Nach offiziellen Angaben hat die saudische Regierung alle intoleranten Inhalte ausSchulbüchern entfernt. Eine Studie beweist, dass Schüler noch immer im Hass auf Christenund Juden, aber auch andere Muslime unterrichtet werden.
:(„Wir haben unsereLehrpläne komplett überarbeitet und aus den Textbüchern Inhalte entfernt, die alsintolerant wahrgenommen wurden.“ Das sagte bereits vor einem Jahr ein saudischerRegierungssprecher, und das wiederholte erst kürzlich, nämlich am 18. Mai 2006, dersaudische Botschafter in den USA, Prinz Turki al-Faisal.
Dies aber entsprichtnicht der Wahrheit, sagt das „Center for Religious Freedom“ [Zentrum fürReligionsfreiheit] in Washington. Das Zentrum hat zusammen mit dem „Institute for GulfAffairs“[Institut für Golfangelegenheiten] eine Studie mit dem Titel „Saudi-ArabiensLehrplan der Intoleranz“ erarbeitet. Für die Studie wurden 12 aktuelle religiöseLehrbücher des saudischen Bildungsministeriums untersucht. Das Original ist im Interneteinsehbar unter
http://www.freedomhouse.org/religion/pdfdocs/KSAtextbooks.pdf (Archiv-Version vom 10.11.2006) Der Studie zufolge handelt es sich bei der angeblichen Überarbeitung vonTextbüchern lediglich um kosmetische Korrekturen. Die Bücher seien weiterhin „in einerSprache gehalten, die gegenüber so genannten ‚Ungläubigen’ intolerant ist“, und dasschließe sowohl Juden und Christen als auch sämtliche Muslime mit ein, die sich nicht zuder rigorosen Schriftauslegung der Wahhabiten-Sekte bekennen. Die islamischeWahhabi-Richtung ist Grundlage der politischen Ideologie des saudischen Staates; sie istauch die Grundlage für die saudischen Lehrpläne.
Die Studie zeigt, dass dieLehrbücher schiitische Muslime und Sufi-Muslime verleumden; sie werden „Polytheisten“genannt, und ihre Glaubenspraxis wird als „ketzerisch“ bezeichnet. Muslime werdenaufgerufen, diese zu hassen; Juden, Christen und Freimaurer werden beschuldigt, Muslimezu unterdrücken; sie seien „Feinde der Muslime“, und der Konflikt zwischen Juden undMuslimen werde bis zum Jüngsten Tag andauern, am Ende werde der Islam siegen.
Die Verbreitung des Islam durch den Jihad sei eine religiöse Pflicht; Fälschungenwie „Die Protokolle der Weisen von Zion“ werden als historische Tatsachen betrachtet undin die Lehrpläne mit einbezogen; die Schüler werden aufgefordert, gegenüber „Ungläubigen“‚zwar nicht ungerecht zu sein,’ sie aber nicht zu grüßen, sie nicht zu imitieren, ihnengegenüber weder Loyalität zu zeigen noch sie zu respektieren, ihnen zu helfen oderhöflich zu ihnen zu sein.
Was in Saudi-Arabien gelehrt wird, ist für uns inEuropa oder in den Vereinigten Staaten nicht von Belang, mag manch einer denken. Doch inder immer enger zusammenwachsenden, globalisierten Welt, trifft diese Sicht nicht mehrzu. Das hebt der Präsident des „Center for Religious Freedom“, Peter Ackermann, deutlichhervor:
Muslime in aller Welt mit diesen Büchern unterrichtet
„Wasimmer heute in öffentlichen Schulen Saudi-Arabiens über Muslime und ihre Beziehungen zuanderen Religionen und Kulturen gelehrt wird, das wird Einfluss haben auf eine neueGeneration von Saudis, aber auch auf eine wachsende Zahl von Muslimen in der ganzen Welt,die mit diesen Textbüchern unterrichtet werden.“ und jüngere Ereignisse, ob in Darfur,Kosovo oder Ruanda, haben gezeigt, wie hoch die menschlichen Kosten als Folge solcherHass-Ideologien sind.
Die Studie weist auch zu Recht auf die Rolle dersaudischen Regierung in der Verbreitung einer Ideologie des islamischen Extremismus inihren sonstigen bildungspolitischen Publikationen hin. Derartige Schriften, diereligiösen Hass und Antisemitismus propagieren, finden auch in westlichen LändernVerbreitung, vor allem in Moscheen.
