Lukas - Vier Jahre Hölle und zurück
07.03.2004 um 17:02Lukas' "Satanistenzeit"
Es ist akkurrat sein 15. Geburtstag, als Lukas von einem alten Kollegen namens Peter, den er während Jahren nicht mehr gesehen hat, zu einer satanistischen Veranstaltung mitgenommen wird.
Lukas wird direkt zu einer schwarzen Messe zugelassen, obwohl weder Peter noch die übrigen Satanisten eine nähere Kenntnis seiner Person haben. Lukas ist unter den Anwesenden, zumeist Erwachsene, einer der jüngsten.
Im Rahmen dieser "Schwarzen Messe" erlebt Lukas stundenlange Rituale in Latein und ein Schafopfer, sowie ein Reinigungsritual durch Bluttrinken.
Durch das Gesehene angewidert entschliesst sich Lukas, nicht mehr hinzugehen, wird aber mit brachialer Gewalt (der Satanspriester bricht ihm kurzerhand einen Finger und droht mit Mord) dazu gezwungen.
Kurz darauf wird Lukas als "Jünger" angenommen. Das Aufnahmeritual ist folgendermassen gestaltet: Lukas wird sinnlos verprügelt, darauf einer Mutprobe unterzogen (Bahngeleise) und schliesslich mit einem Pentagramm und drei Sechsen tätowiert
Sicherheitshalber beendet Lukas die Beziehung zu seiner Freundin Sandra. Er will sie nicht in den Satanismus hineinziehen. Sie ist untröstlich.
Nach zwei Monaten erklimmt Lukas den nächsten Rang der Hierarchie. Dafür muss er einen lebenden Hamster verzehren, auf welchem er drei Stunden lang herumgekaut haben will.
Darauf erfährt Lukas, dass seine Satanisten Teil einer internationalen Organisation sind. Der harte Kern der lokalen Gruppe umfasst aber nur 50 Menschen.
Vor der endgültigen Initiation zum Jünger erhält Lukas Besuch von einem amerikanischen Satanisten, der Lukas' Gedanken lesen kann (und ihn verprügelt).
Zum Erreichen der zweiten Stufe muss Lukas unter Aufsicht der Satanisten Menschen auf der Strasse verprügeln, zuerst Fremde, dann seine Freunde, von denen die Satanisten durch Gedankenlesen Kenntnis erhielten, zuletzt seine gute Kollegin Nathalie, die infolge des Verprügelns eine Fehlgeburt erleidet. Diese Prügeleien ziehen sich über Monate hin. Lukas erhält fast jedes Wochenende den Auftrag, jemanden zu vermöbeln. Dabei verbessert sich Lukas' Schlagtechnik zunehmend.
Nächtens wird Lukas von Alpträumen geplagt, in welchen er von unbekannten Wesen, aber insbesondere von einem Mann mit einem Messer verfolgt wird. Dazu gesellen sich paranoide Zustände: Lukas fühlt sich im Dunkeln von unbekannten Gestalten verfolgt.
Lukas wird Zeuge eines Babyopfers. Im Rahmen einer Schwarzen Messe wird ein soeben von zwei gruppeninternen Aerzten entbundenes Kind geopfert.
Die Gesamtheit der Satanisten in Deutschland erlebt Lukas bei einer Sonnwendfeier an einem 7.Juli. Hier versammeln sich 250 Satanisten aus ganz Deutschland auf einem grossen Friedhof, wo sie diverse Lagerfeuer entzünden, eine wunderschöne junge Frau opfern und anschliessend eine Orgie mit ausschliesslich gutaussehenden jungen Frauen feiern. Auch Lukas kommt zum Zuge, mit einer jungen Frau, die noch mehr von ihm möchte, als er geben kann.
Lukas' "Wahnvorstellungen", wie er seine paranoiden Schübe nennt, verschlimmern sich zunehmend. Er hört die Stimme der geopferten Frau.
Dieser Zustand von Lukas kommt den Satanisten durch Gedankenlesen zur Kenntnis. Lukas wird bestraft. Er muss in einem Bottich mit aufgelösten Leichenteilen ein Bad nehmen, dann wird der verprügelt, mit Stacheldraht an ein Kreuz gekettet, darauf in einem Friedhof ausgesetzt, wieder eingefangen und in einen soeben ausgegrabenen Sarg mit modriger Leiche gelegt, wo er den Rest der Nacht auszuharren hat.
Das Heim verlegt Lukas in eine Aussenwohngruppe, die er mit zwei Kollegen zusammen bewohnt. Diesen Mitbewohnern fällt Lukas' Zugehörigkeit zur Satanssekte nie auf, sie werden von der Sekte in Ruhe gelassen (Die WG-Mitbewohner muss Lukas offenbar nicht verprügeln).
Sein Zimmer dekoriert Lukas mit satanistischen Symbolen (oder was er dafür hält), mit selbstgemalten Bildern von Satan "in Siegerpose" und mit schwarzen Kerzen.
Laute Heavy-Metal-Musik soll die Geräusche übertönen, die Lukas nächtens jeweils zu vernehmen meint. Lukas leidet nun wohl an einer paranoiden Schizophrenie.
