scarcrow schrieb:Nur ist es in Deutschland ja üblich den Soldaten willenlosigkeit zu attestieren, obwohl es in jedem job ähnlich ist.
Falsch, in jedem Job ist es wesentlich schlimmer.
Beispiel:
Wenn ich als Elektriker einen Lichtschalter im Badezimmer anbauen sollte, dann war das zu 90% nicht mit der VDE vereinbar, weil zu dicht an Badewanne/Dusche.
Wenn ich das zu meinem Chef sage, dann sagt der: "Das machste trotzdem". Mach ich das nicht, dann macht es wer anderes, trotz Unzulässigkeit. Das mach ich dreimal, dann kann ich gehen.
Wenn mir mein Vorgesetzter gesagt hat, ich soll mal etwas schneller fahren, damit er noch ne Runde pennen kann oder ähnliches, dann konnte ich ihm sagen, dass ich das nicht darf und dieser Befehl somit nicht zu befolgen ist. Denn das ist der große Unterschied der Bundeswehr gegenüber allen anderen Armeen. Der Soldat MUSS jeden Befehl auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüfen.
Ebenso sieht es bei einem nicht rechtmäßigen Befehl aus, der zwar zu befolgen ist, aber Konsequenzen für den Vorgesetzten hat.
Ein Oberfeldwebel kam mal zu uns in die Stube und sagte, wir sollen sein Auto leer räumen, weil er gerade von einem Lehrgang kam. Wir haben ihm mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass er seinen Scheiß alleine machen kann, worauf er auf das Vorgesetztenverhältnis hingewiesen hat.
Also haben wir seine Karre leer geräumt und uns über den Umstand eines unrechtmäßigen Befehls schriftlich beschwert. Dafür gibts dann ne Disziplinarmaßnahme, die unterschiedlich ausfallen kann. Von nem Verweis über eine GEldstrafe bis hin zur BEförderungssperre.
Alles machbar. Das sucht man im Zivilen Umfeld vergebens.
roadcaptain schrieb:Das es Rabtte und freien Eintritt für Wehrpflichtige gab, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Aber warum sollte es Vergünstigungen finanzieller oder sonstiger Art für Zeit- und Berufssoldaten, die ein normales Einkommen haben, geben?
Es geht weniger um einen finanziellen Rabatt als um den Umstand der Würdigung des Soldaten / seines Berufes an sich. Ich würde es eher als Geste verstehen.
roadcaptain schrieb:Und so, wie man zu der zeit, als ich dabei war, mit Wehrpflichtigen umging, kann ich es durchaus nachvollziehen, dass Soldaten - keine Wehrplichtigen - kein gutes Ansehen in der Bevölkerung haben.
Auch das ist abhängig von der Einheit, ebenso wie du in unterschiedlichen Firmen ein unterschiedliches Betriebsklima vorfindest.
Wir hatten im Schnitt so 10 Mannschafter in der Kompanie, der Rest waren Unteroffiziere und Offiziere. Wenn die Mannschafter nicht komplette Vollidioten waren (auch so einen hatten wir) dann wurde mit denen ganz normal umgegangen.
Ein Obergefreiter aus meiner damaligen Kompanie ist mein Trauzeuge und später Taufpate gewesen. Das ist also auch hier wieder individuell zu sehen.
Es ist leider ziemlich schwer ind en teutonischen Schädel zu bekommen, dass die Bundeswehr von 1975 nicht mehr die von 2014 ist.
Damals wurden die Leute absichtlich weit weg stationiert, damit sie mal mit anderen Leuten in Kontakt kommen. Das hat vor allem dazu geführt, dass sie sich nach Dienstschluss weggeschädelt haben und damit verbundene Charakterliche Unzulänglichkeiten zu Tage kamen. Mittlerweile hat man diese Praktik abgeschafft und der einzustellende Soldat wird sogar gefragt, wohin er denn möchte (gibt da zumindest eine begrenzte Auswahl).
Ich habe in meiner Dienstzeit nur einen einzigen Soldaten erlebt, der sich regelmäßig Abends betrunken hat. Ansonsten waren das ganz normale Leute.