Fehler in der matrix
21.11.2003 um 17:01Ich muss euch enttäuschen wollen, wenn ihr meint das es um den derzeitigen film geht. Vielmehr geht es um ganz profan gesagt eine würfelmaschine, die einen zufallsgenerator dastellt.
Fehler in der Matrix
Gott würfle nicht, beschied Albert Einstein. Was aber, wenn Computer würfeln und der Mensch den Verlauf des Zufalls verfolgt? Der Zufall spielt ver-rückt, vor allem wenn Massen von Menschen zeitgleich dieselben Gefühle durchlaufen.
Von SPUREN
11. August 1999. In zahlreichen Regionen Deutschlands versammeln sich am Vormittag wildfremde Menschen zu Zehntausenden auf Strassen und Plätzen, Wiesen und Bergen, überall, wo freie Sicht herrscht. Sie feiern gemeinsam ein Fest mit astronomischen Dimensionen: die totale Sonnenfinsternis.
Auch wir haben uns auf den Weg gemacht – zum Pariser Platz im Herzen Berlins vor dem Brandenburger Tor. Berlin gehört nicht zu den bevorzugten Regionen. Hier wird der Mond die Sonne nur zu 87% verdecken. Trotzdem herrscht auch hier Volksfeststimmung. Geisterhaft geschminkte, koboldhafte Pantomimen und andere Strassenkünstler stellen zwischen den dicht gedrängt stehenden Menschen ihre Darbietungen zur Schau. Selbst die sonst so steif und unnahbar wirkenden Türsteher des nahen Nobelhotels Adlon in ihren edlen Livree recken die Köpfe heute ausnahmsweise gen Himmel.
Kurz nach elf Uhr ist es dann so weit. Selbst Petrus hat ein Einsehen und reisst eine kleine Lücke in die dicht geschlossene Wolkendecke. Direkt über dem Brandenburger Tor wird der Blick frei auf die Sonnenscheibe, die unzweifelhaft vom herannahenden Schatten des Mondes angeknabbert wird.
Sollte das etwa ein Fehler in der Matrix sein? Mit Sicherheit nicht. Die Gesetze der Astronomie – seit den Tagen Keplers und Newtons bekannt – sind Auswirkungen der Schwerkraft, so wie sie sich uns innerhalb der Matrix präsentieren. Doch während wir uns an dem seltenen Himmelsschauspiel erfreuen, sucht jemand anderes nach Fehlern in der Matrix und kommt dabei gehörig ins Schwitzen: unser Computer im heimischen Büro.
Seit einigen Jahren hatten wir schon versucht, der Hypothese nachzugehen, dass das Gruppenbewusstsein einer grossen Anzahl von Menschen, die sich auf einen gemeinsamen Fokus konzentrieren, unsere Realität beeinflussen kann, das heisst, es verändert die Matrix.
Voraussetzung scheint es allerdings zu sein, dass der Fokus, der die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zieht, in ihnen Emotionen auslöst. Es spielt dabei keine wesentliche Rolle, ob diese Emotionen positiv oder negativ sind. Freudige Massenbegegnungen, wie zum Beispiel im Fall der Sonnenfinsternis, wirken ebenso wie Nachrichten über Katastrophen oder andere traurige Ereignisse.
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Die zahlreichen Fehler in der Matrix, die wir bis dahin untersucht haben, hatten einen wesentlichen Nachteil – zumindest aus der Sicht des Wissenschaftlers. Sie waren Spontanereignisse, unvorhersehbar und aus dem Nichts auftauchend. Hinterher kann man Zeugenaussagen und zurückgebliebene Spuren untersuchen. Die Ereignisse selbst jedoch entziehen sich der wissenschaftlichen Forschung.
Beim Gruppenbewusstsein ist es anders. Hier ist es häufig vorher bekannt, dass ein derartiges Ereignis eintreten wird. Natürlich begegnen die Menschen in der Regel im Verlauf eines solchen Massenereignisses keinen Doppelgängern oder gar schwarz gekleideten Agenten (es sei denn, sie wären wirklich vom Geheimdienst!). Die Fehler in der Matrix, die das Gruppenbewusstsein in solchen Momenten hervorbringt, sind wesentlich subtiler – doch ihre Auswirkungen können immens sein. Und was noch wichtiger ist: sie lassen sich wissenschaftlich registrieren.
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Störung des Zufalls
Auf die «vernetzte Intelligenz» grosser Menschenmengen reagiert unsere Realität – genauer: die Matrix – mit einer Störung des Zufalls.