Nun erlebt Lukas die Bestrafung eines Abtrünnigen. Zuerst wird dessen Gesicht zu Brei geprügelt, dann wird er an einem Baum aufgehängt und vom Prieser mit einem Messer aufgeschlitzt.
Als Belohnung für seine Fortschritte erhält Lukas nun eine wunderschöne Siebzehnjährige als Frau zugeteilt, die "so etwas wie mein Privatbesitz" darstellt. Lukas kennt weder ihren Namen noch spricht er mit ihr über irgendetwas anderes als Satan, obwohl er mit ihr viel Zeit verbringt. Diese Frau stellt Lukas ihren Körper zur Verfügung, wann immer er dies möchte. Irgendein persönliches Detail über die junge Frau erfährt der Leser nicht, sie entschwindet in der Folge aus der Geschichte.
An Weihnachten erlebt Lukas ein weiteres Säuglingsopfer.
Privat lernt Lukas nun zwei Bodybuilder, Tobias und Daniela, ein Geschwisterpaar ohne Eltern oder irgendwelche Verwandte, kennen. Daniela, die sehr gut aussieht, verliebt sich sofort in Lukas. Doch Lukas weist sie aus Verantwortungsbewusstsein zurück. Doch weiht Lukas Daniela und Tobias in seine satanistische Betätigung ein. Tobias möchte Lukas herausholen. Lukas redet ihm dieses aus.
Infolge seiner Fortschritte wird Lukas von den Satanisten zu weiterer Schulung in die USA entsandt. In Fort Lauderdale wird Lukas vierzehn Tage geschult, obwohl er kaum ein Wort Englisch spricht. Praktischerweise trifft er dort auf Satanisten-Prieser, die, obwohl Amerikaner, ausgezeichnet Deutsch sprechen. Nun paukt Lukas "satanistische Begriffe, Symbole, und die Namen und Bedeutung verschiedener Dämonen".
In dieser Zeit wird Lukas von einem amerikanischen, exzellent deutsch sprechenden Prieser durch eine Beschwörungsformel hypnotisiert, so dass er das Bewusstsein verliert. Am nächsten Tag wird Lukas auf einem Foto gezeigt, was er in der Zeit seiner Bewusstlosigkeit tat: Er hatte Sex mit zwei wunderschönen Frauen, einer Rothaarigen und einer Brünetten, gleichzeitig.
Zurück in Deutschland prügelt Lukas weiter, mit oder ohne spezifischen Auftrag durch die Satanisten, letzteres etwa bei einem Fussballspiel.
Lukas erfährt, welche Berufe in der satanistischen Gruppierung (mit einer Stärke von 50 Personen) vertreten sind: Polizisten, Rechtsanwälte, Politiker, Chemiker, Aerzte...
Trotzdem ist es Lukas, der ehemalige Sonderschüler, der für eine Kaderposition bestimmt ist: "Ich war auf dem Weg nach oben".
Als weitere Vorbereitung darauf muss Lukas nun Kleintiere töten, den ganzen Sommer hindurch. So etwa den Papagei des Nachbarn seiner Eltern, mit dessen Blut er ein Pentagramm auf die Fassade des Nachbarn malt.
Nun lernt Lukas auch das korrekte Opfern von Schafen. Er besteht die Prüfung.
Von seinem Werber und Freund Peter erfährt Lukas, dass das Erklimmen der nächsten Hierarchiestufe die Tötung eines Menschen erfordert. Lukas zaudert.
Tobias und Daniela, die einzigen Vertrauten von Lukas, erhalten ein Angebot, in Kalifornien zu trainieren. Doch Tobias wird vor seiner Abreise durch die Satanisten auf bestialische Weise ermordet. Daniela reist alleine. Lukas hat sie nie wiedergesehen.
Auch Lukas kommt zu einem USA-Trip, allerdings wiederum für vierzehn Tage nach Ft. Lauderdale, zwecks Erlernens der rituellen Tötung von Menschen. Diese wird im Kühlraum an Leichen geübt und abends bei den schwarzen Messen durchgeführt. Im Unterschied zu den deutschen Satanisten opfern die Amerikaner keine Tiere, nur Menschen. Die Opfer werden jeweils tagsüber am Strand angesprochen und dann mit Drogen vollgepumpt. Niemand scheint sie zu vermissen, Lukas erkennt in den Vermisstmeldungen niemanden wieder. Die Menschenopfer greifen Lukas' Seelenzustand an. Er liegt am Strand und fasst den Entschluss, sich umzubringen. Doch da wird sein Leben von einer bildhübschen Strandfee, Pamela mit Namen, gerettet. Sie beugt sich über den depressiven Lukas und spricht ihn an. Lukas kramt sein Englisch zusammen, aber glücklicherweise stellt sich heraus, dass Pamela zu Zeiten Au pair-Mädchen in der Nähe von Stuttgart war und sehr gut Deutsch spricht. Auch die körperliche Kommunikation klappt prächtig. Allerdings ist Pamela untröstlich, als Lukas wieder abreisen muss. Die Satanisten erfahren von Lukas' Liaison nichts, obwohl sie ihn regelmässig überwachen.
