Link: www.spiegel.de (extern)TERROR-PLANER SCHEICH MOHAMMED
"Ich war verantwortlich von A bis Z"
Attentate auf Atomkraftwerke, auf die Ex-US-Präsidenten Carter und Clinton, auf denPapst - bei seinem 9/11-Geständnis in Guantanamo soll Chalid Scheich Mohammed vieleweitere Terrorpläne offenbart haben. Qaida-Chef Bin Laden verglich er mit dem erstenUS-Präsidenten George Washington.
Washington - "Ich war verantwortlich für dieOperation am 11. September, von A bis Z." Mit diesen Worten soll Chalid Scheich Mohammedhinter verschlossenen Türen gestanden haben, Chefplaner der verheerenden Anschläge aufdas World Trade Center und das Pentagon im Jahr 2001 gewesen zu sein. Der Satz findetsich im Protokoll einer Anhörung vor einem Militärtribunal im US-Lager Guantanamo aufKuba vom vergangenen Freitag. Das US-Verteidigungsministerium hat das Dokument jetzt inzensierter Fassung veröffentlicht. "Ich war der ausführende Direktor für Scheich OsamaBin Laden, was die Organisation, die Planung, das Nachfassen und die Ausführung derOperation 11. September anging", wird Mohammed in dem 26-seitigen Protokoll weiterzitiert.
Video: Reuters - siehe Link
Doch der 41-jährige Pakistanererklärte sich laut Protokoll bei seinem ersten Gerichtstermin seit seiner Festnahme vorvier Jahren nicht nur für die Anschläge vom 11. September verantwortlich. Insgesamtbekannte sich Mohammed zur Planung von 28 Anschlägen zwischen 1993 und 2003. Darunterwaren fehlgeschlagene Attentate auf den verstorbenen Papst Johannes Paul II. und dieehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter, aber auch die tödlichenBombenanschläge von Bali und auf eine Touristenanlage in Kenia.
Im Detail liestsich das Protokoll an dieser Stelle wie eine Liste des Grauens. Danach übernahm Mohammedvollständig oder in Teilen die Verantwortung für folgende Anschläge und Anschlagspläne:
das Attentat auf das World Trade Center 1993,
die Anschläge aufNachtclubs im indonesischen Bali 2002,
die Attentate im gleichen Jahr auf Urlauberund ein israelisches Flugzeug in Kenia,
den Flugzeug-Anschlagsversuch desSchuhbombers Richard Reid,
Attentatspläne auf Big Ben, Canary Wharf und denFlughafen Heathrow in London,
-außerdem auf die New York Stock Exchange und andereFinanzinstitutionen
und den Panama-Kanal,
eine geplante "zweite Welle" vonFlugzeug-Anschlägen auf US-Hochhhäuser - den Library Tower in Los Angeles, den SearsTower in Chicago, die Plaza Bank in Seattle und das Empire State Building in New York -,
einen Anschlagsversuch auf den damaligen Papst Johannes Paul II. beim Besuch auf denPhilippinen,
Anschläge gegen Pakistans Präsidenten Pervez Musharraf,
Attentatspläne gegen die früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter,
Pläne für Angriffe auf US-Atomkraftwerke,
auf Brücken in New York
und aufdas Nato-Hauptquartier in Belgien,
Anschlagsvorbereitungen in Thailand, Israel, derTürkei,
die geplante Zerstörung von US- und israelischen Botschaften in Asien undAustralien,
außerdem von US-Militärschiffen und Öltankern auf den Weltmeeren
und der Ölfirma des früheren US-Außenministers Henry Kissinger in Indonesien.
An einem Punkt ist die Liste geschwärzt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur APerklärte Mohammed an dieser Stelle, er sei auch für die Enthauptung des 2002 in Pakistanentführten US-Reporters Daniel Pearl verantwortlich.
Dem Protokoll zufolge warMohammed persönlich im Gerichtssaal - allerdings äußerte sich in weiten Teilen einpersönlicher Vertreter für ihn. Mohammed galt bis zu seiner Festnahme im März 2003 alsNummer drei in der Qaida-Hierarchie, hinter Osama Bin Laden und Aiman al-Sawahiri.
Bizarrer Bin-Laden-Vergleich
Mit Blick auf seinen Terror-Chef setzteMohammed laut Protokoll zu einem bizarren Vergleich an. Sowohl Osama Bin Laden wie auchGeorge Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, stünden für den Kampf fürUnabhängigkeit: "Er macht das Gleiche", sagte er über Bin Laden, "er kämpft einfach. Erbraucht seine Freiheit." Das Wort Terrorist führe in die Irre: Die Briten hättenWashington einst im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auch als Terroristenwahrgenommen.
Laut Mitschrift gibt Mohammed vor, die Opfer seiner Anschläge zubedauern. Er sei nicht froh, dass am 11. September rund 3000 Menschen getötet wurden, "estut mir sogar Leid", wird er zitiert. Er möge es nicht, Menschen zu töten, "es tut mirLeid, dass Kinder getötet wurden." Aber das sei Teil des Krieges: "Die Sprache jedesKrieges auf der Welt ist das Töten."
An einer Stelle der Mitschrift beklagtMohammed Folter durch den US-Geheimdienst CIA. Auf die Nachfrage, ob er irgendeine seinerAussagen wegen Folter gemacht habe oder jetzt mache, bleibt die Antwort zunächst unklar,sie ist teilweise zensiert. Später erklärt Mohammed, dass er seine Einlassungen vor demTribunal unter Druck gemacht habe. Die Anhörungen in Guantanamo sind vonMenschenrechtlern heftig kritisiert worden. Diese werfen dem US-Militär unter anderemvor, Scheintribunale eingerichtet zu haben, die auch durch Zwang erzielte Aussagenheranziehen dürften.
PROTOKOLLE DER TERROR-ANHÖRUNGEN
Das US-Verteidigungsministerium hat zensierte Protokolle der Anhörungen von drei hochrangigenTerrorverdächtigen herausgegeben.
Hier finden Sie die Dokumente zumHerunterladen: siehe Link
Anhörung von Chalid Scheich Mohammed
Anhörung vonAbu Faradsch al- Libi
Anhörung von Ramzi Binalshibh
Das Pentagonveröffentlichte auch Niederschriften von Anhörungen im Fall des Libyers Abu Faradschal-Libi und des Jemeniten Ramsi Binalshibh. Binalshibh hatte sich allerdings geweigert,an seiner Anhörung teilzunehmen. Er soll Mohammed bei der Planung der Anschläge vom 11.September geholfen haben. Al-Libi soll im Dezember 2003 innerhalb von elf Tagen zweiAttentate auf den pakistanischen Präsidenten Musharraf organisiert haben.
DieAnhörungen gegen 14 zentrale Terrorverdächtige begannen am vergangenen Freitag inGuantanamo. Das Militärtribunal soll entscheiden, ob Mohammed und 13 Mitgefangene als"feindliche Kämpfer" eingestuft und damit weiter festgehalten werden können. Die von denUSA als besonders gefährlich eingestuften 14 Häftlinge waren im September aus geheimenCIA-Auslandsgefängnissen in das US-Lager auf Kuba verlegt worden. Insgesamt werden dortnoch rund 385 Häftlinge festgehalten, von denen vielen eine Zusammenarbeit mit al-Qaidaoder der afghanischen Taliban-Miliz vorgeworfen wird. phw/AP/reuters/AFP
>>Qaida-Chef Bin Laden verglich er mit dem ersten US-Präsidenten GeorgeWashington.<<Lölchen...
Gruß