Survival-Horror-RPG Textbasiert und Online
11.12.2011 um 20:03
Der Anfang vom Ende
Franklin Gibbs war ihnen entkommen, aber gerade so! Hätten die nicht einen Anruf bekommen und umgedreht, wäre es wohl soweit gewesen. Er stieß den Atem geräuschvoll aus, den er angehalten hatte und lockerte den Griff um die Glock 19. „Nochmal Glück gehabt, alter Knabe!“ ging es ihm durch den Kopf. Dann überlegte er krampfhaft weiter. Edward Thompson hatte gestern kommen sollen. Nur war weder er noch der Zug erschienen. Irgendetwas lief hier gewaltig schief! Es war ihm gelungen Andre Voltaire zu beruhigen, aber das er vorher schon gehandelt hatte war schlecht gewesen. Allein die Tatsache, dass seine gesamten Beweise nie da ankamen, wo sie eigentlich hin sollten, war mehr als verdächtig und Beweis für einen Maulwurf oder Doppelagenten. Fand Gibbs zu mindestens. Seine Chefs sahen das wohl nicht so und fuhren fort. Stur nach Schema F. Also Standardvorgehensweise.
Da Franklin Gibbs aber einiges mehr wusste, handelte er auch etwas anders. Zwar durchaus nach den offiziellen Richtlinien, aber hinter den Kulissen kochte er sein eigenes Süppchen. Allein was er über Hachez herausgefunden hatte, war schon der Irrsinn. Alleine würde er das niemals schaffen. Und so tat Franklin Gibbs gleich zwei Sachen extra. Er trat in Kontakt mit einer Organisation, oder eher gesagt mit deren nicht ganz so offiziellen Arm. Es gab sie schon lange, primär ging es denen um Vermisste Personen und Opfer von Verbrechen und ähnlichem. Weltweit. Er arrangierte, das sich diese mit Jaques Cointreau in Verbindung setzten, ganz zufällig natürlich. Und jemanden schickten, natürlich auch Inkognito. Möglicherweise fand deren Ermittler ja etwas heraus. Oder aber er lenkte diese Saubande so lange ab, das Gibbs zum Zuge kommen konnte. Es war zwar etwas mies, so ein Bauernopfer, aber anders ging es nicht. Trotzdem wünschte er dem Schnüffler alles Gute und hoffte, dass er durchkam. Sein Trumpf aber war Thompson! Dadurch, dass er ihn für seinen Plan gewinnen konnte, hatte er jemanden dessen Hass auf Hachez genauso groß war wie seiner und von dem er wusste, dass er loyal war. Zu hundert Prozent! Es war zwar auch etwas berechnend, aber Edward würde das sicher verstehen. Falls er jemals dahinter kam! Doch dann kam alles durcheinander. Mit der Entführung der Müllers, was anderes war es nicht und dem unplanmäßigen Erscheinen von deren Tochter. Einfach alles lief schief. Und nahm ihm den Handlungsrahmen.
Wäre Edward schon vor Ort gewesen, hätte der erst mal Samarah extrahieren können, dann hätten beide vereint mehr Möglichkeiten gehabt. Und auf keine Unbeteiligte achtgeben müssen. Kurz überlegte er, den von der Organisation geschickten Detektiv zu beauftragen. Er schien wirklich gut zu sein, bis jetzt war er wohl niemandem aufgefallen. Aber ob er ihm das Leben Samarah’s anvertrauen konnte? Außerdem hätte er ihn zwangsläufig in diverses einweihen müssen. Sachen die auch Edward noch nicht bekannt waren. Und die selbst bei ihm Heikel werden würden. Der offizielle Agent hingegen… Kam ihm schon immer seltsam vor. Und das dieser so ein Geheimnis machte, vor allem aus dem abgestimmten Plänen… Der Zugriff war wohl für morgen angedacht, doch etliches passte einfach nicht zusammen.
