Am heutigen Vormittag gab es im norddeutschen Raum und in Hessen mehrere
Hausdurchsuchungen bei vier Personen, die offenbar mit dem Attentäter Kujtim F. in Kontakt standen und im Sommer in Wien besucht hatten, einer davon wird selbst als Gefährder eingestuft. Drei davon hatten direkten Kontakt mit F., der Letzte indirekt. Alle vier gelten allerdings nicht als Beschuldigte, sondern bisher als Zeugen.
SpoilerUpdate vom Freitag, 06.11.2020, 14.00 Uhr: Die vier Personen, deren Wohnungen und Geschäftsräume heute Ziel polizeilicher Durchsuchungen nach dem Terrorangriffi in Wien waren, werden von Ermittlern der islamistischen Szene zugeordnet. Sie standen mit dem Attentäter vor der Tat in Kontakt. Die Verdächtigen lebten zuletzt in Kassel, Osnabrück und dem Kreis Pinneberg. Vom 16. bis 20. Juli soll der Mann aus Kassel und einer der Männer aus Osnabrück den Attentäter sogar in dessen Wohnung in Wien besucht haben, wie mit Berufung auf Sicherheitskreise berichtet wird.
Während die dritte Person persönlich mit dem Täter in Verbindung stand, hatte der vierte Mann nur indirekt über Dritte Kontakt mit dem Attentäter. Einer der vier Personen ist den deutschen Behörden schon länger bekannt, so berichtet das Nachrichtenportal Spiegel.de. Mit den Razzien sollten hauptsächlich mögliche Beweismittel sichergestellt werden. Keiner der vier Männer wurde festgenommen, sie gelten zunächst als Zeugen.
Quelle: s.o.Anlässlich dessen kristallisiert sich auch langsam heraus, dass F. und weitere Personen Teil eines
radikal-islamistischen Netzwerks waren, das sich über Deutschland, Österreich und der Schweiz erstreckte. Wie erwähnt gab es im vergangenen Juli länderübergreifende Treffen in Wien, deren Anlass noch unklar ist, von rund 20 Personen aus dem dschihadistischen Umfeld. Darunter zwei der von den Razzien betroffenen Deutschen sowie Thurgauer Islamisten, in deren Umfeld es im Nachgang zum Attentat ebenfalls Festnahmen gab.
SpoilerVon besonderem Interesse ist für die Behörden in allen drei Ländern ein Treffen Mitte Juli dieses Jahres in Wien. Nach Informationen von ZEIT ONLINE tauchten über einen Zeitraum von mehreren Tagen etwa zwanzig Mitglieder der dschihadistischen Szene in der österreichischen Hauptstadt auf, darunter der Mann aus Osnabrück und der Mann aus Kassel. Die Männer trafen sich teils in Parks, teils in einer Wohnung und in wechselnder Zusammensetzung. Auch aus der Schweiz reisten dem Vernehmen nach Islamisten an. Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, welchem Zweck das Treffen diente.
Die Ursprünge des Drei-Länder-Netzwerks sind ebenfalls noch nicht völlig klar. Aber einige der darin auftauchenden Personen kennen einander schon lange aus dem Umfeld der salafistischen Lies!-Kampagne. Anhänger der Kampagne haben vor Jahren damit begonnen, in Fußgängerzonen Korane zu verschenken und zu missionieren. Von den mehr als 1.000 deutschen Islamisten, die sich nach 2012 in Syrien und dem Irak Terrorgruppen anschlossen, hatte ein rundes Drittel zuvor Kontakt mit der Lies!-Kampagne gehabt. Nach Informationen von ZEIT ONLINE reiste mindestens ein deutscher Lies!-Führer vor einigen Jahren nach Zürich und traf dort den in Wien beheimateten Hassprediger Abu Tejma, der bis zu seiner Verhaftung 2014 jahrelang auf YouTube und in Moscheen gegen "Ungläubige" wetterte und der immer wieder jugendliche Radikalisierte für den IS rekrutierte.
