Chunchunmaru
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Der seltsame Todesfall des Naoyuki Kanno in Miyakoji, Japan '89
07.09.2024 um 22:05Ich hoffe, das Thema war noch nicht hier, besonders, da es ein recht alter Fall ist. Ich habe danach gesucht, konnte es aber nicht finden. Falls doch, möge man mir verzeihen!
PS: Wer des Englischen mächtig ist, kann sich gerne das angehangene Video anschauen. Es enthält alle wichtigen Informationen, die auch im Text zu lesen sind.
Der Fall
In einem kleinen Dorf namens Miyakoji, war die Grundschullehrerin Yumi Tanaka gerade nach einem langen Wochenende in ihre Lehrerwohnung zurückgekehrt. Ihr Dienstag, der 28. Februar, begann wie jeder andere Tag. Sie machte sich auf den Weg zur Grundschule, um ihren Tag zu beginnen, und gegen 17 Uhr wollte sie nach einer kurzen Toilettenpause Feierabend machen.
Etwas fiel ihr ins Auge. Im Abfluss des Urinals war … ein Schuh.
Es war ein schwarzer Lederschuh für Männer.
Gerade ländliche Gebiete in Japan sind technisch noch nicht so weit entwickelt. 1989 dürfte sich das noch deutlicher bemerkbar gemacht haben, als heute. Der Ort, an dem sich Yumi Tanaka befand, war spärlich besiedelt. Die traditionellen Hocktoiletten - solche zum squatten (Wikipedia: Hocktoilette) - in den Wohnheimen waren mit U-förmigen Rohren ausgestattet. Das heißt, die Toiletten sind mit einer Klärgrube (Septic Tank) verbunden, ganz ähnlich wie bei einem "Dixiklo". Allerdings gibt es außerhalb des Gebäudes einen weiteren Zugang, an dem der Inhalt der Klärgrube regelmäßig abgepumpt wird.
Yumi entschied sich dazu, den Abwassertank draußen zu überprüfen. Was sie sah, ließ sie vor Schreck aufschreien. Es waren eindeutig zwei nackte menschliche Füße. Ihre Kollegen kamen herbeigeeilt, aber der Mann im Rohr bewegte sich nicht. Als die Polizei eintraf, versuchten sie, ihn herauszuziehen, aber das Rohr hatte nur einen Durchmesser von etwa 36 cm, und der Mann steckte fest. Eines war sicher: Der Mann lebte nicht mehr. Später riefen die Behörden die Feuerwehr, die mit einem Bagger und einem Kran das Rohr ausgrub und aufschnitt.
Die Polizei befasste sich mit dem Leichnam, doch leider gingen aufgrund der groben Vorgehensweise in den frühen Ermittlungen viele wichtige Spuren verloren.
Die obere Körperhälfte des Mannes war nackt, jedoch hatte er sein ordentlich gefaltetes Hemd an seine Brust gedrückt. Er war zum inneren Urinal hin gewandt. Am Tatort fand man nur einen Schuh, in der Nähe seines Kopfes. Der andere Schuh war nicht vorhanden. Die Forensik kam zu dem Schluss, dass der Tod durch Unterkühlung eingetreten war, da es mitten im Winter eiskalt war. Es gab keine Anzeichen für Gewalteinwirkung oder dafür, dass er sich gegen einen Angreifer gewehrt hatte. Nur einige Kratzer an seinen Ellbogen und Beinen waren sichtbar. Man schätzte, dass der Mann bereits seit dem 26. Februar tot war. Er befand sich also mindestens zwei Tage in dem Tank.
Der Mann wurde schnell als Naoyuki Kanno identifiziert. Der 26-jährige Naoyuki arbeitete in einem Unternehmen für die Instandhaltung von Kernkraftwerken und war ein aktives Mitglied im Jugendclub des Dorfes. Der junge und engagierte Naoyuki half oft den Dorfbewohnern und war beinahe berühmt im Dorf. Zuletzt wurde Naoyuki am 24. Februar gesehen, vier Tage bevor er tot aufgefunden wurde. Er hatte seinem Vater gesagt, dass er kurz weggehen würde. Als er in dieser Nacht nicht nach Hause zurückkehrte, machten sich seine Eltern keine Sorgen, da Naoyuki als Erwachsener oft unterwegs war. Doch als sie ihren Sohn drei Tage lang nicht erreichen konnten, begannen sie, nach ihm zu suchen und fanden Naoyukis Auto auf dem Parkplatz eines Bauernhofs. Die Autoschlüssel steckten noch im Auto, aber Naoyuki war nirgends zu sehen – bis Yumi am nächsten Tag seine Leiche fand. Die Polizei schob es schnell auf einen "Spanner"-Vorfall, bei dem versucht wurde, die weiblichen Gäste auf der Toilette zu beobachten.
