@Birkenschrei Diese Diskussion ist so müssig, wie der Suche nachzugehen, ob die Henne oder das Ei zuerst war. Etwas, dass alles oder nichts sein kann, ist nicht greifbar. In dem Moment wenn wir auf der Ebene der Entscheidungen Unterschiede machen, müssen wir auch auf der Ebene der Begriffe Unterscheidungen machen. Das Bildnis eines Menschen ist vielleicht "schön", aber niemals jeder wird dies so empfinden und jene, die es als schön empfinden, werden vielleicht andere Attribute als schön ansehen, als den eigentlichen schönen Ausdruck.
Wir könnten damit zu Walter Benjamin und seiner Definition der Aura gelangen. Im Kern spricht den Offenen wohl unter anderem das Licht, das Lächeln, die Wohlproportion und die Eleganz an, die durch ein Bildnis leuchten, ein Verschlossener kann diese Impulse nicht empfangen, gleich, wie ein Radiosender nicht jede Frequenz empfangen kann. Womit ich hier andeuten will, dass dies der alles entscheidende Gradmesser für einen Kunstbegriff sein müsste und nur sein könnte: Die Wahrnehmung als Ausgangspunkt jegleicher Beurteilung und Definition.
Wenn mich ein Kunstwerk nicht anspricht, wenn ich dabei weder etwas denke oder fühle oder wenn diese Aspekte beliebig und beliebig auslegbar sind, dann ist es für mich keine Kunst oder Kunst von geringerem Charakter.
Des weiteren hat von der Antike her die Kunst und der damalige Kunstbegriff einen erhöhte Konnotation bekommen, man kann auch von Euphemismus sprechen. Kunst ist danach etwas ganz Großartiges, etwas, was man für sich steht, egal ob es gefällig ist. Kunst konnten sich nur gutbetuchte Bürger, der Adel und dir Kirche leisten. Und hier scheitert die Moderne, indem sie alles Gewordene auflöst und zerstört, separiert und vereinzelt und es neu zusammen fügt und dadurch eben das innere Licht und den lebendigen Ausdruck der Ganzheit verliert.