Wieder zu Hause eskalieren die Streitigkeiten in der WG.
Lukas vertraut sich seinem Lehrmeister an, der bis jetzt offenbar von allem nichts bemerkt hat. Lukas erzählt ihm, dass er Satanist sei, und bringt weitere "Erläuterungen". Leider erfahren wir nicht, ob Lukas schon damals dieselbe Geschichte erzählt hat, wie sie nun in Buchform erschienen ist, oder allenfalls wirrere Dinge. Jedenfalls meint der Chef, Lukas habe zu viele Horrorvideos geschaut. Lukas bestätigt diese Darstellung und verzichtet auf jeden Versuch, seinen Chef von der Plausibilität seiner Geschichte zu überzeugen.
Lukas Wahnvorstellungen eskalieren weiter. Beim Versuch, in einem Restaurant ein schönes Mädchen anzusprechen, sieht er plötzlich eine hünenhafte Gestalt auf sich zukommen, die er am Hals packt und würgt. Tatsächlich ging er dem Mädchen an die Gurgel. Peter kann das Schlimmste verhindern. "Lukas ist nicht mehr zurechnungsfähig", dies Lukas' eigene Beschreibung seines Zustandes.
Lukas erhält nun von den Satanisten das Foto eines Mädchens: Sie soll sein erstes Opfer sein. Lukas geht zwei Wochen lang nicht mehr zur Schwarzen Messe, wird dann aber eingefangen. Ueberraschenderweise wird Lukas nicht verprügelt. Stattdessen erhält er Videoaufnahmen der verpassten Messen, die er zu Hause ansehen soll. Dort wurde aber der Videorecorder konfisziert. Lukas gerät mit seinem Betreuer in Streit und will sich mittels Glasscherben umbingen. Jetzt werden die Betreuer auf seinen Zustand aufmerksam. Als Erklärung spricht Lukas davon, Satanist zu sein.
Lukas nach dem "Ausstieg"
Lukas wird Marlies, einer Sektenexpertin, vorgestellt. Trotz der Tatsache, dass Lukas helle Kleidung trägt ("was ungewöhnlich für einen Satanisten ist", wie Marlies in ihrem Nachwort zum Buch einräumt), glaubt sie ihm auf Anhieb, Satanist zu sein, und erklärt dem an Verfolgungswahn leidenden Lukas, dass er nun als Aussteiger aus einer Satanssekte vor den Anhängern der Sekte dauernd auf der Hut sein müsse. Marlies erstellt, aufgrund ihrer Erfahrung in ähnlich gelagerten Fällen, ein Sicherheitsdispositiv. Allerdings will Lukas über seine Satanistenzeit nichts berichten. Marlies nimmt ihn deshalb zu einem Wochenende mit Sektenaussteigern mit, wo Lukas bloss zuhört (und mit Mädchen flirtet).
Wieder zu Hause scheint sich Lukas Paranoia noch um einiges gesteigert zu haben. Obwohl er rund um die Uhr betreut wird, bindet er sich Messer an die Hände, bevor er schlafen geht. Nach einem Wahnanfall wird Lukas in die Psychiatrie eingewiesen. Hier beginnt Lukas, Marlies gegenüber Details seiner Satanistenzeit zu erzählen. Marlies erinnert sich: "Mit der Zeit kam nach und nach, Brocken für Brocken aus seiner Satanistenzeit hoch". Es sind diese Erzählungen, über Tage und Wochen Stück für Stück vorgetragen, die das vorliegende Buch ausmachen.
In der Klinik lernt Lukas Petra, seine jetzige Freundin kennen, mit welcher er seither zusammenwohnt (über Petras Aussehen verlautet nichts).
Lukas hat auch noch nach seinem Klinikaufenthalt mit Aggressionsschüben zu kämpfen. Zu seiner Therapeutin Marlies hat er immer noch ein enges Verhältnis und dient ihr als "Co-Therapeut" bei der Betreuung von Menschen, die von ähnlichen Geschichten berichten
Was ist von dieser Geschichte zu halten?
Eines ist klar: Als Zeuge vor Gericht hätte Lukas grösste Mühe, ernstgenommen zu werden. Zu deutlich werden seine paranoid-schizophrenen Zustände: Lukas räumt selbst ein, dass er Dinge sieht und hört, die nicht existieren. Mehr als einmal handelt Lukas im Wahn. Lukas selbst hält sich für "nicht mehr zurechnungsfähig".
Wie ist dieser unbestrittene Sachverhalt mit Lukas' Geschichte zu verbinden? Es gibt hierzu im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
1. Die Lösung, zu welcher "Marlies" kommt. Marlies glaubt Lukas alles, was dieser erzählt. Lukas Krankheit, die geeignet ist, die Glaubwürdigkeit von Lukas zu erschüttern, sieht sie als Folge von Lukas' satanistischer Betätigung: Gerade die Tatsache, dass Lukas derart krank ist, ist für Marlies ein Indiz darauf, dass er in etwas Furchtbares involviert gewesen sein muss. Damit wird genau das, was unter normalen Umständen die Plausibilität einer Aussage erschüttern würde, zum wichtigsten Beweis für die Aussage.
