cassiel
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Gedenken
09.04.2005 um 14:33Link: www.zeit.de (extern)
Seit einem halben Jahr ist wieder Gedenken angesagt. Der Grund: Vor sechzig Jahren wurden "wir" vom Naziregime befreit.
Wurden wir?
Seit einem halben Jahr kommen auch wieder vermehrt die Bauch- und Bierredner zu Gehör, die am liebsten alles vergäßen und Grausamkeit mit Unrecht aufrechnen möchten.
Mich nervt beides. Sowohl die permanente Zwangs-Berieselung mit Gedenksendungen, -minuten, -mälern und -filmen, als auch die permanent vorhandene Abwehr gegen die Erinnerung.
Ganz schrecklich finde ich zum Beispiel den Film "Der Untergang", weil die Regie anscheinend ganz bewusst die Perspektive auf die Innenwelt des Hitlerbunkers verkürzt, um die groben Folgen der "Politik" des Naziregimes auszublenden und somit die historische Wirklichkeit auf ein Kammerspiel oder gar eine Salonkomödie zu verkürzen. (Ich formuliere das bewusst etwas provokant.)
Ganz bestürzend ist für mich auch, wie viele so begeistert von diesem Film sind. Ich habe ihn mir - trotz meiner Bewunderung für den Ifflandringträger Bruno Ganz in der Hitlerrolle - erspart, weil ich von diesem Blickwinkel wusste und schon deshalb sagen konnte, dass er enttäuschend, wenn nicht schlimmer sein wird. Wim Wenders hat übrigens in einer Kritik, die im Herbst in der zeit zu lesen war, dieselbe Auffassung vertreten. Er hatte sich diesen Film mehrmals angesehen, bevor er darüber schrieb, ist also vielleicht ein besserer Gewährsmann als ich.
Schrecklich finde ich schließlich im Grunde auch diese Stelen des Modearchitekten Liebermann in Berlin. Schon das schrille Getöse, das Lea Rosh (ich weiß, ich spitze jetzt zu sehr auf sie zu) dafür angezettelt hat, ging mir auf die Nerven. Von dem Geld, das dieses teure Betonteil gekostet hat, hätte man in meinen Augen wirklich mehr für die Aufklärung tun können, wenn man damit zum Beispiel Schulen mit mehr Lehrern und PCs versorgt hätte. Aber ich weiß: Das ist vermutlich ein Banausenargument.
Götz Aly hat in einem kürzlich erschienenen Buch die These aufgestellt, es bestehe eine Art Komplizenschaft zwischen der damaligen deutschen Bevölkerung und dem Naziregime. Dieser These stimme ich in vollem Umfang zu, obwohl ich auch sein Buch noch nicht kenne. Ich finde, Alys Argumente, die er in dem beiliegenden Aufsatz (siehe Link) zusammenstellt, genügen, um diese These plausibel erscheinen zu lassen.
Ich behaupte:
Es gibt auch eine Art Komplizenschaft zwischen BerufsgedenkerInnen und BerufvergesserInnen.
Das ganze Theater, dem wir augenblicklich beiwohnen, löst bei mir Verlegenheit aus.
Ich möchte Euch daher zu einer Debatte einladen.
cassiel
qui tacet consentire videtur
Seit einem halben Jahr ist wieder Gedenken angesagt. Der Grund: Vor sechzig Jahren wurden "wir" vom Naziregime befreit.
Wurden wir?
Seit einem halben Jahr kommen auch wieder vermehrt die Bauch- und Bierredner zu Gehör, die am liebsten alles vergäßen und Grausamkeit mit Unrecht aufrechnen möchten.
Mich nervt beides. Sowohl die permanente Zwangs-Berieselung mit Gedenksendungen, -minuten, -mälern und -filmen, als auch die permanent vorhandene Abwehr gegen die Erinnerung.
Ganz schrecklich finde ich zum Beispiel den Film "Der Untergang", weil die Regie anscheinend ganz bewusst die Perspektive auf die Innenwelt des Hitlerbunkers verkürzt, um die groben Folgen der "Politik" des Naziregimes auszublenden und somit die historische Wirklichkeit auf ein Kammerspiel oder gar eine Salonkomödie zu verkürzen. (Ich formuliere das bewusst etwas provokant.)
Ganz bestürzend ist für mich auch, wie viele so begeistert von diesem Film sind. Ich habe ihn mir - trotz meiner Bewunderung für den Ifflandringträger Bruno Ganz in der Hitlerrolle - erspart, weil ich von diesem Blickwinkel wusste und schon deshalb sagen konnte, dass er enttäuschend, wenn nicht schlimmer sein wird. Wim Wenders hat übrigens in einer Kritik, die im Herbst in der zeit zu lesen war, dieselbe Auffassung vertreten. Er hatte sich diesen Film mehrmals angesehen, bevor er darüber schrieb, ist also vielleicht ein besserer Gewährsmann als ich.
Schrecklich finde ich schließlich im Grunde auch diese Stelen des Modearchitekten Liebermann in Berlin. Schon das schrille Getöse, das Lea Rosh (ich weiß, ich spitze jetzt zu sehr auf sie zu) dafür angezettelt hat, ging mir auf die Nerven. Von dem Geld, das dieses teure Betonteil gekostet hat, hätte man in meinen Augen wirklich mehr für die Aufklärung tun können, wenn man damit zum Beispiel Schulen mit mehr Lehrern und PCs versorgt hätte. Aber ich weiß: Das ist vermutlich ein Banausenargument.
Götz Aly hat in einem kürzlich erschienenen Buch die These aufgestellt, es bestehe eine Art Komplizenschaft zwischen der damaligen deutschen Bevölkerung und dem Naziregime. Dieser These stimme ich in vollem Umfang zu, obwohl ich auch sein Buch noch nicht kenne. Ich finde, Alys Argumente, die er in dem beiliegenden Aufsatz (siehe Link) zusammenstellt, genügen, um diese These plausibel erscheinen zu lassen.
Ich behaupte:
Es gibt auch eine Art Komplizenschaft zwischen BerufsgedenkerInnen und BerufvergesserInnen.
Das ganze Theater, dem wir augenblicklich beiwohnen, löst bei mir Verlegenheit aus.
Ich möchte Euch daher zu einer Debatte einladen.
cassiel
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