@jayjaypg Hmm, wenn du das hier meinst:
"Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h. es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses." usw. (Die deutsche Ideologie, MEW Bd. 3, S. 26)
so halte ich das für eine schlüssige Behauptung - bzw. hier erstmal eine Methode die ich für sinnvoll halte.
"Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein. In der ersten Betrachtungsweise geht man von dem Bewußtsein als als dem lebendigen Individuum aus, in der zweiten, dem wirklichen Leben entsprechenden, von den wirklichen lebendigen Individuen selbst und betrachtet das Bewußtsein nur als
ihr Bewußtsein."
(ebd. S. 27)
Halte ich ebenfalls für sehr plausibel. Bewußtsein als bewußtes Sein, ohne Sein kein Bewußtsein usw. Ohne Sein auch keine konstruktivistische Theorie.
"Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewußtseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluß ihres materiellen Verhaltens. Von der geistigen Produktion, wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen pp., aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt durch eine bestimmte Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechenden Verkehrs bis hin zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß."
(ebd., S. 26)
Sieht so aus wie einer der youtube-threads ohne eigene Meinung, aber ich finde, man darf Marx auch mal selbst sprechen lassen, so allgemein bekannt seine Schriften wohl sein mögen.
Ich finde, viel treffender kann man das gar nicht sagen :-) Ich kann dem eigentlich nur zustimmen und halte eher die gegenteilige Vorstellung für bizarr, oder wenigstens sehr strange.
Was die Konstruktivisten (gibt es davon nicht sogar soviele Schulen wie bei Psychoanalytikern?) genau im Sinne haben, weiß ich leider nicht. Was ich vor längerer Zeit mal mitbekommen habe ist teilweise sicherlich nicht uninteressant, aber eine Konstruktion nur aus dem Bewußtsein heraus, ohne alles andere, fällt für mich eher in den Bereich Mystik. Ob es im Konstruktivismus moderne Mystiker gibt weiß ich halt nicht. Gadamer habe ich auch nicht gelesen :-(
Naja, das ist jedenfalls meine Meinung dazu.