Peisithanatos schrieb:Nein, nicht unbedingt, diese Erkenntnis birgt einen ethischen Imperativ in sich, nämlich, dass wir ein Ende machen müssen, mit uns und unseres "Gleichen" - nicht radikal und sofort, aber mit dem Verzicht auf "Wiederkehr" in "Nachkommen, wäre schon ein Anfang gemacht.
Und Nein! Wir müssen nicht den stupiden Zirkel immer und immer wieder durchlaufen, den nun schon mehr als 100 Milliarden Menschen durchlaufen haben...
Dieses Recht haben wir beide nicht diesen Zirkel zu unterbrechen. Alles andere führt nur zur Church of Euthanasia, das wäre dann der Gipfel der Philosophie von Hegesias, das Ende, die endgültige Auflösung der menschlichen Existenz, der Selbstmord einer Spezies.
Nein diese Vorstellung hatte ich früher auch mal in den finstersten Ecken meiner Gedankenwelten. Ab und zu denk ich mir aber auch noch:
Niemals geboren worden zu sein,
mag der größte Segen von allen sein.
Doch inzwischen hab ich die Einstellung ein bewusstes Leben sollte einfach bewusst leben, selbst wenn die Lebensumstände auf ein möglichst schnelles Ende hoffen mögen. Wir sind aber da und beobachten das Universum, wir fühlen und empfinden. Sich dem zu verschließen führt in eine Trostlosigkeit, die ich nur zu gut kenne.
Peisithanatos schrieb:Sicher, es gibt immer 2 Seiten einer Medaille... es gibt auch die angenehmen, die mystischen, die ekstatischen, die euphorischen und glücksbeseelten Momente, aber wenn ich mir so die Masse an Wesen vor Augen halte, die in den letzten Jahrmillionen gelebt haben, die zerfleischt, zerstückelt und gefressen wurden, die, die ein banales, nichtssagendes und kurzes Leben geführt haben, um dann wie alles zu sterben, erscheint mir das Nichts die leichtere und bessere Variante zu sein.
Selbst auf die priviligiertesten Existenzen auf diesen Planeten warten Krankheit, Alter, Verfall und zuletzt das unausweichliche Ende im Tod und über längere Zeit die Auslöschung jeder Erinnerung, jeden Gedenkens.
So ist der physische Lauf der Dinge, das zu akzeptieren fällt keinem denkenden Wesen leicht, im Gegenteil es macht wütend oder traurig. Doch die Freiheit beginnt darin sich seiner eigenen Gedanken und ihrer Ursachen und Wirkungen bewusst zu werden, die Kausalität erkennend, die innere Mitte findend, die Synthese lebend. Posthumanismus knüpft an deinen Denkweisen an und hat erkannt das der Mensch nicht perfekt ist und er kein Sklave seiner Denkstrukturen sein muss sondern sich entwickeln kann, vielleicht bis zu einem Punkt wo physische Grenzen keine Rolle mehr spielen werden. Der Weg ist das Ziel.
Peisithanatos schrieb:Nein, das Universum sollte besser nicht existieren - ich votiere daher für das nihlistische Paradies^^
Wie ich schon anfangs schrieb, würde ich mich eher als Gefühlsethiker denn als Nihlist betrachten, zusammen mit dem Imperativ: "Das Leiden muss ein Ende haben!"
Aber ich bin natürlich ernüchtert, deprimiert und traumatisiert seitdem ich in diese Welt geworfen wurde und nicht nur mich selbst, sondern Milliarden anderer Wesen in derselben Situation vorfand.
Diese Erkenntnis macht jedes Leben zur Qual und jede weitere Minute mit diesem Bewusstsein zur Hölle auf Erden. Willkommen in der Hölle der Gottlosigkeit, ich kenne diesen Ort der Finsternis sehr genau und weiß das dieser Weg ins Nichts führt. Das Nichts ist nichts anderes als diese metaphorische "Gottlosigkeit". Du verbannst deine Empfindungen und bist gänzlich resigniert. Wie gesagt ich spreche aus Erfahrung und bin froh diese Hölle verlassen zu haben, selbst wenn meine physische Existenz wie die von jedem anderen begrenzt und beschwerlich erscheinen mag. Die Größte Qual werden die eigenen Gedanken und bestimmte Gedanken sind wie Viren, Gift für das Leben. Gelassenheit und die innere Mitte machen diese Existenz erträglicher und selbst das Grau in Grau unserer inneren und äußeren Umgebung etwas bunter und farbenfroher. Keine Gedanke, kein Gefühl sondern bewusste Intuition und Selbsterkenntnis sind der Schlüssel. Wann man dann physisch stirbt ist egal, wichtig ist das man sich selbst und seinen Mitmenschen ein angenehmes Leben gestaltet. Sagt sich natürlich sehr leicht, auch ich tu mich damit schwer, meine Gelassenheit die ich inzwischen habe hilft mir dabei. Vorzeitig zu sterben ist nur dann eine Option, wenn innere und äußere Umstände keine andere Wahl lassen um das Leid zu beenden. In dem Punkt habe ich noch immer die Sichtweise das sich jeder Mensch selbst ein Ende setzen dürfen sollte wenn die Umstände es nicht anders zulassen. Aber die die Leben wollen und dieses tatsächlich genießen können ohne sich und anderen zu schaden, den gönne ich ein langes und erfülltes Leben.
