein Platz mehrfür Abscheu vor dem Politker, der gerade beschlossen hatt, kleine arme Länder wieAfghanistan mit Truppen und Bomben zu überfallen oder Hartz IV beschlossen hat, die Armutin der Bundesrepublik auf neue Höhen treibend, oder die Rente mit 67 (demnächst mit 70),oder die erneute Kürzung der Renten oder die Verpflichtung der Eltern, ihre Kinder vonbis zu 25 Jahren weiter bei sich wohnen zu lassen, wenn sie keine Arbeit finden, odersich in die enge Umarmung mit dem US-Präsidenten zu begeben, der „nur“ 600 000 Ziviltoteim Irak auf dem Gewissen hat oder, oder ... oder.
2. Der arme vielgeplagte Politiker,der „leider“ Massnahmen gegen den kleinen Mann beschliessen muss, kann sofort wiederPunkte gut machen bei der Bevölkerung, wenn er mit dem Beben der Empörung in der Stimmenach der Identifizierung eines Kinderschänders oder Kindermörders fordert, nun müsseendlich Schluss damit sein, dass bekannte Kinderschänder wieder auf die Kinder im Landlosgelassen würden. Er PERSÖNLICH werde dafür sorgen, dass nun endlich die Gesetzegeändert werden und so etwas nicht mehr vorkommt. Da kommt im Herzen des Bundesbürgersdie Wärme der Geborgenheit auf. Mit solchen Politikern wird endlich alles besser! Diekleine Nebensächlichkeit, dass es diese Gesetze längst gibt, dass alle, die Kindervergewaltigt haben, bereits zu lebenslänglich und Sicherheitsverwahrung (Wegsperren aufDauer) verurteilt werden können, ist ja nicht so wichtig, wenn es gilt, grosse Worte zumachen. Das sind die gleichen, die am darauffolgenden Tag Lafontaine des „Populismus“anklagen.
3. Schliesslich lässt sich diese Sache noch parteipolitisch ausschlachten.Ist man im Land an der Macht und „die anderen“ im Bund, kann man auf dieGesetzgebungs-Verantwortung des Bundes hinweisen, die sträflich vernachlässigt wurde von„den anderen“. Im umgekehrten Fall kann man auf die Landeszuständigkeit für dieFreilassung nach dem Abbüssen der Strafe verweisen, die auf unverantwortliche Weise von„den anderen“ zugelassen wurde usw.
Kurz, das Thema ist der Liebling aller Politiker.Nichts kommt einem Politker mehr zu pass, als wenn in regelmässigen Abständen Kinderermordet oder vergewaltigt werden. Dann gibt man Erklärungen vor laufender Kamera ab unddie kommen als erste Meldung in der ‚tagesschau’. Aber auch die Fälle von Internet-Tatenkommen sehr gelegen, wie die sachsen-anhältische Innenministerin deutlich gemacht hat.Vorher wusste kaum jemand im Land, dass Sachsen-Anhalt eine Innenmisisterin hat! Dafürkann man denn schon mal 22 Millionen Bundesbürger überprüfen, nicht wahr?
DieRolle der Medien muss mindestens genauso ernst wie die von Politikern, Polizei undStaatsanwaltschaft eingeschätzt werden. Das Vorgehen der Polizei, die Frage, obverhältnismässig zum Vorwurf vorgegangen wurde, hat nicht ein einziges der Mediengestellt. Die naheliegenden Fragen, z.B. ob man denn die entsprechenden Festplattenuntersucht hätte oder ob man die Möglichkeit von Kreditkartenbetrug gebührend in dieErwägungen gezogen habe, wurden nie gestellt.
Als charakteristisch seien hier diezwei Fälle der Artikel der FAZ und der taz angeführt unter einer grossen Zahl vonVeröffentlichungen, als in Deutschland und im UK viele verhaftet wurden:
Sowohl"Operation Ore" als auch "Pecunia" stützen sich auf Daten, die das amerikanische FBI imRahmen der "Operation Avalanche" ("Operation Lawine") gegen den Texaner Thomas Reedysicherstellte. Der Geschäftsführer der Kinderpornofirma "Landslide" ("Erdrutsch")...(...) auf der Landslide-Homepage gab es ein Feld mit der Beschriftung: "Für Kinderpornoshier klicken". Auf diesen Knopf hat auch Pete Townshend gedrückt.
SeineVerwicklung in den Fall hat ihm jetzt sogar eine Erwähnung bei der Verleihung desAmerican Music Awards eingebracht. Er sei "ganz erschüttert", sagte Elton John, der dieShow eröffnet hatte.“
Da wird wieder, wie bei der Frankfurter Zeitung, hinter derangeblich ein kluger Kopf stecke, der gleiche Trick angewandt, um gar nicht erst denVerdacht aufkommen zu lassen, die „Pädophilen“ seinen eventuell unschuldig. Am Anfangspricht man noch von „verdächtigen Briten“ und betont, man könne noch nichts Endgültigesüber die Schuld von Townshend sagen. Aber diese Zurückhaltung wird dann schnell durchGewissheiten ersetzt: Es handelt sich nun um „Pädophile“ (diesen Vorwurf hat die Polizeinie erhoben, ein Pädophiler macht – im umgangssprachlichen Gebrauch - Sex mit Kindern),nicht um des Konsums von Kinderporno Verdächtige.
