@unreal-liveToller Vortrag den Du da von Dr. Lüders verlinkt hast. Sich den über eine Stunde anzuhören hat sich gelohnt und er sagt dort auch die Wahrheit, was die Verfehlungen und Versäumnisse der USA und des Westens betrifft, dennoch macht er es sich da auch teilweise etwas zu einfach, denn er implementiert dort nicht, das Agieren der Sowjetunion bis 91 und das Handeln der anderen Global Player der heutigen Zeit, eben dem heutigen Russland, Chinas, Japans, Australiens und Brasiliens. Die historischen Betrachtungen bezüglich Mossadegh 1953 sind alle richtig, leider vergisst er den Bogen zur damaligen Zeitgeschichte zu schlagen, Stichwort Korea, Stichwort Vietnam, Stichwort Kuba, er sagt nichts zu dem ebenso schuldhaften Handeln von Mao, Stalin und Ho Chi Minh.
Damit nicht alle wieder ewig suchen müssen, welchen Vortrag ich meine, erlaube ich mir ihn hier noch mal zu verlinken.
https://www.youtube.com/watch?t=4241&v=syygOaRlwNEIch will jetzt auch gar nicht anfangen, einen ewig langen Vortrag über historische Fakten, die Lüders nicht erwähnt, zu schreiben, sondern darauf hinaus, dass es eben keine bi-polare Welt mehr gibt, mit den beiden großen Machtblöcken Ost und West, sondern eine Welt mit multi-polaren Machtblöcken und ebenso multi-kausalen Konflikten und Problemen.
Da wären die Supermacht USA, die aber sehr wohl nun auch erkennen muss, dass sie nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen kann. Wirklich hegemonial sind die USA eigentlich nur noch in Nordamerika, England, Australien und Japan.
Zudem haben die auch innenpolitisch schwere Probleme gesellschaftlicher Art. Denn die Amerikaner drohen an ihrer eigenen Propaganda zu ersticken, sie sind nämlich nicht mehr nur "the land of the brave and the free", sie sind immer mehr "gods own country" und das auf einem selbstzerstörerischen ideologisch-dogmatischen Level. Die fundamental christlichen Evangelikalen in den USA reden ja nicht nur ein bisschen wirres Zeug, bezüglich der Evolutionslehre, oder "intelligent design", nein ohne diese christlichen Spinner zu hofieren wird heute niemand mehr US-Präsident, Stichwort: "Bible Belt", also die US-Staaten die man den Bibel-Gürtel nennt. Klar, hauptsächlich republikanisches Klientel, aber ohne Zugeständnisse an diese Leute wird heute auch kein Demokrat mehr Präsident. Und somit wirkt sich das auch weltweit aus, wie man unrühmlich an den beiden Bush-Präsidenten gesehen hat.
Da wäre Russland, was nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, noch immer an dem vermeintlichen Machtverlust zu kauen hat und daher einen extrem nationalistischen und dadurch auch sehr konservativen Kurs fährt. Auch natürlich um zu überspielen, dass Russland zwar massig Bodenschätze hat, aber aufgrund seiner nicht sonderlichen starken Wirtschaft, allem Nationalismus zum Trotz doch ein Riese auf tönernen Füssen ist. Das versucht Putin dadurch zu kompensieren, indem er ehemalige Sowjetstaaten drangsaliert. Zudem muss man wissen, dass viele Russen noch immer ziemlich arm sind. Daran sind hauptsächlich die russischen Oligarchen schuld und Putin weiß auch ganz genau, dass er nicht gegen diese Entourage regieren kann. Denn befriedigt er dieses Klientel nicht, dann war er die längste Zeit an der Macht.
Da wäre China, welches wieder ganz andere eigene Interessen hat. China braucht aufgrund seines wachsenden Wohlstandes viel mehr Rohstoffe als selbst dieses riesige Land erwirtschaften kann, weswegen China weltweit bemüht ist sich sowohl technisches Know-How, als auch Rohstoffe zusammen zu kaufen. Dennoch hat China ebenfalls innenpolitisch drei gewaltige Probleme, nämlich das Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land, Stichwort Wanderarbeiter, dann die gewaltige Korruption innerhalb des Ein-Parteien-Staates und nicht zuletzt ein immenses Umweltproblem durch die unkontrolliert wachsende Wirtschaft, was sich negativ auf die anspruchsvoller werdende Bevölkerung auswirkt.
Da wäre Europa/EU. Zweifellos derzeit von Deutschland geführt und eine wirtschaftliche Weltmacht, außenpolitisch und militärisch dafür aber völlig unkoordiniert. Auch hier sind politische Reformen hin zu den Vereinigten Staaten von Europa dringend geboten, um nicht in die Bedeutungslosigkeit zu fallen. Wie schwierig das aber ist, dies ohne Waffengewalt rein demokratisch zu bewerkstelligen, so dass alle zu einem gemeinsamen Konsens kommen, sehen wir ja gerade anhand der Flüchtlingsproblematik. Dazu kommen noch die Eurokrise und Sachen wie Grexit und Brixit.
Europa steht also ebenfalls vor gewaltigen inneren Problemen. Hinzu kommt, dass nach dem WW II (bzw. nach dem Zerfall des Warschauer Paktes) die meisten Europäer in dem Irrglauben lebten und aufwuchsen, sie würden irgendwie auf einer Insel immer währender Glückseligkeit leben, deren Werte und Errungenschaften eine Art Naturgesetz seien, welches man weder militärisch absichern und verteidigen müsse, weil das ja die USA übernehmen würden und speziell Deutschland in der naiven Ansicht verharrte, man könne alles mit dem Scheckbuch erledigen, bzw. mit einer sturen "Piep-Piep-Piep-wir-haben-uns-alle-lieb"-Haltung aussitzen.
Jetzt allerdings wird Europa innenpolitisch und außenpolitisch rüde aus seinen Träumen geweckt. Und keiner weiß wohin die Reise gehen wird.
Und dann wären da noch Indien und Brasilien, die ich hier nur am Rande erwähne, aber auch dort gibt gewaltige innenpolitische Probleme Stichworte Umwelt, Kastensystem, ethnische und religöse Konflikte, Übergang von zweiter bis dritte Weltland zur Industrienation.
Und alle diese verschiedenen Macht- und Interessenblöcke haben diverse Konflikte untereinander. Da gibt es eben etnische Konflikte, wirtschaftliche Konflikte, religöse Konflikte und militärische Konflikte. Aber als wenn das nicht reichen würde, kommen für alle noch globale Problematiken hinzu, wie Naturkatastrophen durch den Klimawandel, wie El Nino, Dürren, Überschwemmungen, aber auch Ressourcenknappheiten, Überbevölkerung, Schere zwischen Reich und Arm, usw.
Natürlich entstehen dadurch dann auch wieder Konflikte wirtschaftlicher, militärischer und sozialer Natur.
Und hier komme ich wieder auf den Vortrag von Dr. Lüders zurück, alles hängt mit allem zusammen und bedingt einander. Es gibt daher auch keine mono-kausalen Lösungen. Und leider komme ich zu dem gleichen Ergebnis, wie Dr. Lüders, die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden keine friedlichen Zeiten werden und die Voraussetzungen auch für große Kriege, waren seit dem WW II nicht mehr so "gut", wie eben heute.
Vielen Dank, falls wer bis hier hin gelesen hat.
:)