"Wallstreet 2 - Geld schläft nicht": Zwischen Haben und SeinGeld regiert die Welt. Gier ist geil. Und wir haben uns anscheinend so an diesen Zustand gewöhnt, dass wir – Crash hin, Krise her – Wiederholungstäter werden. Dieses Bild hält uns Oliver Stone in seiner Fortsetzung „Wall Street 2 – Geld schläft nicht“ vors Gesicht.
Gordon Gekko, der schmierige und gierige Finanzhai der geld- und machtgeilen Yuppie-80er-Jahre, zieht wieder seine Kreise im Börse-Becken mit seinen großen und kleinen Fischen. Vor 23 Jahren fütterte der Spekulant des Bösen einen Jung-Broker (Charlie Sheen) an, um ihn in die Tiefen des Kapitalmarkts zu ziehen.
Diesmal ködert der windige Gekko (Michael Douglas), der sein Sitzfleisch jahrelang hinter Gittern strapazierte, den wendigen Nachwuchs-Banker Jacob (Shia LaBeouf). Der gehört zur Gattung der Geldanleger, die an den Kapitalismus das Wort Idealismus knüpfen und an Investitionen in alternative Energieformen glauben.
Seine Liebesaktien hat Jacob bei Winnie gewinnbringend angelegt, einer aufrechten Web-Journalistin. Sie ist Gekkos Tochter, hat aber jeden Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen, dem sie die Schuld am Drogentod ihres Bruders gibt.
Ein Mann wie Gekko handelt nicht nur mit Börsenwerten, sondern auch mit Gefühlen. Er bedient sich Jacobs, um die Wand zu durchstoßen, die Winnie aufgebaut hat. Im Gegenzug verteilt er Informationen, die den Jungspund auf die Spur jener Finanzkrake bringen, die Jacobs verehrten Mentor mutwillig in den Ruin und in den Selbstmord getrieben haben.
Das spekulative Spiel mit Menschen und Risiko, um Geld, Macht und Eitelkeit hebt erneut an. Die Moral, die Regisseur Oliver Stone streut, ist eine zynische: Spekulationsblasen müssen ein Teil der menschlichen Evolution sein, denn wie sonst wäre es möglich, immer wieder dasselbe zu tun und jedes Mal auf ein anderes Ergebnis zu hoffen.
An ironischen Pointen fehlt es nicht. Als Gekko das Gefängnis verlässt, wird ihm seine goldene Geldklammer mit der Zusatzbemerkung „leer“ ausgehändigt; Jacobs Handy klingelt melodisch „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die Skyline von Manhattan zeichnet Stone mehrfach als steigende und fallende Aktienkurse nach.
Michael Douglas vermag sich nicht zu früherer Größe aufzuschwingen. In seinem müden Antlitz blitzt Klasse auf, wenn er mit blumigen Vergleichen Bonmots in seine Zuhörerschaft schleudert: „Geld ist eine Hure, die niemals schläft. Und sie ist eifersüchtig.“ LaBeouf meistert das schwierige Fach ordentlich. Wollte man in schauspielerische Werte investieren, wäre das Geld bei Ungustl Josh Brolin, Wall-Street-Dinosaurier Frank Langella oder bei Jacobs schriller, mit Immobilien dealender Mama Susan Sarandon besser aufgehoben.
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