http://freisein.wordpress.com/2006/12/30/die-10-wichtigsten-argumente-gegen-ein-verbot-von-„killerspielen“/1. Killerspiele gibt es überhaupt nicht.
Ohne den von Edmund Stoiber geprägtenBegriff wäre das gesamte Verbotsbestreben wohl chancenlos. Das Wort ist einpropagandistisches Meisterwerk, denn jedes Spiel, das als Killerspiel bezeichnet wird,verwandelt sich sofort zu etwas abnormalem und nicht schützenswerten. Wer„Killerspiel“ hört, denkt an etwas krankes, das verboten werden muss undfragt gar nicht mehr nach, um was es in dem Spiel eigentlich geht. Was momentan passiert,ist in etwa so, als würde man jeden James-Bond-Film zum Killerfilm abstempeln, weil darinauf Menschen geschossen wird und dann die Bevölkerung fragen „Sollen wirKillerfilme verbieten?“. Natürlich bekommt man auf diese Frage viel einfacher ein„ja“ als auf die Frage „Sollen wir Bond-Filme verbieten?“.
2. Computerspiele haben mit Amokläufen nichts zu tun.
Die Attentäter habennur zufällig die gleichen Spiele gespielt wie Millionen andere junge Männer. Genau wiesie die gleichen Filme gesehen, die gleiche Musik gehört und das gleiche Bier getrunkenhaben. Die Chance bei etwa 18jährigen Männern ein Computerspiel mit Gewaltinhalten zufinden ist angesichts der Popularität der Spiele etwa so hoch, wie bei ihnen einenActionfilm oder eine Kiste Cola zu finden. Der Zusammenhang zwischen Amokläufen undSpielen wurde von den Verbotseiferern selbst hergestellt, um die Verbotsdebatte zuemotionalisieren und in die Schlagzeilen zu bringen.
3. Für Jugendliche sind„Killerspiele“ bereits verboten.
Der Jugendschutz in Deutschland istder Verbindlichste in der demokratischen Welt. In keinem anderen Land wird jedes Spielvor seiner Markteinführung von Experten alterseingestuft oder indiziert. DasFamilienministerium lobt die Arbeit der dafür zuständigen USK ausdrücklich und siehtkeine Notwendigkeit zur Verschärfung bestehender, strenger Gesetze. Dass Kinder undJugendliche sich in deutschen Läden die brutalsten Spiele kaufen können ist schlichtwegfalsch. Leider wird trotzdem immer wieder von einer (nicht nachgewiesenen) Gefahr fürJugendliche gesprochen und dann, völlig unlogisch, ein Verbot für Erwachsene gefordert.
4. Nicht mögen ist nicht dasselbe wie verbieten wollen.
Niemanderwartet, dass Computerspiele mit Gewaltinhalten von allen Menschen gut gefunden werden.Jeder hat das Recht, Gewaltspiele widerwärtig zu finden und Spiele generell als übleZeitverschwendung zu erachten. Das ist aber etwas anderes, als bestimmte Spiele anderenErwachsenen (!) generell verbieten zu wollen. Gerade das Tolerieren andersartigerMeinungen ist es doch, was eine freie Demokratie von einem totalitären Staatunterscheidet. Leider wird in der Debatte über die Spiele immer wieder „nichtmögen“ mit „verbieten wollen“ gleich gesetzt. Dabei ist es doch völlignormal, manche Computerspiele zu verabscheuen, und trotzdem gegen ihr Verbot zu sein.
5. Die Verbotsdebatte ist ein Ablenkungsmanöver und Spiele Sündenböcke.
Sebastian B., der Täter von Emsdetten, hat einen mehrseitigen Abschiedsbrief, Videos,ein Tagebuch und Webseiten hinterlassen. Er begründet seine über Jahre geplante Tatdetailliert. Er wollte sich an den Menschen rächen, die ihn zum Außenseiter in der Schulegemacht, gemobbt, geschlagen, getreten und bespuckt haben. Er erzählt in seinemAbschiedsvideo sogar, wie ihm ein Mitschüler einen mit einem Feuerzeug erhitztenSchlüssel auf die Hand gedrückt hat. Dass so etwas den für ein Massaker nötigen Hasserzeugt ist zwar wesentlich plausibler als die Behauptung, dass Spiele schuld seien, diedetaillierten Begründungen des Täters werden aber von Politikern und Medien einfachignoriert, ebenso wie die Tatsache, dass es sich bei der Tat um eine Nachahmung desLittleton-Massakers von 1999 handelt und Sebastian B. die Täter von Littleton wie Götterverehrte. Statt über Schulklima, Außenseitertum, Mobbing und Vorbilder für die Tat, wirdausschließlich über Spiele diskutiert. Immer heftigere Verbotsforderung und Berichte übergemeingefährliche Computerspiele sind eben wesentlich schlagzeilenkompatibler als eineschmerzhafte Selbstanalyse der Gesellschaft.
6. Die Verbotsdebatte ist eineaufgewärmte Hexenjagd und ein Generationskonflikt.
Mitte des letztenJahrhunderts war der „teuflische“ Rock’n’Roll an allem Schuld undsollte verboten werden, in den 80ern waren es Gewaltfilme, in den 90ern Heavy-Metal-Musikund jetzt sind es eben Computerspiele. Scheinbar hat niemand gelernt, dass solche vonkonservativen Moralwächtern angestachelten Hexenjagden keine Probleme lösen, sondern nurAusdruck von Hilflosigkeit und von schwelenden Generationskonflikten sind.
7.Die Debatte entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage.