Landslide wird hier zur„Kinderpornofirma“, dabei konnte Reedy nie etwas anderes vorgeworfen werden, als Zugangzu Kinderpornoseiten ermöglicht zu haben. Dann kommt die Behauptung mit dem Knopf, aufden alle Verdächtigen geklickt haben müssen. Das hätte genauer nachgefragt werden müssen.Journalismus kann sich nicht darin erschöpfen, polizeiliche Angaben ungeprüft in dieZeitung zu schreiben.
Dann wird es noch abenteuerlicher: Townshend hätte aufdiesen Knopf geklickt. Das hat weder die Polizei je behauptet noch ein Staatsanwalt, dashat er auch nicht zugegeben – es war schlicht nicht so. Es bleibt völlig offen, woher der„Journalist“ dies hat, wenn nicht aus den eigenen Fingern gesogen.
Die bei weiteminfamste Dreckschleuderei ist aber die Überschrift des Artikel im Zusammenhang mit demBegriff „Pädophile“. In Anlehnung an „Kinderschänder“ nennt der unsägliche SchreiberlingTownshend „Gitarrenschänder“, weil die „Who“ in ihrer Anfangsphase öfters Gitarrenzerschlagen haben. Damit ist klar, was Townshend ist, ein Schwerverbrecher. Hat sichnicht auch sein Kollege Elton John erschüttert gezeigt?
In einer ernsthaftenWürdigung der „Who“ im deutschenWikipedia
Wikipedia: The Whowird das Zerschlagen derGuitarren ausdrücklich als „künstlerisches Element“ des Auftritts gekennzeichnet. Umsodeutlicher wird da nun das unsägliche „Gitarrenschänder“.
Das istKloakenjournalismus der niedrigsten Kategorie, selbst Kloaken-‚Bild’ hätte das kaumbesser gemacht. Shame on you, taz!
Wollen wir der ‚taz’ zu gute halten, dies seiein einmaliger Ausrutscher gewesen. Den Herrn Kutzmany hat man hoffentlich längstentlassen.
Wie man an diesen beiden Beispielen sehen kann, haben deutscheMassenmedien sehr wohl – und schändlich – über ‚Operation Ore’ berichtet – damals, als esdarum ging, ein ungehäures Netzwerk von Hunderttausenden von pädophilenInternet-Missbrauchern zu konstatieren.
Die Frage stellt sich, was berichten sienun, da, beginnend im Jahr 2005 und nun ganz intensiv seit Januar bis Juni 2007 dieNachrichten eingehen, dass es sich im wesentlichen um die Verfolgung Unschuldigerhandelt.
Im britischen Medienwald haben unter anderem einer der BBC-Sender, der‚Guardian’ und der ‚Independent’, ebenso ‚BBC-News’ und die ‚Sunday Times’ hierüberberichtet, immer noch wenig angesichts der Grösse des Skandals.
Die deutschenMassenmedien dagegen üben sich in Schweigen – und zwar absolut! Man mache sich die Mühe,im Internet „Operation Ore“ oder "Operation Pecunia“ auf Deutsch zu googeln (man mussübrigens bei dieser Suche „Operation Ore“ in Anführungszeichen setzen, sonst bekommt manein Unzahl von Ergebnissen, in denen die beiden Worte ohne Zusammenhang vorkommen. Ebensomuss man ausdrücklich darauf bestehen, nur Seiten auf deutsch zu bekommen, sonst wird dieenglischsprachige Literatur als Ergebnis geliefert, auch wenn man auf dem deutschengoogle.de ist).
Man wird nicht eine, ich wiederhole: NICHT EINE EINZIGE Notizauch nur eines der Massenmedien in Deutschland finden, in der über die aufkommendenZweifel an der Schuld der Angeklagten und schliesslich die Beweise für die Unschuld fastaller berichtet wird.
Mit anderen Worten: Nicht eine Zeitung, nicht ein grössererRadiosender, nicht eine Fernsehstation, nicht ein angebliches Nachrichtenmagazin, nichteine Illustrierte in Deutschland hielt es für nötig, nach der ausführlichenBerichterstattung über das Aufspüren von Hunderttausenden von angeblichenKinderporno-Pädophilen im Internet in den Jahren 2002 und 2003 nun auch zu berichten,dass sich dies alles als völllig verfehlte Aktion gegen Opfer von Kriminellen oder mitanderen Worten als der grösste Polizei- und Justiz-Skandal (in Bezug auf die Zahlbetroffener Opfer) des neuen Jahrtausends herausgestellt hat.
Damit weitet sichdieser Skandal auch noch zu einem Medien-Skandal aus.
Es ist somit bewiesen, diedeutsche Landschaft der Massenmedien ist völlig gleichgeschaltet, zu 100%. Zunächstberichtete man nur, was die Polizei oder das BKA verlauten liessen, ohne eine einzigekritische Frage zu stellen. Wenn sich das Ganze dann als riesiger Fall der VerfolgungUnschuldiger herausstellt, sieht man weg und lässt die Opfer allein.
Trotzdem istes bemerkenswert, dass im Gegensatz zu anderen Ländern sich nicht ein Einziges,vielleicht kleineres, in der Reihe der Massenmedien findet, das ausschert und auch einmalKritisches zur Arbeit von Polizei, BKA und Staatsanwaltschaften berichtet.
Es kannja den deutschen Massenmedien nicht entgangen sein, dass es Neues zu diesem Thema gibt,denn Berichte im BBC-Radio, der ‚Sunday Times’ und dem ‚Guardian’ sind schliesslichnichts Verstecktes oder wenig zugänglich, zumal all dies leicht findbar im Internetdokumentiert ist.
Veröffentlicht am 14. Juli 2007 in der Berliner Umschau