Tommy137
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2003
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Bürgerkrieg im Irak?
20.01.2004 um 21:40Link: onnachrichten.t-online.de (extern) (Archiv-Version vom 21.01.2004)
es sieht immer schlechter im irak aus......
"Die bittere Geschichte geht jetzt erst los"
Von Christian Kreutzer
Im Irak gewinnen die Proteste der bislang friedlichen schiitischen Bevölkerungsmehrheit gefährlich an Fahrt. Mittlerweile zeichnet sich gar die Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen Arabern und Kurden ab. "Die heiße Phase im Irak hat jetzt erst begonnen", so der Leiter des Hamburger Orient-Instituts, Udo Steinbach, zu T-Online.
Gestern Gemäßigte, heute Radikale
Hatten am Montag noch rund 100.000 Anhänger des gemäßigten schiitischen Geistlichen Ali el-Sistani friedlich für vorgezogene und direkte Wahlen demonstriert, so war heute eine andere Fraktion am Zug: Zehntausende Ahnhänger des jungen radikalen Schiitenführers Muktada el Sadr forderten zum einen die Auslieferung des gefangenen Ex-Diktators Saddam Hussein an die zivile Gerichtsbarkeit, damit man ihm als gewöhnlichem Verbrecher zum Tote verurteilen könne.
Proteste gegen Kurden-Autonomie
Weit brisanter ist allerdings die zweite Forderung der Sadr-Anhänger: In Sprech-Chören und auf Transparenten verlangten sie, die USA sollten auf die geplante Autonomieregelung für die Kurden im Nordirak verzichten. Damit tut sich im Irak ein weiterer Graben auf, der schnell tiefer werden könnte.
Neue Bruchstellen tauchen auf
Zwar gab es bislang zwischen den Kurden, die sich seit dem ersten Golfkrieg 1991 praktisch selbst verwalten, und schiitischen Arabern weder positive noch negative Berührungspunkte. Nun jedoch wird sichtbar, was passieren könnte, wenn die schiitische Mehrheit bei demokratischen Wahlen die Oberhand gewänne.
Araber streben Zentralregierung an
Nahost-Experte Steinbach geht davon aus, dass die arabische Mehrheit eine Zentralregierung in Bagdad errichten und keine Autonomieregelungen dulden würde. Gegen eine Autonomie der Kurden sprächen zudem die Sicherheitsinteressen der Türkei auf der anderen Seite des Kurdengebietes. Dass die militärisch gut organisierten und freiheitsgewohnten Kurden jedoch bereit wären, sich unterzuordnen, darf demnach bezweifelt werden.
Grundstein für einen Bürgerkrieg
Dies sei mit Sicherheit ein Grundstein für einen kommenden Bürgerkrieg, bestätigte Steinbach auf Anfrage. Und die Gefahr werde größer: "Die bittere Geschichte des Irak geht jetzt erst los", so Steinbach. Nun zeige sich, dass die USA gar keine Pläne für einen solchen Fall gemacht hätten.
"Amerikaner werden Kurden notfalls ans Messer liefern"
Die Leidtragenden wären dabei mit einiger Sicherheit die Kurden. Die Amerikaner hätten sie, als die aus ihrer Perspektive sichersten Kantonisten, bislang unterstützt. "Doch sie werden notfalls auch die Kurden wieder ans Messer liefern", glaubt der Fachman. Hier werde das Grundproblem des Irak sichtbar, der im Prinzip nichts, als ein vom osmanischen Reich geschaffenes Kunstgebilde sei.
UN wollen Expertenteam schicken
Derweil hat UN-Generalsekretär Kofi Annan nach einem Gespräch mit US-Zivilverwalter Paul Bremer zugesagt, ein Expertenteam in den Irak zu schicken, um die Möglichkeit vorgezogener Wahlen auszuloten. Nach Überzeugung der USA sind die von Schiiten geforderten Wahlen bis zum Mai nicht möglich. Die UN hatten ihre letzten Mitarbeiter nach verheerenden Anschlägen im Sommer und Herbst vergangenen Jahres abgezogen.
Annan glaubt nicht an Möglichkeit früher Wahlen
Die Besatzungsmächte USA und Großbritannien wollen bis zum 30. Juni zunächst eine Übergangsregierung aus Vertretern der verschiedenen Volksgruppen installieren lassen. Danach sollen eine neue irakische Verfassung geschaffen und Wahlen für eine dauerhafte Regierung für Ende 2005 vorbereitet werden. Annan zeigte sich indessen skeptisch, was die Möglichkeit vorgezogener Wahlen angeht: "Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht glaube, dass die Zeit zwischen jetzt und Mai für die Ausrichtung einer Wahl ausreicht."
glaubt ihr, dass es wirklich soweit kommen kann?