Was soll das nun schon wieder bedeuten? Wir alle haben eine bestimmte Vorstellung von dem, was ein Zufall ist, und gleichzeitig wissen wir im Grunde nicht genau, was er wirklich bedeutet.
Unter Zufall verstehen wir etwas, was scheinbar ohne äusseren Anlass ganz einfach so geschieht. Der Zufall ist unvorhersehbar und zumindest unkontrollierbar, so meinen wir. Wir gehen zum Supermarkt und treffen dort zufällig einen Arbeitskollegen. Ohne äusseren Anlass? Wir hatten doch einen Grund, dorthin zu gehen, und der Kollege hatte ihn auch. «Zufällig» ist lediglich die Synchronizität, die Tatsache, dass wir dadurch zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren.
Die Wissenschaft dagegen klassifiziert Ereignisse als «zufällig», wenn sie sich der wissenschaftlichen Berechenbarkeit entziehen. Makroskopisch gehören dazu zum Beispiel der Fall eines Würfels, die Ziehung der Lottozahlen, mikroskopisch vor allem radioaktive Zerfallsprozesse. Auch Wettervorgänge gehören im weitesten Sinn in diese Kategorie. Unsere Wettervorhersagen sind im Wesentlichen Prognosen, gestützt auf umfangreiches statistisches Material aus der Vergangenheit.
Insofern ist der wissenschaftliche Zufallsbegriff nicht eine Eigenschaft der Materie, sondern drückt nur die Unfähigkeit der heutigen Wissenschaft aus, solche Vorgänge korrekt zu beschreiben. Sie folgen etwas anderen Gesetzmässigkeiten, als sie von den Gesetzen der Mechanik oder Elektrodynamik beschrieben werden. Das noch relativ neue Wissensgebiet der Chaostheorie eröffnet uns inzwischen Wege zum besseren Verständnis solcher Prozesse, doch sie erfordern von den Wissenschaftlern ein vollkommenes Umdenken, eine vollkommen neue Betrachtungsweise, wie wir noch sehen werden.
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Wie Computer würfeln
Was hatte also unser Computer während der Sonnenfinsternis am 11. August 1999 zu tun? Wir liessen ihn ganz einfach einen solchen zufälligen Prozess simulieren – den Fall eines Würfels.
Alle fünf Sekunden «würfelte» der Computer 30 000 Mal (das heisst, er erzeugte Zufallszahlen zwischen 1 und 6). Anschliessend liessen wir ihn durch eine neue Zufallszahl – wiederum zwischen 1 und 6 – «raten», welche Augenzahl bei seinen 30.000 Würfen am häufigsten gekommen war. Gemäss dem Grundsatz – ein Computer ist zwar sehr schnell, aber gleichzeitig intellektuell voll blöd – ist es programmtechnisch kein Problem, ihm zu suggerieren, dass er vom Ergebnis der 30 000 Würfe nichts weiss.
Statistisch gesehen sollte der Computer im Durchschnitt jedes sechste Mal richtig raten. Das wäre der «reine Zufall». Er entspricht also einer so genannten Trefferrate von 1:6 bzw. 16,666%. Lässt man das Programm an irgendeinem beliebigen Tag laufen, an dem nichts Weltbewegendes auf unserem Planeten geschieht (falls es in unserer vernetzten Zeit so einen Tag überhaupt noch gibt), so erhält man auch immer ungefähr diese Zufallsrate. Natürlich niemals exakt – der Zufall ist gerade geprägt durch die Unbestimmtheit. Aber die Trefferraten schwanken normalerweise so zwischen 16,5 und 16,7%.
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Auffällige Abweichungen
Am 11. August 1999 jedoch lief das Programm zwischen 10:00 und 16:00 und führte dabei 3790 Würfelexperimente à 30000 Würfe durch. Insgesamt würfelte es also mehr als 113 Millionen Mal, eine gewaltige Anzahl, was aber notwendig war, um eine verlässliche statistische Aussage zu erhalten.
Nach der Zufallserwartung hätte das Programm bei diesen 3790 Versuchen die am häufigsten gewürfelte Zahl ungefähr 631 Mal richtig raten sollen. Tatsächlich erzielte es jedoch 721 Treffer, also 90 Treffer mehr, als es eigentlich hätte schaffen sollen. In Prozenten ausgedrückt, entspricht das einer Trefferrate von 19,024%. Das sieht auf den ersten Blick nicht bedeutend aus. Die Statistik sagt aber etwas ganz anderes: Die Wahrscheinlichkeit, ein solches Resultat durch blossen Zufall zu erhalten, liegt bei 1:112.686,348!
