Der Mann mit Hut
17.06.2011 um 13:08macht ihr euch über mein ava lustig? lange haare, schwarzer hut und ledermatel! bin ich so gruselig?
Nupsy schrieb am 12.06.2011: finde ich irgendwie selzamIch auch...
Die Archetypen Wasser, Schatten, Anima, Alter Weiser, Gottesbild.
Nun zu einigen der von Jung formulierten bzw. aufgedeckten Archetypen. Wir wollen hier nun einige wichtige Archetypen durchgehen. Sie zeigen sich in Mythen, Märchen und Träumen. Es wird gezeigt, wie sie sich manifestieren und wie man sie deuten kann. Sie werden erlebt durch Bilder, deren Erleben dauern kann von einem Augenblick bis zu Jahren. Es besteht eine Gefahr, ihnen zu unterliegen, wenn man sie sich nicht bewusst macht. Dieses Unterlegensein nennt man Besessenheit.
Fangen wir mit dem Grundlegenden an. Das Wort Geist hat viele Deutungen. Geist ist immateriell, als höchste Form nennt man ihn Gott, er ist Träger der Psyche und damit das Leben, er ist übernatürlich, steht entweder über der Seele oder ist die Seele, kann Denken, hat Vernunft. Auch bezeichnet man die Erscheinungen Verstorbener als Geist oder eine bestimmte Einstellung, wie den Geist von Weimar. Jung fasst dies zusammen, indem er sagt, dass der Geist ein funktionaler Komplex ist, der ursprünglich als hauchartig empfunden wurde und der in Form der Seele eines Verstorbenen fortgesetzt werden kann. Psyche ist ein anderes Wort für Geist, der entweder zu einem Individuum (persönlich) oder zu etwas Öffentlichem (kollektiven) gehört. Geist ist Dynamik, Leben, während Stoff Statik ist. Gott ist ein Übergeist. Die Moderne mit ihrem Materialismus vereint Geist und Gehirn und macht den Geist dadurch zum Stoff; der Geist bleibt nicht mehr autonom. Der Geist ist spontan, nimmt Sinnesbilder wahr und kann die Bilder manipulieren. Der Geist macht den Mensch erst zum Mensch, er gibt Inspiration.
Die Manifestation des Geistes ist der alte Mann. Bei Männern ist er ein positiver Vaterkomplex und zeigt Autoritätshörigkeit gegenüber geistigen Werten, bei Frauen zeigt er geistige Inspiration an. Er gibt Überzeugungen, Verbote und Ratschläge. Seltener erscheint er auch als Gespenst, Kobold, Tier oder Knabe. Letzteres ist bei Frauen positiv, bei Männern kann dies aber auch der infantile Schatten sein (s.u.). Andere Formen sind der Magier, der Arzt, der Lehrer, der Priester, der Professor, der Großvater oder andere Autoritätspersonen. Seine Moral muss nicht eindeutig gut sein. Im Märchen erscheint er als rettender Einfall, wenn der Held in einer aussichtslosen Situation ist und nimmt die Mühe des Denkens ab oder regt zum Überlegen an. Er ist Wissen, Erkenntnis, Überlegung, Weisheit, Klugheit, Intuition. Er kann auch als Zwerg erscheinen und deutet damit stärker auf das Unbewusste hin, da dieses die Welt des unendlich Kleinen und doch Wichtigen ist. Er wird auch identifiziert mit der Sonne. Wenn er erscheint und Teile seines Selbst verloren hat, ist dies ein negatives Zeichen. Erscheint der Geist als Tier, bedeutet dies, dass seine Inhalte im außermenschlichen Bereich sind.
Ohne Glauben wird der Geist schwer und zu Wasser. Dort wo einst der Geist thronte, herrscht nun der Intellekt. Wasser ist ein Symbol für das Unbewusste schlechthin, für den Geist, der unbewusst geworden ist. Man muss in dieses Wasser hineintauchen, um aufsteigen, um verstehen zu können. Das Wasser zeigt abgekapselte persönliche Intimität. Im Spiegelbild des Wassers sieht man sein eigenes Ich, den Schatten.
Den Schatten zu sehen, ist die erste Mutprobe um aufsteigen zu können. Man muss sich selbst erkennen, sich selbst ertragen können. Hat man dieses geschafft, wird das persönliche Unbewusste aufgehoben. Dann ist man bereit, auch auf Wahrheiten und Hilfe von Außerhalb des eigenen Ichs zu hören. „Man muss sich aber selber kennenlernen, damit man weiß, wer man ist.” Der Mensch glaubt, in seinem eigenen Bewusstsein sein eigener Faktor, sein eigener Gott zu sein. Doch durchtritt man den Schatten, erkennt man, dass wir in Wirklichkeit nur Objekte anderer Faktoren sind. Der Mensch versucht den Schatten für gewöhnlich nicht zu durchtreten, da er Angst davor hat, sondern versucht ihn loszuwerden. Z.B. projiziert der Mensch eigene Eigenschaften auf andere Menschen, um sie auf diese Art loszuwerden, was natürlich nicht funktioniert.
Im Wasser entdeckt der Suchende Wesen. Fische, Nixen und andere mythologische Wasserwesen. Diese sind eine instinktive Vorstufe, genannt die Anima. Die Anima wurde im Laufe der Entwicklung der Menschheit immer komplexer und heißt heute ‘erotische Fantasie’. Die Anima ist das Lebendige und die Seele ist das Lebendige im Menschen. Ohne ihre Bewegung würde der Mensch vor Trägheit erstarren. Die Anima ist im Menschen stets das Gegengeschlechtliche, denn jeder Mensch besitzt auch Gene des anderen Geschlechts. Sie ist auch eine Vorstufe des Göttlichen. Sie kann gut aber auch das Böse sein und befindet sich außerhalb des psychischen Bereichs des Menschen. Sexuelle Störungen entstehen z.B., weil das Bewusstsein sich nicht anpassen kann. Die Anima ist chaotischer Lebensdrang, ist geheimes Wissen.
Nichts in der Welt hat laut Jung eine Bedeutung, solange niemand da ist, der es deuten kann. Der Mensch deutet, weil er nicht versteht. Dann hat er den Dingen einen Sinn gegeben, der sich in Form des alten Weisen manifestiert, der erklärt und hilft.
Das Gottesbild muss im Inneren des Menschen sein, damit die Seele ganz wird. Das ist der Grund, warum die Seele eines christlichen Menschen unentwickelt bleibt.
Die Sonne ist, wie schon gesagt, auch ein Zeichen für den Geist. Die Sonne ist Wärme, Licht und Leben.