Reptiloide - glaubt ihr an deren Existenz?
01.02.2013 um 03:12
Wenn man ein bisschen durch die Medien guckt, kann man sich sowas schon vorstellen.
Ursprünglich entstammt die Idee ja dem Roman "The Coming Race" von Bulwer-Lytton, der die Idee Verne's "Reise zum Mittelpunkt der Erde" aufgreift und mit einer den Menschen überlegenen Rasse ergänzt. Diese "wird kommen", weil sie dort noch schlummert, auf etwas Bestimmtes wartet.
In einer Zeit der in Dekadenz und Hochmut abklingenden Romantik erschuf Bulwer-Lytton damit ein Schreckgespenst, vor dem sich die Menschheit heute noch fürchtet. Man könnte sagen, ein neuer Archetyp an Nonster war geboren (Vglch. Frankenstein, Dracula, Cthullu).
Die Begründer der Salon-Esoterik und des Sceancentums, Mdme Blavatski und die Theosophen akzeptierten all diese Schauermär auf ihrer Suche nach einer Essenz aller Religionen schließlich als reel. (Die theosophie schuf übrigens auch unbeabsichtig den geistigen Unterbau für das esoterische Nazitum).
Vielleicht hätte man die Idee, unter unseren Füßen lauere die Rache auf unsere Umweltverbrechen, wieder verworfen, hätte es nicht Neuschwabenland gegeben und eine merkwürdige, unklare Faktenlage, was dort in der Antarktis eigentlich geschah. Hier wurde und wird beträchtliche Geschichtsklitterung begangen, indem man zu viel in die Foo Fighters (nicht die Band) oder das Adamski-Projekt hineininterpretierte.
Nicht zuletzt ein "aufgetauchtes" Tagebuch eines hochdekorierten Admiral Byrd trug zur Legendenbildung bei, in welchem dieser berühmte Pilot angeblich beschrieben hat, wie er tropisches Land am Pol entdeckte und schliesslich von Ufos in eine unterirdische Stadt geführt wäre, von der er eine Botschaft an die Menschheit überbringen solle, die Atombomben doch bitte zu unterlassen. Aber gefälschte Tagebücher geschichtsträchtiger Personen sind ja keine Seltenheit.
Nach dem Abklingen der Hippiewelle und der Hinwendung zu fiktiven Rollenspielwelten wurde die kommende Übermacht immer mal wieder aufgegriffen und auf unterschiedliche weise in Fantasygefilde eingepflegt, aus deren Reichtum heute neinahe ein Überangebot besteht. Reptilienarmeen und Orks gehören einfach dazu. Beispielsweise stellt Clive Barker's "Mitternachtsfleischzug" sie als alte Götter in Form von primitiven Menschenfressern vor. Das Computerspiel "Flashback" macht aus ihnen formwandlerische Ausserirdische, die getarnt die Menschheit unterwandern, ähnlich wie die Filme "They Live!", "The Arrival" oder "Phantoms". Selbst bei "Invasion vom Mars", "Tommyknockers", "Alien vs Predator", "The Descent", "The Cave" und "The Cavern" sind es auch unterirdische Höhlen und ähnliche Konzepte. In "Dreamcatcher" hat Stephen King ausserirdische Formwandler, von denen Menschen besessen sein können, dargestellt.
Beinahe ohne Horror kommt die angeblich schlechteste aller Videospielverfilmungen "Super Mario Bros" daher und verfrachtet die ganze Geschichte beinahe in ihren Urzustand einer unterirdisch gefangenen Rasse, mit dem Kniff, dass diese unterirdische, hohle Welt gleichzeitig eine andere Dimension ist. Selbst Dr. Who zollt den Unterirdischen Respekt ab in der Doppelfolge "Cold Blood", deren Storyline eine deutliche Parallele mit den Matrix-Filmen innehat, nur hier sind es Menschen, die mit einem gigantischen Bohrer den Frieden einer unterirdischen Stadt stören.
Bei "Geisterjäger John Sinclair" bedeutet der Pakt mit dem Teufel nichts Anderes als einen Becher mit merkwürdiger Substanz zu trinken, der einem von Reptilienhänden aus der Tiefe gereicht wird. Im Hörspiel "Die Schwarze Sonne" (Das widerum auf dem gesamten Mythos aufbaut) sind die Wesen schließlich theosophische Lemuren, mal in Menschengestalt und mal im feinstofflichen Zwielicht, und das omniöse Höhlenreich ist nichts geringeres als die Hölle.
Eine der für mich interessantesten Geschichten ist für mich jedoch die Novelle "Dämonisch" von Christopher Pike (nein, nicht der von der Enterprise). In dieser Geschichte gibt es nämlich gar keine Reptilienmenschen, sondern es gab sie. Der selbe (theosophische?) Rückschluss wie bei "Super Mario Bros", dass sich auch unter den zweibeinigen Dinosauriern irgendwann Intelligenz manifestierte, ist hier Ausgangslage, aber im Gegensatz zur Videospieladaption sind die mitsamt den Dinos vernichtet worden.
"Also Wayne?" könnte man nun sagen, wär die Kontinuität im 11dimensionalen Raum so eine einfache Sache. In "Dämonisch" dreht sich alles um genetische Erinnerung, und um Hypnose-Riten, diese anzuzapfen. Ein Zwillingspaar dringt immer weiter zurück in die Vergangenheit, durch alle Menschheitsgeschichte, den frühen Evolutionsstadien des Menschen und kommt schließlich in einer uns unbekannten Epoche an, in der Dinosaurier in Hochkulturen lebten.
Ihr Dasein war weit mächtiger als das unsere, denn sie besaßen göttliche Macht über die Materie (Vglch. das Vril bei Bulwer-Lytton). Darum war ihnen auch bekannt, dass sie aussterben würden. Und es war ihnen egal. Denn sie wussten, dass wir kommen würden. Wir, die wir eine perfekte Hülle für ihr allmachtansprechendes Bewusstsein abgeben.
So führt diese Geschichte die Idee wieder hin in die Ideenwelt und löst sich vom letzten verbliebenen Wesen, dass noch über uns in der Nahrungskette steht. Zumindest ist das Ansichtssache.
Diese letzte Geschichte kann ich mir noch am realistischsten vorstellen im Hinblick auf kaltblütige Killer, wie sie nicht nur Holllywood gebiert. Ja, selbst den elitären Kaltblütern traue ich insgeheim zu, bewusst oder unbewusst, vom selben Geist besessen zu sein, der einst die Dinosaurier aus der Welt tilgte. Also ja, ich glaub an die Reptos: jeder von uns trägt einen in sich.
Irgendwie lässt sich an alles glauben, wenn man nur will. Aus den "Alles Quatsch!"-Votings spricht für mich die Naivität, die Feigheit und der Hochmut, der die Idee überhaupt erst publik gemacht hat.