@PrivateEye @Krepitation @ramisha @bubuluziSo, meine lieben Lounger,
Für alle die es nicht interessiert und für alle die es interessiert mal ein kleiner Einblick in eine kleine, fachgerechte Stiefel-Reparatur…
Stiefelöse neu einnieten
Ausgerissen war eine sogenannte „Halbmondöse“. Früher war diese Art der Schnürung an sehr vielen Stiefeln von Arbeits bis Militärstiefeln zu finden. Heut zu Tage haben „moderne“ Schnürsysteme und Klettverschluß-Zeugs diese Art der Ösen nahezu komplett verdrängt. Der absolute Vorteil von Halbmondösen ist der, das sie auch im größten Dreck noch funktionieren, weil sich an dem kleinen Drahtbügel kein Schnürsenkel verheddern oder festhaken kann. Zum Ausziehen des Stiefels muß die Schnürung nur gelockert, aber nie geöffnet werden. Schleife lösen – vorne in die Kreuzschnürung fassen – kurz an den Senkeln anziehen – und der Stiefel ist offen.
Zunächst wurde aus der ausgerissenen Öse samt Haltelasche das alte Niet entfernt. Dazu bedarf es etwas Feingefühl – weil das Blech der Ösen auch schon mal stärker war. Wer kann bohrt es von zwei Seiten aus auf. Erst von der Innenseite, Bohrerdurchmesser entspricht Kerndurchmesser des alten Niets – es wird vorsichtig ganz durchgebohrt. Ist das alte Niet komplett durch bohrt ( 3 mm Bohrer ) wird dann mit einem 6 mm Bohrer der obere alte Nietkopf aufgebohrt. Auch hier bitte vorsichtig arbeiten – nicht ganz durch die Lasche durch bohren – sonst ist sie hinüber – passender Ersatz in Kleinstmengen dürfte unauffindbar sein ( es sei den man hat das letzte Paar Stiefel „ausgeschlachtet“) .
Ist der äußere ( obere ) alte Nietkopf entfernt – bohrt man das alte Niet nochmals von der Unterseite her etwas an – gerade so viel das das alte, überstehende Metall entfernt wird.
Jetzt kommt der interessante Teil: Das neue Niet – hier noch verchromt – wird durch die Öse in den Stiefel gesteckt – von hinten eine passende Unterlegscheibe aufgelegt – das ganze passgenau und ohne zu verrutschen unter die Drehdornpresse gelegt – nochmal fixiert – und dann mit stetig steigenden Druck am Hebel der Presse vernietet.
Vor dem Vernieten bitte unbedingt darauf achten das der Schließdorn absolut mittig in der Hohlniete sitzt – dazu den Dorn soweit herunter lassen bis er bündig im Nietschaft aufliegt.
ACHTUNG! Man hat nur einen einzigen Versuch – der muss sitzen. Lieber nochmal kontrollieren, ob der Schließdorn für die Niete richtig mittig in der Hohlniete sitzt. (Der Schließdorn ist das Werkzeug welches unten im Dorn der Presse eingesetzt ist und für die Niete auch passen muss)
Man merkt beim Drücken am Hebel der Presse ob das Niet richtig rundum verpresst wird….erst wenn man deutlichen Widerstand spürt, drückt man richtig kräftig am Hebel.
Achtung: Diese kleine Drehdornpresse drückt auf diesen wenigen Quadrat-Millimeter mit bis zu 500 KG Druck. Etwas Gefühl ist angebracht – nicht das man aus dem neuen Niet und der Öse Matsch presst.
Wie das fertig aussieht erkennt man auf den Bildern.
Wer keine Drehdornpresse hat kann das auch mit einem Hammer und etwas Feingefühl machen, allerdings wird es bei der Hammer-Methode kaum solche perfekten Ergebnisse geben.
Ein Wort noch zu der kleinen Drehdornpresse:
Diese gibt es in diversen „ Druckklassen“ und Größen ( von 500 kg max. Druck bis zu 10 Tonnen glaub ich ). Ein absolut empfehlenswertes Werkzeug für jeden der regelmäßig mit Leder und ähnlichen Material arbeitet, oder eben Taschen & Schuhreparaturen selbst machen kann und will.
Die kleine hier hat 50€ gekostet und gerechnet an den Geld was ich dadurch beim Schuster gespart habe sich schon zigmal verdient gemacht.
So, jetzt mal die Bilder:
Original anzeigen (0,3 MB)Original anzeigen (0,3 MB)Die Innenseite – so muß ein Niet verpresst sein wenn es halten soll….mit dem ist so ein Ergebnis Hammer kaum zu erreichen.
Original anzeigen (0,3 MB)Original anzeigen (0,2 MB)Eine Frage möchte ich noch beantworten:
„Warum soll das mit dem Hammer und dem Schließdorn nicht genauso gut werden?“
Die Nieten, die man z.B. in Baumärkten als Set kaufen kann sind vom Material her dafür ausgelegt das man sie mit Hammerschlägen vernieten kann. Diese Nieten sind aber „weich“ – das bedeutet sobald auch nur ein Hammerschlag nicht 100%ig exakt senkrecht auf den ebenfalls zu 100% senkrecht zu haltenden Schließdorn auftrifft – wird das Hohlniet an einer Seite mehr und an der anderen Seite weniger verformt – und somit krumm. Laien neigen dann dazu dieses Manko mit stärkeren Hammerschlägen und schräg gehaltenen Schließdorn ausgleichen zu wollen…..das gelingt in den wenigsten Fällen – meist wird das Niet nur soweit zerstört das es seine Aufgabe nicht mehr erfüllen kann. Dann muß es aus dem Material wieder mühsam entfernt werden, was meist mit einer Vergrößerung des Loches verbunden ist und das zu instand setzende Objekt sehr oft gänzlich unbrauchbar macht.
Mit so einer kleinen Drehdornpresse – und diese kleine hier bis 500 KG reicht für alle Reparaturen an Taschen, Stiefeln, Kleidung im Bereich Nieten und Druckknöpfe usw. völlig aus, kann man Stahlnieten verarbeiten – die wesentlich stabiler sind als die billigen Blechnieten.
Ich hoffe, alles verständlich erklärt zu haben.
# Wer noch Fragen hat, soll selber sehen wo er die Antworten her bekommt – LOL #
War ein Witz - …wer Fragen hat – ich bin ja hier
:)