@CriticalRush könnte es doch sein, das unsere nerven oder so, schon ähnliche erinnerung haben und sie sich irgendwie zusammen tun,
So könnte es durchaus sein. Es sind allerdings weniger die Nerven, als das Gedächtnis. Es hat auch damit zu tun, wie wir eigentlich "sehen". Nur neue Dinge oder Sachen, die wir konzentriert exakt betrachten, werden auch exakt gesehen. Aber dazu muss man sich konzentrieren, das ist anstrengend und verbraucht mmmehr Energie als das "normale Sehen".
Denn normalerweise "sehen" wir im Alltag eigentlich nur sehr flüchtig, dh, unser Auge liefert ein paar Bilder, die dann sofort vom Gedächtnis überprüft werden, ob sie nicht schon vorhanden wären. Wenn ja, oder auch nur ähnlich, dann schlägt das Gedächtnis uns jetzt eben ein Bild vor. Wir "sehen" also bei bereits Bekanntem eigentlich stests nur Gedächtnisinhalte, nicht aber wirklich das, das vor unserer Nase ist.
Offenbar funktioniert Sehen aber auf diese Art durchaus prima, Zeit und Energie sparend, als jedesmal wirklich intensiv auf Dinge oder Menschen zu starren.
Was verständlich wird, wenn man bedenkt, dass Sehen eine physikalsicher-chemischer Prozess ist, sprich, pro Sekunde können Sehzellen, Sehnerven und Sehzentrum nur ca 10 Bider auseinanderhaltend verarbeiten. Das sind eigentlich zu wenige, um alles, das uns so unterkommt, genau zu sehen. Es genügt aber, um flüchtige Bewegunge wahrzunehmen, im Übrigen hilft sich das Gehirn eben mit diesem Sehen-mittels-Gedächtnis.
Zumindestens solange sich die uns umgebenden Dinge nicht verändern, nicht neu sind oder keiner besonderen Konzentration bedürften.
* Das sattsam bekannte Problem, dass man zB die Brille, die man auf der Nase hat, nicht "sieht", ist auch eine Folge dieser eigenartigen Art zu sehen.
* Ebenso, dass es so schwer fällt, verlegte Dinge wieder zu finden. Das ist für mich eigentlich der beste Beleg dafür, dass unser Gehirn Dinge nicht einzeln ansieht, sondern sie an ihre Umgebung knüpft, und sie so auch durch Vergleiche mit der Umgebung am schnellsten wiedererkennt und findet. Ändere ich einen Anhaltspunkt, tut sich das Gedächtnis schwer. Weshalb es passieren kann, dass ich zB so einen verlegten Schlüssel auch dann nicht "sehe, wenn er direkt vor mir liegt. Weil mein Seh-Gedächtnis zwar den Tisch erkennt, auf dem der Schlüssel liegt, mir aber das Bild "Tisch ohne Schlüssel" anbietet, da eben der Schlüssel normalerweise dort ja nicht liegt und somit das Gedächtnis eben nur eine Aufnahme "Tisch ohne Schlüssel" abgespeichert hat, weshalb ich jetzt nur einen Tisch ohne Schlüssel "sehe", obwohl der Schlüssel drauf liegt.
Hier gibt es für dieses Phänomen übrigens den schönen Ausdruck "Es sieht ich nicht an". Sehr passend, wie ich finde.
* Auch das Phänomen, dass man an Menschen, die man regelmäßig zu Gesicht bekommt, kleine Veränderungen nicht so schnell wahr nimmt, ist eine Folge der Art, wie unser Gehirn Lichtimpulse zu Bildern verarbeitet. Was dann oft zu den ebenfalls bekannten Streiterein führen kann, á là "Liebling, fällt Dir was auf?" "Nein." Boing. Und schon fliegen die Tassen.
Völlig zu Unrecht, denn das ist keine absichtliche Ignoranz, das ist eben "Sehen" im Alltag.
In all den Beispielen hilft es besten, wenn man den Raum verlässt, seine Position ändert, kurzum, das "Auge" daran hindert, Altbekanntes zu "sehen". Ein neuer Blickwinkel und auf einmal "sieht" den Schlüssel wieder.
* Dejavù funktioniert genauso. Irgend etwas an einem neuen Ort hat Ähnlichkeit mit etwas im Gedächtnis. Die ersten Bilder, die das Auge sendet, werden im Gedächtnis abgeglichen, ein ähnliches Ding hervor gekramt, "mir" angeboten, und wenn die Ähnlichkeit passt, ich aber genau weiß, dass ich hier noch nicht war, aber dennoch der Eindruck des Bekannten heftig ist, dann, voilà: Dejavù.
So wie man den Schlüssel vor Augen nicht sieht, so sieht man nicht (sofort), dass man eigentlich an einem neuem Ort wäre und hält ihn für einen bereits bekannten.