Hier geht ja wieder einiges durcheinander, aber es lohnt wohl nicht, sich darüber aufzuregen..
Hier noch mal ein kleiner Text von mir..
In a need of a message
Vielleicht war gerade dieser Erfolg der eher seichten Raplieder auch ein Problem, welches die HipHop-Musik (wie die Bewegung) relative lange von ihrer „wahren“ Bestimmung fernhielt: HipHop begann zwar als Ausweg (Flucht?) aus den Problemen des tristen Alltags in den Ghettos, aber war anfangs auch durch und durch auf Spaß und Repräsentieren ausgelegt. Es wurde nicht grundsätzlich als Lösungsansatz verstanden, um die Lebenssituation der sozial schlechter Gestellten zu vermitteln oder zu verbessern, sondern mehr als Möglichkeit, jedem die Chance zu geben, sich zu präsentieren.
Die Bürgerrechtsbewegung um Malcolm X und Martin Luther King, die beide erschossen wurden (1965 bzw. 1968), war noch nicht lange vorbei, die radikale Schwarzenbewegung war gescheitert, die Jahrzehnte der Unterdrückung, welche nach der Abschaffung der Sklaverei noch lange Fortbestand hatte, waren allgegenwärtig. In Städten wie Los Angeles (South Central) oder New York hatten die Stadtoberen genaue Vorstellungen, welche Gruppen wo zu leben hatten. So konnte ein Schwarzer, auch wenn er es sich hätte leisten können, in Los Angeles nicht einfach in ein x-beliebiges Viertel ziehen.
Eine Segregation war anscheinend auch weiterhin gewünscht, was nun den freiheitlichen Grundsätzen der Vereinigten Staaten so gar nicht entsprach. Für die sozial ausgegrenzten Minderheiten müssen sich die weltberühmten slogans „land of the free“ oder „land of opportunity“ wie Hohn angehört haben. In einer Gesellschaft also, in der es allem Anschein nach niemanden interessiert hatte, was in den Menschen in den sozialen Brennpunkten vorgeht, nimmt es nicht wunder, dass die Begründer des HipHops nicht im geringsten daran interessiert waren, sich für die (überwiegend weiße) Konsumgesellschaft zu exhibitionieren. Wieso sollte es gerade jetzt einen Unterschied ausmachen, was sie erzählten? Weil die sozialkritischen Aussagen nun mit Musik unterlegt waren? Zudem war ja gerade HipHop „ihre“ Sache, quasi ihre eigene Abgrenzung gegen die Ausgrenzung, die nun in den Fokus rückte. Einerseits ging zwar nun die Exklusivität verloren, andererseits hatten die Aktiven nun endlich die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Die Ernsthaftigkeit, mit der concious raps produziert wurden, also Lieder mit sozialkritischem, zumindest ernstem biographischen Hintergrund, stieg jedoch erst mit dem Aufkommen der echten HipHop-labels an.
So lässt sich also festhalten, dass medial in den ersten Jahren HipHop zwar als Spielart der sozial Schwachen rezipiert wurde, aber dennoch in erster Linie positive Aspekte nach außen hin verkauft wurden. Musikalisch sind hier zum Beispiel Run DMC (my adidas) und die Beastie Boys (fight for your right to party) zu nennen, deren Lieder damals fast ausnahmslos fast schon hedonistische Züge trugen.
Diese Strategie sorgte dafür, dass sich viele Menschen der Mittelschicht für dieses neue „Produkt“ begeistern konnten, für sie war HipHop und die dazugehörige Musik in erster Linie etwas, dass Spaß macht und gerade chic ist. Für sie war die HipHop-Kultur, sofern sie überhaupt etwas darüber wussten, so etwas wie eine Block Party in der Disco, dem Radio oder dem Fernseher, mit dem Unterschied, dass die ganzen sozialen Missstände und Probleme draußen blieben.
Das ist auch auf die Popkultur übertragbar, denn es dauerte nicht lange, und die ersten Popkünstler beschäftigten sich mit Rap, was in Popliedern mit Rapeinschlag mündete. So waren es in den Vereinigten Staaten Blondie, die als erste einen Rap in ihrer Musik unterbrachten, und ging soweit, dass Mitte der 80er Jahre Kollaborationen zwischen Pop/Rock und HipHop wie das sehr erfolgreiche „Rock this way“ von Aerosmith und Run DMC in den Hitparaden zu finden waren. Im deutschsprachigen Raum war es vor allem Falco mit dem Lied „Der Kommisar“, der erstmals diesen neuen Einfluss in seine Musik einbrachte.
Nicht unerwähnt sollte auch die Coverversion von Rapper´s Delight für den deutschen Markt bleiben, welche von Manfred Sexauer, Frank Laufenberg und Thomas Gottschalk eingespielt wurde. Gerade am letzten Beispiel ist wohl gut abzulesen, dass wenn zwei das gleiche tun, es noch lange nicht das selbe ist.
by luciano
@Can Danke sehr. Ich wünschte, es gäbe wieder den Rap der 90er..