Was ist Realität?
02.10.2012 um 16:28
Zu Deiner Frage "Was ist Realität" möchte ich das Wort Realität mit Wirkichkeit übersetzen.
Ich hoffe, das ist so o.k.?
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Die Wirklichkeit ist das Ergebnis von Kommunikation.
Die Wirklichkeit ist das Ergebnis der geführten Gespräche, der Erlebnisse (ob positiv, ob negativ) mit unseren Freunden, Feinden, Kollegen, Partnern, Zufallsbekanntschaften, Familienmitgliedern und im Umgang mit den Behörden und Institutionen.
Während man kommuniziert findet Wirklichkeitsverfälschung statt.
Die Wirklichkeit hängt in hohem Maße von der gelebten Wahrhaftigkeit ab.
Wahrhaftigkeit bedeutet „Die Wahrheit sprechen und leben in Übereinstimmung mit den "Grundwerten“. (die Grundwerte werden weiter unten aufgeführt)
Dieser letzte Satz reicht aber nicht aus um uns Menschen davon zu überzeugen, dass es gut ist „wahrhaftig“ zu sein, da die Wahrheit aussprechen und leben nicht in allen Lebenssituationen vorteilhaft erscheint.
Hierfür gibt es Beispiele genug, wie dem Todgeweihten die Wahrheit sagen u.s.w.
Außerdem gilt die Wahrheit als sehr vielfältig interpretierbar und ist mit Selbsttäuschung verbunden.
Im Beziehungsgeflecht hat ein jeder gelernt, dass mache Dinge, die von der eigenen Sicht aus betrachtet und eindeutig nicht widerlegbar sind und nur einen Schluss, eine Wahrheit zulassen – trotzdem vom Anderen anders betrachtet werden, der Andere hat eine „andere Wahrheit“ parat!“ Warum dieses?
Im Überlebenskampf hat der einzelne Mensch seit Urzeiten für sich Taktiken und Verhaltensweisen zurecht gelegt, die es ihm ermöglichen scheinbar unbeschadet aus heiklen Situationen zu entkommen.
Beispiel: Im Kampf unterliegt jemand. Um für sich selbst die Niederlage einigermaßen erträglich zu machen und aus der Situation nicht als totaler Verlierer hervorzugehen macht man sich vor: Wenn ich an diesem Tage nicht dieses oder jenes Problem gehabt hätte, dann wäre ich der Sieger gewesen. Dies ist Typ A.
Typ B: Der richtige = wahrhaftige Ansatz wäre: An diesem Tage zu dieser Stunde war der Gegner besser/überlegen gewesen.
Folgeüberlegung von Typ B: Was muss ich unternehmen, um beim nächsten Zusammentreffen besser zu sein und wie kann ich meine Siegchancen zu erhöhen.
Der Typ A bereitet sich nicht für die nächste Auseinandersetzung optimal vor, da er nicht wahrhaftig gedacht, da er sich was vorgemacht, sich angelogen hat. Die Wirklichkeit ist gebeugt worden.
Die Folge: Beim nächsten Aufeinandertreffen wird der „Hätte-Effekt“ verstärkt hervortreten und die
Selbstmotivation etwas zu verbessern wird unterdrückt.
Weitere mögliche Folge: Man traut sich nichts mehr zu, wird hilflos und sucht sich Ersatzbefriedigung auf Betätigungsfeldern, wo man dem Gegner (evtl.) überlegen ist und überspielt/vergisst die Niederlagen.
Gesamtfolge: Man verdrängt die Tatsachen und schafft sich eine „neue Wahrheit/neue Wahrheiten“.
Verloren geht dabei die Differenzierungsmöglichkeit. (Wo bin ich besser, wo bin ich weniger gut)
In unserer heutigen Gesellschaft und im Kampf um die Positionen in einer Firma ist dies ähnlich:
Die Mittel beim Kampf sind nicht mehr die Keulen, es sind die schon vorhandenen Hierarchien und die aus der Hierarchie heraus sich ergebende Sprache seinem Mitarbeiter, Vorgesetzten, Untergebenen gegenüber.