Er überlegte noch, dann hatte das Schicksal erneut etwas parat für ihn. Zwei Wachposten auf Streife machten eine kurze Pause. Rauchpause. Natürlich war das verboten. Aus gutem Grund. Natürlich hielten sie sich nicht daran. Verächtlich zog Franklin den Mundwinkel nach oben. „Zivilisten…“ Also rauchten diese beiden Söldner heimlich. Und erzählten natürlich. „Im Grünsektor mussten sie heute evakuieren, nichts Schlimmes zwar, aber ein kleiner Wassereinbruch immerhin.“ Der andere überlegte „Nicht schlimm? He, ein Großteil der Anlage liegt unter Seeniveau! Ist die Hütte nicht dicht, säuft sie ab!“ Sein Vorredner lachte „Hast du Angst? Quatsch, erstens kam das Wasser von oben, von den Reservoirs und zweitens war nur eine der internen Rohrleitungen defekt und drittens haben wir genug Pumpen drinnen um alles trocken zuhalten im Notfall.“ Sein Spannemann sah ihn an „Na, wenn alles so easy ist, wie du sagst, warum macht ihr dann so einen Hermann drum?“ Er schüttelte sich, jetzt doch etwas unangenehm berührt. Er blickte sich rasch um, bevor er weitersprach. „Weil die Leitungen halt zum Labor gehören, du weißt schon welches… Mit dem Zeug möchte keiner in Berührung kommen…“ Jetzt wurde auch sein Begleiter sichtlich nervös „Scheiße, wo haben die die Brühe hineingepumpt! Doch hoffentlich nichts ins System oder ins Klärwerk!“ Der Gedanke, etwas von dem Wasser in ihrem Morgenkaffee gehabt zu haben, schien keinen der beiden sonderlich zu erfreuen. Der erste konnte ihn jedoch beruhigen „Nein nein, keine Angst! Die haben extra eine isolierte Rohrleitung gelegt, in Hazmatanzügen und so. Und dann haben sie die ganze Plärre in den alten Stollengepumpt! Ein paar der Jungs stehen jetzt noch bei der versteckten EvacTür, die muss so lange aufbleiben, bis alles ausgedunstet ist. Man will ja kein Risiko eingehen.“ Der andere nickte „Dann ist es ja gut“ Beide traten nun die Reste ihrer Kippen aus und setzten dann ihre Runde fort.
Franklin hatte aufmerksam gelauscht. Die beiden waren Gold wert, auch wenn sie das nie wissen würden! Sie hatten ihm das As aufgezeigt, nachdem er schon die ganze Zeit gesucht hatte!
Franklin hatte den alten Stollen erreicht! Dann eben auf die harte Tour dachte er sich. Da er nicht wusste, wann seine Verstärkung kam oder überhaupt kommen würde, hatte er sich etwas anderes überlegt. „Zum Teufel mit den offiziellen Befehlen!“ Wichtig waren die Müllers! Wenn er sie und die versteckte Samarah hier heraus hatte, würde es dann eben einen Frontalangriff auf DatSecTec geben! Scheiß drauf! Er schlich durch das alte Bergwerk, hatte vorsichtsalber eine Atemmaske mit, eine der Wache hatte ja geäußert, dass hier „Dämpfe“ oder ähnliches sein konnten. Den Schalldämpfer hatte er vorsichtshalber wieder auf die Glock montiert, man konnte ja nie wissen. Er irrte eine Weile durch die Gänge, dann würde er fündig! Tatsächlich führte ein dickes Rohr aus einer Öffnung in der Wand, wenn diese geschlossen war, würde sie niemand erkennen können. „Sehr Clever“ bewunderte Gibbs den Einfallsreichtum der Erbauer. Langsam näherte er sich, jetzt zogen leichte Schwaden heraus! Er überlegte kurz, hörte Lachen und Erzählen. „Nein, oder?“ Er pirschte sich näher heran, inspizierte das Ganze. Auch zwei Wachposten. Ohne Atemmaske wie ihm auffiel. Dafür auch mit Zigaretten mit Mund. „Ob die überhaupt wissen, was die sich da gerade antun?“ überlegte Franklin und meinte damit nicht nur ihre Lungen. Immerhin boten sie ihm auch ein perfektes Ziel dadurch. Er überlegte. Dann nahm er einen kleinen Kiesel und warf ihn in die andere Richtung. Im Tunnel schallte es ordentlich. Schnell warfen die beiden ihre Kippen erschrocken weg und sahen nach. Sie blickten natürlich in die andere Richtung, die aus der der Lärm kam. Nicht hinter sich. Dann entspannten sie sich und lachten erneut, machten Witze über Tunnelratten. Dann bekam der rechte einen Tritt zwischen die Beine von hinten und sackte stöhnend zusammen. Bevor der zweite reagieren konnte, wurde sein Kopf drei oder viermal gegen die Wand gehämmert, bevor er bewusstlos zusammenbrach. Dem zweiten erging es nun ebenso. Schnell zog Gibbs die beiden in eine Seitennische und in Deckung. Dann fesselte er sie mit ihren eigenen Handschellen und knebelte sie mit Taschentüchern. Noch ein paar Schritte, dann war er durch diese Nottür im Bunker. Er hatte soeben eine ansonsten uneinnehmbare Anlage infiltriert.
