Link: www.diepresse.com (extern) (Archiv-Version vom 13.04.2023)also dieser Text sagt vieles aus !!!
Asien droht der nukleare Dammbruch
Vonunserer Korrespondentin ANGELA KÖHLER (Die Presse) 10.10.2006
Nach NordkoreasAtomtest steht der Aufrüstung in Asien ein enormer Schub bevor. Einige Staaten dürftensogar ihre eigene nukleare Option anstreben - selbst Japan, das bisher einzige Opfereines Atomangriffs.
Seoul/Tokio. Nach dem nordkoreanischen Nukleartest drohtAsien immer mehr zum "Atom-Kontinent" zu werden: Einerseits, weil sich nun Nordkorea hiernach China, Indien und Pakistan als weltweit neunte Atommacht gerieren wird (abgesehendavon können auch Russland und Israel als asiatische Atommächte gelten). Anderseits, weilauch Japan und Südkorea - vermutlich auch Taiwan, ja sogar Staaten wie Indonesien undAustralien - ihre Verteidigungsstrategie neu ausrichten werden.
Japan undSüdkorea dürften, sofern sie die altstalinistische Diktatur in Pjöngjang nicht schnellstoppen können, sehr bald selbst eine atomare Aufrüstung starten. Ganz neu sind dieseAmbitionen nicht - durch Nordkoreas Vorstoß werden die Karten im asiatischen Atompokeraber neu gemischt.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte schon in derVorwoche gewarnt, dass ein Nukleartest Nordkoreas weiter reichende Folgen haben könnte,als es zunächst scheint: Damit senke sich die Schwelle für die Ambitionen aller anderenpotenziellen Atomwaffen-Aspiranten.
Vor allem die neue rechtsnationale Führungin Tokio bekommt mit Pjöngjangs Atomtest militärischen Rückenwind. Bei einerPressekonferenz zum Ende des japanisch-südkoreanischen Gipfels in Seoul am Montag sagtePremier Shinzo Abe, der nordkoreanische Besitz von Atomwaffen ändere die Sicherheitslagein Asien prinzipiell. "Die Region ist in eine gefährliche nukleare Ära eingetreten." Undmit den Worten, seine Regierung werde die Kooperation mit den USA bei Raketenabwehr undanderen Verteidigungsbereichen verstärken, um die Sicherheit Japans aufrechtzuerhalten,kündigte er einen militärpolitischen Kurswechsel an.
Abe hatte bereits frühererklärt, es sei nicht notwendigerweise verfassungswidrig, wenn JapanKurzstreckenatomwaffen für seine Verteidigung einsetzen würde. Erst vor Monatsfristschlug Ex-Regierungschef Yasuhiro Nakasone gar vor, man solle "die nukleare Option"erwägen. Der Nation, die in Hiroshima und Nagasaki 1945 als bisher einzige einen realenNuklearangriff erleben musste, stockte zuerst der Atem; angesichts der neuen Lage scheintdieser Gedanke aber nicht mehr so abwegig.
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