Extreme Rechte im Aufwind
25.04.2006 um 16:32Seit genau vier Jahren leidet Frankreich unter einem Polit-Trauma. Zur Verblüffung selbstder Demoskopen hatte der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen im April 2002 den SozialistenLionel Jospin in der ersten Runde der Präsidentenwahl aus dem Rennen geworfen und einpolitisches Erdbeben ausgelöst. In der Stichwahl votierte dann sogar die Linke für denNeogaullisten Jacques Chirac und rückte das Bild Frankreichs auch im Ausland wiederzurecht.
Krisen Schlag auf Schlag und die finstere Zukunftsstimmung im Landführen dazu, dass rechtsextremes Gedankengut ein Jahr vor der nächsten Präsidentenwahlwieder im Aufwind ist.
Obwohl im eigenen Lager umstritten, setzt der Gründer undChef der Nationalen Front (FN) auf seinen Bekanntheitsgrad auch für das Frühjahr 2007.«Ich bin der Zorro der französischen Politik, der Rächer, den man nicht sieht», klopftsich der 77-Jährige wie gewohnt markig selbst auf die Schulter, «und ich bin jünger alsder Papst und als Fidel Castro».
Was seine versammelten Gegner mit Entsetzensehen, lässt den Unruhestifter schon heute wieder an die zweite Runde der nächstenPräsidentenkür denken: Nach Umfragen bereichert die extreme Rechte für mindestens einDrittel der Franzosen die politische Debatte, sie steht «ihren Sorgen nahe», wenn es umdie Angst vor Überfremdung und Kriminalität geht. Auch wenn Le Pen mit dem sichprofilierenden Philippe de Villiers vom Mouvement pour la France (Bewegung fürFrankreich) einen ernst zu nehmenden Rivalen hat, so verkörpert er doch für jeden zweitenFranzosen am besten die extreme Rechte. Da werden die Konservativen schon auf ihren Mannmit den populistischen Zügen, Nicolas Sarkozy, setzen müssen, um ihm das Wasserabzugraben.
Nach der Wiederwahl von Staatschef Jacques Chirac 2002 hat sich einpolitisches Vertrauenstief wie ein Krebsgeschwür immer mehr breitgemacht. Seit einemknappen Jahr reihen sich die Krisen nur so aneinander. Ende Mai 2005 verwerfen dieFranzosen die EU-Verfassung -auch als weiteren Denkzettel an eine Regierung. Im Herbst2005 machen die wochenlangen Unruhen in sozialen Problemvierteln weltweit Schlagzeilen.Und erst unlängst sorgte ein starrer Premierminister Dominique de Villepin mit seinerumkämpften Arbeitsrechtsreform für einen Aufstand der jungen Leute, der Gewerkschaften -und der Krawallmacher. «Solche Krisen scheinen die Rechtsextremen zu stärken», soerläutern die Meinungsforscher.
«Frankreich hat den Schock von 2002 nichtüberwunden», titelte die Pariser «Le Monde». Auch die Linke hat wenig aus dem Desasterihres Kandidaten Jospin gelernt und sucht immer noch nach einem gemeinsamen Nenner. Derenttäuschend glanzlose Sieg der Linken in Italien gegen Regierungschef Silvio Berlusconigibt ihr nicht gerade Rückenwind. Allein die Tatsache, dass mit der beliebten SozialistinSégolène Royal eine Hoffnungsträgerin aufgetaucht ist, besänftigt etwas die Furcht voreinem erneuten Albtraum wie vor vier Jahren.
Der Mann, der zum bereits fünftenMal bei einer Präsidentenwahl antreten will, wirkt indessen müde, er hat an Dynamikverloren und seine Partei längst nicht mehr so gut im Griff wie früher. DerFN-Bürgermeister des südfranzösischen Orange, Jacques Bompard, ist zum WidersacherPhilippe de Villiers übergelaufen, der sich vor allem den Kampf gegen eine«Islamisierung» Frankreichs auf die Fahnen geschrieben hat. Also schlägt Le Pen ein«populäres, soziales und nationales» Bündnis vor. Und in FN-Parteibüros heißt es hintervorgehaltener Hand, womöglich hebe Le Pen kurz vor der Wahl Tochter Marine alsPräsidentschaftskandidatin aufs Schild. Das letzte Wort scheint der Vollblutpolitikernoch nicht gesprochen zu haben.
Jemand hatte einmal einen Thread geöffnet mitdem Titel:"Jeder dritte Franzose ist ein Rassist"
Der Titel bassierte anscheinend aufeiner Statistik und mich erstaunt es, dass so eine Statistik der Wahrheitentspricht...oder vielleicht doch alles nur Schwachsinn und typisches TipTap-Medienblublubblub ?
Wie seht ihr das und was denkt ihr drüber ?