Halbgötter und Konsorten
28.01.2005 um 19:22
Wir leben ein einer Gesellschaft von Tüftlern und Bastlern. Nicht die Heimwerker, Modellbauer, Häuslebauer, oder Computerfreaks, sondern die vielen Bundesbürger, die ihren Glauben selbst zusammenbasteln. Vor einigen Jahren erschien in der Zeitschrift Psychologie Heute das Ergebnis einer Studie über Sinnfindung unter Jugendlichen mit dem Titel:
"Was Gott ist, bestimme ich!". Dazu paßt ein Satz, den ich in einer anderen Zeitschrift las, worin stand: "Wir glauben nicht etwas, weil es wahr ist; es wird uns zur Wahrheit, wenn wir daran glauben". Fazit: Jeder kann seinen eigenen Sinn des Lebens bauen und seinen Gott machen, und das eine ist so gut wie das andere.
Entweder gibt es unzählige Modelle von Gott, die jedem zum Selbst-Basteln überlassen sind, oder es gibt den einen wahren Gott, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat und an dem keiner vorbeikommt. Aber beide Überzeugungen können nicht gleichzeitig wahr sein. Und hier ist das zweite Gebot von höchster Aktualität. Denn es dient zur Ent-Täuschung, und schützt uns vor Selbstbetrug.
Ein Mensch macht seinen Gott
Der heutige postmoderne Mensch, der sich seinen Gott selber ausdenkt, ist Nachkomme des antiken Menschen, der seine Götter selbst machte. Auf diesem Gebiet gibt es seit dreitausend Jahren absolut keine Veränderung.
Die Juden, die vierhundert Jahre unter den Ägyptern gelebt hatten, kannten die vielen Götter ihrer Herrscher. Jeden Tag mußten auch sie sich vor ihnen neigen. Für jeden Anlaß gab es den passenden Gott. Sie waren an allen Ecken und Straßen in steinernen und hölzernen Bildern zu sehen.
Bilder sind nicht nur gehauene oder gezeichnete Abbildungen von Gott, sie sind auch falsche Gedanken über ihn. Denn alles wird im Grunde genommen zweimal geschaffen: in der Vorstellung und in der Tat.
Warum ist es also verhängnisvoll, Bilder von Gott (im Kopf oder in der Tat) zu machen?
Weil Bilder Ausdruck für die Erschaffung von Gott sind
"Du sollst Dir kein Bildnis machen" - oder: "Du sollst Dir Deinen Gott nicht selbst ausdenken". Warum ist der Mensch nicht in der Lage, einen realen Gott zu schaffen?
Nur Gott kann sich dem Menschen offenbaren, weil nur Gott in einer Wirklichkeit lebt, die unsere begrenzte Möglichkeit umgibt. Der Unbegrenzte und Allmächtige schafft den Menschen, der begrenzt und ohnmächtig ist. Andersrum ist einfach unsinnig: Der Begrenzte und Ohnmächtige macht sich ein Wesen, was über ihm ewig und allmächtig existent ist.
Weil Bilder den Menschen als ein Mittel zu eigenen Zwecken dienen
Warum haben Menschen Gottesbilder gemacht? Unter anderem, damit sie diese Götter zu eigenen Gunsten beeinflussen konnten. Sie schufen Götzen und bestimmten dann auch unter welchen Voraussetzungen diese Götzen für sie tätig werden konnten.
Weil Bilder ein Beweis dafür sind, daß Menschen gegen Gott rebelliert haben
(Römer 1, 18-23)
Warum sind Bilder unzulänglich, um Gott darzustellen?
Weil, sie nur einen Ausschnitt seiner Eigenschaften zeigen können. Ein Bild zwingt den Verehrer, Gott von einem Blickwinkel zu sehen. Nehmen wir ein Kruzifix als christliches Beispiel. Sicherlich ist das Leiden und der Tod Jesu ein wesentlicher Bestandteil unseres Heils. Ohne seinen stellvertretenden Tod erführen wir keine Vergebung. Aber dies greift zu kurz: Was ist mit seiner Auferstehung? Oder mit seiner Geburt? Oder mit seiner Hoheit im Himmel?
Ich begegne Menschen, die von der Kirche, von einem Pfarrer oder von ihren Eltern Zerrbilder von Gott vermittelt bekamen. Gott als Polizist, der ständig auf uns lauert. Gott als Richter, der uns finster anblickt. Gott als alter Mann, der gutmütig und verschlafen weitab vom Geschehen sitzt. Gott als Nikolaus, der all unsere Wünsche zu erfüllen hat. Sie alle haben dies gemeinsam: sie sind kleine, krankhafte Bilder von Gott. Wir müssen unsere in Gedanken haftenden Falschbilder von Gott zerstören.
Der Gott, den der Mensch macht, übt Macht über ihn aus (Vers 5)
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!" Mit anbeten ist ursprünglich nicht etwas speziell Religiöses gemeint. Das Wort kommt als profaner Ausdruck da vor, wo jemand sich vor einem König niederwirft, um so seinen Gehorsam zu zeigen (wörtlich in 2. Samuel 9,6). Wir können also auch eine Idee, eine Begierde oder moralische Werte anbeten, indem wir ihnen den höchsten Rang einräumen und ihnen damit Macht über uns geben.
Dienen heißt hier, daß wir tun, was unsere Gottesbilder fordern. Wir dienen z.B. dem Götzen des Erfolgs, wenn wir den Erfolg über alles stellen und jede Anstrengung unternehmen, erfolgreich zu sein.
