@Geisonik Ich gehe von guten Lehrern aus, weil ich gute Lehrer möchte. Schlechte Lehrer sind ein anderes Thema, du kannst nicht den ganzen Berufsstand abwerten, weil es einzelne, schlechte Lehrer gibt.
Geisonik schrieb:Was meinst du denn macht den Beruf des Lehrers so schlimm das sie was zu beschweren haben und besondere Aufmerksamkeit brauchen gegenüber anderen Berufsgruppen?
Inwiefern die Anforderungen schlimm sind, ist wohl individuell.
Anspruchsvoll und unterschiedlich belastend sind sie jedenfalls.
Was ich jetzt schildere, fällt nicht immer alles auf einmal an und auch nicht in jeder Klassenstufe, aber jede Stufe, jede Schule haben unterschiedliche Herausforderungen.
Was alles dazu gehört, wenn man seinen Lehrerberuf GUT machen will, kann folgendes sein:
Du kommst in die Schulklasse und da sind vielleicht 25 Kinder. Alles unterschiedliche Typen, Jungen, Mädchen, heute sehr wahrscheinlich auch mit ganz unterschiedlichen kulturellen, religiösen, sprachlichen und sozialen Hintergründen, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und unterschiedlichen Fähigkeiten auch hinsichtlich ihrer Intelligenz.
Dann sollst du für sie und mit ihnen Unterricht machen. Guten Unterricht. Denn wenn du keinen guten Unterricht machst oder die Eltern das annehmen, dann hast du außerordentlich schnell Eltern auf der Matte oder am Telefonhörer, die sich darüber echauffieren, warum denn ihr lieber Kleiner oder ihre Prinzessin schlechte Noten bekommen hat oder nichts lernen würde.
Gerne auch in Sprachen, die du nicht verstehst, kommt auf das Umfeld an, bedauerlicherweise wird noch in vielen Familien mit ausländischem Hintergrund kein oder nur schlechtes Deutsch gesprochen. Du verstehst die Eltern nicht, die Eltern verstehen dich nicht.
Es kann sein, dass du Schüler hast, die kaum genug Deutsch sprechen, um die Aufgabe zu begreifen, also musst du verstärkt Deutschunterricht machen oder anders formulieren.
Manche Kinder sind schon weiter oder lernen schneller in deinem Fach, andere langsamer, du sollst aber keinen bevorzugen oder benachteiligen.
Also musst du vielfach differenzieren, jedenfalls wird dies von den meisten, modernen Pädagogen und auch der Bildungspolitik gefordert.
Einfach etwas an die Tafel schreiben und auswendiglernen ist schon lange nicht mehr der Fall.
Zusätzlich musst du dich damit auseinandersetzen, dass die Kinder persönliche Probleme zu Hause haben und sich dir anvertrauen (oder du entdeckst es einfach), worauf du reagieren solltest.
Auch im Klassenverband kann es Probleme geben, Streitereien, Mobbing...auch dafür bist du als Lehrer verantwortlich.
Ebenfalls sollst du vorgeschriebene, immer mehr anwachsende Lehrpläne erfüllen bei gleichbleibender Zeit.
Nun kommen auch noch an vielen Schulen mittlerweile Kinder mit geistigen oder körperlichen (oder beidem) Behinderungen dazu, die ebenfalls spezielle Betreuung brauchen, manchmal gar durch mehrere Betreuer, trotzdem musst du sie in den ,,normalen" Unterricht integrieren.
Außerdem hast du noch Konferenzen mit Kollegen zu leisten, Gespräche mit Eltern, Elternabende, Fortbildungen, Veranstaltungen abseits des gewöhnlichen Schulunterrichts wie Sportfeste, Förderunterricht, Unterrichtsvorbereitung, Korrektur von Klassenarbeiten, Beobachtung der Entwicklung der Kinder und Benotung (immer unter der Voraussetzung, dass du den Kindern unter Umständen mit einer falschen Einschätzung oder so den Berufsweg versauen könntest)...
Etwas Privatleben möchte man schließlich auch noch haben.
Während all diesen Tätigkeiten stehst du unter dauernder Beobachtung der Öffentlichkeit, weil du einen Beruf ausübst, zu dem jeder glaubt, irgendwas sagen zu können (und natürlich das richtige).
Also ja, ich denke, wenn man seinen Lehrerberuf gut macht, an einer Grundschule, Gesamtschule, Hauptschule, Gymnasium, dann hat man schon etwas mehr Anerkennung verdient, als nur die lapidare Behauptung, die Lehrer müssten sich doch nicht beschweren, die hätten es doch so easy
:D