Die statistische Auswertung des Versuchs ergab auch, dass genau in dem Zeitfenster, als die Sonnenfinsternis tatsächlich stattfand, das Programm wesentlich häufiger richtig riet als zu den anderen Zeiten während des Versuchs. Dieses Experiment war nur einer von vielen erfolgreichen Versuchen in den vergangenen Jahren. Zusammengenommen kann man aus ihnen die Schlussfolgerung ziehen, dass das menschliche Gruppenbewusstsein tatsächlich den Zufall stören kann.
Dies ist ein echter Fehler in der Matrix, beziehungsweise eine vom Gruppenbewusstsein der Menschen ausgelöste Änderung der Matrix, denn:
1. Die Zufallsstörung geschieht unabhängig von Raum und Zeit. Das Massenereignis und das Würfelexperiment brauchen nicht am gleichen Ort stattzufinden. 2. Die am Gruppenereignis beteiligten Menschen wussten nichts von dem Würfelexperiment und konnten daher auch keinen irgendwie gearteten willentlichen Einfluss nehmen. 3. Die ähnlichen Experimente, die das Global Consciousness Project an der Princeton-Universität durchführte, wiesen nach, dass solche Einwirkungen sogar aus der Zukunft zu uns gelangen können.
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Fussball-WM und Papst
Vielleicht wirkt ein solches Ereignis nicht so spektakulär wie ein Mann, der durch die Wand geht, doch in Wahrheit ist es viel bedeutsamer. Es liefert uns einen Schlüssel zur wissenschaftlichen Erforschung der Matrix – natürlich über ihre Fehler! Nur an den Fehlern lässt sich die Matrix «festnageln». Eine andere Möglichkeit haben wir nicht, solange unsere eigene Wahrnehmung noch von der Matrix geprägt ist.
Weitere Beispiele von Experimenten mit dem gestörten Zufall:
Berlin, 11. Juli 1998. Love-Parade im Tiergarten. Etwa eine Million Teilnehmer, die sich bei hämmernden Techno-Rhythmen in einen kollektiven Trance-Zustand tanzten. Zusätzlich deutschlandweit Millionen von Zuschauern an den Bildschirmen. Zufallsstörung im Würfelprogramm eindeutig nachweisbar.
Paris, 12. Juli 1998. Endspiel der Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich – Brasilien. Weltweit etwa zwei Milliarden Fernsehzuschauer. Eindeutig war eine Zufallsstörung während des Spiels nachweisbar. Da wir ausgesprochene «Fussball-Muffel» sind, sahen wir uns selbst die Übertragung nicht an. Die Augenblicke, in denen die drei Tore für Frankreich fielen, konnte man allerdings einwandfrei registrieren: zum einen natürlich durch die Begeisterungsschreie aus unserer Nachbarschaft – zum anderen aber auch durch das Würfelprogramm! Bei jedem Tor stieg die Trefferrate kurzfristig stark an. In der Halbzeitpause dagegen war ein Abebben zu beobachten.
Rom, 24. Dezember 1999. Um Mitternacht eröffnete Papst Johannes Paul II. im Vatikan die Heilige Pforte. Wiederum verfolgten etwa zwei Milliarden Menschen weltweit die Zeremonie auf den Bildschirmen. Diesmal jedoch blieben Zufallsstörungen interessanterweise aus. Es war das erste und bislang einzige Beispiel dafür, dass ein Massenereignis sich nicht in einer Korrektur der Matrix ausdrückte. Ein Hinweis darauf, dass es einflussreiche Kreise in der Welt gibt, die über entsprechendes Wissen verfügen, derartige Einwirkungen in eigener Regie zu kanalisieren? (…)
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Bilder der Gedankenkraft
Die polnische Zeitschrift Nieznany Swiat (Unbekannte Welt), mit der wir seit Jahren zusammenarbeiten, ruft seit einigen Jahren immer am Vorabend von Silvester ihre Leser (weltweit über 85000) zu einer Gruppenmeditation auf, um zu versuchen, durch Konzentration auf ein bestimmtes Thema die Entwicklung in der Welt positiv zu beeinflussen. Gleichzeitig bat uns die Redaktion, an diesen Tagen jeweils unser Zufallsprogramm laufen zu lassen, um die «Wirkung» der Meditation zu überprüfen. Die Zufallsstörungen waren jeweils eindeutig nachweisbar.
Da die Meditationen jedes Jahr einen bestimmten Themenschwerpunkt haben, brachte uns das auf die Idee, etwas mehr als nur die Existenz des Effekts des gestörten Zufalls zu untersuchen.
