hallo!
@L.S. "wunderwelt wissen" ist ja nicht gerade das wissensmagazin meiner wahl, weil doch etwas zu populärwissenschaftlich. komme ich gerade derb arrogant rüber, sorry! :-))
habe mir den artikel, bzw. die seite des verfassers michael kneissler angeschaut (
http://kneissler.tumblr.com/post/8296359183/wollt-ihr-wirklich-wissen-wie-man-zombies-macht ).
tja was soll ich sagen, man freut sich ja immer, wenn die eigenen vorurteile bestätigt werden, sag ich mal ganz vorurteilsfrei!
:)hier ein auszug aus dem ww artikel,
"Dafür wird das Opfer mit einem weißen Puder (coupe poudre) vergiftet. Das Pulver enthält als aktive Ingredienz Tetrodotoxin. Das Gift des Kugelfisches ist 500 mal stärker als Zyankali. Es lähmt den Körper, die Atmung und den Herzschlag und versetzt das Opfer in einen komaartigen Todesschlaf.
Bei vollem Bewusstsein, aber absolut hilflos, erlebt das Opfer, wie es für tot erklärt und beerdigt wird. Zwei bis drei Tage verbleibt es in der Gruft. In dieser Zeit führen das Gift, die Angst und der Sauerstoffmangel im Sarg zum Absterben höherer Gehirnregionen, in denen das Bewusstsein, die Intelligenz, die Erinnerung und der Wille lokalisiert sind. Nur der Hirnstamm, der für die primitiveren Körperfunktionen zuständig ist, funktioniert noch.
Später öffnet der Bokur zusammen mit Helfern den Sarg und gibt dem Scheintoten ein pflanzliches Gegengift, das ihn ins Leben zurückholt. Oft wird der Wiederauferweckte noch auf dem Friedhof brutal zusammengeschlagen, um einen eventuell verbliebenen letzten Willensrest zu zerstören. Dann wird er als lebende Leiche zur Sklavenarbeit in abgelegene Zuckerrohrplantagen verbracht.
Eine Diät aus Süßkartoffeln, Zuckersirup und dem halluzinogenen Gift der Stechpalme (Datura) hält ihn über eine beliebige Zeitdauer in dem für Zombies typischen Trance-Zustand."
da gibt es einiges zu sagen, zu dem ich mich hinreissen lasse, obwohl ich keine medizinische ausbildung habe (zum "glück" macht der autor derart grobe schnitzer, dass meine geringen kenntnisse dazu ausreichen). es ist richtig, dass tetrodotoxin eine nervengift ist. es lähmt als alkaloid die nervenbahnen (natriumkanäle) und muskeln. wenn es nicht intravenös aufgenommen wird, tritt die nervenlähmende wirkung langsamer ein. bei richtiger dosierung kommt es nicht zum erstickungstot durch lähung der atemmuskulatur. jetzt wird es schon reißerischer, weil das wort todesschlaf ist unangebracht, da der gelähmte zwar irgendwann einschlafen wird (wie jeder mensch), aber es kommt nicht durch das alkaloid oder das pulver zum todesschlaf. es geht weiter mit sauerstoffmangel, der führt zum absterben der hirnmasse ( spätestens nach 10 min. wobei die angst (ich lache mich echt schlapp, hirntot durch angstzustand! und das alkaloid KEINE rolle spielen), wie man das in der gruft durch den schamanen, den bokur so genau steuern will, dass nur das groß- und mittelhirn betroffen sind, bleibt wohl das geheimniss dieser leute (wenn man dran glaubt). die niederen (nicht primitiveren!) körperfunktionen des hirnstammes sind atmen, stoffwechsel, blutdruck und herzschlag. kognitive fähigkeiten, wie erleben, erfahren, aktive denkprozesse sind mit dem stammhirn nicht möglich! eine arbeit als zuckerrohr zombie (ROFL) ist völlig ausgeschlossen. so ein patient in einer klinik würde als hirntot diagnostiziert, und ich habe noch nicht gehört, dass diese patienten dann zur arbeitsagentur geschickt werden, um als "arbeitsrobotter" vermittelt zu werden. ebenfalls ein sachlich völlig falsche darstellung ist die verabreichung des pflanzlichen gegengiftes. zu tetrodotoxin gibt es kein gegengift! man kann lediglich die symptome behandeln, abgestorbene gehirnmasse wird nat. auch nicht wieder lebendig.
den zustand des hirntots braucht man nicht durch eine "diät" aufrecht zu erhalten, hirntot ist irreversibel, da tut sich nix mehr, ein abgeschnittener finger wächst auch nicht mehr nach. abgestorbene körperteile bleiben bei uns menschen nun mal abgestorben, auch wenn sie hinter dem schädelknochen verborgen sind!
der ganze artikel ist also ein bunter mix aus teilweise richtigen, und völlig falschen informationen. in meinen augen nur zu dem zweck, das haitianische märchen der zombie-insel zu bestätigen. uns wohlstandsbürgern läuft dann dieser wohlige schauer über den rücken, so wie bei den gerade beliebten vampir geschichten. was es auf hawai, und früher vermehrt auch bei uns, gab und gibt sind falsch diagnostizierte scheintote und psychisch kranke menschen, die dann als "zombies" herumirren. dabei darf man sich daran erinnern, das haiti in der region, ja sogar weltweit einer der ärmsten staaten der welt ist! das ist aber eine andere geschichte.
mit blutleeren grüßen!
ps: auf der nach oben offenen fakeskala gebe ich diesem pseudowissenschaftlichen bericht eine 9, der unterhaltungswert liegt bei 7, der schwachsinnfaktor bekommt eine glatte 20!