2. Dem entgegen steht die kritische Sicht der Dinge eines Lukas als zweifellos durch seinen Stiefvater schwerst belasteter junger Mann mit deutlicher Gewaltproblematik, die ihn dazu führt, insbesondere am Wochenende unter Alkoholeinfluss seine Kollegen zu verprügeln. Der Konflikt um Antrieb zur Gewalt und Reue, verbunden mit einem offenbar masslosen Konsum von Horrorvideos, führt zu Alpträumen, dann zu paranoiden Zuständen. Seine Selbstwahrnehmung als Satanist entnimmt er Filmen und Zeitschriftenartikeln, sie liegt als Oppositionshaltung zum katholischen Heim recht nahe. Die satanistische Ausstattung seines Zimmers scheint weitgehend selbstfabriziert und ohne Kontakt zu einer okkulten Tradition. Lukas scheint sich eine satanistische Geschichte zurechtzulegen, die allerdings auf Aussenstehende recht wirr wirkt und als Ausfluss des Horrorfilmkonsums erkennbar ist. Infolge seiner Amokläufe gelangt Lukas in die Therapie bei Marlies, die ihm mit ihren Erzählungen vom Verfolgtsein der Ex-Satanisten eine Sprache anbietet, in welche Lukas seine paranoiden Aengste fassen kann. Anfänglich bleibt das Verfolgtsein denn auch das einzige Datum, das Lukas über den Satanismus zu erzählen weiss. Ein Wochenende mit Sektenaussteigern und unzählige Gespräche mit Margrit bringen Lukas dazu, seine Geschichte klarer zu fassen. Dass er sie "nach und nach, Brocken für Brocken" erzählt, und dies während eines Klinikaufenthaltes, als er viel Zeit hat, über jeden dieser Brocken nachzudenken, macht eine Entstehung dieser "Erinnerungen" zum Zeitpunkt des Sich-Erinnerns im Sinne des Faulse Memory Syndromes äusserst wahrscheinlich. Die "Erinnerungen" spiegeln denn auch die Ideenwelt von Lukas: Gewaltphantasien, Bilder aus "Massaker"-Filmen, pubertäre sexuelle Phantasien.
Beide dieser Theorien sind im Grunde möglich. Lukas kann infolge seiner Geschichte krank geworden sein, ebensowohl kann Lukas infolge seiner Krankheit seine Geschichte erfunden haben. Gibt es eine Möglichkeit, hier eine Entscheidung zu treffen? Ja. Die sachliche Richtigkeit der Geschichte kann ein Urteil fällen. Hat Lukas das von ihm Berichtete wirklich erlebt, muss es sachlich in jeder Hinsicht möglich, widerspruchsfrei und plausibel sein. Ist Lukas' Geschichte jedoch eine Folge seiner Krankheit, ist zu erwarten, dass sich in seiner Erzählung manches findet, das von ihm nicht besonders durchdacht war und deshalb äussert unwahrscheinlich, widersprüchlich oder sachlich unmöglich ist. Insbesondere auf Lukas' Kenntnisse des Satanismus ist hierbei Gewicht zu legen: War Lukas wirklich Teil, ja Priesteranwärter einer satanistischen Organisation, muss er die satanistische Tradition gut kennen. Hat Lukas seine Teilhabe an einer satanistischen Organisation erfunden oder bloss in seinen Wahnträumen erlebt, ist zu erwarten, dass sich seine Kenntnisse des Satanismus auf das beschränken, was ihm aus Illustrierten und einschlägigen Filmen zugänglich ist.
Folglich müssen wir uns mit der Wahrscheinlichkeit von Lukas' Erzählung im Einzelnen befassen.
Zur Plausibilität von Lukas' Geschichte
Zur Prüfung der Wahrscheinlichkeit von Lukas' Erzählung über sein Mittun in einer satanistischen Organisation fallen folgende Punkte in Betracht:
1. Gibt es in der Erzählung von Lukas Passagen, die sachlich unmöglich sind?
2. Kommen Handlungen vor, die nachprüfbare Spuren hätten hinterlassen müssen, deren Spuren aber eigenartigerweise fehlen?
3. Finden sich in Lukas' Erzählungen innere Widersprüche?
4. Ist die Gemeinschaft, von welcher Lukas berichtet, als Gemeinschaft überhaupt plausibel? oder anders gefragt: Kann eine Gruppierung, die so strukturiert ist, wie Lukas sie beschreibt, überhaupt funktionieren?
5. Steht die von Lukas beschriebene Gemeinschaft in der satanistischen Tradition? Kennt Lukas diese Tradition?
6. Finden sich in Lukas' Geschichte Abschnitte, deren Herkunft von anderswoher sich wahrscheinlich machen lassen?
Es wäre leichter die Menschheit zu vernichten als sie zu verstehen (ich)
FUCK IT ALL
*DANKE*
Die Zeit ist ein Feind, denn wir uns selbst erschaffen haben(ich)
Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen(Platon)
In meinem ersten leben war ich X35
Es ist akkurrat sein 15. Geburtstag, als Lukas von einem alten Kollegen namens Peter, den er während Jahren nicht mehr gesehen hat, zu einer satanistischen Veranstaltung mitgenommen wird.