Die Frage von Zeitreisen bleibt offen. Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen. (Stephen Hawking)
es sieht immer schlechter im irak aus......
"Die bittere Geschichte geht jetzt erst los"
Von Christian Kreutzer
Im Irak gewinnen die Proteste der bislang friedlichen schiitischen Bevölkerungsmehrheit gefährlich an Fahrt. Mittlerweile zeichnet sich gar die Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen Arabern und Kurden ab. "Die heiße Phase im Irak hat jetzt erst begonnen", so der Leiter des Hamburger Orient-Instituts, Udo Steinbach, zu T-Online.
Gestern Gemäßigte, heute Radikale
Hatten am Montag noch rund 100.000 Anhänger des gemäßigten schiitischen Geistlichen Ali el-Sistani friedlich für vorgezogene und direkte Wahlen demonstriert, so war heute eine andere Fraktion am Zug: Zehntausende Ahnhänger des jungen radikalen Schiitenführers Muktada el Sadr forderten zum einen die Auslieferung des gefangenen Ex-Diktators Saddam Hussein an die zivile Gerichtsbarkeit, damit man ihm als gewöhnlichem Verbrecher zum Tote verurteilen könne.
Proteste gegen Kurden-Autonomie
Weit brisanter ist allerdings die zweite Forderung der Sadr-Anhänger: In Sprech-Chören und auf Transparenten verlangten sie, die USA sollten auf die geplante Autonomieregelung für die Kurden im Nordirak verzichten. Damit tut sich im Irak ein weiterer Graben auf, der schnell tiefer werden könnte.
Neue Bruchstellen tauchen auf
Zwar gab es bislang zwischen den Kurden, die sich seit dem ersten Golfkrieg 1991 praktisch selbst verwalten, und schiitischen Arabern weder positive noch negative Berührungspunkte. Nun jedoch wird sichtbar, was passieren könnte, wenn die schiitische Mehrheit bei demokratischen Wahlen die Oberhand gewänne.
Araber streben Zentralregierung an
Nahost-Experte Steinbach geht davon aus, dass die arabische Mehrheit eine Zentralregierung in Bagdad errichten und keine Autonomieregelungen dulden würde. Gegen eine Autonomie der Kurden sprächen zudem die Sicherheitsinteressen der Türkei auf der anderen Seite des Kurdengebietes. Dass die militärisch gut organisierten und freiheitsgewohnten Kurden jedoch bereit wären, sich unterzuordnen, darf demnach bezweifelt werden.
Grundstein für einen Bürgerkrieg
Dies sei mit Sicherheit ein Grundstein für einen kommenden Bürgerkrieg, bestätigte Steinbach auf Anfrage. Und die Gefahr werde größer: "Die bittere Geschichte des Irak geht jetzt erst los", so Steinbach. Nun zeige sich, dass die USA gar keine Pläne für einen solchen Fall gemacht hätten.
"Amerikaner werden Kurden notfalls ans Messer liefern"
Die Leidtragenden wären dabei mit einiger Sicherheit die Kurden. Die Amerikaner hätten sie, als die aus ihrer Perspektive sichersten Kantonisten, bislang unterstützt. "Doch sie werden notfalls auch die Kurden wieder ans Messer liefern", glaubt der Fachman. Hier werde das Grundproblem des Irak sichtbar, der im Prinzip nichts, als ein vom osmanischen Reich geschaffenes Kunstgebilde sei.
UN wollen Expertenteam schicken
Derweil hat UN-Generalsekretär Kofi Annan nach einem Gespräch mit US-Zivilverwalter Paul Bremer zugesagt, ein Expertenteam in den Irak zu schicken, um die Möglichkeit vorgezogener Wahlen auszuloten. Nach Überzeugung der USA sind die von Schiiten geforderten Wahlen bis zum Mai nicht möglich. Die UN hatten ihre letzten Mitarbeiter nach verheerenden Anschlägen im Sommer und Herbst vergangenen Jahres abgezogen.
Annan glaubt nicht an Möglichkeit früher Wahlen
Die Besatzungsmächte USA und Großbritannien wollen bis zum 30. Juni zunächst eine Übergangsregierung aus Vertretern der verschiedenen Volksgruppen installieren lassen. Danach sollen eine neue irakische Verfassung geschaffen und Wahlen für eine dauerhafte Regierung für Ende 2005 vorbereitet werden. Annan zeigte sich indessen skeptisch, was die Möglichkeit vorgezogener Wahlen angeht: "Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht glaube, dass die Zeit zwischen jetzt und Mai für die Ausrichtung einer Wahl ausreicht."
glaubt ihr, dass es wirklich soweit kommen kann?
Die Frage von Zeitreisen bleibt offen. Ich werde darauf jedoch keine Wette abschließen. Der andere könnte ja den unfairen Vorteil haben, die Zukunft zu kennen. (Stephen Hawking)