Groucho schrieb:Sobald ich weiß, dass ein Unternehmen Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte oder die Umwelt mit Füßen tritt, versuche ich so gut es eben geht, die Produkte besagten Unternehmens zu vermeiden.
Das ist löblich. Ich finde es aber sehr schwer in der Umsetzung.
Zum einen weiß ich auch nicht immer zuverlässig, ob Firma X, die ein alternatives Produkt herstellt, im Bereich Umweltschutz oder Menschenrechte unbedingt deutlich besser ist als Firma Y.
Dann weiß ich bei manchen Produkten gar nicht, von wem sie hergestellt werden (bei den ganzen Supermarkt- und Drogerieeigenmarken z.B.).
Dann weiß ich bei vielen Firmen nicht, wie die zusammenhängen. Wenn ich X scheiße finde und dafür die Sachen von Y kaufe und am Ende der gleiche Konzern das Geld in die Tasche bekommt, ist es letztlich schnurzpiepegal, wenn ich X boykottiere. (Kein Beispiel aus dem Einzelhandel, aber das Kernproblem ist das Gleiche: Eine gute Bekannte arbeitet bei einem Pharmahersteller in der Abteilung, die den Großhandel beliefert. Wenn ein Großhänder zu ihr sagt: "Ich bin voll unzufrieden, ich kauf jetzt das gleiche Zeug nicht bei euch, sondern beim 800 km entfernten Hersteller Y in Berlin!", dann lächelt sie müde und meint nur "Machen Sie nur." Der Großhändler weiß nämlich offensichtlich nicht, dass die vermeintlich andere Firme denselben Besitzer hat. Wie soll ich das als Kunde wissen, wenn Großhändler in ihrer eigenen Branche nichtmal Ahnung davon haben?)
Zuletzt weiß ich auch nicht immer 100%, welche Produkte von der gleichen Firma sind. Ich kann ja ganz süß Coca Cola boykottieren. Aber dann sollte ich auch Sprite, Lift, Vio und ca. gefühlt 1000 andere Produkte meiden. Nicht bei allen, aber bei vielen Firmen wird das dann sehr schnell sehr unübersichtlich.
Bei den Dingen, die ich beurteilen kann (oder glaube, beurteilen zu können), bevorzuge ich das Produkt, dass ökologisch und/oder ethisch das besser oder wenigstens das kleinere Übel ist.