Lukas wird direkt zu einer schwarzen Messe zugelassen, obwohl weder Peter noch die übrigen Satanisten eine nähere Kenntnis seiner Person haben. Lukas ist unter den Anwesenden, zumeist Erwachsene, einer der jüngsten.
Im Rahmen dieser "Schwarzen Messe" erlebt Lukas stundenlange Rituale in Latein und ein Schafopfer, sowie ein Reinigungsritual durch Bluttrinken.
Durch das Gesehene angewidert entschliesst sich Lukas, nicht mehr hinzugehen, wird aber mit brachialer Gewalt (der Satanspriester bricht ihm kurzerhand einen Finger und droht mit Mord) dazu gezwungen.
Kurz darauf wird Lukas als "Jünger" angenommen. Das Aufnahmeritual ist folgendermassen gestaltet: Lukas wird sinnlos verprügelt, darauf einer Mutprobe unterzogen (Bahngeleise) und schliesslich mit einem Pentagramm und drei Sechsen tätowiert
Sicherheitshalber beendet Lukas die Beziehung zu seiner Freundin Sandra. Er will sie nicht in den Satanismus hineinziehen. Sie ist untröstlich.
Nach zwei Monaten erklimmt Lukas den nächsten Rang der Hierarchie. Dafür muss er einen lebenden Hamster verzehren, auf welchem er drei Stunden lang herumgekaut haben will.
Darauf erfährt Lukas, dass seine Satanisten Teil einer internationalen Organisation sind. Der harte Kern der lokalen Gruppe umfasst aber nur 50 Menschen.
Vor der endgültigen Initiation zum Jünger erhält Lukas Besuch von einem amerikanischen Satanisten, der Lukas' Gedanken lesen kann (und ihn verprügelt).
Zum Erreichen der zweiten Stufe muss Lukas unter Aufsicht der Satanisten Menschen auf der Strasse verprügeln, zuerst Fremde, dann seine Freunde, von denen die Satanisten durch Gedankenlesen Kenntnis erhielten, zuletzt seine gute Kollegin Nathalie, die infolge des Verprügelns eine Fehlgeburt erleidet. Diese Prügeleien ziehen sich über Monate hin. Lukas erhält fast jedes Wochenende den Auftrag, jemanden zu vermöbeln. Dabei verbessert sich Lukas' Schlagtechnik zunehmend.
Nächtens wird Lukas von Alpträumen geplagt, in welchen er von unbekannten Wesen, aber insbesondere von einem Mann mit einem Messer verfolgt wird. Dazu gesellen sich paranoide Zustände: Lukas fühlt sich im Dunkeln von unbekannten Gestalten verfolgt.
Lukas wird Zeuge eines Babyopfers. Im Rahmen einer Schwarzen Messe wird ein soeben von zwei gruppeninternen Aerzten entbundenes Kind geopfert.
Die Gesamtheit der Satanisten in Deutschland erlebt Lukas bei einer Sonnwendfeier an einem 7.Juli. Hier versammeln sich 250 Satanisten aus ganz Deutschland auf einem grossen Friedhof, wo sie diverse Lagerfeuer entzünden, eine wunderschöne junge Frau opfern und anschliessend eine Orgie mit ausschliesslich gutaussehenden jungen Frauen feiern. Auch Lukas kommt zum Zuge, mit einer jungen Frau, die noch mehr von ihm möchte, als er geben kann.
Lukas' "Wahnvorstellungen", wie er seine paranoiden Schübe nennt, verschlimmern sich zunehmend. Er hört die Stimme der geopferten Frau.
Dieser Zustand von Lukas kommt den Satanisten durch Gedankenlesen zur Kenntnis. Lukas wird bestraft. Er muss in einem Bottich mit aufgelösten Leichenteilen ein Bad nehmen, dann wird der verprügelt, mit Stacheldraht an ein Kreuz gekettet, darauf in einem Friedhof ausgesetzt, wieder eingefangen und in einen soeben ausgegrabenen Sarg mit modriger Leiche gelegt, wo er den Rest der Nacht auszuharren hat.
Das Heim verlegt Lukas in eine Aussenwohngruppe, die er mit zwei Kollegen zusammen bewohnt. Diesen Mitbewohnern fällt Lukas' Zugehörigkeit zur Satanssekte nie auf, sie werden von der Sekte in Ruhe gelassen (Die WG-Mitbewohner muss Lukas offenbar nicht verprügeln).
Sein Zimmer dekoriert Lukas mit satanistischen Symbolen (oder was er dafür hält), mit selbstgemalten Bildern von Satan "in Siegerpose" und mit schwarzen Kerzen.
Laute Heavy-Metal-Musik soll die Geräusche übertönen, die Lukas nächtens jeweils zu vernehmen meint. Lukas leidet nun wohl an einer paranoiden Schizophrenie.