Quelle: s.o., Zeit onlineInteressant ist in dem Zusammenhang, dass die vermeintliche Deradikalisierung von F. nach seiner Gefängnisentlassung, die man im Zuge der Geschehnisse des Öfteren kolportierte, wohl nicht bestätigt wurde. Das Islamisten-Deradikalisierungsprojekt
Derad hatte während seiner Haft (für die versuchte Syrien-Ausreise bzw. Mitgliedschaft im IS) mehrere Treffen abgehalten, attestierte ihm aber zu seiner Entlassung
dass er nach wie vor ideologisch gefestigt gewesen sei.
SpoilerDie vier Männer, bei denen das BKA heute Hausdurchsuchungen vornahm, waren dem Vernehmen nach nicht überrascht, als die Beamten vor ihren Türen standen. Angesichts der Tatsache, dass sie mit dem Attentäter in Kontakt standen, konnten sie damit rechnen, dass die Behörden mit ihnen sprechen wollen würden.
Bislang ist die Arbeitshypothese der Ermittler, dass Kujtim F. seinen Anschlag allein plante und durchführte. Der 20-Jährige war im April 2019 wegen Mitgliedschaft beim IS zu einer Gefängnisstrafe von 22 Monaten verurteilt worden, aber schon im Dezember war er wieder freigekommen. Im Gefängnis führte er auch Gespräche mit einem Mitarbeiter des Projekts Derad, das sich um die Deradikalisierung von Islamisten bemüht.
Nach Informationen von ZEIT ONLINE kann allerdings keine Rede davon sein, dass Kujtim F. deradikalisiert aus dem Gefängnis freigelassen wurde. Derad hat 31 Aufzeichnungen zu Treffen und elektronischem Kontakt mit F. angefertigt, generell soll er sich gesprächsbereit gezeigt haben. Allerdings geht aus den Berichten der Organisation nach Recherchen von ZEIT ONLINE auch hervor, dass er nach wie vor ideologisch gefestigt gewesen sei.
Quelle: s.o., Zeit onlineDarüber hinaus ist neben den
slowakischen Munitionskauf wohl einem weiteren Hinweis nicht nachgegangen worden: Bereits zum Treffen im Juli hatten deutsche Behörden ihre österreichischen Kollegen vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz darum gebeten, die Männer zu
beobachten (Archiv-Version vom 06.11.2020) (ab Min 11:10). Diese Info wurde anscheinend erst heute dem Innenministerium bekannt, wofür bereits der Leiter des Wiener LVT wohl den
Hut nehmen darf.
Alles in allem zeigt sich mit jedem Tag an weiteren Ermittlungen, dass Fehleinschätzungen und Nachlässigkeiten wohl das Attentat begünstigten. Ob man es verhindern hätte können, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen und wäre etwas lax aus der Hüfte geschossen. Allerdings mehren sich die Warnhinweise, mal sehen, was dabei noch rauskommt.
Und was die Weaner Helden angeht, bei folgender Aussage musste ich schon arg ungläubig schmunzeln:
Frau.N.Zimmer schrieb:Die gute Tat, wird sie auf jeden Fall verändern und zeigt doch auch, dass sie nicht abgrundtief schlecht sein können.
Nein, abgrundtief schlecht sind die Beiden sicher nicht, sie haben in der Not Courage sowie Mut bewiesen, was vermutlich nur die wenigstens von sich behaupten können. Was hingegen im Anschluss an deren Nothilfe stattfand, spottet jeder Beschreibung, angefangen von der albernen
https://mobile.twitter.com/DominikWurnig/status/1323401700590391298 bei insta. Aber gut, zwei jungen Kerlen könnte man das nachsehen.