LautFamilienministerium hat die Forschung zur Wirkung virtueller Gewalt auf Jugendliche„ein breites Spektrum von Ergebnissen hervorgebracht: Von keinerlei Auswirkung überAggressionssteigerung, Verrohung bis zum Aggressionsabbau”. Kein Forscher behaupteternsthaft, dass Computerspiele wirklich Schuld an Schulmassakern sind. Allerdings wirddies in der Medienberichterstattung oft wie ein Fakt angenommen. Auf der Webseite vomangesehenen Ober-Killerspielejäger Prof. Dr. Pfeiffer, der den Verbotseiferern diescheinbar wissenschaftliche Grundlage gibt, findet sich unter all den Veröffentlichungennur ein einziges Dokument, dass sich direkt mit dem Thema „Killerspiele“befasst: Eine Kirchenpredigt (kein Scherz) in der er zu dem Schluss kommt, dasComputerspiele mit Gewaltinhalten nicht mit den 10 Geboten vereinbar sind. Amen.
8. Die verbotsgefährdeten Spiele sind das Hobby von Millionen.
Die Spiele,auf deren Verbot Stoiber, Beckstein und andere jetzt drängen, gehören zu denMeistverkauften weltweit. Sie sind nicht die Beschäftigung einiger verstörterJugendlicher, sie sind das Hobby von Millionen Menschen aus allen gesellschaftlichenSchichten in Deutschland! Millionen Deutsche würden durch ein Verbot also von einemweltweiten Kulturphänomen ausgeschlossen und für die Ausübung ihres Hobbyskriminalisiert. Das klingt eher nach mittelöstlichem Gottesstaat als nach freiheitlicherDemokratie…
9. Verbote schaden der Demokratie.
Wo kommen wir hin,wenn Abneigungen in Verbote münden und enge Moralvorstellungen in Gesetze gegossenwerden? Ist es nicht der große Verdienst und der Stolz West-Europas, dass es hier soetwas nicht gibt? Dass jeder Mensch im größtmöglichen Rahmen die Freiheit hat, so zuleben wie er möchte? Wenn jeder alles verbieten könnte was ihm nicht gefällt, wären wirbald in einem totalitären Polizei- und Überwachungsstaat, in dem nur noch eine Art zuleben toleriert wird und in dem es keinen Fortschritt gibt. Warum verbieten wir nichtFußball, wenn es doch jede Woche zu Hooligan-Ausschreitungen kommt?! Warum verbieten wirnicht Autorennen? Die sind gefährlich, verschmutzen die Umwelt und animieren zum Rasen!Warum nicht auch gleich Zigaretten, und Alkohol verbieten. Beides scheint sowieso einÜbel für die Jugend zu sein und wurde sicher auch von Robert Steinhäuser und Sebastian B.konsumiert.
10. Verbote bringen praktisch nichts.
Selbst wenn Verbotegerechtfertigt wären, sie würden nicht greifen. Da die Spiele im Rest der Welt erlaubtund - anders als in Deutschland - auch für Jugendliche zugänglich sind, können sie dortauch erworben werden. So auch in unseren Nachbarländern. Aber auch ohne diese Möglichkeitwäre der Bezug für Jugendliche kein Problem, denn der Bezugsweg für indizierte Spiele istmeist nicht der befreundete Erwachsene, der die Spiele kauft, sondern das Internet. Mitimmer schnelleren Datenleitungen lassen sich die Spiele in Minutenschnelle aus demInternet laden. Um ein Verbot wirksam durchzusetzen, müssten also nicht nur sämtlichePostpakete aus dem Ausland geöffnet werden, sondern auch Internetleitungen ständigüberwacht werden, was einer Totalüberwachung im Stasi-Stil entspricht.
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Ich halte diesePunkte für richtig. Ich Spiele schon seit Jahren solche Spiele und ich habe noch niedarüber nachgedacht, irgendwen umzubringen (nicht mal Fliegen). Außerdem: Wenn die Spieleaus dem Ausland kommen (z.B. USA), sind das meistens noch brutalere, blutigere undgewalttätigere Versionen als bei uns. So wurde sowohl bei F.E.A.R. als auch bei FarCrydas sog. “Ragdoll” abgeschalten (realistisches Verhalten von Gegnern nachderen Tod). In den Originalversionen ist dies jedoch nicht der Fall.
Also dann nochviel Spass mit UT usw. wünscht euch Jamón (aka: der Schinken)
Kommentar von Jamón10.01.10 @ 4:21 nachmittags
Computerspiele auf dem Scheiterhaufen
Nach wie vor l�uft die Debatte �ber angebliche“Killerspiele” in Deutschland, was f�r mich Anlass genug ist, einmalmehr auf das Thema hinzuweisen.
Es stimmt mich immer wieder auf`s Neue nachdenklich,dass mit dem Thema Ego-Shooter dermasse…
Trackback von Stringworks Blog11.01.11 @ 12:06 vormittags
Ja! dem ist nichts hinzuzufügen! Ich binselber pazifistisch erzogen, habe Zivildienst geleistet war noch nie in eine Schlägereiverwickelt und spiele GERNE dieses bösen sogen. “Killerspiele”.
Fürmich entbehrt die “Argumentation” in den Medien und vor allem der Politikerjeglichen Sinnes und es bestätigt mich nur in meiner Meinung über Politiker. Deswegen:Ein klares JA zu Grün - die einzige Partei die scheinbar den Überblick hat. Meine Stimmekriegen machtgeile aktiionistische Politker nicht. Das hier soll auch morgen noch“mein Land” sein, meine Heimat, das Land an dem mein Herz hängt. Verbote,Zensur und Überwachung - nicht mit mir!
Man stelle sich nur vor über dieGesundheitsreform, Renten oder gar internationale Krisen würde ähnlich dilletantischdiskutiert wie das z. Zt. in D. zu diesem Thema stattfindet.
Gar nichtauszudenken… aber mir wird trotzdem übel…
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