Nun erlebt Lukas die Bestrafung eines Abtrünnigen. Zuerst wird dessen Gesicht zu Brei geprügelt, dann wird er an einem Baum aufgehängt und vom Prieser mit einem Messer aufgeschlitzt.
Als Belohnung für seine Fortschritte erhält Lukas nun eine wunderschöne Siebzehnjährige als Frau zugeteilt, die "so etwas wie mein Privatbesitz" darstellt. Lukas kennt weder ihren Namen noch spricht er mit ihr über irgendetwas anderes als Satan, obwohl er mit ihr viel Zeit verbringt. Diese Frau stellt Lukas ihren Körper zur Verfügung, wann immer er dies möchte. Irgendein persönliches Detail über die junge Frau erfährt der Leser nicht, sie entschwindet in der Folge aus der Geschichte.
An Weihnachten erlebt Lukas ein weiteres Säuglingsopfer.
Privat lernt Lukas nun zwei Bodybuilder, Tobias und Daniela, ein Geschwisterpaar ohne Eltern oder irgendwelche Verwandte, kennen. Daniela, die sehr gut aussieht, verliebt sich sofort in Lukas. Doch Lukas weist sie aus Verantwortungsbewusstsein zurück. Doch weiht Lukas Daniela und Tobias in seine satanistische Betätigung ein. Tobias möchte Lukas herausholen. Lukas redet ihm dieses aus.
Infolge seiner Fortschritte wird Lukas von den Satanisten zu weiterer Schulung in die USA entsandt. In Fort Lauderdale wird Lukas vierzehn Tage geschult, obwohl er kaum ein Wort Englisch spricht. Praktischerweise trifft er dort auf Satanisten-Prieser, die, obwohl Amerikaner, ausgezeichnet Deutsch sprechen. Nun paukt Lukas "satanistische Begriffe, Symbole, und die Namen und Bedeutung verschiedener Dämonen".
In dieser Zeit wird Lukas von einem amerikanischen, exzellent deutsch sprechenden Prieser durch eine Beschwörungsformel hypnotisiert, so dass er das Bewusstsein verliert. Am nächsten Tag wird Lukas auf einem Foto gezeigt, was er in der Zeit seiner Bewusstlosigkeit tat: Er hatte Sex mit zwei wunderschönen Frauen, einer Rothaarigen und einer Brünetten, gleichzeitig.
Zurück in Deutschland prügelt Lukas weiter, mit oder ohne spezifischen Auftrag durch die Satanisten, letzteres etwa bei einem Fussballspiel.
Lukas erfährt, welche Berufe in der satanistischen Gruppierung (mit einer Stärke von 50 Personen) vertreten sind: Polizisten, Rechtsanwälte, Politiker, Chemiker, Aerzte...
Trotzdem ist es Lukas, der ehemalige Sonderschüler, der für eine Kaderposition bestimmt ist: "Ich war auf dem Weg nach oben".
Als weitere Vorbereitung darauf muss Lukas nun Kleintiere töten, den ganzen Sommer hindurch. So etwa den Papagei des Nachbarn seiner Eltern, mit dessen Blut er ein Pentagramm auf die Fassade des Nachbarn malt.
Nun lernt Lukas auch das korrekte Opfern von Schafen. Er besteht die Prüfung.
Von seinem Werber und Freund Peter erfährt Lukas, dass das Erklimmen der nächsten Hierarchiestufe die Tötung eines Menschen erfordert. Lukas zaudert.
Tobias und Daniela, die einzigen Vertrauten von Lukas, erhalten ein Angebot, in Kalifornien zu trainieren. Doch Tobias wird vor seiner Abreise durch die Satanisten auf bestialische Weise ermordet. Daniela reist alleine. Lukas hat sie nie wiedergesehen.
Auch Lukas kommt zu einem USA-Trip, allerdings wiederum für vierzehn Tage nach Ft. Lauderdale, zwecks Erlernens der rituellen Tötung von Menschen. Diese wird im Kühlraum an Leichen geübt und abends bei den schwarzen Messen durchgeführt. Im Unterschied zu den deutschen Satanisten opfern die Amerikaner keine Tiere, nur Menschen. Die Opfer werden jeweils tagsüber am Strand angesprochen und dann mit Drogen vollgepumpt. Niemand scheint sie zu vermissen, Lukas erkennt in den Vermisstmeldungen niemanden wieder. Die Menschenopfer greifen Lukas' Seelenzustand an. Er liegt am Strand und fasst den Entschluss, sich umzubringen. Doch da wird sein Leben von einer bildhübschen Strandfee, Pamela mit Namen, gerettet. Sie beugt sich über den depressiven Lukas und spricht ihn an. Lukas kramt sein Englisch zusammen, aber glücklicherweise stellt sich heraus, dass Pamela zu Zeiten Au pair-Mädchen in der Nähe von Stuttgart war und sehr gut Deutsch spricht. Auch die körperliche Kommunikation klappt prächtig. Allerdings ist Pamela untröstlich, als Lukas wieder abreisen muss. Die Satanisten erfahren von Lukas' Liaison nichts, obwohl sie ihn regelmässig überwachen.
