@misterman Natürlich wußte man genau was kommt und wie sich Russland Bedrohungswahrnehmung definiert und dass die Ukraine zentraler Brennpunkt sein wird
Ich poste mal, nur einen kleinen Teil, einer Analyse des Bundesministerium für Verteidigung!
TeAllerdings wirkten sich einige andere Entwicklungen eher ungünstig auf Russlands Bedrohungswahrnehmung und schließlich auch seine Haltung zur NATO-Osterweiterung und zur NATO insgesamt aus. Vor allem während der Präsidentschaft George W. Bushs wurden Verträge und Absprachen mit Russland, die zur strategischen Stabilität und Sicherheit in Europa beitragen sollten, wiederholt gebrochen oder umgangen, um eigene sicherheitspolitische Projekte mit oder im Rahmen der NATO zur realisieren. Hierzu zählt insbesondere das Projekt des US-initiierten europäischen Raketenabwehrsystems (EMDS). Um Stützpunkte in Polen, Tschechien und Rumänien einrichten zu können, kündigten die USA 2002 einseitig den 1972 geschlossenen ABM-Vertrag mit Russland auf. Zudem traten die baltischen Staaten der NATO bei, ohne vorher den AKSE-Vertrag ratifiziert zu haben, wodurch vor den Toren Russlands „ein potentielles Stationierungsgebiet [entstand], das keinen Rüstungskontrollbegrenzungen [unterliegt].“ Die explizit anti-russische Rhetorik der künftigen NATO-Mitglieder im Osten wie auch die von der NATO in dieser Zeit neu definierten Betätigungsfelder im Rahmen von Out-of-Area Einsätzen schürten zudem in Moskau das Misstrauen über die tatsächlichen Ziele der NATO.
Letztlich sind alle diese Entscheidungen ohne Russland getroffen worden, trotz anderslautender Absichtserklärungen und Beteuerungen seitens der Mitglieder der Allianz. Obwohl Russland im Laufe der Jahre seitens der NATO rhetorisch eine erhebliche Aufwertung erfahren hat, bleibt die Allianz faktisch bei einer Politik, die Russland zwar eine Stimme, aber kein Veto einräumt. Weder der PJC noch seine Nachfolgegremium, der NATO-Russland-Rat, haben Russlands Erwartungen erfüllt. Statt gleichberechtigter Mitsprache wurde Russland in wesentlichen Fragen isoliert, die die Zukunft der europäischen Sicherheitsarchitektur betreffen. Statt zum zentralen Ort der Konfliktbearbeitung zu avancieren, wurde die Arbeit darin auf der politischen Ebene in Krisenmomenten, etwa 1999 in der Kosovo-Krise oder 2008 im Zuge des Georgienkriegs, boykottiert beziehungsweise ausgesetzt und auf wesentliche Kernbereiche der praktischen und militärischen Zusammenarbeit begrenzt. All dies minderte aufseiten Russlands das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der NATO und ihrer Absichten erheblich. Hieran konnte auch der von US-Präsident Barak Obama initiierte Reset in den Beziehungen zu Russland nichts ändern. Das 2010 von der NATO auf ihrem Gipfel in Lissabon formulierte Ziel, eine strategische Partnerschaft mit Russland aufzubauen, wurde nur sehr halbherzig verfolgt. Sowohl Russlands Angebot, mit der NATO gemeinsam ein europäisches Raketenabwehrsystem zu entwickeln, als auch die Forderung, Russland rechtsverbindliche Garantien zu geben, dass der Raketenschild nicht gegen Russland gerichtet ist, wurden abgelehnt.
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