Eine Störung des Zufalls besagt, dass in diesem Moment gemessene Daten «weniger zufällig» als normal sind. Das heisst aber, sie sind nicht regellos, sondern weisen eine Struktur auf. Ist diese Struktur dann Träger einer Information, und steht diese Information möglicherweise sogar in Zusammenhang mit dem Thema, auf das sich die Menschen konzentrieren?
Bei der Klärung dieser Fragen konnte uns das blosse Würfelprogramm natürlich nicht mehr weiterhelfen. Wir erweiterten das Programm daher, indem wir eine zusätzliche Funktion einbauten. Die zum Würfeln erzeugten Zufallszahlen werden dabei nicht nur verwendet, um Augenzahlen eines Würfels zu ermitteln, sondern zusätzlich als Punkte in einem Rasterbild eingetragen.
Bei normaler Zufallsverteilung sollte daraus ein mehr oder weniger gleichmässig graues «Schnee-Bild» entstehen, so als ob man beim Fernseher einen leeren Kanal einstellt. Zufallsstörungen dagegen drücken sich so aus, dass bestimmte Punkte dieses Rasters häufiger getroffen und daher stärker geschwärzt werden. Eine mögliche Information könnte dann also in diesem Rasterbild sichtbar werden.
Ende des Jahres 2001 lief die Warschauer Friedensmeditation unter dem Thema «Liebe». Es war das Jahr, als wir zum ersten Mal das neue Verfahren ausprobierten, und das Ergebnis war gleich eine Bombe: Tatsächlich traten im Rasterbild Stellen auf, die stärker geschwärzt waren als die Umgebung, und diese Stellen hatten die Form von Herzen, also einem geradezu archetypischen Symbol der Liebe!
Mehr noch: Diese Herzsymbole waren auf dem Bild nicht etwa regellos verteilt, sondern folgten einer bestimmten Anordnung. Quer über das Bild erstreckte sich – nur schwach erkennbar – ein relativ grosses Herz, an dessen Rand sich weitere kleine Herzen manifestierten, andere auch ineinander verschachtelt im Innern des grossen Herzens. Solche geometrischen Formen, die sich im Grossen wie im Kleinen wiederholen, sind der Wissenschaft aber bekannt: man nennt sie heute Fraktale. Solche Fraktalformen entstehen bei Prozessen, die nach den Regeln der Chaostheorie ablaufen. Genau dies haben wir aber anfangs als Gesetzmässigkeit der Strukturbildung bei «Zufallsprozessen» (im klassischen Sinn) erkannt.
Auch die Übereinstimmung zwischen dem Rasterbild und dem Thema der Meditation ist keinesfalls «zufällig». Ende 2002 fand die nächste Gruppenmeditation der Leser von Nieznany Swiat statt, diesmal zum Thema «Die Erde schützen – der Natur helfen». Das jetzt entstandene Rasterbild zeigte keine Herzen, aber wieder eine fraktale Struktur gleichartiger archetypischer Symbole. Diesmal allerdings waren es Kreuze.
Wohlgemerkt – keine der üblichen Kruzifixe, wie wir sie von Kirchen oder Grabsteinen her kennen, sondern gleichschenklige Kreuze (also Plus-Zeichen). Dieses Zeichen ist aus der Geomantie und Radiästhesie seit langem bekannt, also aus Wissensgebieten, die sich auch mit der energetischen Wirkung von Formen beschäftigen. Dem gleichschenkligen Kreuz wird dabei eine ausgleichende, energetisch neutralisierende Schutzwirkung zugeschrieben – eine Charakterisierung, die den Begriff «Die Erde schützen» recht gut trifft! Wie uns der Chefredaktor von Nieznany Swiat, Marek Rymuszko, später mitteilte, hatte er von mehreren Lesern Rückmeldungen erhalten, dass sie während ihrer Meditation tatsächlich solche Kreuze in der Natur vor dem inneren Auge gesehen hatten.
Zufallsstörungen sind also keine rein klassisch-physikalischen Effekte, sondern das Bewusstsein einer grossen Menschenmenge wirkt direkt auf die Matrix ein und überträgt dabei auch Gedankeninformationen, die sich dann über den Projektionsvorgang der Matrix in der Realität manifestieren können.
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Grazyna Fosar und Franz Bludorf (www.fosar-bludorf.com) beschäftigen sich als Naturwissenschaftler und Journalisten seit Jahren mit Grenzfragen zwischen Bewusstsein und Materie. Mit Büchern wie Vernetzte Intelligenz und Spektrum der Nacht gelingt es dem Autorenpaar, die Konturen einer Wissenschaft von morgen erkennbar zu machen. Der hier abgedruckte Artikel ist ein Kapitel.
