Türkei: Verschärftes Antiterrorgesetz verabschiedet
05.07.2006 um 15:49
2.2 Die Ideologie der ,,Grauen Wölfe"
Die Ideologie der MHP und der ,,GrauenWölfe" basiert neben einer prinzipiell antidemokratischen Haltung im wesentlichen aufzwei Grundpfeilern:
1) Nationalismus
Der türkischeNationalismus ist an den Panturanismus angelehnt. Er äußert sich in einer Abwehrhaltunggegenüber Minderheiten bzw. Menschen nichttürkischer Herkunft und einer traditionellfeindlichen Haltung gegenüber Griechenland, Armenien und Serbien.
2)Islam/Schamanismus
In der Anfangszeit wurde der Islam als ,,Religion der Araber"abgelehnt. Die Aufmerksamkeit wurde auf die vorislamische Zeit des Schamanismus4 gelenkt.Durch Misserfolge bei den Wahlen wurde der Islam wieder aufgegriffen und gewann in derParteipropaganda der 70´er Jahre immer mehr an Bedeutung.5
2.3 Die Rolleder ,,Grauen Wölfe" in Deutschland
Die Organisation der ,,Grauen Wölfe" inDeutschland begann bereits Ende der 60´er Jahre in Form von Vereinen, die als ,,TürkischeGemeinschaften", ,,Idealistenvereine" oder als ,,Kulturvereine" auftraten. Aufgrund regenBriefwechsels der MHP mit der NPD ergab sich der
Verdacht, dass beide starkrechtsorientierten Parteien miteinander kooperierten. Der damalige NPD-Parteiführer Adolfvon Thadden sprach sich bereits 1970 gegenüber Alparslan Türkes u.a. für einen intensivenJugendaustausch aus.
Aber nicht allein der Kontakt zu anderen rechtenVereinigungen wird den ,,Grauen Wölfen" heute vorgeworfen, nein vielmehr Vorwürfe von
zahlreichen Morden, Verwicklungen in Drogen- und Waffengeschäfte schädigten in dervergangenen Zeit den Ruf der ,,Grauen Wölfe", was zu einem nicht unerheblichen Verlustfrüherer Anhängerschaft führte.
1978 schlossen sich eine große Zahl einzelnernationalistisch orientierter türkischer Vereine zur sog. ,,Föderation derdemokratisch-idealistischen- türkischen Vereine" zusammen, die in Frankfurt a.M. ihrenHauptsitz hat. Sie gilt als zentrale Schaltstelle der MHP in Deutschland. Zur 17.Jahreshauptversammlung in Sindelfingen am 26.11.1994 kamen mehr als 10.000 MHP-Anhängerzusammen, um den ,,Führer", wie er auch genannt wird, anzuhören; unter ihnen auch dertürkische Botschafter.
2.3.1 Negativschlagzeilen der ,,Grauen Wölfe"
Am 13.05.1981 machten die ,,Grauen Wölfe" weltweit von sich Schlagzeilen, als man lt.eigener Zeugenaussage des damaligen ,,Vizeführers" der ,,Grauen Wölfe" namens AbdullahCatli feststellte, dass er dem mutmaßlichen Papstattentäter Mehmet Ali Agca die Tatwaffeverschafft hatte. Abdullah Catli unterhielt nicht nur enge Beziehungen zur türkischenDrogenmafia, sondern galt nach Ermittlungsverfahren eines Autounfalls am 03. November1996 nachweislich als führender Repressionist der Kurden.
2.3.2 Die ,,GrauenWölfe" und die Repression der Kurden
Durch den Verkehrsunfall am 03.11.1996wurde die Rolle, die Abdullah Catli in der Kurdenfrage spielte, mehr als deutlich.Mitinsassen waren ein hoher Polizeibürokrat und ein Abgeordneter der Regierungspartei.Der Unfall war der Beginn eines der größten Skandale der jungtürkischen Geschichte. ImKofferraum des Wagens befanden sich Waffen. Die daraufhin eingesetzteUntersuchungskommission brachte einen Teil der Verbindungen von Sicherheitspolitik,Schmuggelgeschäften und Kurdenverfolgung ans Tageslicht. Es stellte sich heraus, dassunter- schiedliche türkische Regierungen bereit gewesen waren Drogenhändler zu decken,Terroristen zu schützen und Mörderbanden zu finanzieren.
Oberst AlparslanTürkes bestätigte dies: ,,Catli war Mitarbeiter einer geheimen Organisation, die dem Wohldes Staates diente."6 Aber nicht zuletzt haben auch die antikurdische Politik derBundesrepublik, wie z.B. Verbote kurdischer Vereine, Verlage, Publikationen bis hin zukurdischen Symbolen und Fahnen, zum Auftrieb rechtsorientierter Türken beigetragen. Sostellte ein Mitarbeiter des bayerischen Innenministeriums, Herrmann Regensburger,folgende Aufstellung vor:
Türkische Jugendliche sollten getreu dem,,Dorfschützer-Prinzip" eine 40-stündige Ausbildung durchlaufen, um dann ausgerüstet miteinem ,,Wächterausweis", Armbinde, Funkgerät und Tränengas für 12DM/Std. als Hilfstruppeder Polizei fungieren zu können. Allerdings haben auch zahllose, periodisch verübteAnschläge gegen türkische Läden, erheblich zur Schaffung des angespannten Klimasbeigetragen. Obgleich die PKK sich von diesen Anschlägen distanziert, gibt es von ihnenschwammige Formulierungen wie: ,,Einige der Aktionen könnten die Reaktion unseres Volkessein." Somit trägt auch die PKK mit ihrer undeutigen Haltung selbst zur Ankurbelung derantikurdischen Koalitionen und damit zur Weiterführung der Gewaltspirale bei.