Der Kampf am Gasthaus
Als Nicolas das Gasthaus erreichte, schien er in einem Alptraum gefangen zu sein. Geschrei und Gezeter empfing ihn. Plötzlich rumorte es aus der Ferne vom See her, ein Donnern, das anschwoll und sich fortpflanzte. Etwa eine Explosion? Eher wie eine ganze Anzahl von Detonationen! Darum würde er sich später kümmern! Das Wirtshaus stand offen, Schreie und Kampfgeräusche waren zu hören, dann donnerte ein Schuss! Nicolas ging in Deckung, zog die eigene Waffe.
Das Gewicht der Sig Sauer gab ihm etwas Beruhigendes. Dann erhob er sich leicht und trabte zum Wirtshaus rüber, leicht geduckt, die Pistole im beidhändigen Anschlag. Aus der Seitengasse vor ihm stürmte plötzlich eine Gestalt, brüllend, eine Feueraxt schwenkend!
Genau auf ihn zu! Der Geifer tropfte dem furchtbar entstellten Wesen aus dem Mund und machte den Anblick noch schauerlicher. Mit einem Male wurde Nicolas aktiv. Sein Gesicht wurde hart und seine Bewegungen automatisch flüssig. Die Waffe in Anschlag bringen, auf die größte Fläche, die Brust, zielen und schießen. Wie in der Ausbildung.
In einem Zug legte er an und feuerte. Zweimal. Das ganze dauerte wohl nicht mal eine Sekunde. Das…Ding…von einem Menschen konnte man wirklich nicht mehr sprechen, blieb stehen, geradezu erstaunt blickte es an sich runter. Die zwei kleinen Einschusslöcher gaben schmale Rinnsale Blut frei, die dieses Monstrum zu verwundern schienen. Dann blickte es Nicolas an, die Axt immer noch erhoben und es schien zu knurren zu beginnen. Als es wieder weiter stürmen wollte hob Nicolas die Pistole erneut an, eine Winzigkeit höher als vorher und Schoss nochmals. Einmal. Zwischen die Augen. Der Angreifer fiel wie ein nasser Sack und rammte sich beim Sturz noch selbst die Axt unters Kinn. „Der ist endgültig tot. Der steht nicht wieder auf.“ Gellende Schreie vom Wirtshaus riefen Nicolas in die Wirklichkeit zurück. Er beeilte sich und lief los, kurz vor dem Gasthaus bot sich ihm ein Bild des Grauens. Etliche der Angreifer lagen bereits am Boden. Tot. Aber dazwischen auch einige der Dorfbewohner. Ein weiterer der Verrückten kam kreischend aus dem Wirtshaus gerannt, wild zwei Messer schwingend, direkt auf Nicolas zu.
Der wartete nicht weiter, legte an und Schoss ihm ohne weiteres Zögern diesmal sofort in den Kopf. Die Messer und ihr Benutzer fielen gleichsam zu Boden. Dann sah er Andre vor dem Haus, in einer Hand eine Waffe. Also doch, durchfuhr es Nicolas. Dieser schmierige, kleine Aal macht wohl doch illegale Sachen! Aber das war jetzt egal. Jede Verstärkung war willkommen! Doch statt mitzuhelfen, wimmerte der nur rum und schrie die Bestien an, ihn in Ruhe zu lassen… Andere Hilferufe ignorierte er oder bekam sie gar nicht mit. Dann warf er die Pistole weg und kauerte sich hin, schluchzend und winselnd, während sich zwischen seinen Beinen eine Pfütze ansammelte.
Den Blutigen Haufen Bosheit hinter sich schien er nicht mehr zu bemerken. Nicolas rief ihm zu wegzulaufen, doch Andre schien nun in seiner eigenen Hölle gefangen zu sein. Der Gendarm lief los und kurz bevor er an der Tür war und bei Andre, erwischte es ihn von der Seite. Er wurde herumgeschleudert und verlor die Pistole, sie landete wohl einige Meter neben ihm. Er rollte von dem Angreifer weg, eine Frau, wie er verwirrt bemerkte.
