@Zenit Seh ich, welch Wunder, etwas anders.
Den ganzen Metalkram finde ich auch zum Davonlaufen, aber darüber zu urteilen erlaube ich mir nicht. Abgesehen davon, dass HipHop eine Kultur ist.
Kleiner Exkurs
Do it on your own
Unter dem Begriff „Old School“, der in den USA geprägt wurde, versteht man die Pioniere der HipHop-Bewegung, welche die grundsätzlichen Strukturen geschaffen haben, auf denen alles folgende in den Bereichen Rap, Djing, Graffiti und Breakdance beruht.
Nun wird dieser Begriff aber auch auf die erste Generation, die dieser Bewegung in Deutschland angehörte, angewandt. Dabei ist für jeden offensichtlich, dass HipHop nicht in Deutschland erfunden wurde, ja nicht einmal die sozialen Hintergründe waren grundsätzlich vergleichbar. Im Gegenteil: den Medien ist es zu verdanken, dass HipHop den Weg über den Atlantik in die Lebenswelten der Jugendlichen schaffte. Trotzdem kann nicht grundsätzlich behauptet werden, dass ein Produkt verkauft, beziehungsweise angepriesen wurde, dass nun einfach übernommen wurde. Denn man hatte zwar die Bilder und die Intentionen gesehen, aber wie nun etwas faktisch umgesetzt wird, ein piece (Bild) gemalt, ein B-Boy move gemacht oder eine Beatbox funktionieren sollte, das wußte man eben nicht aus den Filmen oder Berichten. Dies bedeutete, dass die ganzen Techniken, die einst in New York entwickelt worden waren, nun auf experimenteller Basis versucht wurden, selbst auf den Weg zu bringen.(vgl. Verlan & Loh, 2000, S. 90, 92)
Es ist also völlig legitim zu behaupten, dass sich die Grundlagen der HipHop-Kultur in Deutschland nochmal völlig von vorn entwickeln mussten, ohne dabei selbstverständlich das natürliche Vorbild außer Acht zu lassen. Denn trotz der kreativen Leistung, die zum Teil vonnöten war, um sich selbst diverse Techniken anzueignen, so hatten diese aber doch schon Bestand. Eine Weiterentwicklung des eigenen Stils, ob im Rap oder Graffiti, soll dabei jedoch keinesfalls in Abrede gestellt werden.
Ohne eigene kreative Energie und den Willen, selbst etwas für sich aufzubauen, hätte HipHop in Deutschland niemals funktioniert, jedenfalls nicht auf längere Sicht.
Wie hätte das auch ausgesehen? Jeder HipHop malt einmal den gleichen Schriftzug an eine Wand eines Abrisshauses, jeder versucht einmal einen Tanzschritt aus dem Film „Wild Style“ nachzumachen und danach verabreden sich alle für den nächsten Tag, um dasselbe wieder zu tun? Nein, dass wäre nicht nur ziemlich langweilig, sondern auch sinnlos gewesen.
HipHop kam aus den USA , ja, aber es war kein Fast Food. Das soll bedeuten, dass man sich gerade in den ersten Jahren vieles erst erarbeiten musste, um wirkliche Freude und Erfüllung darin zu finden. HipHop als Konsumartikel mag vielleicht für die Medien in Form der Bravo damals (wie auch zum Teil heute, siehe „HipHop Bravo“) existent gewesen sein, für die wirklich interessierten Aktiven galt das jedoch nicht. Schließlich entwickelte sich ziemlich schnell eine Art von Ehrgeiz, der auch hierzulande zum Battlegedanken aus den Vereinigten Staaten passte. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte es sehr wahrscheinlich sehr viel länger gedauert, bis die einzelnen Elemente des HipHops in Deutschland auf einem internationalen Niveau angekommen wären, sofern es dann überhaupt jemanden interessiert hätte. Denn schon 1985/86 war der HipHop-Boom für die Öffentlichkeit wieder vorbei. Das heißt, dass sich erst nach dem Abflauen der Medienwelle herauskristallisierte, wer wirklich dabei blieb und nicht nur einem Trend hinterhergelaufen war. (vgl. Verlan & Loh, 2000, S. 96 ff.)
by luciano