Deutschland liebt seine Kinder nicht
15.02.2007 um 00:05Kinder in Deutschland haben schlechtere Zukunftschancen als ihre Altersgenossen in vielenanderen Industrienationen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung desUN-Kinderhilfswerks Unicef, die gestern in Berlin vorgestellt wurde. Deutschland rangiertdanach auf Rang elf von 21 Ländern. Die Autoren der Studie nannten das Ergebnis ähnlichernüchternd wie die Pisa-Untersuchung zur Bildung. Obwohl die Bundesrepublik zu denreichsten Ländern der Welt zähle, belege sie beim materiellen Wohlstand der Kinderlediglich Platz 13.
Als Sieger der ersten internationalen Vergleichsstudie zudiesem Thema ermittelte Unicef die Niederlande, gefolgt von Schweden, Dänemark undFinnland. Großbritannien wurde als das kinderunfreundlichste Land aller Industrienationenausgewiesen. Den vorletzten Platz belegten die USA. Untersucht wurden die materielleSituation der Kinder, ihre Gesundheit, ihre Bildung, die Beziehungen zu Eltern undGleichaltrigen sowie die Lebensweise und Risiken der Kinder. Außerdem wurde ausgewertet,wie Jungen und Mädchen ihre Lage selbst einschätzen.
Besondersbesorgniserregend nannten die Autoren der Studie das Risikoverhalten deutscherJugendlicher. Demnach raucht fast jeder sechste 15-Jährige mindestens einmal in derWoche. In keinem anderen Land wird dieser Wert übertroffen. Beim Alkoholkonsum gaben inGroßbritannien fast ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen an, schon zweimaloder öfter betrunken gewesen zu sein. In Deutschland sind es laut Studie etwa 17 Prozent.
Gravierende Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern. Demnach istdie Lage für Kinder in Bayern und Baden-Württemberg am besten. Im hinteren Drittelrangieren Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Schlusslicht ist Bremen.15-Jährige aus Bremen lägen in ihren schulischen Leistungen so weit hinter ihrenAltersgenossen im Süden wie portugiesische Kinder hinter japanischen Jugendlichen.
Die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis bezeichnete das Ergebnis für Deutschland als"hochspannend und hoch bedrohlich". Andere Nationen böten ihren Kindern verlässlichereLebensumwelten außerhalb der Familie. Sie kümmerten sich auch erfolgreicher umMigranten-Familien. Vor allem die nordeuropäischen Staaten hätten früh damit begonnen,Familienpolitik als einen Mix unterschiedlicher Maßnahmen zu begreifen. "In Deutschlandfehlen weiterhin Institutionen für die frühkindliche Erziehung und Ganztagsschulen",sagte Simonis.
Streit in der großen Koalition
BundesfamilienministerinUrsula von der Leyen (CDU) sieht sich durch den Bericht bestätigt. "Wir haben in denvergangenen Jahrzehnten eine Entwicklung verschlafen, die im Ausland viel früher erkanntwurde", ließ sie erklären. Eine erfolgreiche Familienpolitik müsse es Frauen und Männernleichter machen, Zeit für Kinder zu haben und gleichzeitig ihre Fähigkeiten im Berufentfalten zu können.
Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion imBundestag, Johannes Singhammer (CSU), reagierte wenig überrascht auf die Ergebnisse derStudie. "Viel gravierender ist der Befund, dass Kinder in Deutschland immer wenigererwünscht sind und die Zahl der Geburten weiter zurückgeht", sagte Singhammer derBerliner Zeitung. Nötig sei eine groß angelegte Werbekampagne, um die Menschen zumUmdenken zu bewegen. Als Namen für die Kampagne schlug Singhammer vor: "Deutschland -Kinder gehören dazu".
SPD-Fraktionsvize Nicolette Kressl bekräftigte diePosition ihrer Partei, dass Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam in den Aufbauzusätzlicher und besserer Kinderbetreuungsmöglichkeiten investieren sollten. "DassUnionsfraktionschef Volker Kauder meint, der Bund solle nicht für Kitas zahlen, istangesichts der Lage vollkommen unverständlich", sagte Kressl.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/628915.html
Traurig aber wahr...
Als Sieger der ersten internationalen Vergleichsstudie zudiesem Thema ermittelte Unicef die Niederlande, gefolgt von Schweden, Dänemark undFinnland. Großbritannien wurde als das kinderunfreundlichste Land aller Industrienationenausgewiesen. Den vorletzten Platz belegten die USA. Untersucht wurden die materielleSituation der Kinder, ihre Gesundheit, ihre Bildung, die Beziehungen zu Eltern undGleichaltrigen sowie die Lebensweise und Risiken der Kinder. Außerdem wurde ausgewertet,wie Jungen und Mädchen ihre Lage selbst einschätzen.
Besondersbesorgniserregend nannten die Autoren der Studie das Risikoverhalten deutscherJugendlicher. Demnach raucht fast jeder sechste 15-Jährige mindestens einmal in derWoche. In keinem anderen Land wird dieser Wert übertroffen. Beim Alkoholkonsum gaben inGroßbritannien fast ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen an, schon zweimaloder öfter betrunken gewesen zu sein. In Deutschland sind es laut Studie etwa 17 Prozent.
Gravierende Unterschiede gibt es auch zwischen den Bundesländern. Demnach istdie Lage für Kinder in Bayern und Baden-Württemberg am besten. Im hinteren Drittelrangieren Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Schlusslicht ist Bremen.15-Jährige aus Bremen lägen in ihren schulischen Leistungen so weit hinter ihrenAltersgenossen im Süden wie portugiesische Kinder hinter japanischen Jugendlichen.
Die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis bezeichnete das Ergebnis für Deutschland als"hochspannend und hoch bedrohlich". Andere Nationen böten ihren Kindern verlässlichereLebensumwelten außerhalb der Familie. Sie kümmerten sich auch erfolgreicher umMigranten-Familien. Vor allem die nordeuropäischen Staaten hätten früh damit begonnen,Familienpolitik als einen Mix unterschiedlicher Maßnahmen zu begreifen. "In Deutschlandfehlen weiterhin Institutionen für die frühkindliche Erziehung und Ganztagsschulen",sagte Simonis.
Streit in der großen Koalition
BundesfamilienministerinUrsula von der Leyen (CDU) sieht sich durch den Bericht bestätigt. "Wir haben in denvergangenen Jahrzehnten eine Entwicklung verschlafen, die im Ausland viel früher erkanntwurde", ließ sie erklären. Eine erfolgreiche Familienpolitik müsse es Frauen und Männernleichter machen, Zeit für Kinder zu haben und gleichzeitig ihre Fähigkeiten im Berufentfalten zu können.
Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion imBundestag, Johannes Singhammer (CSU), reagierte wenig überrascht auf die Ergebnisse derStudie. "Viel gravierender ist der Befund, dass Kinder in Deutschland immer wenigererwünscht sind und die Zahl der Geburten weiter zurückgeht", sagte Singhammer derBerliner Zeitung. Nötig sei eine groß angelegte Werbekampagne, um die Menschen zumUmdenken zu bewegen. Als Namen für die Kampagne schlug Singhammer vor: "Deutschland -Kinder gehören dazu".
SPD-Fraktionsvize Nicolette Kressl bekräftigte diePosition ihrer Partei, dass Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam in den Aufbauzusätzlicher und besserer Kinderbetreuungsmöglichkeiten investieren sollten. "DassUnionsfraktionschef Volker Kauder meint, der Bund solle nicht für Kitas zahlen, istangesichts der Lage vollkommen unverständlich", sagte Kressl.
Traurig aber wahr...