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Fehler in der Matrix
Gott würfle nicht, beschied Albert Einstein. Was aber, wenn Computer würfeln und der Mensch den Verlauf des Zufalls verfolgt? Der Zufall spielt ver-rückt, vor allem wenn Massen von Menschen zeitgleich dieselben Gefühle durchlaufen.
Von SPUREN
11. August 1999. In zahlreichen Regionen Deutschlands versammeln sich am Vormittag wildfremde Menschen zu Zehntausenden auf Strassen und Plätzen, Wiesen und Bergen, überall, wo freie Sicht herrscht. Sie feiern gemeinsam ein Fest mit astronomischen Dimensionen: die totale Sonnenfinsternis.
Auch wir haben uns auf den Weg gemacht – zum Pariser Platz im Herzen Berlins vor dem Brandenburger Tor. Berlin gehört nicht zu den bevorzugten Regionen. Hier wird der Mond die Sonne nur zu 87% verdecken. Trotzdem herrscht auch hier Volksfeststimmung. Geisterhaft geschminkte, koboldhafte Pantomimen und andere Strassenkünstler stellen zwischen den dicht gedrängt stehenden Menschen ihre Darbietungen zur Schau. Selbst die sonst so steif und unnahbar wirkenden Türsteher des nahen Nobelhotels Adlon in ihren edlen Livree recken die Köpfe heute ausnahmsweise gen Himmel.
Kurz nach elf Uhr ist es dann so weit. Selbst Petrus hat ein Einsehen und reisst eine kleine Lücke in die dicht geschlossene Wolkendecke. Direkt über dem Brandenburger Tor wird der Blick frei auf die Sonnenscheibe, die unzweifelhaft vom herannahenden Schatten des Mondes angeknabbert wird.
Sollte das etwa ein Fehler in der Matrix sein? Mit Sicherheit nicht. Die Gesetze der Astronomie – seit den Tagen Keplers und Newtons bekannt – sind Auswirkungen der Schwerkraft, so wie sie sich uns innerhalb der Matrix präsentieren. Doch während wir uns an dem seltenen Himmelsschauspiel erfreuen, sucht jemand anderes nach Fehlern in der Matrix und kommt dabei gehörig ins Schwitzen: unser Computer im heimischen Büro.
Seit einigen Jahren hatten wir schon versucht, der Hypothese nachzugehen, dass das Gruppenbewusstsein einer grossen Anzahl von Menschen, die sich auf einen gemeinsamen Fokus konzentrieren, unsere Realität beeinflussen kann, das heisst, es verändert die Matrix.
Voraussetzung scheint es allerdings zu sein, dass der Fokus, der die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zieht, in ihnen Emotionen auslöst. Es spielt dabei keine wesentliche Rolle, ob diese Emotionen positiv oder negativ sind. Freudige Massenbegegnungen, wie zum Beispiel im Fall der Sonnenfinsternis, wirken ebenso wie Nachrichten über Katastrophen oder andere traurige Ereignisse.
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Die zahlreichen Fehler in der Matrix, die wir bis dahin untersucht haben, hatten einen wesentlichen Nachteil – zumindest aus der Sicht des Wissenschaftlers. Sie waren Spontanereignisse, unvorhersehbar und aus dem Nichts auftauchend. Hinterher kann man Zeugenaussagen und zurückgebliebene Spuren untersuchen. Die Ereignisse selbst jedoch entziehen sich der wissenschaftlichen Forschung.
Beim Gruppenbewusstsein ist es anders. Hier ist es häufig vorher bekannt, dass ein derartiges Ereignis eintreten wird. Natürlich begegnen die Menschen in der Regel im Verlauf eines solchen Massenereignisses keinen Doppelgängern oder gar schwarz gekleideten Agenten (es sei denn, sie wären wirklich vom Geheimdienst!). Die Fehler in der Matrix, die das Gruppenbewusstsein in solchen Momenten hervorbringt, sind wesentlich subtiler – doch ihre Auswirkungen können immens sein. Und was noch wichtiger ist: sie lassen sich wissenschaftlich registrieren.
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Störung des Zufalls
Auf die «vernetzte Intelligenz» grosser Menschenmengen reagiert unsere Realität – genauer: die Matrix – mit einer Störung des Zufalls.
Was soll das nun schon wieder bedeuten? Wir alle haben eine bestimmte Vorstellung von dem, was ein Zufall ist, und gleichzeitig wissen wir im Grunde nicht genau, was er wirklich bedeutet.