Meiner Meinung nach eine wenig sinnige Theorie – wer würde sich IN die Toilette legen? Selbst wenn man eine merkwürdige Vorliebe für Urin hätte, wäre das wohl ein ziemlich fragwürdiger Ort. Gerade im Winter.
Theorie der Dorfbewohner
Die Dorfbewohner glaubten jedoch nicht, dass Naoyuki Kanno so etwas tun würde. Sie vermuteten, dass Naoyukis Tod in Verbindung mit der Gemeindewahl im Dorf stand. Zu dieser Zeit galt das Kernkraftwerk Fukushima als Schlüsselindustrie Japans, die enorme wirtschaftliche Vorteile bringen konnte, und es war eine Erweiterung des Kraftwerks im Dorf Toro geplant. Doch die geplante Erweiterung des Kernkraftwerks Fukushima führte zu einem großen Streit in Toro. Das Dorf befand sich mitten in einer Gemeindewahl. Der amtierende Bürgermeister war ein entschiedener Befürworter und glaubte, dass das Kernkraftwerk den Dorfbewohnern wirtschaftliche Vorteile bringen würde. Doch die Gegenkandidaten hatten gute Gründe, sich gegen das Kraftwerk zu stellen. Sie befürchteten, dass der Bau des Kraftwerks das Leben der Dorfbewohner und künftiger Generationen irreversibel schädigen könnte. Die beiden Seiten waren festgefahren.
Zu dieser Zeit machte Naoyuki Kanno als herausragender Jugendvertreter Wahlkampf für den Bürgermeister und brachte den Plan der Opposition zum Scheitern. Die Opposition tötete ihn aus Wut und tarnte ihn als Voyeur, um sein Ansehen in der Dorfgemeinschaft zu zerstören. – Eine wilde Theorie, für die es keine Beweise gibt.
Ein Artikel über den Fall, auf Englisch:
https://readmedium.com/the-man-under-the-toilet-cff342c69b27
Ein Video zu dem Fall, ebenfalls auf Englisch
Dateianhang: RlVLT1VOQVNIT1VKTw==.mp4 (27802 KB)
Die Location auf Google Maps, falls es jemanden interessiert. Etwas bedeutendes wird man dort wohl nicht mehr finden:
https://www.google.com/maps/place/Miyakoji+Elementary+School/@37.4381812,140.7929345,203m/data=!3m1!1e3!4m6!3m5!1s0x6020f3a57b0ec33d:0xf3b0f598dae79139!8m2!3d37.4378768!4d140.7927177!16s%2Fg%2F1tfr0jmx?entry=ttu&g_ep=EgoyMDI0MDkwNC4wIKXMDSoASAFQAw%3D%3D
Was glaubt ihr, was mit Naoyuki geschehen ist?
PS: Wer des Englischen mächtig ist, kann sich gerne das angehangene Video anschauen. Es enthält alle wichtigen Informationen, die auch im Text zu lesen sind.
Der Fall
In einem kleinen Dorf namens Miyakoji, war die Grundschullehrerin Yumi Tanaka gerade nach einem langen Wochenende in ihre Lehrerwohnung zurückgekehrt. Ihr Dienstag, der 28. Februar, begann wie jeder andere Tag. Sie machte sich auf den Weg zur Grundschule, um ihren Tag zu beginnen, und gegen 17 Uhr wollte sie nach einer kurzen Toilettenpause Feierabend machen.
Etwas fiel ihr ins Auge. Im Abfluss des Urinals war … ein Schuh.
Es war ein schwarzer Lederschuh für Männer.
Gerade ländliche Gebiete in Japan sind technisch noch nicht so weit entwickelt. 1989 dürfte sich das noch deutlicher bemerkbar gemacht haben, als heute. Der Ort, an dem sich Yumi Tanaka befand, war spärlich besiedelt. Die traditionellen Hocktoiletten - solche zum squatten (Wikipedia: Hocktoilette) - in den Wohnheimen waren mit U-förmigen Rohren ausgestattet. Das heißt, die Toiletten sind mit einer Klärgrube (Septic Tank) verbunden, ganz ähnlich wie bei einem "Dixiklo". Allerdings gibt es außerhalb des Gebäudes einen weiteren Zugang, an dem der Inhalt der Klärgrube regelmäßig abgepumpt wird.
Yumi entschied sich dazu, den Abwassertank draußen zu überprüfen. Was sie sah, ließ sie vor Schreck aufschreien. Es waren eindeutig zwei nackte menschliche Füße. Ihre Kollegen kamen herbeigeeilt, aber der Mann im Rohr bewegte sich nicht. Als die Polizei eintraf, versuchten sie, ihn herauszuziehen, aber das Rohr hatte nur einen Durchmesser von etwa 36 cm, und der Mann steckte fest. Eines war sicher: Der Mann lebte nicht mehr. Später riefen die Behörden die Feuerwehr, die mit einem Bagger und einem Kran das Rohr ausgrub und aufschnitt.
