Stonehenge
09.05.2008 um 07:36
Entstehungsgeschichte
Stonehenge 1
Das erste Bauwerk maß etwa 115 m im Durchmesser und bestand aus einem kreisförmigen Wall mit einem Graben als Einfassung , typologisch gesehen also eine atypische Henge-Anlage. Ein großer Eingang lag im Nordosten und ein kleinerer im Süden , Hirsch- und Ochsenknochen waren am Grund des Grabens platziert. Diese Knochen waren wesentlich älter als die Geweihhacken, mit denen der Graben ausgehoben wurde, und waren gut erhalten, als sie vergraben wurden. Diese erste Phase wird auf um 3100 v. Chr. datiert. Am äußeren Rand des so eingefassten Bereiches lag ein Kreis aus 56 Löchern . Diese Aubrey-Löcher, benannt nach ihrem Entdecker John Aubrey, einem Historiker des 17. Jahrhunderts, haben einst möglicherweise hölzerne Stützpfeiler enthalten. Ein kleinerer äußerer Wall, der den Graben umgab, könnte ebenfalls aus dieser Periode stammen .
Stonehenge 2
Sichtbare Überreste der zweiten Phase existieren nicht mehr. Die Datierung erfolgt über Spätjungsteinzeitliche „Rillenkeramik“ (engl.: Grooved ware), die in einigen Befunden dieser Periode gefunden wurde. Pfostenlöcher weisen darauf hin, dass im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. eine hölzerne Struktur im Inneren der Einfassung existiert haben muss. Weitere Pfosten standen am Nordeingang; eine parallele Pfostenstellung lief vom Südeingang aus ins Innere. Mindestens 25 der Aubrey-Löcher enthielten Überreste von Brandbestattungen, die etwa zwei Jahrhunderte nach der Errichtung dieses Bauwerks angelegt wurden. Die Löcher wurden also zur Begräbnisstätte umfunktioniert. Dreißig weitere Feuerbestattungen liegen im Graben und an anderen Punkten der Anlage, größtenteils in der Osthälfte. Auch unverbrannte Stücke menschlicher Knochen aus diesem Zeitraum wurden im Graben gefunden.
Stonehenge 3 I
In der Mitte des Heiligtums wurden um das Jahr 2600 v. Chr. zwei konzentrische Halbkreise aus 80 aufrecht stehenden Steinen, den so genannten Blausteinen, angelegt. Diese wurden zwar später versetzt, die Löcher, in denen die Steine damals verankert waren (die so genannten Q- und R-Löcher), sind jedoch nachweisbar. Wieder gibt es nur wenige brauchbare Datierungshinweise für diese Phase. Die Blausteine stammen aus dem Gebiet der Preseli-Berge, die etwa 380 km von Stonehenge entfernt, im heutigen Pembrokeshire in Wales liegen. Die Steine sind größtenteils aus Dolerit, aber mit Einschlüssen von Rhyolit, Tuff und vulkanischer und kalkhaltiger Asche. Sie wiegen etwa vier Tonnen. Der als Altarstein bekannte sechs Tonnen schwere Stein besteht aus grünem Sandstein. Er ist zweimal so groß wie die Blausteine und wurde ebenfalls aus Wales hierher gebracht, vermutlich durch eine Eiszeit, möglicherweise stand er als großer Monolith im Zentrum.
Zu dieser Zeit wurde der Eingang verbreitert, so dass er nun genau in der Richtung des Mittsommersonnenaufgangs und des Wintersonnenuntergangs dieser Zeit lag. Die Blausteine wurden, wie erwähnt, nach einiger Zeit wieder entfernt und die Q- und R-Löcher verfüllt.
Möglicherweise wurde auch der Fersenstein während dieser Periode außerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Die Datierung ist aber unsicher, im Prinzip kommt jeder Teilabschnitt der dritten Phase in Frage. Es gab vermutlich noch einen zweiten Stein, der aber nicht mehr existiert. Zwei, möglicherweise auch drei große Portalsteine wurden innerhalb des nordöstlichen Eingangs aufgestellt. Nur einer davon, 4,9 m lang, ist – umgestürzt – heute noch erhalten.
Ebenfalls der Phase 3 zugerechnet wird der Aufbau der vier Stationssteine sowie die Anlage der Avenue , einem beidseitig durch Graben und Erdwall markierten Weg, der über eine Strecke von 3 km zum Fluss Avon führt. Irgendwann in der dritten Bauphase wurden Gräben sowohl um die Stationssteine als auch um den Fersenstein gezogen, der spätestens dann als einzelner Monolith gestanden haben muss.
Diese Bauphase von Stonehenge ist die, die der Bogenschütze von Amesbury erblickt haben dürfte; gegen Ende der Phase scheint Stonehenge die Henge von Avebury als zentraler Kult-Ort der Region abzulösen.