Unter Zufall verstehen wir etwas, was scheinbar ohne äusseren Anlass ganz einfach so geschieht. Der Zufall ist unvorhersehbar und zumindest unkontrollierbar, so meinen wir. Wir gehen zum Supermarkt und treffen dort zufällig einen Arbeitskollegen. Ohne äusseren Anlass? Wir hatten doch einen Grund, dorthin zu gehen, und der Kollege hatte ihn auch. «Zufällig» ist lediglich die Synchronizität, die Tatsache, dass wir dadurch zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren.
Die Wissenschaft dagegen klassifiziert Ereignisse als «zufällig», wenn sie sich der wissenschaftlichen Berechenbarkeit entziehen. Makroskopisch gehören dazu zum Beispiel der Fall eines Würfels, die Ziehung der Lottozahlen, mikroskopisch vor allem radioaktive Zerfallsprozesse. Auch Wettervorgänge gehören im weitesten Sinn in diese Kategorie. Unsere Wettervorhersagen sind im Wesentlichen Prognosen, gestützt auf umfangreiches statistisches Material aus der Vergangenheit.
Insofern ist der wissenschaftliche Zufallsbegriff nicht eine Eigenschaft der Materie, sondern drückt nur die Unfähigkeit der heutigen Wissenschaft aus, solche Vorgänge korrekt zu beschreiben. Sie folgen etwas anderen Gesetzmässigkeiten, als sie von den Gesetzen der Mechanik oder Elektrodynamik beschrieben werden. Das noch relativ neue Wissensgebiet der Chaostheorie eröffnet uns inzwischen Wege zum besseren Verständnis solcher Prozesse, doch sie erfordern von den Wissenschaftlern ein vollkommenes Umdenken, eine vollkommen neue Betrachtungsweise, wie wir noch sehen werden.
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Wie Computer würfeln
Was hatte also unser Computer während der Sonnenfinsternis am 11. August 1999 zu tun? Wir liessen ihn ganz einfach einen solchen zufälligen Prozess simulieren – den Fall eines Würfels.
Alle fünf Sekunden «würfelte» der Computer 30 000 Mal (das heisst, er erzeugte Zufallszahlen zwischen 1 und 6). Anschliessend liessen wir ihn durch eine neue Zufallszahl – wiederum zwischen 1 und 6 – «raten», welche Augenzahl bei seinen 30.000 Würfen am häufigsten gekommen war. Gemäss dem Grundsatz – ein Computer ist zwar sehr schnell, aber gleichzeitig intellektuell voll blöd – ist es programmtechnisch kein Problem, ihm zu suggerieren, dass er vom Ergebnis der 30 000 Würfe nichts weiss.
Statistisch gesehen sollte der Computer im Durchschnitt jedes sechste Mal richtig raten. Das wäre der «reine Zufall». Er entspricht also einer so genannten Trefferrate von 1:6 bzw. 16,666%. Lässt man das Programm an irgendeinem beliebigen Tag laufen, an dem nichts Weltbewegendes auf unserem Planeten geschieht (falls es in unserer vernetzten Zeit so einen Tag überhaupt noch gibt), so erhält man auch immer ungefähr diese Zufallsrate. Natürlich niemals exakt – der Zufall ist gerade geprägt durch die Unbestimmtheit. Aber die Trefferraten schwanken normalerweise so zwischen 16,5 und 16,7%.
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Auffällige Abweichungen
Am 11. August 1999 jedoch lief das Programm zwischen 10:00 und 16:00 und führte dabei 3790 Würfelexperimente à 30000 Würfe durch. Insgesamt würfelte es also mehr als 113 Millionen Mal, eine gewaltige Anzahl, was aber notwendig war, um eine verlässliche statistische Aussage zu erhalten.
Nach der Zufallserwartung hätte das Programm bei diesen 3790 Versuchen die am häufigsten gewürfelte Zahl ungefähr 631 Mal richtig raten sollen. Tatsächlich erzielte es jedoch 721 Treffer, also 90 Treffer mehr, als es eigentlich hätte schaffen sollen. In Prozenten ausgedrückt, entspricht das einer Trefferrate von 19,024%. Das sieht auf den ersten Blick nicht bedeutend aus. Die Statistik sagt aber etwas ganz anderes: Die Wahrscheinlichkeit, ein solches Resultat durch blossen Zufall zu erhalten, liegt bei 1:112.686,348!
