Böse AMIS und Engländer?
12.04.2007 um 23:57
gollum23
Sueskrise
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu:Navigation, Suche
Die Sueskrise (auch: Suezkrise) im Jahr 1956 war eine in einenbewaffneten Konflikt mündende Krise zwischen Ägypten auf der einen und einer Allianz ausGroßbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite. Hauptstreitpunkt war dieKontrolle über den strategisch bedeutsamen Sueskanal. Das Resultat war trotzmilitärischer Erfolge eine Blamage und Schwächung der europäischen Mächte, eine Stärkungder ägyptischen Position in Nahost und eine Erhöhung des sowjetischen Einflusses auf dieNahost-Region.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]
* 1 Beginn der Krise
* 2 Motive
* 3 Vorbereitungen
* 4 Die Invasion
* 5 Waffenstillstandund Rückzug
* 6 Konsequenzen
* 7 Siehe auch
Beginn der Krise[Bearbeiten]
Die Ursachen der Krise liegen in der Struktur der Nutzung desSueskanals begründet. Die Erteilung einer Konzession zum Bau an eine ausländischeGesellschaft schloss natürlich deren wirtschaftliche Nutzung durch dieselbe Gesellschaftmit ein. Zudem stieg mit zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung des Öls die Abhängigkeitder europäischen Mächte von der Nutzung des Kanals. Die freie Durchfahrt versuchte vorallem Großbritannien durch starke Einflussnahme auf die Innenpolitik Ägyptens und durchmilitärische Präsenz am Kanal zu erreichen.
Die Anfänge der Krise reichen bis insJahr 1952. Nach dem Sturz König Faruqs durch Offiziere der ägyptischen Armee änderte dieneue Regierung ihre bis dahin mit den europäischen Mächten kooperative Politik zu einemnationalistischen, panarabischen und antiisraelischen Kurs. Dieser Kurs heizte sowohl denKonflikt mit Israel an, als auch den mit Frankreich und Großbritannien, die an derKontrolle über den Sueskanal festhielten. 1954 verpflichtete sich Großbritannien, seineTruppen binnen 20 Monaten aus dem Gebiet abzuziehen. Alles deutete auf eine friedlicheLösung hin.
Motive [Bearbeiten]
Im Laufe des Jahres 1956 verschärfte sichder Konflikt zwischen Ägypten und Israel, das sich zunehmend Angriffen durch Fedajin vonägyptischem Territorium und vom ägyptisch besetzten Gaza-Streifen aus erwehren musste.Ägypten, nun unter der Führung von Präsident Gamal Abdel Nasser, blockierte den Golf vonAkaba und sperrte den Sueskanal für israelische Schiffe und verletzte somitInternationales Recht. Zugleich bildete Ägypten gemeinsam mit Jordanien und Syrien ein"Vereinigtes Arabisches Oberkommando", das aber faktisch nur wenig Befugnissehatte.
Nasser plante vor dem Hintergrund seines sozialistisch inspiriertenProgramms zur Beseitigung des Massenelends den Bau des Assuan-Staudamms. Nasser versuchtedie USA und die Sowjetunion mit deren Finanzierungshilfszusagen gegeneinanderauszuspielen. Nachdem die Supermächte diese deshalb zurückzogen, verstaatlichte der unterDruck geratene Nasser am 26. Juli 1956 zur Finanzierung des Dammes den Sueskanal, an dembritische Banken und Unternehmen 44 % der Anteile hielten. Zwar entschädigte er dieAnteilseigner, trotzdem wurden sie um den Besitz einer sehr wichtigen Handelsroutegebracht. UdSSR und Indien billigten auf drei ergebnislosen internationalen Konferenzenletztlich die Nationalisierung, aber Großbritannien war sowohl ökonomisch als auchmachtstrategisch beunruhigt.
Frankreich wiederum kämpfte um seine Kolonien imMaghreb. 1954 war in Algerien der Aufstand losgebrochen, der durch Waffennachschub ausÄgypten unterstützt wurde.
Israel hoffte, sowohl die Ägypter militärisch zuvernichten, als auch den Gazastreifen und Scharm el Scheich zu erobern. EinFallschirmjägerüberfall auf das westliche Ende des Mitla-Passes sollte mit einerVergeltung von palästinensischen Angriffen begründet werden.