Franklin war ein ganzes Stück vorgedrungen, als in plötzlich sein Glück zu verlassen schien! Er war in einer Art Garage oder Hangar angekommen. Gerade schlich er an der Wand lang, als sich unerwartet eine Tür vor ihm öffnete. Der Zugang zu einer Liftkabine. Und direkt ihm gegenüber, Auge in Auge, stand Hachez, dieser Verräter! Für Franklin ging es nun um alles oder nichts. „Scheiß auf die Justiz!“ Dachte er sich „Ich erspar dem Staat einfach jede Menge Geld!“ Er fällte in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung, wissend um die Konsequenzen. Hachez erkannte es ihn Gibbs Augen, während sich die seinen in Erkennen weiteten. Ohne weiter zu zögern zog Franklin seine Waffe, richtete sie auf Augusto Hachez und begann augenblicklich zu feuern, das ganze Magazin leer zuschießen!
Hachez wusste, dass er keine Chance hatte. Nicht den Hauch. Der einzige Vorteil, der sich ihm bot, war die Zeit, die Gibbs brauchte um die Pistole zu ziehen, die mit einem langen, sperrigen Schalldämpfer versehen war. Diese knapp zwei Sekunden länger reichten zwar nicht um selber seinen Revolver zu zücken, aber immerhin um seinen Adjutanten zu packen und ihn in die Schusslinie vor sich zu ziehen. Der glotzte nur erstaunt, während die ersten Geschosse in ihn einschlugen. Hachez hielt ihn kurz wie einen Schild vor sich, dann sprang er zur Seite als das Schießen aufhörte und Gibbs nachladen musste.
Franklin Hatte so schnell es ging das ganze Magazin geleert, es waren nur fünf oder höchstens sechs Sekunden gewesen! Doch Hachez, dieser miese Schuft, hatte jemanden vor sich gezogen. Dieser Jemand hatte sich nun Fünfzehn Kugeln für ihn eingefangen und lag tot und blutverschmiert am Boden des Aufzugs. Prozente ratterten durch Franklins Hirn. Geht Option eins schief, sofort auf Option zwei umschwenken. Keine Versuche. Das bedeutete Plan B. Erst einmal weg. Franklin spurtete los, Richtung Ausgang. Das verbrauchte Magazin der Glock warf er unterwegs aus, schnell angelte er sich im Laufen ein neues aus dem Schulterholster und lud es geschwind in die Pistole, dann presste er es mit einem Hieb des Handballens in den Griff bis es einrastete und zog den Schlitten zurück. Hinter ihm ratterten automatische Waffen los, rissen Brocken aus der Wandverkleidung und ließen Splitter umherfliegen. Jetzt ging es um Geschwindigkeit, mehr nicht! Er versuchte noch schneller zu rennen, gleichzeitig schraubte der den Dämpfer von der Glock runter. Da das Überraschungsmoment verloren war, war der nun sinnlos. Und machte die Pistole unhandlich. An der Tür angekommen, ließ er sich halb geduckt im Rahmen nieder und eröffnete sofort das Feuer! Er verschoss das ganze Magazin in gezielten Zweiersalven, mindestens Drei der gegnerischen Söldner von Hachez gingen schreiend zu Boden.