Ich glaube, dass sich die gesamte Diskussion rund um die Krise letztendlich um die Projektion und die Erwartungshaltung dreht: Was glaubt der einzelne, was auf ihn bzw. sein Land zukommen wird.
Klar kann Deutschland auch drei Millionen Syrer irgendwie aufnehmen ohne dass gleich die ganze innere Ordnung zusammenbricht. Je besser wir das aber hinbekommen um so größerer werden die Hoffnungen aller anderen Menschen auf der Welt, denen es nicht so gut wie uns geht. Geschätzt sind das 6-7 Mrd. Menschen.
Ich gebe zu, ich bin nicht ganz vertraut mit unserer Asylgesetzgebung, aber wenn man die weltweiten Nachrichten verfolgt, dann ahnt man schon dass viele hundert Millionen Menschen vertrieben, verfolgt, versklavt, getötet werden nur aufgrund ihres Geschlechts, Herkunft, Glauben, etc.
Ein großer Teil davon dürfte schon ganz gute Chancen haben zumindest auf Asyl geprüft zu werden.
Der Grund, warum gerade jetzt so viele kommen (von Syrern mal abgesehen) liegt der verbesserten Bildung und Kommunikationsmöglichkeit und natürlich am zunehmenden Organisationsgrad der Schlepper.
Wenn das sich so weiter entwickelt, dann wird es für immer mehr Menschen möglich, ihr Land zu verlassen und in Europa eine bessere Zukunft zu suchen.
Man hört oft, dass selbst Afrikaner mehrere tausend Dollar an Schlepper zahlen um hier her zu kommen. Das ist etwa der Betrag, mit dem ich ein mal um die ganze Welt gereist bin. Im Flugzeug mit kostenlosem Boardservice, im SUV Mietwagen usw.
Da scheint mir für potentielle Schlepperbanden noch ein ziemlicher Spielraum zu sein, zukünftig wesentlich mehr Menschen (kriminell) zu schleusen. Die Margen werden natürlich fallen, so wie das bei Fluglinien etc. auch mit zunehmender Konkurrenz und Professionalisierung passiert ist.
Ich sehe das leider ähnlich wie die New York Times (
http://www.nytimes.com/2015/11/01/world/europe/a-mass-migration-crisis-and-it-may-yet-get-worse.html?_r=0) das ist erst der Vorgeschmack auf die mittel- bis langfristige Zukunft (erleben werden wir das aber schon noch zu Lebzeiten)
Daher sehe ich es als notwendig an, so langsam eine Diskussion (nicht hier im Forum, sondern in der Gesellschaft) zu starten, was wir wirklich bereit sind zu geben (also nicht nur mal ein paar Decken, Kaffee und ein paar Prozente unseres Einkommens) und zu was wir bereit sind, unseren ohnehin ungleich verteilten Wohlstand zu verteidigen.
Das meine ich vollkommen wertfrei, durchaus kann da das Ergebnis sein: Ja, es geht langfristig nicht anders. Der wohlhabende Westen muss sich nivellieren.
Schlaue Wissenschaftler könnten das recht genau ausrechnen, ich würde mal so über den Daumen schätzen: so auf 70%-80% unseres Wohlstandes, Einkommen, Freizeit, Gesundheits- und Sozialsystem müsste man schon verzichten.
Irgendwas sagt mir aber, dass der Großteil der Menschen (egal wer, wo wann) eher zu den Waffen greift als solche Zugeständnisse zu machen. Gewinnen kann man diesen Krieg natürlich nicht.