interrobang schrieb:o pardon geschätzter diskusionspartner...
Wo ist der Unterschied zwischen rekonstruktive Chirurgie und Schönheitschirurgie?
Bei der rekonstruktiven Chirurgie wird versucht, durch einen operativen Eingriff ein früherer Zustand wieder herzustellen. Wobei natürlich zu sagen ist, dass sich vom Handwerk her rekonstruktive Chirurgie kaum von den bei Schönheitsoperationen angewandten Techniken unterscheidet. Der Unterschied besteht hauptsächlich in der Motivation des "Patienten": Der eine möchte wieder so aussehen, wie er früher aussah, während der andere nicht mehr so aussehen will.
interrobang schrieb:Wo ziehst du die grenzen?
Es ist keine klare Grenze. Man kann hier keine geometrische Linie ziehen und es gibt durchaus Operationen bei denen man sich darüber streiten kann, in welche Kategorie die jetzt fallen.
interrobang schrieb:Bei jemanden der einen Unfall hatte? Fleischfressende Bakterien? Eine Erbkrankheit die entstellt?
Das sind alles tragische fälle die ich niemanden Wünsche doch wo soll es aufhören?
Wo ist die Grenze die du ziehen willst? Ob jemanden im lauf seines lebens etwas zustöst das sein aussehen verändert oder ob er es von Geburt an hat?
Egal was jemanden in seinen augen nicht "steht" bzw nicht schön aussehen lässt er hat das recht darauf diesen missstand zu beheben.
Der Punkt ist eben, dass sich vielfach Leute unters Messer legen, die das überhaupt nicht nötig haben. Die sehen völlig "normal" aus und stören sich an einem kleinen Detail, das ausser ihnen gar niemand als störend empfindet.
interrobang schrieb:Wo ist die grenze bei einer Brust das du sie beheben lassen würdest? Das sie nicht vorhanden ist? Das es grösse A, ,B oder wasweisich ist?
Die Vergrösserung einer "normal" geformten Brust auf irgendeine Übergrösse würde ich jetzt als unsinnige Operation verbuchen.
interrobang schrieb:Daüber steht niemanden ein Urteil zu auser dem dem dieser Körper gehört! Dieser Mensch muss sich damit wohl fühlen und niemand sonst!
Bei dieser Aussage kann ich dir zumindest teilweise zustimmen. Allerdings ist es halt so, dass Schönheitsoperationen zwar körperliche Makel beseitigen, aber der Knacks in der Psyche bleibt auch nach der Operation natürlich weiter bestehen. Im Klartext bedeutet dies, dass nach erfolgter Operation häufig schnell neue Makel gefunden werden und weitere Schönheitsoperationen folgen. Dass aber nicht jeder Patient eine ganze Reihe an Operationen über sich ergehen lässt, versteht sich von selbst.
interrobang schrieb:Wer will behaupten zu wissen welche "Schönheits-OP" notwendig ist und welche nicht? Wer wen nicht der Mensch der sich selbst unansehnlich findet hat das recht zu entscheiden das es unansehnlich ist?
DU?
Ich denke nicht.
Dass es eine Grauzone gibt, das haben wir ja eigentlich bereits geklärt. Daneben gibt es aber viele Operationen, die man leicht als völlig unnötig verbuchen kann.
interrobang schrieb:Wen ich zb eine Hasenscharte habe und diese mich sebst in meiner persönlichkeit hemmt dan nehme ich die gefahren einer Operation in Kauf. Darüber habe nur ich zu entscheiden und sonst niemand!
Die operative Behebung einer Hasenscharte würde ich übrigens nicht als Schönheitsoperation werten, wie ich auch schon in meinem ersten Posting erwähnt habe. Auch die Korrektur abstehender Ohren ist ein medizinischer Eingriff, der durchaus Sinn macht. Sowohl eine Hasenscharte wie auch abstehende Ohren sind ein Stigma für die Betroffenen und die Sinnfrage stellt sich in diesen Fällen für mich eigentlich gar nicht.
interrobang schrieb:Ja Körper und Psyche ist sehr miteinnander verbunden. Nur wen man sich selbst für schön und ansehnlich empfindet kann man einen gesunden kontakt zu anderen suchen ohne angst zu haben das sie einen Verspotten. Es gibt genug scheusale die dies machen.
Die Motivation hinter vielen Schönheitsoperationen ist aber ein wenig komplexer, als du uns hier glauben machen willst. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers vieler Schönheitspatienten ist nämlich, um es mit einfachen Worten zu sagen, verzerrt. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Dysmorphophobie. Die Leute sehen ihren eigenen Körper, beziehungsweise gewisse Makel oder was sie dafür halten, wie durch ein Vergrösserungsglas. Ich gehe aber soweit mit dir konform, dass diese Leute unter diesem Zustand leiden.
Eine Schönheitsoperation kann nun zwar den Körper verändern, aber die Psyche wird dadurch nicht verändert. Deshalb ist -wie bereits erwähnt- eine Operation häufig nur ein kurzfristiger Aufschub, bevor ein neuer Makel ausgemacht wird, der für das nicht stattfindende Lebensglück verantwortlich gemacht wird.
interrobang schrieb:Ich freu mich darauf auch deinen folgepost zu zerlegen.
Also bisher spüre ich noch nicht so viel davon ...
interrobang schrieb:Ziehe eine Grenze zwischen den Menschen die ein anrecht auf "rekonstruktive Chirurgie" haben und denen denen "Schönheitschirurgie" verwehrt bleibt.
Ich kann es nicht.
Ums verwehren oder verbieten geht es doch gar nicht. Es geht mir um die Hintergründe, also die Motivation für eine solche Operation. Und auch wenn es keine klare Grenze gibt, kann man bei sehr vielen Schönheitsoperationen sehr wohl die Sinnfrage stellen. Es ist doch ziemlich erstaunlich, wie viele Leute bereit sind, die mit einer solchen Operation verbundenen Risiken auf sich zu nehmen. Und nur um diesen Punkt mal etwas zu illustrieren, hier mal eine Zahl: Auf rund 5000 Liposuktionen, auf gut Deutsch auch "Fett absaugen" genannt, kommt ein Todesfall. Offenbar für viele ein tragbares Risiko, das sie bereitwillig eingehen, um die ungewollten Fettpolster möglichst schnell los zu werden. Neben den eher seltenen Todesfällen gibt es aber auch viele Patienten, bei denen unterschiedlichste Komplikationen auftreten.
Die Wahrscheinlichkeit bei 6 aus 49 mit sechs Richtigen den Jackpot zu knacken beträgt 1:13938816. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn ist also verschwindend klein und trotzdem wird fleissig mitgespielt, in der Hoffnung auf sechs Richtige.
Bei einer Schönheitsoperation wird die Wahrscheinlichkeit von 1:5000, auf dem Friedhof zu enden, dann aber als klein genug eingestuft und man hat kein Problem damit, sein Leben aufs Spiel zu setzen.
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