Weniger appetitlich wird es dann, wenn wir uns dem Anruf von Erdogan widmen. Klar, niemand würde ablehnen, wenn der 'eigene' Präsident zur Lobhudelei callt. Wenn daraus allerdings eine inszenierte PR-Einlage wird, die man gleich von beiden Seiten ausschlachtet, kommt allmählich ein Gschmäckle auf.
TRT, ein deutsches Sprachrohr der AKP, hat die
Gunst der Stunde erkannt und den Anruf, unterlegt mit deutschen Untertiteln und leicht geschnitten, mitgefilmt.
Damit degradieren sich die beiden zu Erfüllungsgehilfen eines wahren Despoten, der bereits vom anderen
Hörer aus das Gespräch über die Hofmedien kabeln lässt.
Ich bin mir sicher, dass ihr den Frieden und das Schöne repräsentieren werdet klingt freilich verdammt gut, auch wenn man spätestens nächste Woche wieder gegen den Westen hetzt, bei Präsidenten Geisteskrankheiten diagnostiziert oder mal eben europäische Politiker, natürlich vollkommen zutreffend, als
Kettenglieder der Nazis identifiziert. Ob man so den ideologischen Nährboden bereitet, damit bald der nächste junge Kerl samt Kalaschnikow oder wahlweise Fleischermesser durch die Gassen einer europäischen Stadt pilgert, darf jeder für sich selbst beantworten.
Aber gut, wird sie auf jeden Fall verändern. Hoffentlich bald. Die SoMe-Jugendsünden Recep G. kennt man ja bereits. Und Mikail Ö. wird hoffentlich auch seine Haltung überdacht haben. Vor allem im Vergleich zum Juni, als Ö. noch zusammen mit türkischen Rechtsextremisten im grauen Wolfsrudel mitlief, um
Kurden und Antifaschisten anzugreifen.
https://www.youtube.com/watch?v=aQ8gAfOP5pM (Video: Wien, 25.06.2020 Ernst-Kirchweger-Haus attackiert(Neu) Viyana/Madimak 2020/copyright@viyanatv)Bei 4:30 und 18:51 sieht man ihn in Aktion.
Gut, das ist in Anbetracht der Heldentaten voll verschmerzbar. Schließlich wurden nur zwei Beamte und ein Diensthund verletzt, hier ein wenig gezündelt, dort ein bisserl Beamte mit Eisenstangen oder wahlweise Pflastersteinen traktiert, ein paar Anzeigen geschrieben und Festnahmen durchgeführt, halb so wild. Muss man eigentlich auch nicht erwähnen (wie man im Video ebenfalls sieht), dass natürlich zahlreiche Wolfsgrüße, die ja erst seit '19 verboten sind, gezeigt wurden. Apropos Schweigefuchs:
Frau.N.Zimmer schrieb:Komisch sind die Ösis schon :) Für meinen, beruflich oft verwendeten und äusserst wirksamen Schweigefuchs, würde die mich wahrscheinlich einsperren. So einfach ist das.
Joa, ist nicht einfach. Auf der Montessori-Schule ein Schweigefuchs, unter Metallern ein Gruß, bei der WCW das Wolfpac, bei den grauen Wölfen ein Sympathisieren und bei Italienern evtl. ein Grund, was auf die Schnauze zu bekommen, weil man ihn gerade als
Gehörnten verspottet hat. Das ist der Nachteil an Gesten und Handzeichen, bei denen ist nicht nur der kulturelle Hintergrund, sondern ab und zu auch der Landstrich maßgebend. Daher kein reines Ösi-Phänomen.
Bei all der Heldenverehrung wird allerdings meist einer vergessen: Der Palästinenser Osama H., welcher unter Beschuss dem Polizisten half:
https://www.dasbiber.at/content/ich-bin-kein-held - und natürlich zahlreiche andere Weaner, egal ob sie in ihren Läden/Wohnungen Verängstigten Unterschlupf gewährten oder mit der Bim aus den Gefahrenbereich brachten, selbst wenn man ohne die mediale Effekthascherei keine Kenntnis von ihnen nimmt.