Noch während er aufstand hatte er seinen Teleskopschlagstock gezogen und ausgefahren, doch der Anblick der Frau, so grausam zugerichtet sie auch aussah, ließ ihn kurz zögern. Sie sprang ihn an, wild kreischend, knurrend, unartikulierte Laute ausstoßend und bevor er ausholen konnte, flog ihm der Schlagstock aus der Hand.
Er hatte zu tun, die auf ihm hockende abzuwehren, damit sie ihn nicht wie eine Furie beißen und kratzen konnte. Seine Kräfte begannen bereits zu erlahmen, als es plötzlich ein lautes Klatschen gab und die Frau mit einem Grunzen Blutüberströmt zur Seite sackte. Erstaunt blickte er über sich und nahm nur schemenhaft die Gestalt wahr. Wer immer es auch war, er hatte Nicolas Schlagstock aufgehoben, gekonnt benutzt und ihm somit das Leben gerettet. Mit einem Satz war die Gestalt bei Andre und seinem Angreifer und ließ der irren Tötungsmaschine das gleiche Schicksal zukommen. Schnell hob die Gestalt Andre’s Waffe auf, visierte einen unsichtbaren Gegner im Innern des Gasthauses an und feuerte zweimal rasch, dann noch zweimal.
Wer es auch war, er wusste zu kämpfen! Die Gestalt überprüfte kurz Andre, drehte sich zu Nicolas um und versteifte sich kurz. Dann richtete sie die Waffe in seine Richtung! Unbemerkt hatte sich die Frau erhoben, wohl doch noch nicht ganz tot und wollte wieder auf Nicolas losgehen. Die Pistole bellte wieder zweimal auf und warf die Frau rückwärts, von Nicolas weg. Die Gestalt näherte sich rasch, passierte Nicolas und verpasste der zuckenden Frau einen gezielten Kopfschuss aus nächster Nähe. Sie bewegte sich nun nicht mehr und würde das auch nie mehr tun. Dann warf die Gestalt dem erstaunten Nicolas den Schlagstock zu, bückte sich um dessen verlorene Sig Sauer aufzuheben und gab sie ihm zurück. Dabei zog er die Kapuze zurück und Nicolas war beim Erkennen der Gestalt erfreut und erschrocken zugleich!
!!! Flashback !!!
Zuvor in der Waldlichtung
Der Fremde ließ sich einfach fallen als er den Stein auf sein Gesicht zurasen sah! Durch den Schwung und die Vorwärtsbewegung stürzte die Gestalt über ihn und traf stattdessen den anderen sterbenden Angreifer! Das Krachen seines berstenden Schädels schien im ganzen Wald wieder zu hallen. Der Angler bemühte sich unter dem Mordlustigen vorzukommen, dieser packte ihn aber fest an der Jacke und versuchte ihn zu beißen. Mit hektischem hin und her konnte sich der Mann aus der Jacke winden, während er die Beißattacken abwehrte. Eine Rute hatte er nicht mehr zur Verteidigung. Stattdessen zog er der Gestalt jetzt seine zerfetzte Jacke über um ihn zu blenden und einzuwickeln. Dann klammerte er sich rückwärts an ihn, wo der Irre mit seinen Zähnen nicht hinkam. Er tastete so schnell er konnte nach seinem Kopf, während er mit einer Beinschere den Rumpf fixierte. Als er die richtige Position hatte, packte er zu, so stark er nur konnte und drehte den Kopf des keuchenden Mannes mit einem Ruck zur Seite.
Original anzeigen (0,9 MB) Ein Geräusch wie ein trockener, brechender Ast und er erschlaffte ihn seinen Armen, den Kopf auffallend seltsam verdreht. Der Fremde atmete tief und schwer und schob den Leichnam von sich runter. Es ging definitiv abwärts hier! So schnell er konnte begab er sich zur Hütte und zog sich schnell saubere Kleidung an. Jeans, ein Kapuzenshirt und Turnschuhe mussten auf die Schnelle reichen. Dann noch seine gesammelten Daten in Form eines Memorysticks und nichts wie weg hier!