Das wofür wir leben, bestimmt letztlich unser Leben. Warum sitzt der gute Mann bis spät in die Nacht noch im Büro und verbringt auch seine Wochenenden dort? Weil er den Erfolg als erste Priorität seines Lebens gemacht hat. Und dieser Erfolg herrscht über ihn und bestimmt sein Leben - nicht umgekehrt. Leute lesen Horoskope und richten ihren Alltag danach aus. Das ist Götzendienst.
Denn das was unser Benehmen diktiert und beeinflußt, das ist unser Gott.
Der wahre Gott eifert nach uns
Oft verbinden wir Eifersucht mit etwas Schlechtem: Jemand, der mißtrauisch und ängstlich ist. Aber hier in unserem Text lesen wir den Grund, weshalb wir keine Bilder über Gott vor Augen und in unseren Herzen haben sollen: Gott ist ein eifernder Gott. Bei ihm bedeutet dies seine brennende, leidenschaftliche Liebe zu uns, die sich gegen all das stemmt, was uns von ihm trennen könnte. In seinem Eifer für uns ist er erfrischend intollerant. Er duldet keine Konkurrenz - nicht weil er ängstlich oder herrschsüchtig sei, sondern weil er um die Konkurrenz unseres Herzens weiß: sie sind Nichts, Rauch. Er will uns vor dem Unzulänglichen und dem Inhaltslosen schützen.
Es ist früh morgens. Meine Frau und ich machen uns fertig für den Tag. Mein Geldbeutel liegt auf dem Tisch und ist dort aufgeklappt, wo ich einige Paßbilder aufbewahrt habe. Rein beiläufig schaut meine Frau darauf und sieht das Bild einer anderen schönen Frau. Was meinst Du? Würde sie mit den Achseln zucken und sagen: "Das ist ja interessant. Aber schließlich ist es sein Leben und er hat ja auch Recht auf ein Privatleben". Oder würde sie eher mit schmerzerfüllten Augen auf mich schauen und fragen: "Wer ist diese Frau?"
Wie würde sie es ertragen, wenn ich ihr sagen würde: "Oh, das ist jemand, den ich vor einiger Zeit kennengelernt habe, zu der ich gehe, um mit ihr meine intimsten Gedanken und Gefühle zu besprechen. Ich bekomme auch viel Trost und Verständnis von ihr vermittelt". Würde dies meine Frau beunruhigen? Würde sie es mir noch abnehmen, wenn ich ihr sagen würde: "Schatz, ich liebe Dich über alles?" Hätte sie Grund, eine starke Abneigung zu diesem Bild der schönen Frau zu hegen? Könntest Du sie verstehen, wenn sie dieses Bild in hundert kleine Stücke zerreißen würde? Könntest Du ihr die Wut und die Trauer vorenthalten, weil sie ihre Hingabe und Liebe mit einer anderen teilen muß? Dumme Frage. Meine Frau hat vollkommen Recht, darauf zu bestehen, meine Liebe für sie ganz alleine zu haben. Und ich will das auch. Das Eifern um die Liebe zum Partner ist gesund, normal. Gottes Eifer nach uns ist wunderschön, und sie duldet keine Konkurrenz.
In einem Land wie Palestina ist das Leben von der Wasserversorgung abhängig. Es ist dort gnadenlos heiß. Es regnet nur selten. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, um an Wasser zu kommen: entweder Zisternen bauen oder eine Quelle finden.
Alternative zur Quelle = Zisternen:
Qualitätsverlust: Wasser wird fade und schmutzig.
Begrenzt: kann nur so viel Wasser halten wie das Ausmaß der Zisterne.
Nur wenn es regnet, ist Wasser vorhanden.
Undicht: Das Wasser kann langsam versiechen. (lies Jeremia 2, 13)
Warum die Zisternen unseres Lebens unzulängliche Glücksbringer sind:
Wir machen sie - sie sind Produkte unsres Handelns.
Sie spenden uns Glück, aber nur bis zu einem gewissen Maß.
Sie verlieren ihre Kraft über uns (Verfallsdatum der Zufriedenheit).
Sie sind begrenzt: unsere Seelen sind auf Unbegrenztheit ausgerichtet.
Fazit:
Genieße Deine nächste Gehaltserhöhung. Freue Dich über die Fertigstellung eines Projekts. Laß das nächste Freundestreffen Dich beglücken. Und bei alledem sage Dir dieses eine: Das alles ist nicht das, was ich brauche. Es kann mir nicht das geben, wonach meine Seele dürstet!
Schluss:
"Du sollst Dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen". "Warum nicht, Gott?" Weil sie Deine Gedanken verwirren und Dein Herz gegen mich erkalten lassen.
Darf ich Dich persönlich fragen: "Was sind die Zerrbilder von Gott, mit denen Du bislang gelebt hast? Was hat Dein Leben bisher bestimmt und beeinflußt außer dem lebendigen Gott? Was sind die Luftschlösser, denen du nachgejagt bist? Ist es nicht an der Zeit, sie zu zerstören, bevor sie Dich übel runterziehen? Werde Ikonoklast - Götzenzerschläger. Wende Dich von den leblosen falschen Göttern ab und begebe Dich in die Arme des lebendigen und wahren Gottes, der nach Dir eifert.
Amen
mfg
Credendo Vides