"Wenn das laufende Schuljahr endet,“ heißtes in der Studie, „werden Tausende neuer Schulabgänger in Saudi-Arabien ihre Schulen mitdem ihnen eingeimpften Glauben verlassen, dass alle, die einen anderen Glauben haben alsden [wahhabitischen] Islam, moralisch minderwertig, ja sogar böse sind. Ihre Textbücherwerden ihnen beigebracht haben, dass eine friedliche Koexistenz mit so genannten„Ungläubigen“ unerreichbar sei, und dass Gewalt zur Verbreitung des Islam nicht nurerlaubt, sondern eine religiöse Pflicht sei.“
Bedenkt man, dass es in anderenLändern der Welt achtzehn saudische Schulen gibt, denen jeweils der saudische Botschaftervorsteht, dann ist Saudi-Arabien auch dem Westen näher, als manch einer es gernewahrhaben möchte. Und was Deutschland betrifft: saudische Schulen gibt es nicht nur inAlgiers, Ankara, Istanbul, Beijing, Jakarta, Karatschi, Kuala Lumpur, Djibouti,Islamabad, Tunis, Rabat, Moskau, Rom, Madrid und London, sondern auch in Bonn und Berlin.
Die König-Fahd-Akademie in Bonn war ja unter anderem wegen gefährlicherislamistischer Inhalte ihrer Schulbücher in die Schlagzeilen geraten. Es gibt keinenHinweis darauf, dass nicht auch hier weiterhin saudische Textbücher im Unterrichtverwendet werden.
Auszüge aus dem Anhang zu der Studie über saudischeLehrbücher, übersetzt aus dem Englischen:
Im Lehrbuch für die erste Klasse wirdSchülern beigebracht, dass Juden, Christen und andere Nicht-Muslime für das"Höllenfeuer." bestimmt sind.
Jede Religion außer dem Islam ist falsch
EinLehrbuch für die vierte Klasse verlangt - als Erfordernis von „wahrem Glauben“ – von denSchülern, "Polytheisten und Ungläubige zu hassen (tubghida)"
Das Thema „Hassauf Ungläubige“ wird in einer Diskussion über Loyalität und Freundschaft in einemLehrbuch der fünften Klasse über Monotheismus, Hadithe, Jurisprudenz undQur'an-Rezitation weiter entwickelt:
Es ist verboten, dass ein Muslim einloyaler Freund von jemandem ist, der nicht an Gott und seinen Propheten glaubt, oder vonjemandem, der die Religion des Islam bekämpft“.
Das Lehrbuch für die sechste Klasseüber Monotheismus, Hadithe, Jurisprudenz und Qur'an-Rezitation unterweist die Schüler,bei Begräbnissen nicht "zu weinen" oder an Grabstätten "zu beten" oder Moscheen überGräbern zu errichten und verbietet somit die Trauertraditionen von vielen Schiiten undanderen Muslimen.
Ein weiterer für die sechste Klasse bestimmter Text über dieGeschichte des Königreichs Saudi-Arabien enthält eine Lektion über Palästina, in der dieSchüler unterrichtet werden, dass die Muslime, wenn sie sich im "Kampf" gegen die Judenvereinigen, siegreich über die Juden sowie über ihre amerikanischen und britischenVerbündeten sein werden, wie sie einst siegreich über die christlichen Kreuzfahrer waren.Da das Thema der Kreuzzüge mit der Palästinafrage verquickt wird, kann der Text leicht sogelesen werden, dass mit "Kampf" ein militärischer Kampf gemeint sein könnte odersollte. Eine Landkarte der Region wird beigefügt, aber sie kennzeichnet Israel innerhalbder Grenzen vor 1967 als "Palästina: Besetzt 1948."
Das Lehrbuch für die achteKlasse warnt davor, die Ungläubigen zu „imitieren“ und weist die Schüler an,"verdammenswerte" Charakterzüge bei Juden zu entdecken. Es lehrt sie auch, dass zu den„Ungläubigen“ die Muslime zählen, die nicht der wahhabitischen Glaubenspraxis folgen,über Grabstätten keine Moscheen zu bauen.
“Sie sind das Volk des Sabbats,dessen junge Leute Gott zu Affen machte, und dessen alte Leute Gott zu Schweinen machte,um sie zu bestrafen". “Bei Ibn Abbas heißt es: Die Affen sind Juden, die den Sabbatwahren; während die Schweine die christlichen Ungläubigen aus der Gemeinschaft
vonJesus sind."
