@kleinundgrün kleinundgrün schrieb:im Grunde etwas wie "Da drüben liegt ein roter Würfel, bringe ihn nach X". Wie sie das an stellt, könnte bei der Maschine liegen.
Das wäre dann so etwas wie Apportieren, aber inwiefern entwickelt sich dabei eine AI weiter. Einer AI müsste irgendwie vermittelt werden, was Weiterentwicklung bedeutet und dass Weiterentwicklung ein erstrebenswertes Ziel ist. Da es sich dabei um ein Open-End-Szenario handelt, wird es schwierig, einen Idealzustand als Endziel vorab festzulegen, denn das würde ja bedeuten, dass der Programmierer vorab schon weiß, dass Weiterentwicklung ein endlicher Prozess ist und wie man das Ende definieren muss. Das ist dann alles andere als ein Analogon zur Evolution.
kleinundgrün schrieb:Zumal der Schraubenzieher in meiner Hand für mich nicht identitätsbildend ist.
Im Moment des Schraubens vielleicht schon - spätestens dann, wenn Du das Ding in die Ecke wirfst, weil er ausgeleiert ist ...
:DAber im Ernst - natürlich ist ein Werkzeug nicht Teil meines Körpers, aber es erweitert die Fähigkeiten meines Körpers auf einfachere Weise als wenn ich mir in den Fingerspitzen Kreuzschlitze wachsen ließe, nachdem ich mein Genom entsprechend verändert hätte. Bei einer AI wäre es insofern identitätsstiftend, wenn ein Greiforgan nach Art eines Adapters mit daran angebrachten Werkzeugen auch sensorisch verschmelzen würde, so dass der Schraubenzieher dann zeitweilig Teil des Körpers wird.
kleinundgrün schrieb:Allerdings ist der Körper für uns tatsächlich identitätsbildend. Aber nur, weil das in unserer sozialen Entwicklung so passiert ist.
Nein. Das Gehirn als Wahrnehmungsorgan ist selber Teil des Körpers und organisch mit ihm als Ganzheit verwachsen, so dass zwischen Körperwahrnehmung und Selbstwahrnehmung von Anfang an eine unauflösliche Wechselbeziehung besteht. Die soziale Entwicklung liefert nur den kulturellen Background, um diesen Sachverhalt dann auch kommunizieren zu können.
kleinundgrün schrieb:Ich habe das Problem an der Stelle nicht.
Ich denke schon, dass das Problem auch an der Stelle entsteht, wenn Du keine Körperwahrnehmung voraussetzt, denn eine veränderte AI muss dieses Anderssein ja irgendwie reflektieren, um einen Entwicklungsprozess "an sich selbst" festzustellen. Und dieses "an sich selbst" ist dann wieder die Problematik des Selbstbildes, der Selbstwahrnehmung.
Die "Verpackung" - also das Körperempfinden - ist dann der sensorisch wahrnehmbare Anteil des Selbstbildes, macht das eigene Dasein gewissermaßen sinnlich feststellbar, indem es dem "Ich" eine Gestalt gibt, aber die Veränderung, um die es hier ging, war die der Software, also des Programms - und die betrifft die Selbstwahrnehmung als solche - unabhängig von "Verpackung" oder Körperwahrnehmung.
kleinundgrün schrieb:Aber u.U, eine völlig andere.
Ja, aber auch eine völlig andere Selbstwahrnehmung wäre immer noch die Wahrnehmung eines Selbst - und damit die Konstruktion eines Selbstbildes, eines Vehikels, über das ich mich mit mir selbst in Beziehung setzen kann.
kleinundgrün schrieb:Was spricht da grundsätzlich dagegen?
Wahrnehmung ist grundsätzlich mit Sinnlichkeit verbunden, also mit sensorischen Empfindungen. Es ist nicht einfach der Gedanke, dass ich weiß, dass ich da bin, dass ich existiere, sondern es kommt noch hinzu, dass ich weiß, wie es sich anfühlt, zu existieren. Und dieses "sich anfühlen" ist mit einer Kette von Assoziationen verbunden, die ihrerseits auf sensorische Empfindungen zurückgehen. Und dieser ganze Komplex aus Empfindungen plus abstrahierter Erkenntnis ist das, was man als Wahrnehmung seiner selbst bezeichnet.
Man kann einer AI vielleicht einprogrammieren, dass sie sich selbst mit einem X oder einem Y identifiziert und daher "weiß", dass sie dieses X oder dieses Y "ist", aber ob sie dadurch weiß, was es bedeutet, etwas zu sein, möchte ich zumindest stark bezweifeln, wenn die AI jeglicher Sinnlichkeit verlustig geht.