Die statistische Auswertung des Versuchs ergab auch, dass genau in dem Zeitfenster, als die Sonnenfinsternis tatsächlich stattfand, das Programm wesentlich häufiger richtig riet als zu den anderen Zeiten während des Versuchs. Dieses Experiment war nur einer von vielen erfolgreichen Versuchen in den vergangenen Jahren. Zusammengenommen kann man aus ihnen die Schlussfolgerung ziehen, dass das menschliche Gruppenbewusstsein tatsächlich den Zufall stören kann.
Dies ist ein echter Fehler in der Matrix, beziehungsweise eine vom Gruppenbewusstsein der Menschen ausgelöste Änderung der Matrix, denn:
1. Die Zufallsstörung geschieht unabhängig von Raum und Zeit. Das Massenereignis und das Würfelexperiment brauchen nicht am gleichen Ort stattzufinden. 2. Die am Gruppenereignis beteiligten Menschen wussten nichts von dem Würfelexperiment und konnten daher auch keinen irgendwie gearteten willentlichen Einfluss nehmen. 3. Die ähnlichen Experimente, die das Global Consciousness Project an der Princeton-Universität durchführte, wiesen nach, dass solche Einwirkungen sogar aus der Zukunft zu uns gelangen können.
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Fussball-WM und Papst
Vielleicht wirkt ein solches Ereignis nicht so spektakulär wie ein Mann, der durch die Wand geht, doch in Wahrheit ist es viel bedeutsamer. Es liefert uns einen Schlüssel zur wissenschaftlichen Erforschung der Matrix – natürlich über ihre Fehler! Nur an den Fehlern lässt sich die Matrix «festnageln». Eine andere Möglichkeit haben wir nicht, solange unsere eigene Wahrnehmung noch von der Matrix geprägt ist.
Weitere Beispiele von Experimenten mit dem gestörten Zufall:
Berlin, 11. Juli 1998. Love-Parade im Tiergarten. Etwa eine Million Teilnehmer, die sich bei hämmernden Techno-Rhythmen in einen kollektiven Trance-Zustand tanzten. Zusätzlich deutschlandweit Millionen von Zuschauern an den Bildschirmen. Zufallsstörung im Würfelprogramm eindeutig nachweisbar.
Paris, 12. Juli 1998. Endspiel der Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich – Brasilien. Weltweit etwa zwei Milliarden Fernsehzuschauer. Eindeutig war eine Zufallsstörung während des Spiels nachweisbar. Da wir ausgesprochene «Fussball-Muffel» sind, sahen wir uns selbst die Übertragung nicht an. Die Augenblicke, in denen die drei Tore für Frankreich fielen, konnte man allerdings einwandfrei registrieren: zum einen natürlich durch die Begeisterungsschreie aus unserer Nachbarschaft – zum anderen aber auch durch das Würfelprogramm! Bei jedem Tor stieg die Trefferrate kurzfristig stark an. In der Halbzeitpause dagegen war ein Abebben zu beobachten.
Rom, 24. Dezember 1999. Um Mitternacht eröffnete Papst Johannes Paul II. im Vatikan die Heilige Pforte. Wiederum verfolgten etwa zwei Milliarden Menschen weltweit die Zeremonie auf den Bildschirmen. Diesmal jedoch blieben Zufallsstörungen interessanterweise aus. Es war das erste und bislang einzige Beispiel dafür, dass ein Massenereignis sich nicht in einer Korrektur der Matrix ausdrückte. Ein Hinweis darauf, dass es einflussreiche Kreise in der Welt gibt, die über entsprechendes Wissen verfügen, derartige Einwirkungen in eigener Regie zu kanalisieren? (…)
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Bilder der Gedankenkraft
Die polnische Zeitschrift Nieznany Swiat (Unbekannte Welt), mit der wir seit Jahren zusammenarbeiten, ruft seit einigen Jahren immer am Vorabend von Silvester ihre Leser (weltweit über 85000) zu einer Gruppenmeditation auf, um zu versuchen, durch Konzentration auf ein bestimmtes Thema die Entwicklung in der Welt positiv zu beeinflussen. Gleichzeitig bat uns die Redaktion, an diesen Tagen jeweils unser Zufallsprogramm laufen zu lassen, um die «Wirkung» der Meditation zu überprüfen. Die Zufallsstörungen waren jeweils eindeutig nachweisbar.
Da die Meditationen jedes Jahr einen bestimmten Themenschwerpunkt haben, brachte uns das auf die Idee, etwas mehr als nur die Existenz des Effekts des gestörten Zufalls zu untersuchen.