Stonehenge 3 II
Am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, nach Radiokarbondaten etwa zwischen 2440-2100 v. Chr., fand die Haupt-Bautätigkeit statt. Nun wurde die Konstruktion aus 74 Sarsensteinen (Grau auf dem Plan eingezeichnet) errichtet, die den heutigen Gesamteindruck von Stonehenge bestimmt. Jeder dieser Steine, die kleineren um 25, die großen um 50 Tonnen schwer, stammt aus einem 30 km nördlich gelegenen Steinbruch bei Marlborough.
30 der Sarsensteine bildeten die Pfeiler einer kreisförmigen Konstruktion mit einem Durchmesser von dreißig Metern. Diese Pfeiler trugen einen geschlossenen Ring aus 29 Deck-Steinen. Diese Decksteine waren an ihren Berührungsflächen durch eine aus dem Stein gehauene Spundung, sowie an ihren Auflagepunkten auf den Pfeilern durch eine ebenfalls aus dem Stein gehauene Verzapfung gegen Verschiebungen gesichert.
Innerhalb dieses Kreises wurden fünf so genannte Trilithen aufgestellt, je zwei von einem Deckstein überbrückte Pfeiler. Die hier verwendeten Steine haben jeweils eine Masse von etwa 50 Tonnen. Auch hier wurden die Decksteine mit einer Zapfenverbindung auf den Pfeilern gesichert.
Die Oberfläche aller Sarsensteine ist behauen. Die Flächen wurden geglättet, die Pfeiler der Trilithen werden nach oben hin etwas breiter, um die Perspektive des Betrachters auszugleichen. Auch die Decksteine verjüngen sich von oben nach unten, die Decksteine des Ringes sind zudem leicht gekrümmt. Zudem finden sich auf einigen Pfeilern in den Stein gehauene oder geritzte Abbildungen. Die vielleicht älteste, eine flache rechteckige Form oben an der Innenseite des vierten Trilithen, könnte eine symbolische Darstellung einer Muttergottheit sein. Sie wurde vermutlich angebracht, als sich der Stein noch auf dem Erdboden befand. Alle anderen Abbildungen scheinen erst nach dem Aufstellen der Steine angebracht worden zu sein. Zu nennen sind insbesondere auf Stein 53 die Abbildung eines Bronzedolches sowie von vierzehn Axtköpfen, weitere Darstellungen von Axtköpfen finden sich auf den Steinen 3, 4 und 5. Die Datierung der Abbildungen ist schwierig, morphologisch bestehen aber Ähnlichkeiten mit spätbronzezeitlichen Waffen.
Stonehenge 3 III
Zu einem späteren Zeitpunkt der Bronzezeit scheinen die Blausteine zum ersten Mal wieder aufgerichtet worden zu sein. Das genaue Erscheinungsbild der Stätte in dieser Periode ist jedoch noch nicht klar.
Stonehenge 3 IV
In dieser Phase, etwa zwischen 2280 und 1930 v. Chr., wurden die Blausteine erneut umgestellt. Ein Teil wurde als Kreis zwischen die zwei Sarsensteinanordnungen aufgestellt und die anderen in eine ovale Form in der Mitte des Monuments eingebaut. Einige Archäologen nehmen an, dass ein Teil der Blausteine zu dieser Zeit in einer zweiten Tranche von Wales geholt wurde. Der Altarstein könnte innerhalb des Ovals verschoben worden sein. Die Arbeiten an Stonehenge 3 IV wurden im Vergleich mit seinen direkten Vorgängern eher schlecht ausgeführt. Die wieder aufgestellten Blausteine waren nur schlecht in den Erdboden eingelassen und stürzten teilweise schnell um.
Stonehenge 3 V
Bald danach wurde der Nordteil des in Phase 3 IV errichteten Blausteinkreises entfernt, und eine hufeisenförmige Formation entstand, die als Blausteinhufeisen bezeichnet wird. Dieses spiegelte die Form des zentralen Hufeisens der Trilithen wider und wird auf 2270 bis 1930 v. Chr. datiert. Die Phase Stonehenge 3 V verläuft damit parallel zu der von Seahenge in Norfolk.
Stonehenge 3 VI
Ca. 1700 v. Chr. wurden zwei weitere Ringe mit Löchern außerhalb des Steinkreises gegraben. Diese werden als Y- und Z-Löcher bezeichnet. Die je 30 Löcher umfassenden Kreise wurden jedoch nie mit Steinen besetzt. Das Monument von Stonehenge scheint kurz darauf, um 1600 v. Chr. aufgegeben worden zu sein. Die Löcher füllten sich in den nächsten Jahrhunderten, die obersten Schichten der Verfüllungen enthalten Materialien aus der Eisenzeit.