Ein Untergebener will sich gegenüber einem Vorgesetzten keine Blöße geben und beschönigt Fakten, er bildet sich neue Wahrheiten.
Ein Vorgesetzter will sich gegenüber einem Untergebenen keine Blöße geben und wird eigene Fehler nicht zugeben wollen, behauptet sich durch brüchige Argumente und durch Lautstärke. Damit der Vorgesetzte vor sich selbst nicht als Lügner dasteht muss er sich eine neue Wahrheit bilden.
Generell findet man bei Menschen, die sich was vormachen, sich und andere anlügen nicht alle Grundwerte in sinnvoller Ausgewogenheit vorliegen.
Die Grundwerte sind:
Zugeben können = ehrlich, freundlich, hilfsbereit, höflich und zuvorkommend, sich bedanken können, sich entschuldigen können, loben können, ohne Bedingung geben können, wissen, was ein Versprechen ist und Versprechen einhalten, Liebe geben.
Daraus folgt:
Wer die Grundwerte (dies sind keine Wahrheiten, sondern Wahrhaftigkeiten) verinnerlicht hat kommt infolge seines Denkens mit größerer Wahrscheinlichkeit zu „besseren Wahrheiten“ und zu wirklicheren Wirklichkeiten.
Wer die Grundwerte nicht in großem Maße verinnerlicht hat kommt mehr zu den, an die eigenen Befindlichkeiten angepasste Wahrheiten und zu verfälschten Wirklichkeiten.
Am schrecklichen Beispiel des 11. Sept. 2001, des Terroranschlages in New York kann nach Wirklichkeiten gesucht werden:
Die eine, wie auch die andere Seite hat ihre Wirklichkeit/Wahrheit. Nur wer hat recht?
Was ist wirklich wahr?
Nur wer erkennt, dass die folgenden, gegenteiligen Begriffe untereinander zusammen gehören wird auch erkennen, wie wirklich z. Bsp. die Religion(en) ist (sind).
glauben – wissen
Religion – Wissenschaft
unlogisch – logisch
Ideologie – Wirklichkeit
Hass/Liebe – Liebe
Zwang – Freiheit
Die Tendenz in der Religion führt hin zu Intoleranz dem Anders-Gläubigen gegenüber.
Der Gläubige ignoriert eher die Wirklichkeit.
Wichtig ist zu verstehen, dass alles hier Geschriebene und die sich evtl. dahinter verbergenden Aussagen auch nur einer Wahrscheinlichkeit unterliegen, die Jeder für sich selber annehmen und/oder deuten kann – oder auch nicht.
D.h., auch aus der Gedankenrichtung eines Gläubigen gedacht kann sehr viel Wahrhaftiges entstehen, dass von der Wahrscheinlichkeit her betrachtet besser sein kann, als meine Ausführungen.
Wenn wir alle z. Bsp. den besten Satz aus der Bibel: „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst“ verstehen und tatsächlich leben würden, wir hätten das Paradies auf Erden.
Wenn dies so gelebt würde von den Gläubigen, dann bin ich sehr gerne ein gläubiger Mensch.
Die wirkliche Wirklichkeit kann in größerem Umfang von Menschen erfasst werden, die
a. die Grundwerte erkannt haben und leben oder leben nach dem Motte „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst“
b. wissen, dass der Glaube sich durch Wissen reduzieren wird und letztendlich nur Wissen übrig bleibt.
-> glauben heißt/bedeutet nicht wissen
Zwei Fragen mit Antworten:
Wann bin ich frei im Kopf ?: Wenn ich vor einer Entscheidung stehe. (Peter Bieri, schweizer Philosoph)
Wann bin ich glücklich ?:
Wenn ich Bewusstsein und Unterbewusstsein in Einklang bringe. UHR vom 03.12.1996
Bestes Beispiel hierfür: Verliebt sein.