Ein saudisches Lehrbuch für die neunte Klasse über Hadithe lehrt dieTeenager in apokalyptischen Worten, dass Gewalt gegen Juden, Christen und andereUngläubige von Gott gebilligt wird. Es zitiert ein besonders aufreizendes Hadith überGewalt gegen Juden und macht dies vielseitig anwendbar, ohne einen historischenZusammenhang zu liefern, und es ignoriert andere Hadithe, die dem widersprechen undAchtung vor den Juden zeigen. Schließlich verknüpft es diese Lektion direkt mit derpolitischen Lage der Palästinenser:
“Der Konflikt zwischen dieser[muslimischen] Gemeinschaft (umma) und den Juden und Christen dauert schon seit langeman, und er geht weiter, solange Gott will. In diesem Hadith gibt uns Mohammed einBeispiel für den Kampf zwischen den Muslimen und den Juden“. "Abu Hurayrah berichtet: DerProphet sagte, dass die Stunde [des Gerichts] nicht kommt, bis die Muslime die Judenbekämpfen und sie töten. [Sie kommt nicht] bis sich der Jude hinter Steinen und Bäumenversteckt. [Sie kommt nicht] bis die Steine oder die Bäume sagen, ' O Muslim! O DienerGottes! Es gibt einen Juden hinter mir. Komm und töte ihn“.
Ein Lehrbuch für diezehnte Klasse enthält eine lange Diskussion, in der Anhänger anderer islamischerGlaubenstraditionen, welche den Qur’an auf andere Weise interpretieren [als dieWahhabiten], zu "Polytheisten" erklärt werden; damit wird auf andere Sunniten, Schiitenund Sufis angespielt, die zusammen die Mehrheit der Muslime bilden, sowohl inSaudi-Arabien als auch weltweit.
Ein anderes Lehrbuch für Jungen der zehntenKlasse über die Hadithe und die islamische Kultur enthält eine Lektion über die"zionistische Bewegung“. Es ist eine seltsame Mischung wilder Verschwörungstheorien undantisemitischer Beschimpfung von Freimaurerlogen, Rotary und Lions Clubs. Es versichert,dass die Protokolle der Weisen von Zion ein authentisches Dokument sei, und es lehrt dieSchüler, dass dieses Buch enthülle, was Juden wirklich glauben.
Das Lehrbuchfür die elfte Klasse für Jungen im Fach Management, Sozialkunde, Naturkunde undtechnische Studien weist Muslime an, keine Ungläubigen zu grüßen und keine Höflichkeitenmit ihnen auszutauschen.
“Der Gruß 'Friede sei mit Ihnen' ist ausschließlichfür die Gläubigen. Er kann anderen nicht entboten werden "
Das Lehrbuch enthält aucheinen selektiven Geschichtsunterricht über die "Bedrohung durch die Kreuzfahrer", die alsder "Ursprung des Konfliktes zwischen den Muslimen und den Christen" bezeichnet werden.Das Lehrbuch erwähnt nicht die muslimische Eroberung des Nahen Ostens oder diemuslimischen Invasionen von Europa vor den Kreuzzügen oder irgendein Beispiel für diefriedliche Koexistenz zwischen den Muslimen und dem Westen oder ein Beispiel für dieMilitärunterstützung und Kooperation der USA mit Saudi-Arabien oder anderen muslimischenLändern.
Es lehrt, dass die Bedrohung der Muslime durch die Kreuzfahrer mit demersten Kreuzzug im Jahr 1095 begann und sich in jüngster Zeit mit der christlichenMissionstätigkeit, den Orient-Studien und dem Kolonialismus fortsetzt. Es betrachtet "dasAufwerfen der Frauenfrage" als einen Teil des modernen Kreuzzugs. Verschiedenemedizinische Hilfseinsätze, christliche Schulen, Universitäten, Radioprogramme undsoziale Dienste im Nahen Osten werden namentlich als Teil des modernen Kreuzzugs genannt.
Ein Lehrbuch für die zwölfte Klasse über Hadithe und islamische Kultur fürJungen im Fach Management, Sozialkunde, Naturkunde und technische Studien enthält einKapitel "Djihad auf dem Weg Gottes". Es erklärt verschiedene Bedeutungen von Djihad unduntersucht ihre Anwendung. Während, wie der Text erklärt, eine der Bedeutungen von DjihadSelbstvervollkommnung ist oder "Das Ringen mit dem Geist", wird darin auch einemilitantere Bedeutung gerechtfertigt.
In dieser Diskussion wird nicht erwähnt,dass Zwang im Islam verboten ist. Es wird auch nicht geklärt, ob „Ungläubige“ mitmilitärischen Mitteln dazu gezwungen werden können, sich dem "Ruf" zu ergeben.Tatsächlich rechtfertigt das Lehrbuch in wiederholten Erklärungen einen militanten Djihadfür das Ziel der Glaubensverbreitung. Das Wort qital, das hier mit „Kampf“ übersetzt wirdund von qatala "töten" abgeleitet ist, wird praktisch nie metaphorisch gebraucht.