Die Polizei befasste sich mit dem Leichnam, doch leider gingen aufgrund der groben Vorgehensweise in den frühen Ermittlungen viele wichtige Spuren verloren.
Die obere Körperhälfte des Mannes war nackt, jedoch hatte er sein ordentlich gefaltetes Hemd an seine Brust gedrückt. Er war zum inneren Urinal hin gewandt. Am Tatort fand man nur einen Schuh, in der Nähe seines Kopfes. Der andere Schuh war nicht vorhanden. Die Forensik kam zu dem Schluss, dass der Tod durch Unterkühlung eingetreten war, da es mitten im Winter eiskalt war. Es gab keine Anzeichen für Gewalteinwirkung oder dafür, dass er sich gegen einen Angreifer gewehrt hatte. Nur einige Kratzer an seinen Ellbogen und Beinen waren sichtbar. Man schätzte, dass der Mann bereits seit dem 26. Februar tot war. Er befand sich also mindestens zwei Tage in dem Tank.
Der Mann wurde schnell als Naoyuki Kanno identifiziert. Der 26-jährige Naoyuki arbeitete in einem Unternehmen für die Instandhaltung von Kernkraftwerken und war ein aktives Mitglied im Jugendclub des Dorfes. Der junge und engagierte Naoyuki half oft den Dorfbewohnern und war beinahe berühmt im Dorf. Zuletzt wurde Naoyuki am 24. Februar gesehen, vier Tage bevor er tot aufgefunden wurde. Er hatte seinem Vater gesagt, dass er kurz weggehen würde. Als er in dieser Nacht nicht nach Hause zurückkehrte, machten sich seine Eltern keine Sorgen, da Naoyuki als Erwachsener oft unterwegs war. Doch als sie ihren Sohn drei Tage lang nicht erreichen konnten, begannen sie, nach ihm zu suchen und fanden Naoyukis Auto auf dem Parkplatz eines Bauernhofs. Die Autoschlüssel steckten noch im Auto, aber Naoyuki war nirgends zu sehen – bis Yumi am nächsten Tag seine Leiche fand. Die Polizei schob es schnell auf einen "Spanner"-Vorfall, bei dem versucht wurde, die weiblichen Gäste auf der Toilette zu beobachten.
Meiner Meinung nach eine wenig sinnige Theorie – wer würde sich IN die Toilette legen? Selbst wenn man eine merkwürdige Vorliebe für Urin hätte, wäre das wohl ein ziemlich fragwürdiger Ort. Gerade im Winter.
Theorie der Dorfbewohner
Die Dorfbewohner glaubten jedoch nicht, dass Naoyuki Kanno so etwas tun würde. Sie vermuteten, dass Naoyukis Tod in Verbindung mit der Gemeindewahl im Dorf stand. Zu dieser Zeit galt das Kernkraftwerk Fukushima als Schlüsselindustrie Japans, die enorme wirtschaftliche Vorteile bringen konnte, und es war eine Erweiterung des Kraftwerks im Dorf Toro geplant. Doch die geplante Erweiterung des Kernkraftwerks Fukushima führte zu einem großen Streit in Toro. Das Dorf befand sich mitten in einer Gemeindewahl. Der amtierende Bürgermeister war ein entschiedener Befürworter und glaubte, dass das Kernkraftwerk den Dorfbewohnern wirtschaftliche Vorteile bringen würde. Doch die Gegenkandidaten hatten gute Gründe, sich gegen das Kraftwerk zu stellen. Sie befürchteten, dass der Bau des Kraftwerks das Leben der Dorfbewohner und künftiger Generationen irreversibel schädigen könnte. Die beiden Seiten waren festgefahren.
Zu dieser Zeit machte Naoyuki Kanno als herausragender Jugendvertreter Wahlkampf für den Bürgermeister und brachte den Plan der Opposition zum Scheitern. Die Opposition tötete ihn aus Wut und tarnte ihn als Voyeur, um sein Ansehen in der Dorfgemeinschaft zu zerstören. – Eine wilde Theorie, für die es keine Beweise gibt.
Ein Artikel über den Fall, auf Englisch:
https://readmedium.com/the-man-under-the-toilet-cff342c69b27
Ein Video zu dem Fall, ebenfalls auf Englisch
Dateianhang: RlVLT1VOQVNIT1VKTw==.mp4 (27802 KB)
Die Location auf Google Maps, falls es jemanden interessiert. Etwas bedeutendes wird man dort wohl nicht mehr finden:
https://www.google.com/maps/place/Miyakoji+Elementary+School/@37.4381812,140.7929345,203m/data=!3m1!1e3!4m6!3m5!1s0x6020f3a57b0ec33d:0xf3b0f598dae79139!8m2!3d37.4378768!4d140.7927177!16s%2Fg%2F1tfr0jmx?entry=ttu&g_ep=EgoyMDI0MDkwNC4wIKXMDSoASAFQAw%3D%3D
Was glaubt ihr, was mit Naoyuki geschehen ist?