Der Rest seiner ehemaligen Behausung war ohnehin völlig verwüstet, von wem auch immer. Handy und Notebook ebenfalls zertrümmert. Der Wachhund war auch verschwunden, sehr seltsam überlegte er. Aber den versteckten Stick und die Geldbörse hatte niemand gefunden! Auch die Simkarte hatte das Zerstören des Mobiltelefons glücklicherweise überstanden. Wenn auch erst mal nutzlos, ohne funktionierendes Gerät, steckte er sie dennoch mit ein, vielleicht ergab sich ja später etwas. Somit hatte er alles wichtige was er jetzt brauchte. Schnell zum Gasthaus und dann als erstes zu Andre. Egal was der sagte oder wollte. Was der Fremde jetzt am dringendsten brauchte, war eine Waffe!
Der Kampf geht weiter!
Der Fremde stand vor Nicolas, quicklebendig, in der rechten Hand die Pistole, die Andre jammernd hatte fallen lassen. Eine Beretta, stellte der Gendarm fest, wie er selbst eine in seinen Tagen bei der Legion getragen hatte.
Der Fremde reichte ihm die linke und als Nicolas sie ergriff, zog er ihn mit einem Kräftigen Anspannen des Armes hoch. „Nicht wieder verlieren“ bemerkte er, etwa ironisch? Devereaux sah ihn verdutzt an. „Ich dachte sie wären tot! Die Leichen im Wald, die zerstörte Hütte, die zerfetzte Kleidung!“ Der Fremde nickte. „War auch fast soweit. Muss wohl etwas Glück gehabt haben.“ Nicolas schüttelte den Kopf.“Etwas ist gut!“ Der Fremde überlegte kurz und sah sich um. „Wir sollten schnell rein“. Nicolas bejahte. Zusammen hievten sie den apathischen Andre hoch und gingen zu dritt ins Wirtshaus. Bei jedem Körper den sie passierten, hielt der Fremde kurz an und jagte ihm eine Kugel in den Schädel.
Auf Nicolas erstaunten Blick meinte er lediglich. „Nur zur Sicherheit..“ Drinnen schlossen sie die Tür und setzten Andre ab. Jaques lehnte am Tresen, zwar blutend, aber nicht ernsthaft verletzt. Sein altes Jagdgewehr, eine doppelläufige Schrotflinte, stand neben ihm. Er hatte es, wie er dem Fremden zugesichert hatte, bereit gemacht. Was wohl sein Glück war. Die Drei Kämpfer tauschten sich über die Ereignisse der letzten 2 Stunden aus, jeder aus seiner Sicht. Die Gruppe vom Bahnhof blieb weiter verschollen. Und noch ein Problem war aufgetreten. Der Strom war weg, genau wie die Telefonleitung. Nicolas erinnerte sich an die Detonationen, möglicherweise waren sie die Ursache. Doch was nun?
Der Angler machte einen Vorschlag. Nicolas sollte sich, wie es sein Job verlangte hier um die Verletzten und Überlebenden kümmern, zusammen mit Jaques. Andre war ohnehin zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Fremde selbst wollte sich am See umsehen, woher die Explosionen möglicherweise kamen. Jaques äußerte das auch Rene verschwunden war und möglicherweise am See sein könnte.. Der Angler versprach auch nach ihm zu sehen. Nicolas sprach ihn an.“ Aber sie sind kein Polizist!“ Der Fremde bemerkte trocken und amüsiert zugleich, dass Nicolas völlig Recht habe. Aber in einer Situation wie dieser wäre das doch egal? Nicolas stimmte ihm zu, nachdem auch Jaques ihn bedrängte. „Aber wenn das hier durchgestanden ist, werden wir zwei uns unterhalten!“ Der Fremde nickte, schwenkte schmunzelnd die nun leere Beretta und sicherte ihm zu, auch diese dann abzugeben. Wenn Sie alles überstanden hatten. Nicolas überlegte kurz und nickte dann. Dann ging der Fremde zu Andre, untersuchte ihn kurz und überprüfte dessen Kleidung. Als Belohnung für seine Mühen fand er zwei weitere Magazine für die Beretta.
Eines lud er sofort in die Waffe, die er dann sicherte und in seinem Hosenbund verstaute. Dann sah er vorsichtig zur Tür, öffnete diese leise und Verschwand nach draußen…