AlteTante schrieb:Ist es denn sonst üblich, dass die türkische Nationalmannschaft salutiert, also auch schon vor dem Einmarsch Erdogans nach Nordsyrien? Ich finde, da muss man differenzieren.
[quote/] Man muss aber auch bedenken, dass in der Türkei ein ganz anderer Bezug zum Militär besteht als hierzulande.
Inwiefern?
Demireli: In Istanbul stehen zum Beispiel mehrere Militärstützpunkte. Das Militär ist Teil des Stadtbildes und wird als völlig normal wahrgenommen. Es gibt auch einen verpflichtenden Wehrdienst und viele Organisationen, die sich für Soldaten einsetzen. Man wächst damit auf, die Soldaten zu mögen. Der Militärgruß ist in der türkischen Gesellschaft omnipräsent, unabhängig davon, ob es einen Konflikt in einem anderen Land gibt oder nicht. Der Sport bildet dabei keine Ausnahme. Vor jedem Süper-Lig-Spiel wird die türkische Nationalhymne gespielt, da salutieren alle Polizisten im Stadion. Und auch viele ausländische Spieler haben schon den Militärgruß gemacht, ich erinnere da nur an Lukas Podolski während seiner Zeit bei Galatasaray Istanbul. Ich glaube nicht, dass Podolski damit ein politisches Statement abgeben wollte.[/quote]
Zudem werden regelmäßig regelmäßig Spruchbände und andere Aktionen von den Spieler und Vereinen zu Ehren der Polizisten und Soldaten durchgeführt. Die Türkei hat einfach eine völlig andere Einstellung zum Militär und zur Nation. Jährlich stehen weite Teile des Landes zum Todeszeitpunkt Atatürks still und man sieht überall Menschen die mitten auf dem Bürgersteig stehen und salutieren.
Ich will damit nicht ausschließen, das einige Spieler die Offensive befürworten, aber das Salutieren als eine Huldigung an Erdogan abzustempeln, ist völlig daneben. Es ist ein militärischer Gruß und die Spieler möchten sich nur mit den Soldaten im Einsatz solidarisieren. Die türkische Armee besteht größtenteils aus Wehrpflichtigen und dort kann man den Dienst nicht verweigern. Daher ist es nur logisch, das die meisten Türken die Soldaten unterstützen, selbst wenn sie gegen Erdogan sein sollten.
Heide_witzka schrieb:Tun sie das?
Das Thema ist Jahrzehnte alt und es gibt jedes Jahr Artikel zu diesem Thema, das viele Bundeswehr Soldaten sich vo mn weiten Teilen der Gesellschaft nicht wertgeschätzt fühlen. Die Zeiten in denen Soldaten mancherorts bespuckt oder beleidigt wurden, sind immer hin vorrüber. Bissel google und du solltest selbst aus diesem Jahr Artikel und Interviews dazu finden. Aber kannst ja such mal selbst reflektieren, wie deine Reaktionen auf Bundeswehr Soldaten waren?
paranomal schrieb:Das was du offenbar als Schwäche siehst sollte als Prozess der Reife verstanden werden. Leider ist es in Deutschland aber gar nicht so weit her mit dem Antinationalismus wie gerade in konservativen Kreisen gerne behauptet wird. Da die ungebrochen Identifikation mit der Nation nur Ausdruck einer kollektiven Ich-Schwäche ist, sollte das aufflammen solcher Phänomene als Symptom einer gesellschaftlichen Pathologie wahrgenommen werden und nicht als Tugend.
Jetzt legst du mir quasi Worte in den Mund. Ich habe zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise erwähnte wie meine persöhnlich Einstellung dazu ist... ich habe nur die unterschiede erfasst und keines der beiden als positiv oder negativ dargestellt.
In einer idealen Welt, würde es kein Nationalismus oder Patriotismus geben, aber in solch einer Welt leben wir nunmal nicht. Statt seine eigenen Werte und Normen als Goldstandard zu nutzen sollte man vielleicht auch man hinterfragen warum man in Deutschland so denkt und in Ländern wie der Türkei, Frankreich, den USA usw. anders?
Vielleicht liegt es ja daran, das man selbst als Nation einen Weltkrieg vom Zaun gebrochen hat und nur durch Zwang diese negative Einstellung zum Nationalsozialismus und Patriotismus bekommen hat, da man damit immer die NS Zeit in Verbindung bringt.
Diese Erfahrung haben andere Nationen und Gesellschaft nunmal nicht gehabt. Die Türkei wurde durch das Militär von ausländischen Besatzern befreit, das Militär hat das Kalifat und den Sultan entmachtet, das Militär hat das Land in die Neuzeit getragen und für Frieden gesorgt usw.
Das sind halt zwei gegensätzliche Standpunkte und dann zu verlangen, das man in der Türkei den Nationalstolz beiseite legen soll, wäre das selbe, wenn man von dir verlangen würde, du sollst patriotisch werden.