Vorbereitungen[Bearbeiten]
Um die öffentliche Meinung auf die Notwendigkeit eines Kriegeseinzustimmen, forderte der britische Premierminister Anthony Eden, dass man der Bedrohungdurch den "Mussolini vom Nil" entschlossen entgegentreten müsse. Dies verfehlte seineWirkung nicht, denn Eden galt als entschiedener Gegner der Appeasement-Politik gegenüberHitler und Mussolini. Eden erhielt vom Air Marshall Barnett die Versicherung, dassLuftangriffe alleine bereits ausreichen würden, um einen Sturz der Regierung Nasser zuerreichen. Trotzdem sah der Plan "Operation Musketeer" massive Luftangriffe auf dieFlugplätze der ägyptischen Luftwaffe vor. Fünf Tage nach Beginn des Angriffs sollte dieZurückeroberung der Kanalzone durch Fallschirmjäger erfolgen.
Bei mehrerenGeheimtreffen von Großbritannien, Frankreich und Israel in Sèvres nahe Paris wurdeKoordinationsarbeit geleistet. So trafen sich am 29. September Frankreichs AußenministerChristian Pineau und Verteidigungsminister Maurice Bourges-Maunoury mit IsraelsVertretern Golda Meïr, Schimon Peres und Mosche Dajan. Im Oktober folgten ZusicherungenFrankreichs und Großbritanniens über Waffenlieferungen. Frankreich sagte außerdem denSchutz des israelischen Luftraums und der Küste zu. Zudem wollte Frankreich mit seinemVeto im UN-Sicherheitsrat einer gegen Israel gerichteten Entscheidung entgegenwirken. ImOktober 1956 planten die drei Staaten dann die "Operation Musketeer". Details über diesesTreffen wurden erst Jahre später bekannt. Israel sollte eine Invasion starten, sodassGroßbritannien und Frankreich als vermeintliche Friedensmächte intervenieren könnten. DieEuropäer würden dann die israelischen und ägyptischen Armeen zum Rückzug auf diejeweilige Seite des Kanals bewegen und eine britisch-französischeInterventionsstreitkraft am Kanal um Port Said stationieren. Auf diese Weise konnten dieEuropäer als Friedensstifter auftreten, während Israel die undankbare Rolle desAggressors zukam.
Die Invasion [Bearbeiten]
Operationen während derSueskrise
Operationen während der Sueskrise
Am 29. Oktober 1956 begann Israelmit der Invasion des Gazastreifens und der Sinai-Halbinsel und stieß schnell in Richtungdes Kanals vor. Daraufhin setze eine konspirative Geheimdiplomatie ein: Als am folgendenNachmittag in London der dortige ägyptische Botschafter ins Foreign Office gerufen wurde,trat ihm dort nicht nur der Vertreter des britischen Außenministers Selwyn Lloyd, SirIvone Kirkpatrick entgegen, sondern auch der französische AußenministerPineau.
Die beiden überreichten dem Botschafter einen Forderungskatalog, dereindeutig proisraelisch war und somit Großbritannien und Frankreich als "ehrliche Makler"in dieser Sache nachhaltig diskreditierte.
In dem auf zwölf Stunden befristetenbritisch-französischen Ultimatum wurde von den ägyptischen Truppen verlangt, zehn Meilenhinter den Suez-Kanal zurückzuweichen und damit die ganze Sinai-Halbinsel zu räumen. DenIsraelis hingegen wurde nur aufgetragen, nicht näher als 16 Kilometer an den Suez-Kanalheranzurücken. So weit waren sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nichtvorgedrungen.
Zudem wurde noch von Ägypten das Einverständnis mit der"vorübergehenden" Besetzung von Suez, Ismailia und Port Said gefordert. Präsident Nasserwies die Forderung und das Ultimatum wie erwartet zurück. Durch seine Ablehnung lieferteer Großbritannien und Frankreich den erwünschten Grund, die Kontrolle über den Kanalmilitärisch zurückzuerobern und das Regime Nassers zu stürzen.
Am 31. Oktoberbegannen Großbritannien und Frankreich mit der Bombardierung ägyptischerFlughäfen.
