Gwyddion schrieb:In wie weit können mich die meist religiös motivierten politischen Ansichten eines Arabers bereichern?
Die Araber würden nicht nach Europa flüchten wenn deren politsche Systeme eine Bereicherung des Lebens darstellen würden.
Der Widerspruch zwischen den beiden Zeilen geht dir auf?
Der Syrer flieht ja nicht aus "religiös motivierten politischen Ansichten" nach Europa, sondern weil er seines Lebens dort nicht mehr sicher ist. Wenn er also flieht, weil "deren politsche Systeme
keine Bereicherung des Lebens darstellen", sondern Leben gefährden, hat er ja genau die konträre politische Ansicht von IS und Assad. Daher ist es schon interessant seine politische Ansicht zu erfahren und somit eine kulturelle Bereicherung.
Gwyddion schrieb:Jede Kultur hat natürlich interessante Dinge zu bieten... sei es thailändischer Tempeltanz, seien es die Derwische, seien es deutsche Mittelalterburgen. Und natürlich ... Essen. Da bin ich bei Dir.
Natürlich gehört das auch zur Kultur ebenso wie bayerische Trachten, aber das ist nur der traditionelle Teil der Kultur, den man noch zu bestimmten Anlässen pflegt, die Bayern mehr als andere Deutsche. Aber wir sprechen ja von gegenwärtigen Aspekten der Kultur (Essen, Musik, Mode, Filme, Literatur, Religion, Feiertage, Sport etc.), und die ist weitgehend westlich, teilweise bereits globalisiert (Smartphones, Autos, Popmusik), wobei das meiste ursprünglich amerikanisch ist und der Rest überwiegend europäisch. Von anderen (asiatischen und afrikanischen) Kulturen haben wir eigentlich nur das Essen übernommen und "integriert". Und einiges aus früher Vergangenheit, wie etwa das arabische Dezimalsystem und die Null, griechische Astrononomie und das römische Alphabet.
Gwyddion schrieb:Es ging nicht um "Interesse" .. sondern um "Bereicherung". Eine Bereicherung bringt mich, bringt das Land für die Zukunft weiter.. irgendwie.
Eine Bereicherung, wenn du die politischen Ansichten eies Arabers kennst, liegt zB daran, dass du deine eurozentrische Schmalspurperspektive um ganz entscheidende Blickwinkel erweiterst. Als Student lebte ich zeitweise in einem Studentenwohnheim, das zum größten Teil von Arabern frequentiert war und lernte neben dem guten Essen auch ihre Perspektive der US-Politik im Nahen Osten und zum Israelkonflikt kennen und fand einige entscheidende Bausteine für die Erklärung des Nahostkonflikts insgesamt, die ich vorher nicht hatte, denn in der Schule lernten wir den Nahostkonflikt allein aus westlicher Sicht kennen, in der Israel das alleinige und ziemlich wehrlose Opfer war. Einen Konflikt, den ich nach der Schullehre einfach nicht begriff, sondern erst, als die "arabische Perspektive" mit hinzukam.