Wieder zu Hause eskalieren die Streitigkeiten in der WG.
Lukas vertraut sich seinem Lehrmeister an, der bis jetzt offenbar von allem nichts bemerkt hat. Lukas erzählt ihm, dass er Satanist sei, und bringt weitere "Erläuterungen". Leider erfahren wir nicht, ob Lukas schon damals dieselbe Geschichte erzählt hat, wie sie nun in Buchform erschienen ist, oder allenfalls wirrere Dinge. Jedenfalls meint der Chef, Lukas habe zu viele Horrorvideos geschaut. Lukas bestätigt diese Darstellung und verzichtet auf jeden Versuch, seinen Chef von der Plausibilität seiner Geschichte zu überzeugen.
Lukas Wahnvorstellungen eskalieren weiter. Beim Versuch, in einem Restaurant ein schönes Mädchen anzusprechen, sieht er plötzlich eine hünenhafte Gestalt auf sich zukommen, die er am Hals packt und würgt. Tatsächlich ging er dem Mädchen an die Gurgel. Peter kann das Schlimmste verhindern. "Lukas ist nicht mehr zurechnungsfähig", dies Lukas' eigene Beschreibung seines Zustandes.
Lukas erhält nun von den Satanisten das Foto eines Mädchens: Sie soll sein erstes Opfer sein. Lukas geht zwei Wochen lang nicht mehr zur Schwarzen Messe, wird dann aber eingefangen. Ueberraschenderweise wird Lukas nicht verprügelt. Stattdessen erhält er Videoaufnahmen der verpassten Messen, die er zu Hause ansehen soll. Dort wurde aber der Videorecorder konfisziert. Lukas gerät mit seinem Betreuer in Streit und will sich mittels Glasscherben umbingen. Jetzt werden die Betreuer auf seinen Zustand aufmerksam. Als Erklärung spricht Lukas davon, Satanist zu sein.
Lukas nach dem "Ausstieg"
Lukas wird Marlies, einer Sektenexpertin, vorgestellt. Trotz der Tatsache, dass Lukas helle Kleidung trägt ("was ungewöhnlich für einen Satanisten ist", wie Marlies in ihrem Nachwort zum Buch einräumt), glaubt sie ihm auf Anhieb, Satanist zu sein, und erklärt dem an Verfolgungswahn leidenden Lukas, dass er nun als Aussteiger aus einer Satanssekte vor den Anhängern der Sekte dauernd auf der Hut sein müsse. Marlies erstellt, aufgrund ihrer Erfahrung in ähnlich gelagerten Fällen, ein Sicherheitsdispositiv. Allerdings will Lukas über seine Satanistenzeit nichts berichten. Marlies nimmt ihn deshalb zu einem Wochenende mit Sektenaussteigern mit, wo Lukas bloss zuhört (und mit Mädchen flirtet).
Wieder zu Hause scheint sich Lukas Paranoia noch um einiges gesteigert zu haben. Obwohl er rund um die Uhr betreut wird, bindet er sich Messer an die Hände, bevor er schlafen geht. Nach einem Wahnanfall wird Lukas in die Psychiatrie eingewiesen. Hier beginnt Lukas, Marlies gegenüber Details seiner Satanistenzeit zu erzählen. Marlies erinnert sich: "Mit der Zeit kam nach und nach, Brocken für Brocken aus seiner Satanistenzeit hoch". Es sind diese Erzählungen, über Tage und Wochen Stück für Stück vorgetragen, die das vorliegende Buch ausmachen.
In der Klinik lernt Lukas Petra, seine jetzige Freundin kennen, mit welcher er seither zusammenwohnt (über Petras Aussehen verlautet nichts).
Lukas hat auch noch nach seinem Klinikaufenthalt mit Aggressionsschüben zu kämpfen. Zu seiner Therapeutin Marlies hat er immer noch ein enges Verhältnis und dient ihr als "Co-Therapeut" bei der Betreuung von Menschen, die von ähnlichen Geschichten berichten
Was ist von dieser Geschichte zu halten?
Eines ist klar: Als Zeuge vor Gericht hätte Lukas grösste Mühe, ernstgenommen zu werden. Zu deutlich werden seine paranoid-schizophrenen Zustände: Lukas räumt selbst ein, dass er Dinge sieht und hört, die nicht existieren. Mehr als einmal handelt Lukas im Wahn. Lukas selbst hält sich für "nicht mehr zurechnungsfähig".
Wie ist dieser unbestrittene Sachverhalt mit Lukas' Geschichte zu verbinden? Es gibt hierzu im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
1. Die Lösung, zu welcher "Marlies" kommt. Marlies glaubt Lukas alles, was dieser erzählt. Lukas Krankheit, die geeignet ist, die Glaubwürdigkeit von Lukas zu erschüttern, sieht sie als Folge von Lukas' satanistischer Betätigung: Gerade die Tatsache, dass Lukas derart krank ist, ist für Marlies ein Indiz darauf, dass er in etwas Furchtbares involviert gewesen sein muss. Damit wird genau das, was unter normalen Umständen die Plausibilität einer Aussage erschüttern würde, zum wichtigsten Beweis für die Aussage.