Peisithanatos schrieb:Wir machen es doch alle so, wir rationalisieren und versuchen zu verdrängen... wir verklären die angenehmen Momente im Leben und vergessen und verdrängen den Horror allen Lebens... diese im evolutionären Rahmen stattfindenden Immunisierungsstrategien, diese psych. Mechanismen der Selbsterhaltung, des Lebenstriebs sind nur instinktive Reaktionen auf das Unausweichliche.
Ja das unausweichliche ist mir inzwischen tatsächlich egal (natürlich nicht die Art und Weise wie es erfolgt) wenn meine Zeit gekommen ist, ist sie gekommen. Ich verdränge nichts mehr, ich bin ein offenes Buch und ein großer Empath, ich weiß inzwischen das unsere physische Existenz nicht die ganze Wahrheit ist. Keine Glaube, es ist Intuition. Das Leben ist Qual und Leid, besonders wenn man permanent an diese Sichtweise denkt, dann wird selbst das schönste Bild und das schönste Lied zum Leid. Die Schatten meiner Depression kennen dieses Gefühl sehr gut, ab und zu begebe ich mich noch in dieses trostlose Land und gehe in ihm auf (besonders jetzt im Winter geht das sehr leicht). Doch ich merke, es ist nicht so schlimm, man kann selbst im Verfall, der Trostlosigkeit und der Melancholie Schönheit finden. Ist alles eine Frage der Betrachtungsweise
:)Peisithanatos schrieb:Und du bist nicht "fight club"
Der Film zeigt schön die Dialektik, These, Antithese und am Ende die Synthese
;)Peisithanatos schrieb:Existieren ist paradox genug und mit soviel "Nichts" im Zwischenraum als Würze, dass es schon beinahe Zen ist.
Jap! Wenn man beginnt nach dieser Erkenntnis zu schmunzeln oder gar zu lachen, tja dann befindet man sich auf dem richtigen Dampfer im pfadlosen Land der Wahrheit
:DWir sollten uns von den alten Paradigmen trennen und langsam realisieren, dass das Leben nur ein leidvoller Umweg ins Nichts ist... und war... und sein wird für Milliarden von Wesen. Ein kurze, nichtige Episode, voller Schmerz, voller Nichtigkeit... ein ewiger Kampf zwischen Individuen und der Natur - ohne Sinn und Ziel, mit der Garantie des sicheren Endes für alles und jeden, auf Kosten von allem und jeden, denn nicht ein Atemzug, den wir nehmen, kann geschehen, ohne, dass ein anderes Lebwesen darunter leidet.
Das ist richtig, diesen Weltschmerz hab auch ich sehr lange gehabt, wollte meinen Schmerz auch schon töten und beenden, doch ich hab gemerkt das auch dieses Leid nur ein Produkt meiner Gedanken ist. Eine Prise Hedonismus im Leben wirkt wunder, noch mehr Wunder wirkt die Selbsterkenntnis. Die alten Paradigmen waren schon bei ihrem Entstehend obsolet und haben das Leben überhaupt so leidvoll gemacht, die vielen Glaubenssysteme, Religionen, Ideologien, Zivilisationen, sie alle sind Illusionen geschaffen aus Gedanken, Kolosse auf tönernen Füßen. Ich glaube wir sind im Denken sehr ähnlich, nur bin ich doch lieber in einer bewussten Synthese als in extremer These oder Antithese zu leben und meine Gedanken im Kreis drehen zu lassen, die totale innere Zerrissenheit.
Nein, im Moment bin ich kein Mitglied der Church of Church of Euthanasia ich hab etwas Abstand von der Philosophie Hegesias genommen. Aber völlig frei bin ich von diesen Gedanken nicht, es ist auch ein Teil meiner Selbst. Jedoch einer der mir nicht gut tut. Nur wenn ich mich im trostlosen Land auflöse und diese Gedanken mit meiner Stimmung harmonieren, sterbe ich wieder innerlich und kann mit frischen Perspektiven anschließend wiedergeboren werden. Es ist wie eine Art von Todestherapie. Aber gänzlich meine Existenz zu beenden würde ich mir erst dann wünschen wenn weder Geist noch Gesundheit mich noch im Leben halten. Diese Gedanken kommen und gehen wieder. Bei manchen sitzen sie tief in den Denkstrukturen drin und manche setzen sich dann auch ein Ende. Doch vor solchen Entschlüssen sollte man noch mal richtig bewusst gelebt haben und gesellschaftlichen Regelen den Stinkefinger zeigen. Wenn das dann noch immer nichts im Denken verändert hat oder man keinen mehr hat mit dem man seinen Schmerz teilen kann und gegenseitig Kraft geben kann, dann wird es tatsächlich mau mit den Gründen einer weiteren Existenz. Ab da könnte Zen wieder helfen, zumindest wenn man es verstanden hat, intuitiv wie auch rational, selbst wenn es da nichts zu verstehen gibt
:)