neues Futter für >Killer-Spiele-Junkies (;-)
siehe:
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,475054,00.htmlKillerschach amPotsdamer Platz
Von Helmut Merschmann
Mit einer blutrünstigenSchachpartie am Potsdamer Platz richtet sich die Berliner Piratenpartei gegen das Verbotvon "Killerspielen": Selbst die Passanten werden von kakaohaltigen Blutspritzern nichtverschont.
Am Ende fällt der weiße König. Schwarz hat die Partie gewonnen undhinterlässt ein Schachfeld der Verwüstung. Überall auf dem Berliner Potsdamer Platzliegen blutüberströmte Bauernopfer auf den weißen und schwarzen Quadraten. Von den beidenSpielern, die mit Megafon ihre Züge ankündigen, wurden sie gnadenlos in der Schlachtverheizt.
Es liegt ein Hauch von Kakao in der Luft. Mit dem Pulver ist dasKunstblut angereichert und gefärbt worden, das von den Spielern auf dem Potsdamer Platzliterweise verspritzt worden ist. Die Szenerie lässt sich metaphorisch verstehen, denndie "Kundgebung gegen das Verbot von Killerspielen" zieht die derzeitige Debatte um denbayerischen Gesetzentwurf gehörig durch den Kakao. "Wir wollen die Absurdität derSituation aufzeigen", sagt Martin Häcker, einer der Initiatoren der Kundgebung.
Zur Spaß-Demo aufgerufen hatte die Piratenpartei, eine im vergangenen September inBerlin gegründete Organisation mit Landesverbänden in Berlin, Bayern und Hessen.Deutschlandweit zählt man bereits mehr als 300 Mitglieder, größtenteils Computer-Geeksund Spielefans, aber auch ein paar Ex-Grüne, wie Organisator Häcker verrät.
Mitder spektakulären Schachpartie wollen die Piraten gegen einen neuen Paragraphen Stellungbeziehen, der auf Vorschlag Bayers ins Strafgesetzbuch übernommen werden soll."Spielprogramme" heißt es darin, "die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeitengegen Menschen oder menschenähnliche Wesen darstellen und dem Spieler die Beteiligung andargestellten Gewalttätigkeiten solcher Art ermöglichen", sollen künftig unter Strafestehen. Die Entscheidung im Bundesrat ist auf Herbst vertagt worden.
Piratenkoalieren nicht
Für die Piratenpartei gehen die Vorschläge viel zu weit. Untereinem generellen Verbot bestimmter Computerspiele hätten eben nicht nur Jugendliche zuleiden. "Erwachsene Menschen sind mündige Bürger, die selbst entscheiden können, was sietun", schallt es aus dem Megafon. Der bayerische Vorstoß zeige nur, dass er von Menschenstamme, die sich mit Computerspielen nicht auskennen. "Heutzutage wissen viele Kinderbesser mit Computern Bescheid als ihre Eltern." Ein Verbot von Computerspielen sei"schwachsinnig, weil es in Deutschland einen funktionierenden Jugendschutz gibt und weitreichende Gesetze."
Die junge Piratenpartei nimmt darüber hinaus für sich inAnspruch, die "entscheidenden Themen des 21. Jahrhunderts" zu behandeln. Seitdem sich imJanuar 2006 die schwedische Piratpartiet gegründet hatte, grassiert das Piratenfieberunter Anhängern von Open Source und digitalen Rechten auf der ganzen Welt.
Inzwischen hat sich eine Menschentraube um das Schachfeld am Potsdamer Platzversammelt. Johlend und feixend werden die Spielzüge kommentiert. Bisweilen müssen diemeist jungen Zaungäste dem Kunstblut ausweichen, das von den Schachfiguren im hohen Bogenverspritzt wird. Einige Jugendliche wollen spontan der Piratenpartei beitreten. JohannesKlick nicht. Er ist Mitglied des Landesverbands der Jungen Liberalen in Berlin und hatsich ein gelbes T-Shirt mit entsprechendem Logo übergezogen. Weil er eine "großeÜbereinstimmung in Sachen gesellschaftlicher Transparenz und Selbstverantwortung zwischenden Jungen Liberalen und der Piratenpartei" entdeckt hat, wollte er eigentlich an derSchachpartie teilnehmen. Doch die Piraten denken noch nicht ans Koalieren.