2. Dem entgegen steht die kritische Sicht der Dinge eines Lukas als zweifellos durch seinen Stiefvater schwerst belasteter junger Mann mit deutlicher Gewaltproblematik, die ihn dazu führt, insbesondere am Wochenende unter Alkoholeinfluss seine Kollegen zu verprügeln. Der Konflikt um Antrieb zur Gewalt und Reue, verbunden mit einem offenbar masslosen Konsum von Horrorvideos, führt zu Alpträumen, dann zu paranoiden Zuständen. Seine Selbstwahrnehmung als Satanist entnimmt er Filmen und Zeitschriftenartikeln, sie liegt als Oppositionshaltung zum katholischen Heim recht nahe. Die satanistische Ausstattung seines Zimmers scheint weitgehend selbstfabriziert und ohne Kontakt zu einer okkulten Tradition. Lukas scheint sich eine satanistische Geschichte zurechtzulegen, die allerdings auf Aussenstehende recht wirr wirkt und als Ausfluss des Horrorfilmkonsums erkennbar ist. Infolge seiner Amokläufe gelangt Lukas in die Therapie bei Marlies, die ihm mit ihren Erzählungen vom Verfolgtsein der Ex-Satanisten eine Sprache anbietet, in welche Lukas seine paranoiden Aengste fassen kann. Anfänglich bleibt das Verfolgtsein denn auch das einzige Datum, das Lukas über den Satanismus zu erzählen weiss. Ein Wochenende mit Sektenaussteigern und unzählige Gespräche mit Margrit bringen Lukas dazu, seine Geschichte klarer zu fassen. Dass er sie "nach und nach, Brocken für Brocken" erzählt, und dies während eines Klinikaufenthaltes, als er viel Zeit hat, über jeden dieser Brocken nachzudenken, macht eine Entstehung dieser "Erinnerungen" zum Zeitpunkt des Sich-Erinnerns im Sinne des Faulse Memory Syndromes äusserst wahrscheinlich. Die "Erinnerungen" spiegeln denn auch die Ideenwelt von Lukas: Gewaltphantasien, Bilder aus "Massaker"-Filmen, pubertäre sexuelle Phantasien.
Beide dieser Theorien sind im Grunde möglich. Lukas kann infolge seiner Geschichte krank geworden sein, ebensowohl kann Lukas infolge seiner Krankheit seine Geschichte erfunden haben. Gibt es eine Möglichkeit, hier eine Entscheidung zu treffen? Ja. Die sachliche Richtigkeit der Geschichte kann ein Urteil fällen. Hat Lukas das von ihm Berichtete wirklich erlebt, muss es sachlich in jeder Hinsicht möglich, widerspruchsfrei und plausibel sein. Ist Lukas' Geschichte jedoch eine Folge seiner Krankheit, ist zu erwarten, dass sich in seiner Erzählung manches findet, das von ihm nicht besonders durchdacht war und deshalb äussert unwahrscheinlich, widersprüchlich oder sachlich unmöglich ist. Insbesondere auf Lukas' Kenntnisse des Satanismus ist hierbei Gewicht zu legen: War Lukas wirklich Teil, ja Priesteranwärter einer satanistischen Organisation, muss er die satanistische Tradition gut kennen. Hat Lukas seine Teilhabe an einer satanistischen Organisation erfunden oder bloss in seinen Wahnträumen erlebt, ist zu erwarten, dass sich seine Kenntnisse des Satanismus auf das beschränken, was ihm aus Illustrierten und einschlägigen Filmen zugänglich ist.
Folglich müssen wir uns mit der Wahrscheinlichkeit von Lukas' Erzählung im Einzelnen befassen.
Zur Plausibilität von Lukas' Geschichte
Zur Prüfung der Wahrscheinlichkeit von Lukas' Erzählung über sein Mittun in einer satanistischen Organisation fallen folgende Punkte in Betracht:
1. Gibt es in der Erzählung von Lukas Passagen, die sachlich unmöglich sind?
2. Kommen Handlungen vor, die nachprüfbare Spuren hätten hinterlassen müssen, deren Spuren aber eigenartigerweise fehlen?
3. Finden sich in Lukas' Erzählungen innere Widersprüche?
4. Ist die Gemeinschaft, von welcher Lukas berichtet, als Gemeinschaft überhaupt plausibel? oder anders gefragt: Kann eine Gruppierung, die so strukturiert ist, wie Lukas sie beschreibt, überhaupt funktionieren?
5. Steht die von Lukas beschriebene Gemeinschaft in der satanistischen Tradition? Kennt Lukas diese Tradition?
6. Finden sich in Lukas' Geschichte Abschnitte, deren Herkunft von anderswoher sich wahrscheinlich machen lassen?
Es wäre leichter die Menschheit zu vernichten als sie zu verstehen (ich)
FUCK IT ALL
*DANKE*
Die Zeit ist ein Feind, denn wir uns selbst erschaffen haben(ich)
Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen(Platon)
In meinem ersten leben war ich X35