Eine Störung des Zufalls besagt, dass in diesem Moment gemessene Daten «weniger zufällig» als normal sind. Das heisst aber, sie sind nicht regellos, sondern weisen eine Struktur auf. Ist diese Struktur dann Träger einer Information, und steht diese Information möglicherweise sogar in Zusammenhang mit dem Thema, auf das sich die Menschen konzentrieren?
Bei der Klärung dieser Fragen konnte uns das blosse Würfelprogramm natürlich nicht mehr weiterhelfen. Wir erweiterten das Programm daher, indem wir eine zusätzliche Funktion einbauten. Die zum Würfeln erzeugten Zufallszahlen werden dabei nicht nur verwendet, um Augenzahlen eines Würfels zu ermitteln, sondern zusätzlich als Punkte in einem Rasterbild eingetragen.
Bei normaler Zufallsverteilung sollte daraus ein mehr oder weniger gleichmässig graues «Schnee-Bild» entstehen, so als ob man beim Fernseher einen leeren Kanal einstellt. Zufallsstörungen dagegen drücken sich so aus, dass bestimmte Punkte dieses Rasters häufiger getroffen und daher stärker geschwärzt werden. Eine mögliche Information könnte dann also in diesem Rasterbild sichtbar werden.
Ende des Jahres 2001 lief die Warschauer Friedensmeditation unter dem Thema «Liebe». Es war das Jahr, als wir zum ersten Mal das neue Verfahren ausprobierten, und das Ergebnis war gleich eine Bombe: Tatsächlich traten im Rasterbild Stellen auf, die stärker geschwärzt waren als die Umgebung, und diese Stellen hatten die Form von Herzen, also einem geradezu archetypischen Symbol der Liebe!
Mehr noch: Diese Herzsymbole waren auf dem Bild nicht etwa regellos verteilt, sondern folgten einer bestimmten Anordnung. Quer über das Bild erstreckte sich – nur schwach erkennbar – ein relativ grosses Herz, an dessen Rand sich weitere kleine Herzen manifestierten, andere auch ineinander verschachtelt im Innern des grossen Herzens. Solche geometrischen Formen, die sich im Grossen wie im Kleinen wiederholen, sind der Wissenschaft aber bekannt: man nennt sie heute Fraktale. Solche Fraktalformen entstehen bei Prozessen, die nach den Regeln der Chaostheorie ablaufen. Genau dies haben wir aber anfangs als Gesetzmässigkeit der Strukturbildung bei «Zufallsprozessen» (im klassischen Sinn) erkannt.
Auch die Übereinstimmung zwischen dem Rasterbild und dem Thema der Meditation ist keinesfalls «zufällig». Ende 2002 fand die nächste Gruppenmeditation der Leser von Nieznany Swiat statt, diesmal zum Thema «Die Erde schützen – der Natur helfen». Das jetzt entstandene Rasterbild zeigte keine Herzen, aber wieder eine fraktale Struktur gleichartiger archetypischer Symbole. Diesmal allerdings waren es Kreuze.
Wohlgemerkt – keine der üblichen Kruzifixe, wie wir sie von Kirchen oder Grabsteinen her kennen, sondern gleichschenklige Kreuze (also Plus-Zeichen). Dieses Zeichen ist aus der Geomantie und Radiästhesie seit langem bekannt, also aus Wissensgebieten, die sich auch mit der energetischen Wirkung von Formen beschäftigen. Dem gleichschenkligen Kreuz wird dabei eine ausgleichende, energetisch neutralisierende Schutzwirkung zugeschrieben – eine Charakterisierung, die den Begriff «Die Erde schützen» recht gut trifft! Wie uns der Chefredaktor von Nieznany Swiat, Marek Rymuszko, später mitteilte, hatte er von mehreren Lesern Rückmeldungen erhalten, dass sie während ihrer Meditation tatsächlich solche Kreuze in der Natur vor dem inneren Auge gesehen hatten.
Zufallsstörungen sind also keine rein klassisch-physikalischen Effekte, sondern das Bewusstsein einer grossen Menschenmenge wirkt direkt auf die Matrix ein und überträgt dabei auch Gedankeninformationen, die sich dann über den Projektionsvorgang der Matrix in der Realität manifestieren können.
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Grazyna Fosar und Franz Bludorf (www.fosar-bludorf.com) beschäftigen sich als Naturwissenschaftler und Journalisten seit Jahren mit Grenzfragen zwischen Bewusstsein und Materie. Mit Büchern wie Vernetzte Intelligenz und Spektrum der Nacht gelingt es dem Autorenpaar, die Konturen einer Wissenschaft von morgen erkennbar zu machen. Der hier abgedruckte Artikel ist ein Kapitel.
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