Gedankenmodell für einen idealen Staat.
28.08.2005 um 01:14
Hallo!
Ich bin im großen und ganzen eurer Meinung, habe seit Jahren ein ähnliches Weltbild, und es wurden während dem Lesen dieses Threads etliche -für mich unlösbare- Probleme gelöst.
Es folgt eine genaue Darlegung meiner Gedanken und Theorien, dauert also ein wenig:
Ich denke, es gibt mehrere grundsätzliche Probleme:
1.
Menschen sind -teilweise- leicht beeinflussbar:
Viele, nein beinahe alle jungen Menschen werden in der vollkommen falschen Weise beeinflusst, coolness ist angesagt. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man kaum mit einer Gruppe von Jugendlichen um die 16 über so tiefe Sachen wie einen idealen Staat oder Weltbilder reden kann. Manchmal sind sogar drei Leute schon zuviel. Wenn man aber einen einzelnen davon herausnimmt und in Ruhe z.b. bei einem Spaziergang (bei Nacht besonders gut) über solche Themen redet, bekommt man ein vollkommen neues Bild von diesem Menschen.
Ich habe zwei sehr gute Freunde, mit denen man getrennt wunderbar über solche Dinge reden kann. Allerdings würde keiner auf die Idee kommen, sowas in der Gruppe anzusprechen. Ich glaube hier liegt der Hase begraben. Man möchte einfach nicht uncool wirken, indem man über solche hintergründigen Dinge öffentlich redet, aber ich denke dass sich so ziemlich jeder schon mal Gedanken in diese Richtung gemacht hat. (Anm.: Ich bin selbst erst 16)
Ein ähnliches Problem gibt es auch in anderen Maßstäben: der Politik
Ich nehme jetzt mal das Lieblingsopfer vieler her: George W. Bush
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das er so dumm ist wie es manchmal rüberkommt. Er wird stark vom Senat oder was weiß ich wem beeinflusst. Selbst wenn jeder Mensch auf der Erde im geheimen diesen idealen Staat im Kopf hat, wenn es keiner auszusprechen wagt, wird sich sobald nichts ändern.
2.
Unsere bestehenden Strukturen sind tatsächlich extrem hinderlich beim Aufbau dieses idealen Staats. Die eine Lösung wäre leider ein globaler Super-Krieg, der wenige Menschen übrig lässt, die dann eine neue, ideale Welt aufbauen. Klingt sehr romantisch, aber dürfte nicht -dauerhaft- funktionieren. Alleine das Wissen, das bei einer solchen Aktion verloren gänge, könnte niemals ersetzt werden. Außerdem neigen Menschen im Laufe der Generationen zum Vergessen oder Verdrängen oder einfach nicht ernstnehmen einer Katastrophe. Wie bereits einer meiner Vorposter erwähnte, nach dem 2. Weltkrieg wäre niemand auf die Idee gekommen, das nazionalsozialistische Gedankengut für richtig zu halten. Heute jedoch, drei bis vier Generationen später, beginnen einige Menschen, diese Ideologie aufzuwärmen und zu verbreiten. Sie sind in einer intakten Welt aufgewachsen, in der man den Krieg nicht oder kaum spürt (ich rede jetzt nur von Zentraleuropa). Sie wissen nicht um das Grauen des Krieges oder realisieren es nicht richtig. Ich habe es bei mir selbst gemerkt: Nach unzähligen Nazi-Dokumentationen und Projekten, von denen jedes einzelne grauenhafte Details hat, lässt einen das Thema irgendwann einfach kalt. So schlimm es klingt, aber ein heutiger Jugendlicher (mich eingeschlossen) KANN sich diese Dramatik und Tragik einfach nicht vorstellen.
Ebenso würde es nach diesem imaginären globalen Super-Krieg einige Generationen später wieder Menschen geben, die sich das einfach nicht mehr vorstellen können. Es ist also definitiv der falsche Weg.
Eine andere Sofortlösung wäre eine Weltregierung aus quasi Erleuchteten, die sich nur für Wohl anderer einsetzen und nicht in die eigene Tasche schaufeln.
Dazu müssten gleichzeitig überall auf der Welt alle Regierungen gestürzt und dadurch die Ländergrenzen quasi aufgehoben werden. Danach müsste die Erde in gleichwertige (in welcher Form auch immer, ein zentrales Problem) Felder eingeteilt werden, von denen jedes einen Vertreter in der Regierung hat, dessen Ziel es ist, "sein" Feld auf einen vorher definierten Lebensstandard zu bringen, also Medizin, Nahrung, Bildung, Wohnung, Verkehr, u.Ä. unter Einsatz aller dafür notwendigen Mittel -sofort und ohne Bürokratie- zu bringen. Die "Felder" würden nach der Gleichsetzung aufgelöst.
Wenn jeder gleich viel hat, könnte u.U. auch das Modell des idealen Staats realisiert werden. Es gibt natürlich Millionen Probleme bei so einem System, was z.B. macht man mit "Superreichen"? Nimmt man ihnen alles weg bis es auf dem Standard ist? Das ist nicht realisierbar. Auch die Aufteilung der Felder ist schwierig, da einige Gebiete alles neu brauchen (3. Welt), während es anderen eigentlich gut geht (Zentraleuropa, GB, teilweise USA).
Dieses System verspricht vielleicht bessere langfristige Erfolge als ein Krieg, aber es lässt sich kaum aufbauen, geschweige denn verwalten...
(Davon abgesehen bist du sofort Terrorist Nr. 1 wenn du ALLE Regierungen stürzen wolltest ;))
So, das war jetzt eine ausführliche Darlegung meiner Gedanken, ich wollte das schon immer einmal machen... :)
(Bitte nicht auf kleineren Problemen herumhacken, ich konnte nicht noch länger schreiben, ist eh so auch schon zu lang.)
mfg. Justy