@Fedaykin Ich würd das so sehen: die Taliban waren zumindest eine afghanische Regierung.
Es ist nicht Aufgabe des Westens, nation building zu betreiben und Länder zu zwingen, uns genehme Regierungen und Systeme zu bilden.
Genau das haben ,,wir" jedoch schon viel zu oft betrieben, mal mit mehr und direkterer Gewalt, mal mit weniger.
Die Folgen waren meist sehr negativ und gipfelten in jahrelangen Bürgerkriegen.
Außerdem: allein daran, dass die Taliban einen islamistischen Staat führten, können Abneigung und Notwendigkeit zur ,,Befreiung" des Volkes ja nicht gelegen haben. Immerhin dulden wir auch andere islamistische Staaten, die äußerst brutal mit Opposition und Gesetzesbrechern umgehen.
Und wir dulden andere Staaten und andere Systeme, die keinen Deut besser sind.
Warum gerade das Afghanistan der Taliban angreifen?
Vorgeblich, weil sie den Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 versteckten.
Wenn wir es jetzt mal genau nehmen: es ist meines Wissens nicht bewiesen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt noch in Afghanistan aufhielt.
Oder tatsächlich der Drahtzieher der Anschläge war. Dass das Verhältnis von Geheimdiensten, Militärs und Politikern zur Wahrheit ,,schwierig" ist und mit Vorsicht zu genießen, ist bekannt. Auch bei Saddam Hussein hat man Kriegsgründe gefälscht. Stichwort Atomwaffen.
Ach und ja, auch da wollte man auf einmal das irakische Volk - das gar nicht ein Volk ist - ganz dringend von einem bösen Diktator befreien.
Mit dem man vorher gute Geschäfte gemacht hat. Nachweislich.
Jedenfalls, selbst wenn Bin Laden um diesen Zeitraum herum in Afghanistan war: ist es wirklich zu rechtfertigen, für zehntausende Tote zu sorgen - es waren keinesfalls alles nur bewaffnete Talibankämpfer, die draufgingen - nur um EINEN Mann dingfest zu machen?
Das zweifel ich mal ganz stark an!
Und das, obwohl ich unter gewissen Umständen sogar Kriegseinsätze für notwendig halte.
Aber gekränkte Ehre oder reine Rache gehören für mich nicht zu den akzeptablen Gründen.
Die Absegnung der UN, naja, die ist auch echt zweifelhaft.
Die USA sind doch mit der Haltung aufgetreten, dass sie ohnehin machen, was sie wollen.
Später, beim Irakkrieg, haben sie ganz absichtlich und erwiesenermaßen gelogen und betrogen.
Ich bin kein Freund von streng islamischen Staaten. Aber ich bezweifel das Recht westlicher Kräfte, gewaltsame Angriffskriege ohne Notwendigkeit zu führen, nur weil einem die jeweiligen Regime nicht gefallen.
Das ist nicht einmal ein stringentes Verhalten. Seit jeher gibt es in der Sicht des Westens gute und böse Diktatoren. Gute Diktatoren sind solche, die uns zu Willen sind.