Link: www.mopo.de (extern) (Archiv-Version vom 21.07.2006)Verkehrte Welt am Arbeitsplatz. Anstatt für 30 schweißtreibende Stunden die Woche alsKüchenhilfe Geld zu bekommen, muss Yvonne Milutzki aus Allermöhe sogar draufzahlen. DerGrund: Die allein erziehende Mutter von Enriko (11), Niklas (6) und Jasmin (4) istEin-Euro-Jobberin. Bis zum 30. Juni bekam sie 210 Euro für ihre Arbeit. Doch dieHVV-Fahrkarte für den Weg zum Job schlägt mit 67 Euro zu Buche, die Betreuung der Kindersogar mit 161 Euro. Für ihre Plackerei darf sie 18 Euro im Monat dazuzahlen.
Seit Juli kommt es für Ein-Euro-Jobber noch dicker. Der Senat hat den erlaubtenHinzuverdienst für Hartz-IV-Empfänger von 210 auf 150 Euro gekürzt. "Zum Glück ist meinJob Anfang August zu Ende, sonst müsste ich mich sogar verschulden", resigniert Milutzki."Wir werden vom Senat dafür bestraft, dass wir Kinder haben und arbeiten wollen."
Kein Einzelfall. Allein beim Ein-Euro-Job-Träger "alraune" müssten viele der 160Frauen nach den neuen Regeln draufzahlen.
"Der Senat hat hier mit blinderKürzungswut eine unerhörte Ungerechtigkeit geschaffen", empört sich auch diefamilienpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, Christiane Blömeke.
Besondersperfide: Nehmen die Frauen einen Ein-Euro-Job nicht an, droht eine noch höhereLeistungskürzung als beim Ein-Euro-Jobantritt. Für Arbeitswillige eine Wahl zwischen Pestund Cholera. "Erst werden sie unter Androhung von Sanktionen zur Aufnahme vonEin-Euro-Jobs gezwungen und dann werden sie weiter bestraft und müssen für denEin-Euro-Job noch zuzahlen", so Blömeke. "Ich erwarte, dass sich die SozialsenatorinSchnieber-Jastram um Lösung dieses Problems bemüht.
Auch die FrauenpolitischeSprecherin der CDU, Marita Meyer-Kainer, und CDU-Fraktions-Vize Karen Koop sind entsetzt:"Es kann nicht sein, dass Frauen die arbeiten wollen, draufzahlen müssen. Falls eineGesetzeslücke herrscht, muss sie selbstverständlich geschlossen werden."