Das israelische 890. Fallschirmjäger-Bat. hatte inzwischen nach einerLuftlandung den Ostausgang des strategisch wichtigen Mitla-Pass gesichert. Der Rest der202. Fallschirmjäger-Brigade unter Ariel Scharon kämpfte sich in zwei Tagen auf demLandweg die 200 km durch feindliches Gebiet zum Mitla Pass vor. Ein israelischerSpähtrupp geriet im Pass unter schweres ägyptisches Feuer und wurde vom Rückwegabgeschnitten. Scharon ließ seine Männer den Pass einnehmen, um den Spähtrupp zu rettenund gleichzeitig die einzig mögliche Stelle für einen größeren ägyptischen Gegenangriffim südlichen Sinai nachhaltig zu sichern.
Am 5. November landeten alliierteFallschirmjäger am Flughafen Gamil, sicherten das Gelände und errichteten eine Basis zurLuftunterstützung. In den frühen Morgenstunden des 6. November landeten die Kommandos 40und 42 der Royal Marines mit amphibischen Fahrzeugen und Feuerunterstützung vonSchlachtschiffen an den Stränden Ägyptens. Port Said wurde durch verheerende Brände fastvollständig zerstört.
Beim weiteren Vorstoß trafen die Landekommandos auf hartenWiderstand. Kommando 45 der Marines griff per Hubschrauber an (die erste Operation dieserArt in der Kriegsgeschichte) und begann mit dem Häuserkampf in einer Region, wo derBesitz von Schusswaffen für Männer nichts Ungewöhnliches ist. Ägyptische Scharfschützenund eigenes Feuer fügten den Marineinfanteristen zwar schmerzhafte Verluste zu, trotzdemkonnten diese das Gefecht für sich entscheiden.
Das eilig verbreitete Gerücht, diesowjetische Armee käme Ägypten zur Hilfe, konnte Nassers demoralisierte Truppen nichtmehr stabilisieren: Die ägyptische Armee und ihre sieben gepanzerten Divisionen musstenwegen des schnellen Vorstoßes der Angreifer und deren Luftüberlegenheitzurückweichen.
Die Kommandos erreichten den Kanal und wandten sich nach Südwestenin Richtung Kairo. Jetzt, da der Kanal in den Händen der "Alliierten" war, sicherten sievor einem weiteren Vorstoß nach Süden und Westen ihre Positionen.
Waffenstillstandund Rückzug [Bearbeiten]
Die europäischen Mächte erhielten in dem Konflikt keineRückendeckung von Seiten der Vereinigten Staaten. Diese erachteten vor dem Hintergrunddes Kalten Krieges gute Beziehungen zu Staaten der Dritten Welt für wichtiger alsenglisch-französische Macht- und Wirtschaftsinteressen. Zudem - vielleicht noch wichtiger- wollten sie ein Ausufern des Konflikts zu einem größeren Krieg verhindern, nachdem dieUdSSR gedroht hatte, Ägypten militärisch zu unterstützen.
Diebritisch-französische Intervention wurde daher von den USA und den Vereinten Nationenverurteilt; im November 1956 wurden Großbritannien und Frankreich zum Waffenstillstandund Rückzug gezwungen. Die USA drohten Großbritannien auch mit der Veräußerung vonReserven an britischer Währung, was deren Kurs hätte einbrechen lassen. Die VereintenNationen stationierten nach dem Rückzug die Friedenstruppe UNEF I (United NationsEmergency Force).
Konsequenzen [Bearbeiten]
Das Engagement am Kanal, obwohlmilitärisch erfolgreich, entwickelte sich so gerade für Großbritannien zu einerDemütigung ersten Ranges. Premierminister Eden musste zurücktreten, die britischeWirtschaft und Währung kamen unter Druck. Zugleich verfestigte sich GroßbritanniensVerlust seiner Weltmachtstellung - es war der letzte Versuch der alten Weltmacht, ohneZusammenarbeit mit der neuen Weltmacht USA, ihre Interessen durchzusetzen. Zudem wuchsder Widerstand der Staaten der Dritten Welt: Die Niederlage der Briten beschleunigte dieEntwicklung, mit der in den nächsten Jahren auch die restlichen britischen undfranzösischen Kolonien die Unabhängigkeit anstrebten.
Zunehmend schaltete sich dieUdSSR in den Nahostkonflikt ein und unterstützte Ägypten militärisch undwirtschaftlich.
Auf ägyptischer Seite stärkte die Krise trotz militärischerNiederlage massiv die Position Nassers in der arabischen Welt und seinen Panarabismus.